Update zum NDA mit NVIDIA:
Das NVIDIA-NDA hat uns natürlich noch weitergehend beschäftigt und wir haben intern diskutiert, externen Rat gesucht und auch mit zahlreichen Kollegen gesprochen. Schlussendlich gab es auch noch ein klärendes Gespräch mit NVIDIA, sodass wir zu dem Entschluss gekommen sind, das NDA zu unterzeichnen – nicht, weil wir Angst vor den Konsequenzen gehabt hätten, sondern da aus dem NDA keine negativen Folgen für unsere Berichterstattung ersichtlich sind.
Das wollen wir an ein paar Punkten noch etwas Näher begründen:
Bevor wir einige Punkte angehen, müssen wir ein paar Begrifflichkeit klären, die im Dokument verwendet werden und die ich hier im Forum bereits unterschiedlich interpretiert wurden.
Confidential Information: “Confidential Information” shall mean any and all technical and non-technical information disclosed or made available to Recipient from time-to-time by the Disclosing Party, including but not limited to the terms of this Agreement, assets, materials technologies, and platforms.
Der Begriff Confidential Information beinhaltet alle Informationen, die NVIDIA uns gegenüber preisgibt – seien es technische Daten oder ein Datum zum Start eines Produktes. Vieles dreht sich in der Diskussion aber auch darum, welche Informationen dürfen wir zukünftig verwenden und welche nicht – in wie weit umfasst das NDA die Art und Weise wo und wie wir Informationen verwerten sollen. Daher muss der Begriff Disclosing Party klar definiert sein.
Disclosing Party: NVIDIA Corporation, a Delaware corporation, on behalf of itself and its subsidiaries
Das bedeutet: Informationen, die wir von NVIDIA direkt oder Tochterunternehmen von NVIDIA bekommen, fallen potenziell unter dieses NDA. Nicht betroffen sind Informationen, die wir von Partnern von NVIDIA bekommen. Die Boardpartner sind hier ein gutes Beispiel. In der Praxis haben wir aber natürlich auch mit den Boardpartnern bei einem bestehenden NDA von NVIDIA eine entsprechende Abmachung zu deren Modellen. Wir dürfen also weiterhin aus der Gerüchteküche berichten, wenn wir dabei Informationen aus Drittquellen verwenden und keinerlei eigenen Informationen und Erkenntnisse beisteuern, die unter NDA sind.
Strittigster Punkt ist im NDA-Dokument ist Punkt 3.
Use Restrictions. Recipient shall use Confidential Information solely for the benefit of NVIDIA and shall not: (a) post news stories based on Confidential Information; (b) post Confidential Information regarding NVIDIA invitations and special press events; (c) post Confidential Information on public or private forums or user discussion websites; (d) post videos “predicting” or “hypothesizing” about future announcements using Confidential Information as a basis for a story; (e) post to social media channels any Confidential Information or “conjecture” based on Confidential Information; (f) threaten to expose Confidential Information, unless paid in cash or ad dollars; (g) sell or broker Confidential Information or products before, during or after a launch; (h) disclose confidential login information for a system to allow others to gain access to Confidential Information.
Viele interpretieren diesen Abschnitt so, dass NVIDIA damit die Berichterstattung beeinflussen kann. Das Zitat „solely for the benefit“ ist allerdings etwas zweideutig – bedeutet im Alltag etwas anderes als in diesem juristisch-interpretierten Zusammenhang. Zunächst einmal sei erwähnt, dass NVIDIA noch nie einen Artikel bei uns in irgendeiner Form beeinflusst hat. Wir sind in der Erhebung und Interpretation der Testergebnisse frei und geben dies auch so wieder. Sicherlich kommt es nach einem Test immer wieder zur Gesprächen mit den Herstellern, doch dies geschieht nach Veröffentlichung und beeinflusst diese damit nicht. Im juristischen Sinne ist etwas „rechtlich vorteilhaft“, wenn es nicht gegen die genannten aufgeführten Punkte spricht – und genau das hat NVIDIA mit dem Passus gemeint.
Dabei kommt dann auch Punkt 4 Unterabschnitt c des NDA ins Spiel.
(c) is or was independently developed by employees of Recipient
Wieder an einem Beispiel festgemacht bedeutet dies, dass Testergebnisse oder Einschätzungen, die von uns selbst stammen, nicht unter diese Einschränkungen fallen. Gesetzt den Fall, die nächste GPU-Generation erreicht nicht die von NVIDIA gewünschte Leistung, dann hält uns das NDA nicht davon ab diese auch so zu schreiben. Dies fällt dann nicht mehr unter Confidential Information und ist damit nicht vom NDA eingeschränkt. Eine Beeinflussung auf Basis des NDAs ist von NVIDIA weder gewollt, noch rechtlich abgedeckt.
Wo NVIDIA in gewisser Weise die Berichterstattung kontrollieren kann, ist das Bestätigen oder Verneinen von Gerüchten, die wir aus einer Drittquelle beziehen und dann mit Informationen von NVIDIA, die noch als Confidential deklariert sind, unterfüttern. Das ist allerdings auch schon zuvor immer der Fall gewesen, hat aber nichts mit einer Einflussnahme der Wertung eines Produktes zu tun.
Dies gilt so lange, bis - über welchen Weg auch immer - diese Confidential Information publik gemacht wird. Denkbar wäre, dass einer der Unterzeichner sich nicht an das NDA hält oder das Datum falsch interpretiert und daher bereits Informationen öffentlich werden. Dann greift Punkt 4 Abschnitt a:
Was in the public domain at the time it was communicated to Recipient by Disclosing Party, or entered the public domain subsequent to the time it was communicated to Recipient by Disclosing Party other than by a breach of this Agreement by Recipient.
Wir haben mit NVIDIA über die Intention hinter einem solch „allgemeinen“ NDA gesprochen, denn üblicherweise deckt ein NDA ein konkretes Produkt ab. Das ist hier nicht der Fall und sorgte bei uns für ein paar Bauchschmerzen. Allerdings sei an dieser Stelle angemerkt, dass beiden Seiten jederzeit und einseitig das NDA aufkündigen können. Alle Informationen, die NVIDIA im Zeitraum der Gültigkeit genannt hat, verbleiben allerdings fünf Jahre in einer Verschwiegenheit-Vereinbarung. Das NDA ist aber keinesfalls fünf Jahre gültig, sondern schränkt Confidential Information nur maximal so lange ein. Da ein Produkt üblicherweise aber innerhalb weniger Wochen auf den Markt gebracht wird, entfällt dies somit auch in diesem Zeitraum.
Aus Sicht von NVIDIA hat ein solch allgemeines NDA den Vorteil, dass sie nicht für jedes Produkt wieder einzeln die Verschwiegenheitserklärung der beteiligten Presse einholen müssen. Es macht die Logistik für NVIDIA einfacher. Davon kann man nun halten was man will, ändert aber nichts am eigentlichen Inhalt der Vereinbarung. Zudem hätten wir wohl unter Angabe jedes einzelnen Produktes auch die einzelnen NDAs jeweils unterzeichnen müssen.
Unsere Einschätzung des NDA:
Wir haben nun einige Zeit mit dem NDA verbracht und uns damit beschäftigt. Wir sind letztendlich zum Entschluss gekommen, dass dies keine Einschränkung für unsere Arbeit bedeutet. Wir haben weiterhin die volle Kontrolle über den Inhalt unserer Testartikels, eine Beeinflussung seitens NVIDIA sehen wir nicht. Wenn man etwas darüber nachdenkt, hätte NVIDIA auch andere Stellschrauben der Beeinflussung, die viel einfach umzusetzen sind – dazu braucht es kein NDA.
Das NDA besitzt ohne Frage ein paar Punkte, die ohne den juristischen Hintergrund schwer zu beurteilen sind. Die Möglichkeit einer Prüfung ist, vor allem in dem von NVIDIA gesetzten Zeitraum von nur wenigen Tagen, fast unmöglich. Einige der kritikwürdigen Punkte lassen sich aber bei genauer Betrachtung und juristischer Beurteilung ausräumen. Wir würden keinem NDA zustimmen, welches uns eine durch den Hersteller beeinflusste Berichterstattung vorschreibt. Dies sollte an dieser Stelle der wichtigste Punkt sein. Die anderen Punkte haben wir oben angesprochen.