Sanftleben
Semiprofi
--- zur besseren Lesbarkeit bitte den hellen Hardwareluxx-Style verwenden ---
Der Cowon S9, den ich hier für Euch teste, ist zu einem gewissen Teil ein Eingeständnis bzw. eine direkte Reaktion auf die Cowon-Community. Als Mitte 2007 der iAudio 7 auf den Markt kam, gab es nämlich sowohl Freud, als auch Leid. Freude am Klang, der cowon-typisch in der Oberliga spielte und mit den bekannten Features BBE und Mach3Bass erneut bewies, dass Klangverbesserungsoptionen den Klang tatsächlich verbessern können (was bei vielen MP3-Playern bis heute nicht der Fall ist). Leid aber in Anbetracht des immer noch kleinen Displays und der gewöhnungsbedürftigen Bedien-Mischung aus Touchpad und Wippe. Bei dem Versuch, ein innovatives Bedienkonzept zu erschaffen, war nämlich bereits beim was diese Angelegenheit betrifft identischen Vorgänger iAudio 6 Kritik laut geworden. Zu fummelig, nicht intuitiv genug - diese Kommentare waren auf vielen Review-Seiten zu lesen. Trotzdem verkaufte sich der iAudio7 gut, weil er immer noch Eines besser tat, als die Konkurrenz: Musik detailgetreu wiedergeben.
Doch jetzt erst recht begann man wohl bei Cowon, über bessere Bedienkonzepte nachzudenken. Denn auch der D2, ein Evergreen unter den MP3-Playern, war mit seinem 2,5"-Display und der klobigen äußeren Form nicht mehr zeitgemäß. Und so kam pünktlich zum Jahreswechsel 08/09 der S9 in die Läden mit dem Ziel, keine iPod-Kopie zu sein und somit auf sämtliche Internet-Funktionen zu verzichten, sondern die Stärken von bisherigen Cowon-Playern einfach mit einer fortschrittlichen Steuerung - sprich Touchscreen - zu paaren. Ob das gelungen ist, könnt Ihr nach diesem ziemlich zähen Vorlauf (sorry! ) nun hier lesen...
Ausgepackt
Der S9 versteckt sich in einer schicken länglichen Box und wird begleitet von den üblichen Beipackkopfhörern und einem USB-Kabel. Hierbei wird leider nicht auf den üblichen Standard Mini-USB gesetzt, sondern ein eigener Anschlusstyp verwendet. Zu Cowons Verteidigung sollte man erwähnen, dass der 20pin-Adapter sehr wohl usus ist - allerdings in Korea. Der Nachkauf kostet aktuell (09.11.2009) lediglich 10€ - ärgerlich ist diese Eigenbrötlerei trotzdem.
Der S9 selbst hat den Zweitnamen "Curve" und fällt auch sofort durch seine leicht geschwungene Rückseite auf. Er liegt dadurch trotz Plastikverkleidung sehr angenehm in der Hand - sowieso ist die Größe des Curve mit 106x75mm ein ausgesprochen gelungener Kompromiss aus Handlichkeit und Displaygröße. Dieses misst nämlich diagonal 3,3" (=8,3cm) und nimmt damit gut 75% der Front ein. Vielleicht spart man sich die Ausdehnung des Displays auf 100% der Front für die nächste Generation auf, ein bisschen merkwürdig wirkt es angesichts des heute technisch Machbaren allerdings schon. Nichtsdestotrotz ist das Widescreen-Display ausreichend groß für Videofilme und dank der AMOLED-Technologie auch ein echter Augenschmaus - mehr dazu später.
Der Trend zum Touchscreen ist nachvollziehbar und wohl auch nicht aufzuhalten. Trotzdem ist man immer wieder erfreut, seperate Bedienelemente für Grundfunktionen anzutreffen, die es einem erleichtern, schnell, unkompliziert und ohne Aktivierung des Displays z.B. die Lautstärke zu ändern oder ein Lied zu überspringen. Hier hat Cowon alles richtig gemacht und dem S9 sowohl eine Lautstärkewippe als auch eine vor/zurück-Wippe spendiert. Diese befinden sich auf der Oberkante des Players, funktionieren tadellos und sind so verarbeitet, dass eine versehentliche Betätigung unwahrscheinlich ist. Allerdings übernehmen sie die beschriebenen Funktionen nur im Abspiel- und Hauptmenü. Im Verzeichnismenü blättert man mit ihnen jedoch vor- und zurück (und hat somit keine Kontrolle über die Lautstärke mehr), was eigentlich nicht nötig gewesen wäre. Zwischen ihnen liegt noch ein winziger Play/Pause-Knopf.
Insgesamt sind die Wippen aber mehr als hilfreich und werden besonders durch die Tatsache interessant, dass der Kopfhörer-Anschluss an der Unterkante des S9 sitzt, wo die (möglicherweise gewinkelte) Klinke vom Kopfhörerkabel somit nicht mit den Wippen ins Gehege kommen kann. An dieser Stelle sei noch erwähnt, dass die Regelung der Lautstärke gerade im unteren Bereich zu grob gerastert ist. Freunden nächtlicher Schlafliedberieselungsaktionen sei es also empfohlen, doch lieber die Beipackkopfhörer zu nehmen, als die bei Lautstärke 1 für empfindliche Ohren etwas zu lauten In-Ears.
Links und rechts vom Kopfhörereingang befindet sich der USB-Anschluss respektive Power-Hold-Schalter, der einwandfrei seinen Dienst verrichtet. Auf der Hinterseite des Curve liegen Reset- und Mikrofon-Loch sowie 4 kleine Schrauben, die gelöst das Innenleben des S9 freigeben.
Insgesam ist das Äußere des S9 somit nicht nur sehr schick, sondern auch funktionell und braucht, was die Schlichtheit der Bedienung angeht, den Vergleich mit dem diesbezüglichen Klassenprimus iPod Touch nicht zu scheuen. Im Gegenteil - die seperaten Wippen sind ein vernünftiger "Rettungsanker" im Touchscreen-Meer (bitte entschuldigt das Metaphorengestammel) und dem reinen Touchscreen-Player vorzuziehen.
Bei Multimediaplayern, die mit Funktionen wie Bluetooth und Flash-Unterstützung werben, macht man sich heutzutage auf Anschaltzeiten in der Größenordnung Mobiltelefon gefasst. Nicht so der S9: nach nicht einmal 5 Sekunden leuchtet das AMOLED-Display...und wie es leuchtet. Sowohl die Farbbrillianz als auch die reine Leuchtkraft des Bildschirms ist beeindruckend, zumal die AMOLED-Technologie besonders stromsparend sein soll.
Das Hauptmenü des S9 ist übersichtlich aufgebaut, wobei wie auch beim Rest der Menüführungen eine kurze Eingewöhnungszeit hinsichtlich der Symbole und den hinter ihnen versteckten Aktionen nötig ist. Die winzigen Unterschriften, die den teilweise leicht kryptisch anmutenden Symbolen hinzugefügt wurden, sind darüber hinaus viel zu klein. Gut gelöst: die Symbole können per Option von farbig auf silber wechseln, damit sie auch bei mehrfarbigen Hintergründen gut sichtbar sind.
Hat man sich erst einmal vom Hauptmenü weiter vorgetastet, wird alles wieder verschriftlicht und die Orientierung geht einfacher vonstatten.
Der kapazitive Touchscreen reagiert angenehm und relativ genau auf Eingaben. Falls man trotzdem zu Wurstfingern neigen sollte, gibt es, wann immer in Menüs Listen auftauchen, eine direkt wählbare stufenlose Zoomfunktion. Dieses Extra ist vollkommen gelungen und wertet die Bedienbarkeit noch einmal deutlich auf. Das Scrollen durch lange Listen ist dank einer Beschleunigungsfunktion (auch hier fehlt das Fachwort – bitte um Hilfe!) übrigens einwandfrei gelöst.
Die Menüs sind größtenteils selbsterklärend, eine leichte Eingewöhnungszeit wird trotzdem notwendig sein. Dann aber geht die Bedienung leicht und auch logisch von der Hand. Das Musiksymbol führt immer direkt in den Abspielmodus - ins Verzeichnis geht es mit einem zusätzlichen Klick auf ein Listensymbol.
Der Abspielmodus selbst ist recht schlicht gehalten. Die wichtigsten Optionen (vor/zurück, Equalizer, Shuffle, Favoriten, ...) sind am unteren Rand angesiedelt. An der rechten Seite lässt sich eine Quicklist aufrollen, die zwar hübsch mit den Albencovern des vorigen und nächsten Liedes wirbt, aber im Endeffekt nicht wirklich nützlich ist. Das Scrollen im Lied geht übrigens recht genau. Mit einem mitgelieferten Programm können Songtexte für Musikstücke übertragen werden, die dann im Abspielmodus deutlich und genau angezeigt werden. Lt. diversen Userberichten soll die Synchronisierung von Text und Musik aber sehr mühsam sein, was aber auch nachvollziehbar ist.
Kippt man den Player um 90° (mir fällt das Fachwort für diese Technologie leider gerade nicht ein), sieht man sie dann doch: die glücklicherweise einzige Stelle, an der Cowon versucht, ein bisschen iPod-Feeling aufkommen zu lassen. Das im Querformat aktivierte "Coverflow" ist allerdings statisch und damit zu unübersichtlich, zusätzlich lassen sich Songs komischerweise nur schwer auswählen. Die Reaktionszeit beim Wechseln von Hochkant- auf Querformat ist übrigens, da sich der S9 sonst in Sachen Geschwindigkeit keine Aussetzer leistet, mit 2 Sekunden ungewöhnlich lang. Hier patzt Cowon also, sammelt aber direkt weiter Pluspunkte, wenn es zum Videomodus geht.
Denn hier besticht der S9 nicht nur mit seinem strahlend hellen Display, sondern auch mit der Bedienung, die einwandfrei gelöst ist und sich per Klick auf die Bildschirmmitte ein- bzw. ausblendet. Dank der AMOLED-Technologie können übrigens auch Freunde das Video mitschauen, da der Bildbetrachtungswinkel die vollen 90° umfasst, ohne dabei an Kontrast zu gewinnen. Dank der umfangreichen Formatunterstützung entfällt das Konvertieren meist. Während das Beispielvideo und 5 andere von mir getesteten Videos flüssig liefen, stockte der Curve bei 2 von DVDs komprimierten Filmen regelmäßig, obwohl die Codecs (1x xVid, 1x H.264) nicht gerade unüblich sind. Die mitgelieferte Konvertierungssoftware verrichtet ihren Dienst derweil ordentlich, wenn auch etwas langsam. Mehr zur Übertragung folgt später. Videos auf dem Cowon S9 sind also insgesamt durchaus überzeugend, wenn auch die zwei ruckelnden Dateien ein bisschen Kopfschütteln ernten.
Die restlichen Funktionen seien hier nur kurz erwähnt: Mikrofon und Radio sind, wie von MP3-Playern gewohnt, ordentlich, aber kein Highlight. Die bereits aufgespielten Organizer-Programme und Spiele sind witzig für den Zeitvertreib und der Flashplayer sorgt für gute Kompabilität zu anderen Programmen. Bluetooth funktioniert mit Autoradios oder anderen Geräten reibungslos. Das Einstellungsmenü bietet dann noch zwei Überraschungen, denn neben einer Ein- und Ausblendfunktion für Musik kann die Tastensperre entweder für Display und Wippen gelten, oder nur für das Display. Somit lässt sich der Cowon in der Jacken- oder Hosentasche einwandfrei bedienen, ohne den Hold-Switch erst deaktivieren zu müssen.
Nach dem Motto „das Beste kommt zum Schluss“ nun noch einige Worte zur Klangqualität.
Keine Worte? Richtig gelesen. Denn beim ersten Höreindruck stellt sich zunächst einmal Sprachlosigkeit ein. Klingt wie eine billige Werbefloskel, ist aber so. Selbst im direkten Vergleich zu Playern wie dem Creative Zen X-Fi oder dem Sansa Clip, die beide auch aufgrund ihrer Klangqualität bei vielen Reviews gut abschnitten, merkt man, dass Cowon wie immer den Fokus auf das gelegt hat, was einen MP3-Player ausmacht. Dabei ist der Flat-EQ, also die Standardeinstellung ohne Aktivierung der diversen Klangmodifikationen und ohne Regulierung der Höhen und Tiefen nicht unbedingt überwältigend. Hier bietet vor allem der Sansa Clip bzw. Fuze aus dem Hause SanDisk einen deutlich reiferen und ausgewogeneren, besonders aber klareren Klang.
Erst die Aktivierung von Optionen wie BBE (sorgt lt. Cowon für einen klareren Klang), Mach3Bass (verstärkt den Bass, ohne ihn dumpf klingen zu lassen) und MP Enhance (kompensiert die beim Komprimieren verlorengegangenen Daten) verwandelt sich der unspektakuläre Sound in ein wahres Klangerlebnis. Die Höhen stechen klar heraus, Stimmen ertönen deutlicher, als bei der Konkurrenz, und die Tiefen wirken selbst mit günstigen Kopfhörern ungemein druckvoll. Die Equalizer-Presets sind vielfältig und meist auch nützlich. Trotzdem hätte eine komplett manuelle Einstellung von Klangoptionen, wie es z.B. der Cowon D2+ bietet, sicher mehr Sinn gemacht. Dies verbirgt sich beim S9 im Optionsmenü, wo immerhin auch 4 manuelle Presets gespeichert werden können. Im direkten Vergleich gefällt jedoch nach wie vor der D2+ ein Stück besser, da er eine direkte manuelle Einstellung von BBE & co. bereits im Abspielmodus bietet.
Insgesamt ist die Klangqualität auf sehr hohem Niveau und im Vergleich zum Vorgänger iAudio7 spürbar vielseitiger. Auszusetzen gibt es aus den Augen eines normalen Endverbrauchers nicht. Zu Klirrabständen und Rauschfaktoren befrage man bitte die bekannten „Fach“magazine.
Mir ist bewusst, dass man mit Mittelklasse-Kopfhörern wie den von mir verwendeten CX300 von Sennheiser die vollen Fähigkeiten des S9 nicht ausreizen kann, aber selbst diese recht günstigen In-Ears machen eklatante qualitative Unterschiede zwischen der Soundqualität des Testkandidaten und der seiner direkten Konkurrenz deutlich. Wer also das Geld hat, dem kann man ohne Bedenken Stöpsel jenseits der 100€ empfehlen. Der Rest kann sich aber auch ohne größere Investitionen die tolle Klangqualität des S9 auf die Ohren holen.
Es sollte vielleicht noch erwähnt werden, dass der Grund für den Test mit den vergleichsweise günstigen CX300 der ist, dass gerade dieses Modell in Deutschland sehr populär ist und eine vernünftigen Kompromiss zwischen Beipackstöpsel und High-End In Ear darstellt. Kurz gesagt: je nach Anspruch und finanziellem Budget wird man als S9-Besitzer mit allen Kopfhörern zwischen 20 und 200€ glücklich. Zum Schluss noch dies: das Hörvergnügen dauert maximal bis zu 45h bei gelegentlicher Benutzung des Displays und Verwendung von MP3s mit ~250kbps, erreicht also den gewohnt euphemistisch angesetzten Referenzwert nicht ganz (der allerdings vermutlich auch mit niedrigeren Bitrates gemessen wurde).
Wo haben wir angefangen? Bei einem Multimediaplayer, der bewusst kein iPod sein wollte. Wo stehen wir jetzt? Bei einem Multimediaplayer, der dies auch bis auf eine Ausnahme konsequent umsetzt. Während Apple seine Kunden mit den neuesten Entwicklungen der Bedientechnik und der Systemintegration ködert, was nebenbei bemerkt mittelfristig gesehen immer auch auf die MP3-Player der Mitbewerber abfärbt, bleibt Cowon seiner Linie treu und schraubt die Klangqualität- und vielfalt weiter Richtung Perfektion. Der S9 ist darüber hinaus aber auch der erste Cowon-Player, der es schafft, das moderne Bedienkonzept Touchscreen erfolgreich umzusetzen, ohne dabei den iPod-Style kopieren zu wollen. Bis auf die Ausnahme mit der missglückten Adaptierung des Cover Flow ist dies auch gelungen. Und so bleibt auch bei diesem wichtigen Teilaspekt nicht wirklich etwas zu kritisieren. Das leichte Stottern bei manchen Videos mag ein Grund sein, den Player trotz seines großen Bildschirms in erster Linie als MP3-Player zu sehen und nicht als Videoplayer. An dieser Stelle sei gesagt, dass das oben beschriebene Problem allerdings auch bei dem was Videogrößen und -codecs angeht exakt gleich operierenden großen Bruder, dem Cowon O2PMP, aufgetreten ist. Hier kann Cowon nachbessern.
Und so bleibt eigentlich nur noch die Kaufempfehlung, die ich in diesem Fall uneingeschränkt aussprechen kann. Der S9 ist zwar immer noch recht teuer, aber die Anschaffung dieses Klangexperten in den Größen von 8, 16 oder 32GB ist es durchaus wert. „Wie?“, wird man sich jetzt verdutzt fragen, „gibt es denn keinen SD-Slot zur Speicheraufrüstung?“. Und genau das wird womöglich der größte Kritikpunkt am Cowon S9 Curve sein: wer große Film- bzw. Musiksammlungen hat, oder speicherlastige Dateiformate wie FLAC in Anspruch nehmen will, stößt ohne die Speichererweiterung ggf. schnell an seine Grenzen. Man steht ein wenig verwirrt da und fragt sich, warum in Zeiten, wo selbst ein Mini-Player wie der Sansa Clip+ mit bis zu 16GB externem Speicher gefüttert werden kann, ein so gereifter und in allen Disziplinen souveräner Kandidat wie der S9 keinen SD- oder Micro-SD-Slot spendiert bekommen hat. Diese Option wird für immer mehr Leute kaufbeeinflussend, da der Preis für Speicherkarten weiter sinkt und private Musikkollektionen zwangsläufig weiter wachsen.
Mit einem leicht bitteren Nachgeschmack wird dieses Review also beendet und resultiert in ausgezeichneten
Geizhals = http://preisvergleich.hardwareluxx.de/deutschland/?fs=cowon+s9&in=
Offizielle Seite = http://www.cowon-germany.com/?page=product&id=7
Cowon S9
Der Cowon S9, den ich hier für Euch teste, ist zu einem gewissen Teil ein Eingeständnis bzw. eine direkte Reaktion auf die Cowon-Community. Als Mitte 2007 der iAudio 7 auf den Markt kam, gab es nämlich sowohl Freud, als auch Leid. Freude am Klang, der cowon-typisch in der Oberliga spielte und mit den bekannten Features BBE und Mach3Bass erneut bewies, dass Klangverbesserungsoptionen den Klang tatsächlich verbessern können (was bei vielen MP3-Playern bis heute nicht der Fall ist). Leid aber in Anbetracht des immer noch kleinen Displays und der gewöhnungsbedürftigen Bedien-Mischung aus Touchpad und Wippe. Bei dem Versuch, ein innovatives Bedienkonzept zu erschaffen, war nämlich bereits beim was diese Angelegenheit betrifft identischen Vorgänger iAudio 6 Kritik laut geworden. Zu fummelig, nicht intuitiv genug - diese Kommentare waren auf vielen Review-Seiten zu lesen. Trotzdem verkaufte sich der iAudio7 gut, weil er immer noch Eines besser tat, als die Konkurrenz: Musik detailgetreu wiedergeben.
Doch jetzt erst recht begann man wohl bei Cowon, über bessere Bedienkonzepte nachzudenken. Denn auch der D2, ein Evergreen unter den MP3-Playern, war mit seinem 2,5"-Display und der klobigen äußeren Form nicht mehr zeitgemäß. Und so kam pünktlich zum Jahreswechsel 08/09 der S9 in die Läden mit dem Ziel, keine iPod-Kopie zu sein und somit auf sämtliche Internet-Funktionen zu verzichten, sondern die Stärken von bisherigen Cowon-Playern einfach mit einer fortschrittlichen Steuerung - sprich Touchscreen - zu paaren. Ob das gelungen ist, könnt Ihr nach diesem ziemlich zähen Vorlauf (sorry! ) nun hier lesen...
Ausgepackt
Der S9 versteckt sich in einer schicken länglichen Box und wird begleitet von den üblichen Beipackkopfhörern und einem USB-Kabel. Hierbei wird leider nicht auf den üblichen Standard Mini-USB gesetzt, sondern ein eigener Anschlusstyp verwendet. Zu Cowons Verteidigung sollte man erwähnen, dass der 20pin-Adapter sehr wohl usus ist - allerdings in Korea. Der Nachkauf kostet aktuell (09.11.2009) lediglich 10€ - ärgerlich ist diese Eigenbrötlerei trotzdem.
Der S9 selbst hat den Zweitnamen "Curve" und fällt auch sofort durch seine leicht geschwungene Rückseite auf. Er liegt dadurch trotz Plastikverkleidung sehr angenehm in der Hand - sowieso ist die Größe des Curve mit 106x75mm ein ausgesprochen gelungener Kompromiss aus Handlichkeit und Displaygröße. Dieses misst nämlich diagonal 3,3" (=8,3cm) und nimmt damit gut 75% der Front ein. Vielleicht spart man sich die Ausdehnung des Displays auf 100% der Front für die nächste Generation auf, ein bisschen merkwürdig wirkt es angesichts des heute technisch Machbaren allerdings schon. Nichtsdestotrotz ist das Widescreen-Display ausreichend groß für Videofilme und dank der AMOLED-Technologie auch ein echter Augenschmaus - mehr dazu später.
Der Trend zum Touchscreen ist nachvollziehbar und wohl auch nicht aufzuhalten. Trotzdem ist man immer wieder erfreut, seperate Bedienelemente für Grundfunktionen anzutreffen, die es einem erleichtern, schnell, unkompliziert und ohne Aktivierung des Displays z.B. die Lautstärke zu ändern oder ein Lied zu überspringen. Hier hat Cowon alles richtig gemacht und dem S9 sowohl eine Lautstärkewippe als auch eine vor/zurück-Wippe spendiert. Diese befinden sich auf der Oberkante des Players, funktionieren tadellos und sind so verarbeitet, dass eine versehentliche Betätigung unwahrscheinlich ist. Allerdings übernehmen sie die beschriebenen Funktionen nur im Abspiel- und Hauptmenü. Im Verzeichnismenü blättert man mit ihnen jedoch vor- und zurück (und hat somit keine Kontrolle über die Lautstärke mehr), was eigentlich nicht nötig gewesen wäre. Zwischen ihnen liegt noch ein winziger Play/Pause-Knopf.
Insgesamt sind die Wippen aber mehr als hilfreich und werden besonders durch die Tatsache interessant, dass der Kopfhörer-Anschluss an der Unterkante des S9 sitzt, wo die (möglicherweise gewinkelte) Klinke vom Kopfhörerkabel somit nicht mit den Wippen ins Gehege kommen kann. An dieser Stelle sei noch erwähnt, dass die Regelung der Lautstärke gerade im unteren Bereich zu grob gerastert ist. Freunden nächtlicher Schlafliedberieselungsaktionen sei es also empfohlen, doch lieber die Beipackkopfhörer zu nehmen, als die bei Lautstärke 1 für empfindliche Ohren etwas zu lauten In-Ears.
Links und rechts vom Kopfhörereingang befindet sich der USB-Anschluss respektive Power-Hold-Schalter, der einwandfrei seinen Dienst verrichtet. Auf der Hinterseite des Curve liegen Reset- und Mikrofon-Loch sowie 4 kleine Schrauben, die gelöst das Innenleben des S9 freigeben.
Insgesam ist das Äußere des S9 somit nicht nur sehr schick, sondern auch funktionell und braucht, was die Schlichtheit der Bedienung angeht, den Vergleich mit dem diesbezüglichen Klassenprimus iPod Touch nicht zu scheuen. Im Gegenteil - die seperaten Wippen sind ein vernünftiger "Rettungsanker" im Touchscreen-Meer (bitte entschuldigt das Metaphorengestammel) und dem reinen Touchscreen-Player vorzuziehen.
Angemacht
Kurzes Bedien-Video: http://www.youtube.com/watch?v=VY3IxcB4NR0
Bei Multimediaplayern, die mit Funktionen wie Bluetooth und Flash-Unterstützung werben, macht man sich heutzutage auf Anschaltzeiten in der Größenordnung Mobiltelefon gefasst. Nicht so der S9: nach nicht einmal 5 Sekunden leuchtet das AMOLED-Display...und wie es leuchtet. Sowohl die Farbbrillianz als auch die reine Leuchtkraft des Bildschirms ist beeindruckend, zumal die AMOLED-Technologie besonders stromsparend sein soll.
Das Hauptmenü des S9 ist übersichtlich aufgebaut, wobei wie auch beim Rest der Menüführungen eine kurze Eingewöhnungszeit hinsichtlich der Symbole und den hinter ihnen versteckten Aktionen nötig ist. Die winzigen Unterschriften, die den teilweise leicht kryptisch anmutenden Symbolen hinzugefügt wurden, sind darüber hinaus viel zu klein. Gut gelöst: die Symbole können per Option von farbig auf silber wechseln, damit sie auch bei mehrfarbigen Hintergründen gut sichtbar sind.
Hat man sich erst einmal vom Hauptmenü weiter vorgetastet, wird alles wieder verschriftlicht und die Orientierung geht einfacher vonstatten.
Der kapazitive Touchscreen reagiert angenehm und relativ genau auf Eingaben. Falls man trotzdem zu Wurstfingern neigen sollte, gibt es, wann immer in Menüs Listen auftauchen, eine direkt wählbare stufenlose Zoomfunktion. Dieses Extra ist vollkommen gelungen und wertet die Bedienbarkeit noch einmal deutlich auf. Das Scrollen durch lange Listen ist dank einer Beschleunigungsfunktion (auch hier fehlt das Fachwort – bitte um Hilfe!) übrigens einwandfrei gelöst.
Die Menüs sind größtenteils selbsterklärend, eine leichte Eingewöhnungszeit wird trotzdem notwendig sein. Dann aber geht die Bedienung leicht und auch logisch von der Hand. Das Musiksymbol führt immer direkt in den Abspielmodus - ins Verzeichnis geht es mit einem zusätzlichen Klick auf ein Listensymbol.
Der Abspielmodus selbst ist recht schlicht gehalten. Die wichtigsten Optionen (vor/zurück, Equalizer, Shuffle, Favoriten, ...) sind am unteren Rand angesiedelt. An der rechten Seite lässt sich eine Quicklist aufrollen, die zwar hübsch mit den Albencovern des vorigen und nächsten Liedes wirbt, aber im Endeffekt nicht wirklich nützlich ist. Das Scrollen im Lied geht übrigens recht genau. Mit einem mitgelieferten Programm können Songtexte für Musikstücke übertragen werden, die dann im Abspielmodus deutlich und genau angezeigt werden. Lt. diversen Userberichten soll die Synchronisierung von Text und Musik aber sehr mühsam sein, was aber auch nachvollziehbar ist.
Kippt man den Player um 90° (mir fällt das Fachwort für diese Technologie leider gerade nicht ein), sieht man sie dann doch: die glücklicherweise einzige Stelle, an der Cowon versucht, ein bisschen iPod-Feeling aufkommen zu lassen. Das im Querformat aktivierte "Coverflow" ist allerdings statisch und damit zu unübersichtlich, zusätzlich lassen sich Songs komischerweise nur schwer auswählen. Die Reaktionszeit beim Wechseln von Hochkant- auf Querformat ist übrigens, da sich der S9 sonst in Sachen Geschwindigkeit keine Aussetzer leistet, mit 2 Sekunden ungewöhnlich lang. Hier patzt Cowon also, sammelt aber direkt weiter Pluspunkte, wenn es zum Videomodus geht.
Angeschaut
Denn hier besticht der S9 nicht nur mit seinem strahlend hellen Display, sondern auch mit der Bedienung, die einwandfrei gelöst ist und sich per Klick auf die Bildschirmmitte ein- bzw. ausblendet. Dank der AMOLED-Technologie können übrigens auch Freunde das Video mitschauen, da der Bildbetrachtungswinkel die vollen 90° umfasst, ohne dabei an Kontrast zu gewinnen. Dank der umfangreichen Formatunterstützung entfällt das Konvertieren meist. Während das Beispielvideo und 5 andere von mir getesteten Videos flüssig liefen, stockte der Curve bei 2 von DVDs komprimierten Filmen regelmäßig, obwohl die Codecs (1x xVid, 1x H.264) nicht gerade unüblich sind. Die mitgelieferte Konvertierungssoftware verrichtet ihren Dienst derweil ordentlich, wenn auch etwas langsam. Mehr zur Übertragung folgt später. Videos auf dem Cowon S9 sind also insgesamt durchaus überzeugend, wenn auch die zwei ruckelnden Dateien ein bisschen Kopfschütteln ernten.
Rumgespielt
Die restlichen Funktionen seien hier nur kurz erwähnt: Mikrofon und Radio sind, wie von MP3-Playern gewohnt, ordentlich, aber kein Highlight. Die bereits aufgespielten Organizer-Programme und Spiele sind witzig für den Zeitvertreib und der Flashplayer sorgt für gute Kompabilität zu anderen Programmen. Bluetooth funktioniert mit Autoradios oder anderen Geräten reibungslos. Das Einstellungsmenü bietet dann noch zwei Überraschungen, denn neben einer Ein- und Ausblendfunktion für Musik kann die Tastensperre entweder für Display und Wippen gelten, oder nur für das Display. Somit lässt sich der Cowon in der Jacken- oder Hosentasche einwandfrei bedienen, ohne den Hold-Switch erst deaktivieren zu müssen.
Nach dem Motto „das Beste kommt zum Schluss“ nun noch einige Worte zur Klangqualität.
Aufgedreht
Keine Worte? Richtig gelesen. Denn beim ersten Höreindruck stellt sich zunächst einmal Sprachlosigkeit ein. Klingt wie eine billige Werbefloskel, ist aber so. Selbst im direkten Vergleich zu Playern wie dem Creative Zen X-Fi oder dem Sansa Clip, die beide auch aufgrund ihrer Klangqualität bei vielen Reviews gut abschnitten, merkt man, dass Cowon wie immer den Fokus auf das gelegt hat, was einen MP3-Player ausmacht. Dabei ist der Flat-EQ, also die Standardeinstellung ohne Aktivierung der diversen Klangmodifikationen und ohne Regulierung der Höhen und Tiefen nicht unbedingt überwältigend. Hier bietet vor allem der Sansa Clip bzw. Fuze aus dem Hause SanDisk einen deutlich reiferen und ausgewogeneren, besonders aber klareren Klang.
Erst die Aktivierung von Optionen wie BBE (sorgt lt. Cowon für einen klareren Klang), Mach3Bass (verstärkt den Bass, ohne ihn dumpf klingen zu lassen) und MP Enhance (kompensiert die beim Komprimieren verlorengegangenen Daten) verwandelt sich der unspektakuläre Sound in ein wahres Klangerlebnis. Die Höhen stechen klar heraus, Stimmen ertönen deutlicher, als bei der Konkurrenz, und die Tiefen wirken selbst mit günstigen Kopfhörern ungemein druckvoll. Die Equalizer-Presets sind vielfältig und meist auch nützlich. Trotzdem hätte eine komplett manuelle Einstellung von Klangoptionen, wie es z.B. der Cowon D2+ bietet, sicher mehr Sinn gemacht. Dies verbirgt sich beim S9 im Optionsmenü, wo immerhin auch 4 manuelle Presets gespeichert werden können. Im direkten Vergleich gefällt jedoch nach wie vor der D2+ ein Stück besser, da er eine direkte manuelle Einstellung von BBE & co. bereits im Abspielmodus bietet.
Insgesamt ist die Klangqualität auf sehr hohem Niveau und im Vergleich zum Vorgänger iAudio7 spürbar vielseitiger. Auszusetzen gibt es aus den Augen eines normalen Endverbrauchers nicht. Zu Klirrabständen und Rauschfaktoren befrage man bitte die bekannten „Fach“magazine.
Mir ist bewusst, dass man mit Mittelklasse-Kopfhörern wie den von mir verwendeten CX300 von Sennheiser die vollen Fähigkeiten des S9 nicht ausreizen kann, aber selbst diese recht günstigen In-Ears machen eklatante qualitative Unterschiede zwischen der Soundqualität des Testkandidaten und der seiner direkten Konkurrenz deutlich. Wer also das Geld hat, dem kann man ohne Bedenken Stöpsel jenseits der 100€ empfehlen. Der Rest kann sich aber auch ohne größere Investitionen die tolle Klangqualität des S9 auf die Ohren holen.
Es sollte vielleicht noch erwähnt werden, dass der Grund für den Test mit den vergleichsweise günstigen CX300 der ist, dass gerade dieses Modell in Deutschland sehr populär ist und eine vernünftigen Kompromiss zwischen Beipackstöpsel und High-End In Ear darstellt. Kurz gesagt: je nach Anspruch und finanziellem Budget wird man als S9-Besitzer mit allen Kopfhörern zwischen 20 und 200€ glücklich. Zum Schluss noch dies: das Hörvergnügen dauert maximal bis zu 45h bei gelegentlicher Benutzung des Displays und Verwendung von MP3s mit ~250kbps, erreicht also den gewohnt euphemistisch angesetzten Referenzwert nicht ganz (der allerdings vermutlich auch mit niedrigeren Bitrates gemessen wurde).
Abgewogen
Wo haben wir angefangen? Bei einem Multimediaplayer, der bewusst kein iPod sein wollte. Wo stehen wir jetzt? Bei einem Multimediaplayer, der dies auch bis auf eine Ausnahme konsequent umsetzt. Während Apple seine Kunden mit den neuesten Entwicklungen der Bedientechnik und der Systemintegration ködert, was nebenbei bemerkt mittelfristig gesehen immer auch auf die MP3-Player der Mitbewerber abfärbt, bleibt Cowon seiner Linie treu und schraubt die Klangqualität- und vielfalt weiter Richtung Perfektion. Der S9 ist darüber hinaus aber auch der erste Cowon-Player, der es schafft, das moderne Bedienkonzept Touchscreen erfolgreich umzusetzen, ohne dabei den iPod-Style kopieren zu wollen. Bis auf die Ausnahme mit der missglückten Adaptierung des Cover Flow ist dies auch gelungen. Und so bleibt auch bei diesem wichtigen Teilaspekt nicht wirklich etwas zu kritisieren. Das leichte Stottern bei manchen Videos mag ein Grund sein, den Player trotz seines großen Bildschirms in erster Linie als MP3-Player zu sehen und nicht als Videoplayer. An dieser Stelle sei gesagt, dass das oben beschriebene Problem allerdings auch bei dem was Videogrößen und -codecs angeht exakt gleich operierenden großen Bruder, dem Cowon O2PMP, aufgetreten ist. Hier kann Cowon nachbessern.
Und so bleibt eigentlich nur noch die Kaufempfehlung, die ich in diesem Fall uneingeschränkt aussprechen kann. Der S9 ist zwar immer noch recht teuer, aber die Anschaffung dieses Klangexperten in den Größen von 8, 16 oder 32GB ist es durchaus wert. „Wie?“, wird man sich jetzt verdutzt fragen, „gibt es denn keinen SD-Slot zur Speicheraufrüstung?“. Und genau das wird womöglich der größte Kritikpunkt am Cowon S9 Curve sein: wer große Film- bzw. Musiksammlungen hat, oder speicherlastige Dateiformate wie FLAC in Anspruch nehmen will, stößt ohne die Speichererweiterung ggf. schnell an seine Grenzen. Man steht ein wenig verwirrt da und fragt sich, warum in Zeiten, wo selbst ein Mini-Player wie der Sansa Clip+ mit bis zu 16GB externem Speicher gefüttert werden kann, ein so gereifter und in allen Disziplinen souveräner Kandidat wie der S9 keinen SD- oder Micro-SD-Slot spendiert bekommen hat. Diese Option wird für immer mehr Leute kaufbeeinflussend, da der Preis für Speicherkarten weiter sinkt und private Musikkollektionen zwangsläufig weiter wachsen.
Mit einem leicht bitteren Nachgeschmack wird dieses Review also beendet und resultiert in ausgezeichneten
4 von 5 Punkten
und einer vollen Kaufempfehlung
Geizhals = http://preisvergleich.hardwareluxx.de/deutschland/?fs=cowon+s9&in=
Offizielle Seite = http://www.cowon-germany.com/?page=product&id=7
Kritik, Fragen, Anregungen, Beleidigungen oder Heiratsanträge? Hier in den Thread, Obszönitäten direkt per PN.
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