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Auch wenn die aktuellen Quartalszahlen eine mögliche Wiedererstarkung des klassischen PCs und Notebooks zeigen, in der Zukunft sollen ganz andere Bereiche eine wichtige Rolle für Intel spielen. Welche dies sein sollen und was konkret dies für Verbraucher und Geschäftskunden bedeutet, enthüllte das Unternehmen unter dem Motto „Powering the Growth of the Digital Service Economy“ in London.
Wobei wirklich Neues nicht angekündigt wurde, denn sowohl das Internet of Things (IoT) als auch Big Data sind bereits seit Monaten und Jahren in Umlauf befindliche Schlagwörter. Allerdings bemühte man sich, beide Bereiche mit konkreten Anwendungsbeispielen auszufüllen, die für den Konsumenten mitunter jedoch erst in dritter oder vierter Stufe erkennbar und von Vorteil sein könnten. Dabei ist es jedoch gerade der Verbraucher, der letztendlich die treibende Kraft hinter den Weiterentwicklungen in beiden Punkten steckt.
Der Konsument als treibende Kraft
Deutlich machte Intel dies anhand einer simplen Folie: Durch die steigende Nachfrage nach vernetzten Geräten mussten und müssen Unternehmen mehr und mehr Kapazitäten in Rechenzentren schaffen, um die anfallenden Datenmengen erfassen und verarbeiten zu können. Daraus resultieren im nächsten Schritt neue Möglichkeiten für digitale Dienste, als Beispiele wurden unter anderem Office 365 und Netflix, aber auch Twitter genannt. Denn durch Weiterentwicklungen im Bereich von Rechenzentren sind nicht nur Leistung und Kapazitäten gestiegen, auch die Kosten sind gesunken - ohne letztere wären zahlreiche Angebote nicht oder nur in deutlich anderer Form denkbar.
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In letzter Instanz aber würden mehr und attraktivere Dienste dafür sorgen, dass die Zahl der vernetzten Geräte weiter steigen würde, der Kreislauf ist somit nach Ansicht Intels geschlossen.
Angesichts der bereits heute erreichten Dimensionen dürften weitere Fortschritte jedoch unverzichtbar sein. Denn die aktuell etwa 1,9 Milliarden weltweit im Einsatz befindlichen Smartphones erzeugen etwa 1 Billionen Rechenzentren-Transaktionen pro Tag. Bereits im Jahr 2020 sollen die dann rund 50 Milliarden vernetzten Geräte 35 Zettabyte oder 35 Billionen Gigabyte erzeugen.
Das Rechenzentrum der Zukunft: Soft- statt Hardware
Nicht nur angesichts der Tatsache, dass immer weniger Rechenzentren auf der „grünen Wiese“ entstehen können und es notwendig ist, bestehende Einrichtungen zu modernisieren und weiterzunutzen, reiche es nicht aus, nur auf Silizium-Basis fortzuschreiten. Stattdessen müsse man unter anderem an einer besseren Verteilung der Workloads arbeiten.
Gelingen soll dies in erster Linie durch eine Software-definierte Infrastruktur. Benötigt eine Aufgabe beispielsweise vor allem pure Rechenleistung, wird sie an den passenden Server-Bereich weitergeleitet, eine in erster Linie speicherintensive hingegen an einen anderen. Deshalb, so Intel, würden in Zukunft spezialisiertere Systeme als heute wichtiger werden.
Auf den Einwand, dass genau dieses Konzept bereits vor einigen Jahren als gescheitert aufgegeben wurde und ob Speziallösungen nicht die Entwicklungs- und Produktionskosten in die Höhe treiben würde, antwortete Shannon Poulin, verantwortlich für die Data-Center-Group des Chip-Herstellers, dass man schon bei den aktuellen Xeon-Prozessoren flexibel genug sei, um auf entsprechende Kundenwünsche zu reagieren. Bräuchte ein Partner eine höhere TDP, können man darauf reagieren. Ähnlich würde es bei bestimmten Funktionen aussehen, die im gewünschten CPU-Modell ab Werk deaktiviert seien - auch hier wäre ein Entgegenkommen möglich. Dementsprechend, so Poulin, sei es in Hinblick auf Aufwand und Kosten kein größeres Problem.
Technischer Fortschritt vs Datenschutz
Was der Verbraucher am Ende von all diesen Fortschritten haben soll, wurde an einem Beispiel aus dem Gesundheitswesen veranschaulicht. Derzeit würde es Wochen und Monate dauern, um das Erbgut eines Menschen zu sequenzieren, Krebs-verursachende Gene zu identifizieren und mögliche medizinische Gegenmaßnahmen zu diskutieren. In sechs Jahren soll es aufgrund der Verbesserungen im Bereich Big Data hingegen möglich sein, all dies innerhalb von nur einem Tag zu ermöglichen - inklusive der Erstellung einer Behandlungsmethode.
Dass es in Bezug auf einen derartigen Anwendungsbereich aber großes Konfliktpotential gibt, hat Intel ebenfalls erkannt. Denn würde man das Erbgut vieler Menschen entschlüsseln und die entsprechenden Daten für Analysten zusammenfügen, wäre der Datenschutz hinderlich. Denn, so das Unternehmen, würde man die Daten anonymisieren, könnte man eine einmal erfolgreiche Behandlung nicht ohne weiteres für weitere Betroffene nutzen. Schließlich wäre ein Zusammenhang zwischen dem Erbgut zweier Menschen nicht herstellbar.
Anhand dieses Beispiels wird klar, dass vor allem eine Diskussion für und wider Datenschutz verstärkt auf eine moralischen Ebene geführt werden muss.
Das Mobilfunknetz reagiert auf den Nutzer
Aber auch in einem anderen Bereich sollen Neuerungen bei Servern und Co. dafür sorgen, dass am Ende der Konsument ein Mehr an Service erhält. Denn der verstärkte Einsatz von Soft- statt Hardware steht auch bei Telekommunikationsnetzen bevor. Schon vor gut zwei Jahren hatte Intel ein großes Engagement im Bereich der Netzwerk angekündigt. Statt jede Mobilfunkzelle mit aufwändiger Technik und großer Rechenleistung auszustatten, sollen Rechenzentren vermehrt Aufgaben übernehmen - so die Ankündigung 2012. Mittlerweile arbeitet man mit mehr als 25 Netzbetreiben an verschiedenen Pilotprojekten.
Am Ende soll nicht nur die in einem Bereich zur Verfügung stehende Leistung flexibel durch Software-Lösungen anpassbar sein, intelligente Maßnahmen sollen schon vor Ort - also in der Zelle selbst - für eine bessere Verteilung der Bandbreite sorgen. Auch hier führte Intel ein Beispiel an. So sei es vorstellbar, dass ein Video nicht in einer festen Auflösung - und Bandbreite - gestreamt, sondern für eine Vielzahl an gerade darauf zugreifenden Geräten optimiert wird. Dazu gehört im Idealfall nicht nur ein zentrales Backup-Management innerhalb des Netzes, sondern auch die Berücksichtigung des einzelnen Geräts. Löst dessen Display nur mit 1.280 x 720 Pixeln auf, muss es nicht mit der Full-HD-Version des Videos versorgt werden.
Minuten statt Wochen
In erster Linie für die Netzbetreiber interessant sein dürften verkürzte Reaktionszeiten beim Aufbau oder Erweitern der Infrastruktur. Durch den Einsatz von Software- statt Hardwarelösungen könnten Maßnahmen, die derzeit noch mehrere Wochen in Anspruch nehmen, auf eine Stunde verkürzt werden. Statt Server etc. zu kaufen und diese installieren zu lassen, könnte stattdessen binnen zehn Minuten auf Cloud-Lösungen zurückgegriffen werden. Die Installation der benötigten Programme sowie deren Einrichtung würde im Anschluss ebenfalls nur Minuten dauern.
Den Partnern stellt man damit nicht nur einen schnelleren Ausbau der Netze in Aussicht, auch die Kosten sollen geringer ausfallen. Vor allem letzteres sei laut Intel wichtig, schließlich würde das Umsatzwachstum weitaus geringer als noch vor einigen Jahren ausfallen, gleichzeitig würde das schnelle Zunehmen des Datenverkehrs nach umfangreichen Investitionen verlangen.