Leistung
Für die üblichen Prospekte der Elektromärkte sind die beiden neuen iPhones erneut denkbar ungeeignet. Denn wo die Konkurrenz gerne mit „2,5 GHz Quad-Core-Prozessor“ oder „3 GB Arbeitsspeicher“ beworben wird, könnte man bei den neuen Modellen lediglich auf die Zweikernlösung mit auf dem Papier geringen 1,4 GHz verweisen - der SoC selbst wurde eingangs beschrieben. Zunächst mag dies angesichts der vielen gebrochenen Traditionen - Stichwort NFC oder alternative Tastaturen - überraschen, doch einmal mehr zeigt Apple, dass man bei einer hochgradigen Optimierung der Software auch mit vergleichsweise langsamer Hardware überzeugende Resultate erzielen kann. So können das iPhone 6 und iPhone 6 Plus schon im ersten Test vollends überzeugen: Ruckler treten an der Oberfläche nicht auf, was die neuen Modelle von so machen High-End-Androiden unterscheidet. Aber auch in umfangreichen Applikationen oder grafisch anspruchsvollen Spielen geben sich die Geräte keine Blöße.
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Die üblichen Benchmarks zeigen dies jedoch nicht immer. So erreichen das iPhone 6 und iPhone 6 Plus im 3DMark (Ice Storm Unlimited) mit jeweils rund 17.000 Punkten zwar gute Werte, landen aber beispielsweise hinter LGs G3, das im Test mit großen Leistungsproblemen zu kämpfen hatte. Ebenfalls für die Spitzengruppe reicht es in AnTuTu mit seinen diversen CPU-, CPU- und RAM-Tests, erreicht werden mehr als 30.000 Punkte. Dass die Neulinge sich für das Surfen im Internet regelrecht anbieten, liegt nicht nur an den größeren Displays, sondern auch der Performance. Denn mit weniger als 400 ms im SunSpider-Test setzt man sich klar von der Konkurrenz ab; Browsermark-Ergebnisse liegen nicht vor, da der Benchmark unter iOS 8 nicht funktionstüchtig ist.
Laufzeit
Nicht nur SoC und RAM liegen auf dem Papier wie üblich weit hinter den Mitbewerbern, auch die - erneut fest verbauten - Akkus bieten nicht die Kapazität, die man von gleichgroßen Android- und Windows-Phone-Smartphones gewöhnt ist. Aber: Schon die letzten iPhones zeigten, dass iOS durchaus genügsam ist. So verfügt das iPhone 5s beispielsweise nur über einen 1.560 mAh fassenden Energiespeicher, dennoch hält es sich seit einem Jahr in der Spitzengruppe des Video-Tests. Die beiden Nachfolger können jedoch klar vorbeiziehen, trotz größerer Displays. Grund hierfür sind nicht nur die gleichzeitig gewachsenen Akkus, sondern auch der etwas sparsamere SoC. Am Ende erreicht das iPhone 6 mit seinen 1.810 mAh so im standardisierten Video-Test (HD-Film in Dauerschleife bei einer Display-Helligkeit von 200 cd/m2 sowie eingeschaltetem WLAN und Mobilfunkverbindung) mit einer Ladung 736 Minuten, das iPhone 6 Plus (2.915 mAh) sogar 1.047 Minuten.
Doch angesichts der Erfahrungen, die viele Nutzer mit dem iPhone 5 und iPhone 5s im praktischen Einsatz gemacht haben, muss die Ausdauer im Alltag in keinem Verhältnis zum synthetischen Test stehen - nicht selten hielten die letzten iPhone-Generationen selbst bei moderatem Einsatz keinen Tag ohne Ladegerät durch. Für beide 6er-Modelle kann hier jedoch Entwarnung gegeben werden. Denn bei üblicher Benutzung (mehrere kurze Telefonate pro Tag, Abgleich zwei E-Mail-Konten, Surfen per WLAN und LTE) konnten im Test beide Gerät problemlos zwei Tage lang mit einer Ladung genutzt werden. Am Morgen vom Stecker getrennt, müssen sie am späten Vormittag des übernächsten Tages wieder angeschlossen werden. Dabei hat das größere iPhone 6 Plus einen leichten Vorteil.
Fazit
Darf es etwas mehr sein? Nach mehreren Tagen steht die Antwort auf die eingangs gestellte Frage fest. Ja, es darf etwas mehr sein. In nahezu allen Belangen hat die aktuelle iPhone-Generation nachgelegt. Die Displays fallen größer aus, die Auflösungen höher, die Laufzeiten besser und Fotos sehen besser aus als noch vor einem Jahr. Erreicht hat Apple all dies mit - sieht man einmal von den Bildschirmen und Akkus ab - mit vergleichsweise geringen Mitteln. Hier leichte Modifikationen am SoC, dort kleinere Änderungen an der Kamera - die Summe der Neuerungen darf getrost als evolutionär statt revolutionär beschreiben werden.
Hätte man erneut auf 4 Zoll gesetzt, wäre das iPhone 6 zwar ein gutes, aber kein überragendes Smartphone. Doch auch in Cupertino hat man erkannt, dass das krampfhafte Festhalten an alten Mustern wenig erfolgversprechend ist. Dass man sich aber nicht auf eine Größe festgelegt hat, dürfte sich als Glücksfall entpuppen. Denn das kleinere iPhone 6 platziert sich in genau der Lücke, die die meisten Mitbewerber derzeit sträflich vernachlässigen. Und mit dem größeren iPhone 6 Plus kann man im stark wachsenden Bereich oberhalb von 5 Zoll ein Wörtchen mitreden.
Denn wie auch das kleinere Schwestermodell bietet es gute Laufzeiten, eine mehr als ausreichende Performance, in Summe gute Displays sowie eine Verarbeitung, die auch höchsten Ansprüchen genügt. Dass auch die Haptik hält, was der Kaufpreis verspricht, ist mittlerweile selbstverständlich - Plastik- oder Pseudo-Leder-Smartphones verkaufen andere Hersteller für 500 und mehr Euro.
Darüber dürfen jedoch nicht die Schwächen übersehen werden. Vor allem die Kombination aus Display-Größe und Gehäusemaß kostet beide iPhones Punkte, das iPhone 6 muss zudem mit einer Auflösung und Schärfe auskommen, die 2014 in diesem Preisbereich nichts mehr verloren hat. Zwar hat der Nutzer nichts von QHD auf derart kleinen Anzeigen, einen sichtbaren Unterschied gegenüber Full HD gibt es aber dennoch.
Angesichts der Stärken ändert dies aber nichts am Fazit. Ein besseres iPhone als in diesem Jahr hat Apple bislang nicht produziert. Berücksichtigt man die langsame Öffnung des Unternehmens, dürfte das iPhone 6 und iPhone 6 Plus auch so manchen Android-Fan locken.
Welchem Modell man am Ende den Vorzug gibt, hängt vor allem von zwei Fragen ab: Ist die Kamera wichtig? Nutze ich das Smartphone vor allem zum Surfen? Lautet die Antwort in beiden Fällen „Ja“, sollte der Griff zum größeren iPhone erfolgen, alle anderen machen mit dem kleineren nichts falsch. Denn in Hinblick auf das Gesamtpaket gehören beide zu den derzeit vier besten Smartphones.
Positive Aspekte des Apple iPhone 6:
- erstklassige Verarbeitungsqualität
- hohe Systemleistung
- überzeugende Kamera
- vollständige Ausstattung
- helles Display und gutes Kontrastverhältnis
- gute Akkulaufzeiten
Negative Aspekte des Apple iPhone 6:
- Akku fest verbaut
- Speicher nicht erweiterbar
- Gehäuse zu groß
- NFC derzeit nutzlos
Positive Aspekte des Apple iPhone 6 Plus:
- erstklassige Verarbeitungsqualität
- hohe Systemleistung
- überzeugende Kamera
- vollständige Ausstattung
- helles Display und gutes Kontrastverhältnis
- gute Akkulaufzeiten
Negative Aspekte des Apple iPhone 6 Plus:
- Akku fest verbaut
- Speicher nicht erweiterbar
- Gehäuse zu groß
- NFC derzeit nutzlos
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