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Seagate IronWolf 10 TB und BarraCuda Pro 10 TB im Test - LCC-Problem mit Seagate HDDs in Synology NAS

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Das betreffende Problem ist zwar mittlerweile seitens Seagate und Synology identifiziert und Synology hat bereits einen Fix erarbeitet, der im nächsten DSM-Update enthalten sein soll, aber momentan ist es noch aktuell, von daher möchten wir es erwähnen. Nach aktuellem Wissen betrifft es alle großen (sicher: 8 TB und größer) Festplatten von Seagate, welche in einem aktuellen Synology-NAS-System eingesetzt werden. Dort scheint es häufig dazu zu kommen, dass aufgrund von (zu) häufig ausgeführten Kopf-Parkvorgängen die SMART-Werte für den "Load-Cycle-Count" (ID 193) vergleichsweise rapide anstiegen, sofern die Laufwerke sich im Idle befinden, d.h keine kontinuierlichen Zugriffe stattfinden.

Da der SMART-Wert für den "Load Cycle Count" kein kritischer Wert wie z.B. der für wiederzugewiesene Sektoren ist, fällt dieser einem auch erst auf, wenn alle SMART-Werte bewusst angeschaut werden. Daher wurde das Problem auch relativ spät durch einen User im synology-forum.de entdeckt, wobei wir mittlerweile dies Phänomen bei zwei (von zwei zur Verfügung stehenden) Synology-DSMs und unterschiedlichen Festplattenexemplaren von Seagate eindeutig reproduzieren können. Auch die beiden hier im Test befindlichen 10-TB-Modelle zeigen wie auch die 8 TB fassende NAS-Version ST8000VN0002 dieses Verhalten.

In der Praxis zeigen sich dabei im Idle des NAS bis zu vier bis fünf Kopfparkvorgänge pro Minute, welche dann auch akustisch deutlich wahrnehmbar sind. Die Festplatten sind zwar für 600.000 Load Cycles (ST8000VN0002) oder 300.000 (ST10000VN0004) spezifiziert und erreichen in der Praxis in der Regel ein Vielfaches davon, weil diese Spezifikation meist eher der Form halber gemacht wird. Dennoch aber zählt der normalisierte SMART-Wert herunter und kann bei 24/7-Betrieb mit viel Idle-Phasen schon weit vor Ablauf der Garantiedauer auf Null gehen. Der eine oder andere User wird einen extrem hohen "LCC"-Wert allerdings mit dem "grünen Tod" bei den WD Green bzw. den Problemen in der Anfangszeit der WD Red assozieren, womit das technisch vielleicht "nur kosmetische" Problem zu einem handfesten Vertrauensproblem in die Zuverlässigkeit werden kann. Noch dazu sind die Kopfparkvorgänge auch akustisch störend.

Anders als bei den LCC-Problemen bei WD vor einiger Zeit, liegt die "Schuld" hier wohl nicht bei den Laufwerken bzw. deren Firmware, sondern in deren Ansteuerung durch das Hostsystem. Laut Spezifikation sollen bei Default-Programmierung der Extended-Power-Conditions der Seagate nach zwei Minuten die Köpfe parken und dann erst wieder bei Zugriff oder auf Kommando aktiviert werden. Das Hostsystem kann allerdings per EPC Kommandos den Status auch direkt wechseln, was hier das Problem zu sein scheint.

Synology hat das Problem, also die mutmaßlich nicht korrekte Ansteuerung der noch recht neuen EPC-Funktion der Seagate-Platten, identifiziert und inzwischen einen Fix entwickelt. Dieser soll im nächsten DSM-Update enthalten sein, wobei nicht bekannt ist, ob damit DSM 6.0.3 oder das nächste Update vom gerade aktuellen DSM 6.0.2 gemeint ist. Eine Vorabversion eines funktionierenden Hotfixes konnten wir bereits testen.

Da eine baldige Lösung seitens Synology in Aussicht ist, kann man unserer Meinung nach auch aktuell als Nutzer eines Synology NAS noch zu Seagates NAS- oder IronWolf-Festplatten greifen. Für die Zwischenzeit kann man entweder im DSM den Ruhezustand möglichst klein einstellen oder wenn bestimmte Anwendungen HDD Hibernation verhindern, zumindest für eine leichte Dauerlast auf dem Volume sorgen.

UPDATE 13.02.17

Laut Info von Synology wird der entsprechende Patch mit DSM 6.1 ausgerollt, sowie für ältere DSM-Versionen dann mit kleineren Updates.

Die Funktion des engültigen Patches wie auch der von uns getesteten Vorabversion beruht dabei darauf, dass das EPC-Feature der Seagate-Festplatten deaktiviert wird. EPC als Extended Power Conditions ist ein Teil von Seagates "Power Choice"-Technik und stelllt verschiedene "Energiesparstufen" dar. Seagates Power Choice ist eine Entwicklung aus dem Enterprise-Bereich und soll u.a. Energieeinsparungen ermöglichen. Ein Laufwerk kann dabei verschiedene Stufen einnehme, von einer nur reduzierten Elektronik-Aktivität über das Parken der Köpfe und einer reduzierten Motordrehzahl bis hin zum Stop des Motors. Das Wechseln auf bestimmte Power Condition erfolgt über programmierbare Timer, kann aber auch direkt per Kommando erfolgen. Insofern scheint Seagates System flexibler zu sein als die sonst früher übliche Steuerung über APM Modi etc.

Der Patch deaktiviert nun also das EPC-Featureset der Festplatten dauerhaft, d.h. eine entsprechend konfigurierte Platte wird auch in Synology-NAS ohne Patch keine Probleme mit den Load Cycle Count bzw. dem "Dauerparken" der Festplattenköpfe haben. Andererseits muss bei der Festplatte das EPC-Feature nach aktuellem Stand wieder manuell aktiviert werden, sofern die HDD andersweitig unter Verwendung von EPC genutzt werden soll.

UPDATE 22.02.17

Synology hat inzwischen DSM 6.1, welches das Problem mit den Load Cycle Counts bei aktuellen Seagate-Festplatten behebt, veröffentlicht. Aktuell gibt es aufgrund von Serverproblemen noch Probleme mit dem Download, aber die sollen laut Synology bald behoben sein.