TEST

Samsung Gear S3 im Test - Bedienung, Software, Akku, Fazit

Portrait des Authors


Die Lünette ist weiterhin nur eine Option

Werbung

Letztere hat Samsung im Vergleich zur Gear S2 leicht überarbeitet. Die Lünette kann nun ein paar mehr Aufgaben übernehmen, unter anderem ist durch das Drehen das Annehmen von Telefonaten möglich. Aber auch hier gilt: Die Lünette kann genutzt werden, man kann aber auch komplett ohne sie auskommen. Denn auch bei der Gear S3 hat der Nutzer in vielen Momenten die Wahl, ob Eingaben per Touchscreen oder Lünette erfolgen sollen. Das schafft ein Stück weit Freiheit, wirkt aber noch immer zumindest nicht in Gänze integriert.

Nutzern, die die Gear S2 nicht kennen, offeriert Samsung nach der Ersteinrichtung der Smartwatch ein kurzes Tutorial, das alle wichtigen Funktionen und Befehle anschaulich näherbringt. Nötig ist das nicht, da fast alles selbsterklärend ist. Ein Dreh nach rechts ruft die Benachrichtigungen auf, ein Dreh nach Links scrollt durch die Shortcut-Liste, die sich den eigenen Wünschen anpassen lässt. Die obere der beiden Tasten ist für jeweils einen Schritt zurück zuständig, die untere ruft das Zifferblatt oder - falls dieses bereits eingeblendet wird - die Liste der installierten Apps auf; durch diese kann durch Drehen der Lünette oder Touch-Eingabe navigiert werden. Auf dem Zifferblatt ruft ein Wischen von oben das Statusfenster auf, das über Verbindung, Akkustand, Helligkeit und einige andere Dinge informiert. Zusätzlich kann von hier aus der Flugmodus ein- oder ausgeschaltet und der Musik-Player aufgerufen werden.

Wer E-Mails oder andere Nachrichten von der Gear S3 aus beantworten will, kann dies in fast allen Fällen entweder per T9-Tastatur, Sprache oder Zeichnen der Buchstaben und Symbole tun. Im Test zeigte sich aber schnell, dass der Griff zum Smartphone in vielen Fällen die bessere Wahl ist - für mehr als Emojis oder sehr kurze Antworten ist das Display zu klein, die Bedienung entsprechend zu umständlich.

Hilfe auf Knopfdruck

Besonders erwähnenswert sind zwei Programme respektive Software-Lösungen. Komplett neu ist die SOS-Funktion. Einmal eingeschaltet, setzt die Gear S3 nach dreimaligem Drücken der unteren Taste automatisch eine Art Notruf ab. Per SMS werden bis zu vier vorher festgelegte Kontakte informiert. Während die erste Nachricht darüber informiert, dass es einen Notfall gibt, enthält die zweite einen Link, über den der Standort aufrufbar ist. Voraussetzung hierfür ist natürlich, dass die Uhr eine Verbindung zum Smartphone hat.

Dank GPS ohne Smartphone kommt S Health aus. Die Software, unter deren Dach Samsung nahezu alle fitness-relevanten Funktionen zusammengefasst hat, entspricht fast unverändert der Version, die auch auf der Gear Fit2 zum Einsatz kommt. Hier kann sich der Nutzer nicht nur über die zurückgelegten Schritte und die verbrauchten Kalorien informieren, auch die gelaufenen Etagen soll die Smartwatch dank Barometer erkennen; je drei Höhenmeter werden als ein Stockwerk gewertet.

Die Gear S3 ist nicht immer genau

Hierbei zeigt sich jedoch, wie unterschiedlich präzise die Sensoren der Gear S3 arbeiten. Während sich die Etagen-Zählung im Test als äußerst unpräzise entpuppte, lag die Pulsmessung und Schrittzählung kaum daneben; im Schnitt lag die Smartwatch etwa 8 % daneben, wenn auf die Nutzung des GPS verzichtet wurde. Hier hat Samsung im Übrigen dazugelernt: Musste die Satellitenortung bei der Gear Fit2 noch manuell aktiviert werden, geschieht dies bei der Gear S3 automatisch, wenn die Verbindung zum Smartphone fehlt und kein stationäres Training - beispielsweise auf der Rudermaschine - gewählt wird; der Nutzer kann aber auch darauf verzichten.

Ganze 16 verschiedene Sportarten können für das Tracking eingestellt werden, vom Radfahren über Joggen und Kniebeugen bis hin zu Pilates und Yoga. Vor dem Start kann der Nutzer verschiedene auf Wunsch verschiedene Trainingsziele aktivieren, auch auf einen Trainer kann zurückgegriffen werden. Samsung verspricht allerdings auch die automatische Trainingserkennung, was das teils langwierige Aussuchen und Starten überflüssig machen soll. Ähnlich wie schon die Gear Fit2 lag die Gear S3 aber meist daneben. Nicht nur, dass mehrfach die falsche Sportart erkannt wurde, mehr als nur einmal wurde ein Trainingsstart fälschlicherweise erkannt.

Verwaltet werden können sämtliche erfassten Daten auf der Smartwatch selbst, aber auch der Export an die Smartphone-Version von S Health ist möglich. Hier lassen sich auch andere Quellen einbinden, falls für bestimmte Sportarten andere Fitness-Tracker zum Einsatz kommen. Ein Export ist jedoch noch immer nicht möglich, ein inzwischen alter Kritikpunkt.

Zwingend notwendig ist nach wie vor der Gear Manager. Denn auch wenn die Gear S3 dank GPS und WLAN-Modul ein gewisses Maß an Autarkie mitbringt, kann sie ohne die Companion-App nicht eingerichtet werden. Darüber hinaus lassen sich über das Programm zusätzliche Applikationen auf die Uhr installieren, auch einige Einstellungen können hier vorgenommen werden. Übrigens ist der Gear Manager auch für das 3G-Modell der Smartwatch erforderlich, das hierzulande nicht angeboten wird.

Mehrere Tage sind möglich, aber unwahrscheinlich

Mindestens so wichtig wie das Design oder das App-Angebot dürfte für viele die Laufzeit sein. Denn noch immer sträuben sich viele dagegen, noch ein Gerät jeden oder spätestens jeden zweiten Tag laden zu müssen. Klar ist: Aufgrund des Display-Technik ist auch die Gear S3 kein Ausdauerwunder im Stil einer Pebble. Immerhin aber ist es Samsung gelungen, die schon bei der Gear S2 vergleichsweise guten Laufzeiten zu verbessern.

Bei mäßiger Nutzung, Helligkeitsstufe sieben und abgeschalteter Always-on-Funktion hielt die Smartwatch rund fünf Tage durch. Bei 30 Minuten sportlicher Aktivität mit Tracking an jedem zweiten Tag musste nach fast genau drei Tagen geladen werden. Wird die Always-on-Funktion genutzt, verkürzt dies die Laufzeiten spürbar, bei mäßiger Aktivität blieben nicht einmal zwei Tage übrig. Wer dann noch beim Sport GPS aktiviert, muss täglich laden - im schlimmsten Fall sogar vor Anbruch des Abends. Somit gilt auch für die Gear S3, dass die tatsächlichen Laufzeiten stark vom jeweiligen Nutzerprofil abhängen. Im Vergleich mit der direkten Konkurrenz schlägt sie sich aber etwas besser.

Das Laden erfolgt wie schon beim Vorgänger in einer Station, die Samsung zumindest augenscheinlich nicht verändert hat. Für das vollständige Wiederbefüllen des Akkus werden rund eineinhalb Stunden benötigt, währenddessen kann die Smartwatch als Weckerersatz genutzt werden.

Fazit

In einigen wichtigen Punkten hebt sich die Gear S3 von ihrem Vorgänger ab. Der Akku ist größer und erlaubt bei gleicher Verwendung bessere Laufzeiten, die zusätzlichen Sensoren machen die Smartwatch etwas autarker und vielseitiger. Doch am Ende lohnt der Griff zum neuen Modell nur dann, wenn die Neuerungen wirklich benötigt werden. Vom nun hinzugekommen Lautsprecher profitiert nur, wer die Uhr zum Telefonieren nutzen will, vom GPS im Prinzip nur, wer beim Sport kein Smartphone mitnehmen möchte. Wer aber die Neuerungen nutzt, muss am Ende genauso häufig wie beim alten Modell laden - oder noch öfter.

Lässt man dies außen vor, präsentiert sich die Gear S3 als sehr reife Smartwatch. Optik und Verarbeitung stehen einem klassischen Chronographen in kaum etwas nach, das nun größere Gehäuse erfordert aber ein entsprechendes Handgelenk; trotz unterschiedlich langer Armbänder sitzt die Smartwatch an dünnen Armen nicht komfortabel. Auch die wichtigen Smartwatch-Funktionen werden weitestgehend zufriedenstellend erfüllt. Pulsmesser und Schrittzähler arbeiten präzise, S Health kann mit zahlreichen Sportarten umgehen und die Bedienung der Uhr ist schnell erlernt. Das Problem: Die Gear S2 ist spätestens seit dem Value Pack Update auf einem sehr ähnlichen Niveau.

Deshalb sollte vor einem Kauf sehr genau überlegt werden, ob GPS und das leicht größere Display wirklich benötigt werden. Während der Handel für die Gear S3 derzeit knapp 380 Euro verlangt, ist der Vorgänger in der sportlich gehaltenen Standardversion für rund 210 Euro zu haben, die traditionellere classic-Variante wird für etwa 280 Euro angeboten.

Wer bereit ist, für eine Smartwatch mehr als 300 Euro auszugeben, macht mit der Gear S3 kaum etwas falsch - das gilt in wenigen Monaten sogar für iPhone-Nutzer. Preissensiblere Interessierte sollten entweder zum Vorgänger oder einem Android-Wear-Konkurrenten greifen.

Positive Aspekte der Samsung Gear S3 classic:

  • teils gute Akkulaufzeiten
  • überzeugende Verarbeitung
  • handelsübliche Armbänder können genutzt werden
  • benutzerfreundliche Oberfläche
  • GPS
  • präzise Schritterkennung

Negative Aspekte der Samsung Gear S3 classic:

  • Probleme bei der automatischen Aktivitätserkennung
  • ungenau arbeitende Höhenerkennung

Preise und Verfügbarkeit
Nicht verfügbar Nicht verfügbar Nicht verfügbar

Quellen und weitere Links KOMMENTARE (6) VGWort