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Kommen wir zu ein paar Praxiserfahrungen, die nahtlos in die Beurteilung übergehen. Auf dem Papier liest sich der Einsatz von Android in einem Festnetz-Telefon gut. Doch bereits ein Blick auf die technischen Daten lässt einige Mankos des Gigaset SL930A erkennen. Doch kommen wir zunächst ein mal zu den positiven Punkten des Gigaset SL930A:
Die Einrichtung stellte sich als gewohnt einfach heraus. Sind alle Kabel angeschlossen, verbindet sich das Mobilteil mit der Basisstation und die ersten Festnetz-Telefonate können geführt werden. Über den Google Play Store können dann auch noch weitere Kommunikations-Programme installiert werden. Wir verwendeten beispielsweise über einige Tage hinweg Placetel (IP-Telefon), Skype und den Facebook Messenger, der inzwischen ebenfalls direkte Anrufe zu den Kontakten möglich macht. Befinden sich alle Kontakte im Google-Account ist auch diese Hürde schnell genommen. Etwas komplizierter wird es, wenn die Kontakte per USB auf das Gerät übertragen werden sollen. Hierzu müssen sie zwangsläufig in einem Outlook des Windows-Rechners vorliegen, um überhaupt erkannt zu werden.
Leider aber haben wir ein paar Punkte, die wir am Gigaset SL930A bemängeln müssen:
Natürlich muss es nicht gleich ein 5-Zoll-Display sein und auch wenn Festnetz-Telefone gemeinhin nicht gerade mit riesigen Displays glänzen können, etwas größer als 3,2 Zoll hätte das Display des Gigaset 930A gerne ausfallen dürfen. Man bewirbt es als vollumfängliches Android-Telefon, dann muss es sich auch mit solchen messen lassen. Ein geringes Gewicht spielt im Smartphone-Bereich sicher eine wichtigere Rolle, dennoch wiegt das Gigaset SL930A selbst für Festnetz-Maßstäbe ein paar Gramm zuviel und wird schon beinahe schwer in der Hand über die Zeit. Ein überdimensionierter Akku ist allerdings nicht Schuld am hohen Gewicht - dazu aber später mehr.
Verschiedene Hersteller mit Android-Smartphones, aber vor allem Apple mit dem iPhone haben es vorgemacht: Eine Benutzeroberfläche muss flüssig sein und darf keinerlei Verzögerungen aufweisen, um dem Nutzer ein gutes Gefühl zu geben. Android 4.0.4 läuft aber alles andere als flüssig auf dem Gigaset SL930A. Ob nun der kleine (Single-Core?) Prozessor, die 1 GHz oder ein zu geringer Arbeitsspeicher dafür verantwortlich sind, wissen wir nicht. Spürbar ist die fehlende Performance auch und vor allem bei der Installation von neuen Applikationen, deren Aktualisierung sowie dem Wechsel zwischen verschiedenen Programmen. Auch der Start geht nicht derart schnell vonstatten, wie wir das von den aktuellen Smartphones kennen. Noch einmal: Gigaset bewirbt das SL930A als vollwertigen Android-Telefon! Doch selbst das Surfen auf Webseiten macht eigentlich keinen Spaß und so nimmt man doch meist das Smartphone in die Hand für einen schnellen Blick in die Welt.
Aufgrund der fehlenden Mobilfunkeinheit kommt ein Festnetz-Telefon sicherlich mit einem kleineren Akku aus, da nur eine DECT- und WLAN-Einheit mit Strom versorgt werden muss. Der 1.300 mAh Akku des Gigaset SL930A hielt in unseren Tests oftmals aber nicht einmal einen kompletten Arbeitstag durch. Dabei haben wir noch nicht einmal besonderen Anforderungen gestellt, sondern gaben uns mit einer normalen Büro-Nutzung als Festnetz- und IP-Telefon mit mehreren Gesprächen und Konferenzen zufrieden. Wie bei den "vollwertigen" Smartphones gilt auch für das SL930A: Jeden Abend an die Ladestation!
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Gigaset hat gewisse Anpassungen der Software vorgenommen, um Android das eigene Design aufzudrücken. Ein Blick in das Innere des Telefons, Kontakte- und E-Mail-App hinterlassen dort vielleicht keinen allzu schlechten Eindruck, doch spätestens wenn die orangefarbenen Logos jeden Tag auf der ersten Seite prangen, fragt man sich sehr schnell, warum jeder Hersteller hier seine eigene Suppe kochen muss. Android hat bereits eine Telefon- und Kontakt-App, ein E-Mail-Client sowie ein Browser sind ebenfalls schon vorhanden. Warum also zwanghaft etwas eigenen programmieren? Keinerlei Hoffnungen darf man sich wohl darauf machen, dass Gigaset dem SL930A einmal das aktuellste Android verpassen wird. Zwar gab es im Laufe des Testzeitraums einige Firmware-Updates, diese behielten Android 4.0.4 aber ständig bei.
Sicherlich darf man zu einem Preis von 165 Euro nicht allzu viel erwarten, doch gerade im Festnetz-Segment sind 165 Euro nicht wenig für ein Telefon mit Farbdisplay. Mit etwas mehr Gewicht auf ein besseres Display und eine brauchbare Anpassung der Software, damit diese auch etwas flüssiger arbeitet, wäre dem SL930A noch nicht einmal ein Vorwurf zu machen, schließlich muss man auch einmal sehen, was für 165 Euro am Mobilfunkmarkt zu haben ist. Allerdings bezahlt man auch bei einem vergleichsweise geringen Preis dennoch einen Aufpreis für Funktionen, die aufgrund von mangelnder Geschwindigkeit vielleicht gar nicht mit Spaß genutzt werden können. Was nützt ein 3,2 Zoll Farbdisplay, wenn der Akku bereits nach einem Tag leer ist? Vielleicht sollte die Gewichtung bei einem Festnetz-Telefon doch noch eine Weile bei den Kernfunktionen bleiben - für alles andere haben die meisten ja bereits ein Smartphone.