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Um die Stabilität unserer drei Systeme zu überprüfen, greifen wir auf Prime95 zurück. Welche Version man davon allerdings einsetzen sollte, darüber streiten sich ambitionierte Overclocker schon lange. Während Version 27.9 auf die AVX2-Befehlssatzerweiterung zurückgreift und Windows-7-Nutzer damit das Service Pack 1 installiert haben müssen, implementierten die Entwickler ab Version 28.5 zusätzliche FMA3-Instruktionen. In der Praxis benötigt man bei der neueren Version eine deutlich höhere Kernspannung auf dem Prozessor; Verbrauch und Last sind teils deutlich höher, weshalb sich die Frage stellt, ob Version 27.9 oder 28.x realitätsnäher sind, vor allem da die wenigsten Anwendungen und insbesondere Spiele auf die neuen Befehlssatzerweiterungen zurückgreifen und von ihnen profitieren. Das kann sich in der Zukunft aber noch ändern.
In unserer Community herrscht ebenfalls eine gespaltene Meinung zu diesem Thema. Es ist einfach nur Geschmackssache. Allerdings ist davon auszugehen, dass zurzeit noch kein imminenter Bedarf besteht, die Chips FMA3 stable zu testen. Generell hat Prime95, im Gegensatz zu vielen anderen Stresstest-Tools, den großen Vorteil, dass man gezielt alle wichtigen Spannungen und Nebenspannungen ausloten kann.
Für unsere Tests entschieden wir uns für die ältere Version, da wir persönlich damit die meiste Erfahrung haben.
Prime-Runs:
Mit Prime95 lassen sich die benötigten Spannungen für alle Parameter gut ausloten. Während sich der Custom-Run mit 1344K sehr gut zum Ausloten der Kernspannung des Prozessors eignet, lässt sich mit 800K prüfen, wie stabil der Arbeitsspeicher mit den derzeit anliegenden Speichertimings und Frequenzen arbeitet.
Folgende Custom-Runs eignen sich zum Ausloten bestimmter Spannungen (Erfahrungswerte!):
- 1344K = Vcore
- 448K = Vring/Input
- 512-576K = Cache/Uncore
- 672-720K = VTT
- 768K = Agent/IMC
- 800K = Vdimm/Timings
- 864K = Mix aller Komponenten
Wer einen vollständigen "Full-Custom-Run" machen möchte, der benötigt ganze 21 Stunden an Zeit. Dieser erfordert oft jedoch noch einiges an Feintuning. Ein kompletter Custom-Run durchläuft folgende Test-Reihenfolge: 448k, 8k, 512k, 12k, 576k, 18k, 672k, 21k, 768k, 25k, 864k, 32k, 960k, 36k, 1120k, 48k, 1200k, 60k, 1344k, 72k, 1536k, 84k, 1728k, 100k, 1920k, 120k, 2240k, 140k, 2400k, 160k, 2688k, 192k, 2880k, 224k, 3200k, 256k, 3456k, 288k, 3840k, 336k, 400k, 480k, 10k, 560k, 16k, 640k, 20k, 720k, 24k, 800k, 28k, 896k, 35k, 1024k, 40k, 1152k, 50k, 1280k, 64k, 1440k, 80k, 1600k, 96k, 1792k, 112k, 2048k, 128k, 2304k, 144k, 2560k, 168k, 2800k, 200k, 3072k, 240k, 3360k, 280k, 3584k, 320k, 4000k, 384k, 4096k… und wieder von vorne
Bluescreens und deren Deutung:
Wer mit Prime95 testet, bekommt unter Umständen viele verschiedene Bluescreens von Windows oder Fehler in Prime95 zu Gesicht. Hier lässt sich mit etwas Spürsinn und Intuition abwägen, an welchen Reglern man für seinen nächsten Prime-Run drehen sollte. Eine 100-prozentig gültige Aussage gibt es allerdings nicht. Allgemein aber gilt: Ein Bluescreen ist besser als ein Worker in Prime95, der seine Arbeit einfach einstellt, während alle anderen Kerne fleißig weiter rechnen. Ist dies der Fall, dreht man einfach einen Spannungsregler zurück bzw. etwas heraus, in der Hoffnung beim nächsten Mal einen Bluescreen zu erhalten und somit mehr über die Ursache des Absturzes zu erfahren.
Anhand der Fehlercodes lässt sich oft feststellen, an welcher Spannung es liegt. Stürzt Windows 7 beispielsweise mit einem 0x124-Bluescreen ab, sollte für den nächsten Prime-Run die Kernspannung des Prozessors erhöht werden. Ist es jedoch ein 101er-Fehlercode liegt es mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit an einer zu geringen Input-Spannung. Ein 50er-Fehlercode weist dagegen eher auf eine zu geringe RAM- bzw. Cache-Spannung hin.
Bei folgenden Fehlercodes kann entsprechend reagiert werden (Erfahrungswerte!):
- 0x124 = VCore
- 0x101 = Input (~ 90 Prozent) oder VCore (~ 10 Prozent)
- 0x1E = VCore 0x3B = VCore
- 0x50 = RAM/Cache
- 0x9C = Cache oder System Agent
- 0X109 = Cache/VDimm
- 0x0A = VTT/Sys Agent
Weitere Bluescreen- und Absturz-Tipps
- Die häufigsten Bluescreens werden die 0x124-BSODs unter Windows 7 bzw. WHEA-Uncorrectable-Errors unter Windows 8 werden, die in der Regel auf eine zu geringe Kernspannung des Prozessors hindeuten. Dann aber dürften die restlichen Nebenspannungen und gerade die Input-Spannung grob passen.
- Neustarts ohne Bluescreen und Fehlermeldung liegen fast zu 100 Prozent an der Input-Voltage, in den meisten Fällen ist diese dann zu niedrig – bei manchen CPUs kann es aber auch bei zu geringer VCore zu Reboots kommen - das ist aber eher selten der Fall.
- Bei 101er-BSODs (Watchdog bei Windows 8) stimmt die Input-Voltage oft nicht, bzw. es liegt am Verhältnis der Input-Voltage und des Vdroops (LLC-Level).
- 101er-BSODs können aber auch oft bedeuten, dass eine zu hohe Cache-Voltage anliegt, oder im Fall von Freezes, dass das Verhältnis zur VCore und den anderen Spannungen noch nicht passt.
- Sehr schnelle Aussteiger mehrerer Kerne mit Rounding-Errors sind fast immer auf die SysAgent-Spannung zurückzuführen. Allerdings sollte man auch bedenken, dass die VTT dort noch mit hineinspielt. Ein später Ausstieg im Custom-Run, auch mit Rounding-Errors, bedeutet fast immer zu wenig Vcore. Einzelne mit Rounding-Error ausgestiegene Kerne können eine zu geringe VDimm-Spannung bedeuten. Das lässt sich nur herausfinden, wenn man bereits eine stabile Basis geschaffen hat und den RAM somit isoliert testen kann.
- Falls der Prime95-Prozess abstürzt oder sich einfach schließt, dann liegt dies oft an der Input- und/oder an der System-Agent-Spannung in Verbindung mit der VTT (oft zu hoch).
- Besonders schwierig ist es, mit einem hohen Cache- und RAM-Takt die richtigen Nebenspannungen und die passende Input-Spannung zu finden, wenn die Cache-Voltage noch nicht passt - und umgekehrt.
Es handelt sich bei den verschiedenen BSODs nur um Tendenzen, deren Deutung nicht immer eindeutig oder gar allgemeingültig ist. Es kann sein, dass das Setting, die bei einem niedrigen Takt noch funktionierte, bei einem höheren Takt wieder ganz anders aussieht. Intel hat mit "Haswell" zwar das Übertakten in einem gewissen Rahmen deutlich vereinfacht, die Feinarbeit und das Deuten der richtigen Symptome wird durch die neue Architektur und die neuen Nebenspannungen aber teilweise deutlich erschwert (wie z.B. durch die „Random“-Bluescreens durch den FIVR).