"Durften" diese Software vom Sommersemester 2020 bis SS 2021 an der Uni verwenden (zum Glück nur für ausgewählte Veranstaltungen). Meine Erfahrungen beziehen sich entsprechend auf diesen Zeitraum und die Perspektive als Nutzer. Zu administrativen Aspekten kann ich nichts sagen.
Mein Fazit vorweg: Ich würde alfaview als Witz bezeichnen, aber zum lachen ist mir ehrlich gesagt nicht zumute.
Der Client ist zwar für eine Vielzahl an Plattformen verfügbar, aber scheinbar auf keiner davon uneingeschränkt nutzbar. Windows User hatten massive Audio Probleme, so dass idR. 10-40% der Teilnehmer trotz vermeintlich korrekt eingerichtetem Mikrofon "nicht zu hören" waren. (Die Lage hat sich in späteren Versionen wohl etwas gebessert, scheint aber weiterhin ein Problem zu sein?) Solche Probleme hatte ich unter Linux zwar nicht, aber dafür hat diese Version keine IBus (oder allgemein IME) Unterstützung. Immerhin funktioniert Num-Lock mittlerweile. Brauchbaren Wayland Support oder hardwarebeschleunigtes Video gibt es dagegen wohl immer noch nicht. Von iPad Usern gab es auch Beschwerden über Audioprobleme, diese könnten aber auch der Gegenseite zuzuordnen sein. Gab damals den Witz, dass sie hoffentlich bald betaview veröffentlichen.
Auf Bildschirmen mit niedriger Auflösung oder Skalierung (z.B. 1920×1080@150% aka Laptops ≤ 13") wurden im Desktop Client Teile der UI abgeschnitten, was das Programm nur eingeschränkt nutzbar macht, wenn man es nicht "blind" mit der Tastatur bedienen kann.
Das System war allgemein extrem Anfällig für Verbindungsprobleme / "schlechtes Internet" (interessant, da zumindest der Audio Teil wohl auf Teamspeak basiert, wo ich das in dem Ausmaß noch nicht erlebt habe).
Eine mündliche Chinesischprüfung, die per alfaview durchgeführt wurde, wurde von mehreren Studenten aufgrund von technischen Problemen / Unzulänglichkeiten angefochten.
Es gibt außerdem einige imo fragwürdige Designentscheidungen. Beispielsweise werden im Namen von "gleichberechtigtem audiovisuellem Kommunizieren" die Kameras anderer Teilnehmer nur übertragen, wenn man auch die eigene Webcam aktiviert (falls alfaview eine solche erkennt).
Das mag z.B. im geschäftlichen Umfeld eine gute Möglichkeit sein, Netiquette durchzusetzen (wenn man es pro Raum konfigurieren könnte). Im Bildungsbereich sehe ich es allerdings als Eingriff in meine Privatsphäre, sämtliche Vorlesungsteilnehmer über meine private Wohn-/Lebenssituation ins Bilde setzten zu müssen, um den Dozenten sehen zu können. (Soviel zum Datenschutz.)
Da der Windows Client nicht in einem App Container läuft, ist die einzige Möglichkeit das bei bei einem Laptop / Aio mit integrierter Kamera zu unterbinden, deaktivieren der Kamera für alle Desktop Apps oder im Gerätemanager (oder abkleben). Für Linux gilt (mangels PipeWire Support) ähnliches, mein Workaround war mit v4l2loopback eine Dummy-Webcam einzurichten.
Die meisten "fehlenden" Features gegenüber Alternativen wurden mittlerweile nachgereicht bzw. verbessert (z.B. die unübersichtlichen Meldungen).
Imho spricht für alfaview hauptsächlich, dass es DSGVO konform als SaaS angeboten wird.
In der Hinsicht würde ich mir aber auch die diversen BBB und Jitsi Hoster anschauen oder selbst hosten in Betracht ziehen (falls möglich).
https://www.datenschutz-berlin.de/f...liche_zu_Anbietern_Videokonferenz-Dienste.pdf gibt einen ganz guten Überblick.