Seagate hatte uns von der ST8000VN0002 für den Test vier Stück zur Verfügung gestellt, was uns die Möglichkeit für einen Praxistest gegeben hat. Die Ausgangssituation dabei ist die, dass eine real genutzte Synology DS415+ mit vier Stück WD Red 4 TB (WD40EFRX) auf vier 8 TB große Festplatten aufgerüstet werden soll. Das bestehende Volume ist bereits zu 75% gefüllt, d.h. in dem Szenario ist es naheliegend, über ein Upgrade der Festplatten nachzudenken.
Die DS415+ gehört mit ihrem Intel Quad-Core-Chip aktuell noch zu den schnellsten 4-Bay-NAS im Consumerbereich, d.h. unsere Basis sollte keinen Flaschenhals darstellen. Für den Test wurden die Daten des SHR/btrfs-Volumes auf den WD40EFRX extern gesichert und auf ein neu angelegtes Volume über die vier ST8000VN0002 zurückgespielt. Nachdem alle Vorgänge abgeschlossen waren, haben wir sowohl einige Geschwindigkeitsbenchmarks als auch Messungen zur Leistungsaufnahme und Lautstärke des Systems durchgeführt. Letztendlich sollten damit die für ein derartiges Upgrade wichtigen Fragen beantwortet werden können: Wie ändert sich die Performance, Lautstärke und die Stromaufnahme?
Performance
Für die Performancemessungen haben wir u.a. wieder CrystalDiskMark eingesetzt. Die maximale Transferrate wird hier von der Gigabit-Ethernet-Anbindung limitiert. Sequenziell mit 32er Queue wird sowohl mit den 4 TB WD Red als auch den 8 TB Seagate die Gigabit-Schnittstelle voll ausgelastet. Bei den weiteren Benchmarks ergeben sich ebenfalls nur kleinere Unterschiede, die auch kein einheitliches Bild abgeben. Das Setup hat mit den 4 TB WD Red beim Schreiben von 4K-Zugriffen - single und queued - die Nase vorne, wohingegen die 8 TB Seagate beim sequentiellen Lesen (single) etwas besser liegt. CrystalDiskMark gibt jeweils die schnellsten Ergebnisse aus mehren Testläufen an, aber insgesamt scheinen sich hier in Sachen Performance weniger Unterschiede zu zeigen, als die Specs der Festplatten vermuten lassen würden. Vermutlich müssten für klarere Unterschiede noch leistungsstärkere Hardware eingesetzt werden.
Für den Zweiten Test haben wir den Benchmark ATTO eingesetzt, welcher ebenfalls per SMB auf eine Freigabe der DS415+ zugreift. Bei einer relativ kurzen Queue-Länge von 4, der Voreinstellung von ATTO, zeigt das NAS mit den Seagate-HDDs bei kleinen Blockgrößen die besseren Transferraten, insbesondere im Schreiben, wobei der Unterschied meist bei ca. 10 Prozent liegt.
Mit einer Queue-Länge von 10 wird bereits ab einer Blockgröße von 16kB annähernd voller Gigabit-Speed erreicht. Im Bereich darunter bei kleineren Blockgrößen haben die 8-TB-Laufwerke von Seagate wieder etwas die Nase vorne.
Weiterhin haben wir dann noch einen Blick auf mögliche Unterschiede hinsichtlich Multi-Client-Betrieb und Link Aggregation geworfen. Mit zwei zusätzlichen Clients im Netzwerk und aktiviertem LAG an der DS415+ konnten wir mit beiden HDD-Konfigurationen kurzzeitig insgesamt über 200 bzw. an die 230 MB/s erreichen. Mit den 4 TB WD Red pendeln sich die höchsten Transferraten meist im Bereich von um die 180 MB/s ein, wohingegen sich die gesamte Bandbreite mit den Seagate 8 TB tendenziell meist höher im Bereich von 200+ MB/s bewegt. Da hier aber viele Faktoren hereinspielen und wir keine detailierten Messreihen vorgenommen haben, soll dies nur ein Anhaltspunkt sein.
Das Fazit soweit lautet, dass die Synology DS415+ mit den Seagate ST8000VN0002 insgesamt geringfügig schneller läuft, aber im üblichen Heim-Szenario mit einem schnellen per Gigabit angebundenen Rechner kein Unterschied zu bemerken sein wird. Und auch mit Link Aggregation und mehreren Clients ist der Performancevorteil der schnellen 7.200-U/min-Festplatten gegenüber den Reds mit 5.400-U/min zwar meist vorhanden, aber eher gering.
Leistungsaufnahme
Für viele Privatanwender sollten die Themen Leistungsaufnahme und Lautstärke einen höheren Stellenwert als die Performance haben. In Sachen Energiebedarf sind die Festplatten bei einem üblichen NAS-System der entscheidene Faktor. Gegenüber der WD Red 8 TB liegt die Leistungsaufnahme der Seagate IronWolf/NAS 8 TB um gute 3 Watt höher. Bei vier Festplatten summiert sich dies schon auf 12 Watt. Die kleineren WD40EFRX ordnen sich von der Leistungsaufnahme zwischen den 2- und 8-TB-Modellen ein, d.h. als erster Anhaltspunkt ist wohl von 4,5 Watt Differenz pro HDD auszugehen.
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Bei unseren Messungen fiel der Unterschied tatsächlich noch etwas größer als die angenommenen 18 Watt aus, was aber daran liegt, dass noch der Wirkungsgrad des NAS-Netzteils zu berücksichtigen ist. Mit 55,2 Watt zu 33,9 Watt beträgt die Differenz im Idle der DS415+ also 21,3 Watt, welches bei angenommenen 85-90% Effizienz des Netzteils also ungefähr passen sollte.
Unter Last beim Lesen verbraucht das Setup mit den ST8000VN0002 dann noch 17,8 Watt mehr als mit den WD40EFRX. Für die beiden Lasttests haben wir jeweils drei Clients parallel auf eine Freigabe der Diskstation lesen bzw. schreiben lassen.
Beim kombinierten Schreibvorgang liegt die Differenz ähnlich bei 17,9 Watt.
Die Leistungsaufnahme der DS415+ ist mit den ST8000VN0002 also je nach Nutzung um gute 40 bis 60 Prozent höher als mit den WD40ERFX. Wird ein Dauerbetrieb im Idle-Zustand angenommen, so liegt der jährliche Verbrauch der DS415+ mit den WD40EFRX bei ca. 300 kWh (~96 Euro bei 32 ct/kWh). Der jährliche Mehrverbrauch mit den ST8000VN0002 liegt bei knapp über 60 Prozent, was also ca. 186 kWh und ca. 60 Euro zusätzlich entspricht. Je mehr das NAS aktiv genutzt wird, desto höher steigen die Kosten mit beiden HDD-Bestückungen, allerdings dürfte der Mehrverbrauch der ST8000VN0002 konstant bleiben und sich relativ betrachtet reduzieren.
Überschlägig berechnet würde ein äquivalantes Setup mit vier WD80EFZX anstelle der WD40EFRZ noch gute 40 Prozent mehr Energie verbrauchen, also ca. 120 kWh und 38 Euro pro Jahr. Das Setup mit WD80EFZX hat somit also "nur" einen Vorteil von knapp über 20 Euro pro Jahr gegenüber der ST8000VN0002-Variante, was angesichts eines Anschaffungspreises von knapp 1.300 Euro für vier 8-TB-Festplatten die Sache mit dem Energiesparen fast schon wieder relativiert.
Lautstärke
Dazu haben wir ein Lautstärke-Messgerät ca. 10 cm vor dem NAS platziert. Die Umgebungsgeräusch lagen zum Testzeitpunkt bei ca. 32 dB(a). Mit den WD40EFRX lag die gemessene Lautstärke im Idle, also mit still eingestelltem Systemlüfter der DS415+ und ohne Zugriffe bei ca. 39,4 db(a). Die Diskstation DS415+ war dabei insgesamt angenehm leise, das Rauschen der Laufwerke war nur etwas wahrnehmbar. Mit den ST8000NV0002 lag die Lautstärke bereits bei 43,5 dB(a) und das Laufgeräusch der Festplatten war deutlich hörbar, wenn auch noch mit unauffälliger Charakteristik.
Unter Last sind die Unterschiede in der Lautstärke ebenfalls deutlich wahrnehmbar. Die Unterschiede zwischen dem Geräuschniveau bei Zugriffen liegt zwischen den Festplattenmodellen bei ca. 3 dB, d.h. die ST8000VN002 sind von der wahrgenommenen Lautstärke her ca. 25 Prozent lauter. In der Praxis ist bei beiden Festplatten gleich, dass Zugriffsgeräusche deutlich wahrzunehmen sind. Bei der Synology DiskStation DS415+ sitzen die Festplatten auf Kunststoff-Einschüben und werden durch seitliche Clips gehalten. Durch Gummipuffer in den Bereich der Haltepins erfolgt im Prinzip schon brauchbare Entkopplung. Dennoch sind manche Zugriffsmuster mit beiden Festplattenmodellen deutlich wahrnehmbar, allerdings bei den WD40ERFX aufgrund der geringeren Lautstärke weniger wahrnehmbar. Die ST800VN0002 klingen etwas "aggressiver" und weisen auch eine höhere Maximallautstärke auf. In einer leisen Wohnung mit offenen Türen sind die Zugriffe mit den ST8000VN0002 noch im Nachbarraum etwas wahrnehmbar, mit den WD40EFRX hört man bestenfalls bei sehr genauem Hinhören noch gelegentlich Zugriffe.
Als Fazit für ein Upgrade von den 4 TB Red auf die 8 TB Seagate NAS lässt sich sagen, dass bei einem Heim-NAS der Geschwindigkeitsvorteil der 8-TB-Modelle mit 7.200 U/min nicht wahrzunehmen ist. Nur bei intensiver Nutzung durch mehrere Clients gleichzeitig ist ein Vorteil zu merken. Spürbar hingegen, zumindest für diejenigen, die die Stromverbräuche ihrer Geräte überwachen, wird der Mehrverbrauch an Strom sein, den das Upgrade auf die hungrigen 7.200-U/min-Modelle mit sich bringt, wobei der im Vergleich zu den Anschaffungskosten der Festplatten auch überschaubar ist. Ebenfalls spürbar wird die höhere Lautstärke sein. Die Red 4 TB sind auch nicht unhörbar und die Seagate 8 TB ist keine Serverfestplatte, aber der Unterschied ist doch wahrnehmbar, wenngleich auch für die meisten User tolerierbar. Die WD Red 8 TB sortieren sich von der Lautstärke her etwas unterhalb der Seagate ST8000VN0002 ein. Das in manchen Kundenrezensionen zu der ST8000VN0002 vermerkte Summen/Pfeifen im Idle konnten auch nach längerer Zeit im Praxistest nicht wahrnehmen.