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Nach wie vor ist Samsung Googles wichtigster Partner, wenn es um die Verbreitung von Android-Smartphones und Tablets geht. Doch spätestens seit Januar ist klar, dass die Beziehung weit weniger harmonisch ist, als es das gegenseitige voneinander Profitieren erahnen lässt.
Denn schon vor einem halben Jahr sollen die beiden Unternehmen aneinander geraten sein, als Auslöser gilt die auf den PRO-Tablets vorinstallierte Benutzeroberfläche Magazine UX, die von der eigentlichen Android-Optik nicht viel übrig ließ. Damaligen Berichten zufolge konnte man sich im Verlaufe von Gesprächen einigen, zuletzt sah Samsung von der stark veränderten Oberfläche ab und vertraute stattdessen auf das wohlgekannte TouchWiz. Gleichzeitig jedoch dürfte es Google auch gestört haben, dass die Südkoreaner extrem offensiv gegen Android selbst gewettert haben.
Zuletzt verging kaum ein Monat, ohne dass man Tizen als Plattform der Zukunft betitelte. Spätestens im Februar dürfte auch Google dann klar gewesen sein, dass es sich dabei nicht um leere Phrasen, sondern durchaus ersten Absichten handeln dürfte: Denn die in Barcelona vorgestellte zweite Auflage der Smartwatch Gear setzt auf Tizen statt Android. Der bisherige Höhepunkt dürfte jedoch der Tausch des Betriebssystems der ersten Gear-Generation sein. Ohne große Vorankündigung verteilte Samsung im Mai ein Update, das Android von der Uhr entfernte und stattdessen Tizen installierte.
Geht es nach The Information, soll nun ein vergleichsweise eher kleine Punkt für eine endgültige Verstimmung gesorgt haben. Aus zuverlässiger Quelle will man erfahren haben, dass es mindestens ein Gespräch zwischen Google-Chef Larry Page und Samsungs Jay Y. Lee gegeben habe. Thema war dabei das geringe Interesse an Android Wear seitens Samsung. Zwar hat der Konzern mit der Gear Live ein entsprechendes Modell in den Handel gebracht, die Investitionen in dieses halten sich jedoch in sehr engen Grenzen. Denn die Technik wurde nahezu unverändert von der Gear 2 übernommen, Werbung für die Smartwatch gibt es kaum und auch aus PR-Kreisen ist ein gewisses Maß an Desinteresse zu vernehmen.
Offiziell hat sich bislang keiner der Beteiligten zu Wort gemeldet, angesichts der weiteren Tizen-Bestrebungen seitens Samsung dürfte eine Verbesserung der Beziehung jedoch eher unwahrscheinlich sein. Denn mit dem Samsung Z steht das erste Smartphone mit dem alternativen Betriebssystem zur Verfügung, weitere dürften im Laufe des Jahres folgen. Zudem plant man, das OS als Plattform für die verschiedensten Geräte zu nutzen, um ein kurzfristiges Engagement dürfte es sich dementsprechend nicht handeln.
Warum Samsung sich seit einigen Monaten von Android zu distanzieren versucht, ist unklar. Zunächst galt die Differenzierung gegenüber anderen Herstellern wie HTC oder Sony als Grund, auch dort wird in Hinblick auf eigene Oberflächen entsprechend argumentiert. Allerdings begannen die Südkoreaner vor gut einem Jahr damit, Google-Dienste regelrecht nachzubauen oder unter einer eigenen Hülle zu verstecken, der S Translator ist hier nur eines von mehreren Beispielen.
Mehr Möglichkeiten, als sich bei Samsung darüber zu beschweren, dürfte Google jedoch kaum haben. Zwar ist der Smartphone-Marktführer nur einer von vielen Android-Herstellern, auf ihn entfällt jedoch jedes dritte Gerät - alle anderen Anbieter liegen im klar einstelligen Bereich.