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Motorola Moto 360 im Test

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Obwohl bereits im März vorgestellt, ist die Moto 360 erst seit kurzer Zeit im Handel erhältlich. Die Wartezeit dürften Wearable-Fans aber gerne in Kauf genommen haben, denn mit Motorolas Smartwatch kann Android Wear erstmals auch auf einem Endgerät genutzt werden, das weniger nach Technikspielzeug und mehr nach klassischer Armbanduhr aussieht. Ob sich das Warten gelohnt hat, zeigt unser Test.

Den Titel der ersten runden Android-Wear-Smartwatch haben die US-Amerikaner nur gerade so eben erreichen können. Zwar war LG mit seiner G Watch R bei der Vorstellung des fertigen Produkts im Rahmen der IFA einige Stunde schneller, wirklich erhältlich war in Deutschland jedoch die Moto 360 - wenn auch nur wenige Tage früher als die Konkurrenz. Aber nicht nur die zeitliche Nähe beider Gadgets führt zu der Frage, welches man sich kaufen sollte. Im Mittelpunkt der Diskussion steht stattdessen die Frage: Ist rund besser als fast rund?

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Hardware

Denn zwischen der Moto 360 und der G Watch R gibt es im Wesentlichen nur einen technischen Unterschied. Während LG auf ein wirklich rundes Display auf P-OLED-Basis setzt, ist die Anzeige bei Motorola am unteren Ende regelrecht abgeschnitten - den Abschluss des LC-Displays stellt hier eine Art Sockel da. Begründet wurde dies schon früh mit technischen Notwendigkeiten, eine komplett runde Anzeige wie LG war den Aussagen zufolge mit den gewünschten Komponenten nicht umsetzbar.

Was die Südkoreaner im Einzelnen anders gemacht haben, wenn man einmal vom abweichenden Panel-Typ absieht, ist nicht bekannt. Davon abgesehen bietet der Bildschirm der Moto 360 mit maximal 320 x 290 Pixeln eine für Android Wear typische Auflösung, die angesichts der Diagonalen von 1,56 Zoll eine Pixel-Dichte von 205 ppi bietet. Damit liegt man zwar unterhalb dessen, was Mittelklasse-Smartphones mittlerweile bieten, für eine ausreichend scharfe Darstellung reicht es jedoch allemal. Weitaus wichtiger ist, dass die Hintergrundbeleuchtung bei maximaler Einstellung eine Helligkeit von 460 cd/m2 erreicht, was die Belastbarkeit auch in sehr hellen Umgebungen gewährleistet. Um das manuelle Anpassen der Helligkeit bei wechselnden Bedingungen überflüssig zu machen, hat Motorola eine Automatik inklusive Umgebungslichtsensor integriert, die überzeugend arbeitet und den Akku schont.

Das fast rund und ausreichend helle Display ist eines von zwei Highlights

Das fast rund und ausreichend helle Display ist eines von zwei Highlights

Während dieser Komfort nicht von allen Android-Wear-Modellen geboten wird, stimmt die restliche Ausstattung der Moto 360 bis auf eine Ausnahme mit dem überein, was man auch von den Mitbewerbern kennt. Der Arbeitsspeicher bietet 512 MB, für Apps und andere Daten steht ein nicht erweiterbarer 4 GB großer interner Speicher zur Verfügung. Verbindung zum Smartphone wird via Bluetooth 4.0 gehalten, Beschleunigungs- und Pulssensor messen Bewegungen und den Herzschlag.

Den bereits erwähnten Sonderweg beschreitet Motorola hingegen beim SoC. Denn während G Watch R und andere Smartwatches mit Googles OS einen 1,2 GHz schnellen Snapdragon 400 mit vier CPU-Kernen verwenden, setzt man bei der Moto 360 auf die Single-Core-Lösung OMAP 3630 aus dem Hause Texas Instruments. Dieser erreicht zwar ebenfalls bis zu 1,2 GHz, allerdings wird der Chip im veralteten und vergleichsweise wenig energieeffizienten 45 nm (Snapdragon 400: 28 nm) gefertigt.

Der zweite große Pluspunkt: Motorola setzt auch hochwertige Materialien und eine hohe Verarbeitungsqualität

Der zweite große Pluspunkt: Motorola setzt auf hochwertige Materialien und eine hohe Verarbeitungsqualität

Vor allem angesichts des letzten Punktes wirkt der 320 mAh fassende Akku für wenig Begeisterung, üblich sind 400 mAh und mehr. Dafür punktet Motorola jedoch mit dem Ladeverfahren. Denn wo andere Smartwatches mehr oder weniger umständlich in einer Ladeschale platziert oder mit einem Dongle versehen werden müssen, setzt man bei der Moto 360 auf den QI-Standard für das drahtlose Laden. Zwar ist auch hierfür das mitgelieferte Dock notwendig, die Uhr kann jedoch einfach eingelegt werden. Angesichts des Akkukapazität stört der im Vergleich zu USB geringere Ladestrom nicht, üblicherweise wird die Moto 360 wie auch andere Smartwatches über Nacht geladen.

Display 1,56 Zoll, 320 x 290 Pixel
LCD
Akku Lithium-Polymer, 320 mAh
Maße (Gehäuse) Durchmesser Gehäuse: 46 mm
Höhe Gehäuse: 11,5 mm
Gewicht 46 g (mit Lederarmband)
Sensoren Beschleunigungssensor, Pulsmesser
Arbeitsspeicher 512 MB
Interner Speicher 4 GB
Produktseite www.motorola.de

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Sieht man einmal von der Technik und dem beinahe runden Display ab, sticht vor allem das Äußere ins Auge. Bedingt durch die Anzeige konnte Motorola auf ein kreisrundes Gehäuse setzen, womit das Gadget auf den ersten Blick aufgrund des Designs wie eine schlichte, aber hochwertige Armbanduhr wirkt. Geschaffen wird dieser Eindruck aufgrund des Einsatzes von Edelstahl, der anders als bei der G Watch R nicht nur so aussieht, sondern auch die erwartete Haptik bietet - der gute Eindruck wird vom Glas auf der Unterseite bekräftigt. Mit 46 mm im Durchmesse und einer Höhe von 11,5 mm fällt das Gehäuse größer als übliche Armbanduhren aus, beim Tragen stört dies aber nicht; mit 46 g inklusive Armband fällt auch das Gewicht nicht negativ auf. Das Armband selbst besteht aus Leder und kann gewechselt werden; je nach gewählter Gehäusefarbe (hell und dunkel) weicht die Farbe des Armbandes ab, ein Modell mit Stahlarmband soll später verfügbar sein. Als optisches Highlight fungiert aber ein anderes Detail. Denn auf der rechten Seite hat Motorola eine Krone platziert, die nicht eine Spielerei ist, sondern auf Wunsch als Ein- und Ausschalter dient.

Die Armbänder können getauscht werden, in den kommenden Wochen sollen ab Werk Stahlversionen verfügbar sein

Die Armbänder können getauscht werden, in den kommenden Wochen sollen ab Werk Stahlversionen verfügbar sein.

Die Verarbeitung kann als sehr gut bezeichnet werden. Das insgesamt aus drei Teilen bestehende Gehäuse bietet keine unterschiedlichen Spaltmaße oder spürbare Übergänge, das zunächst harte Lederarmband wird bereits nach wenigen Tagen spürbar weicher, was den Tragekomfort erhöht. Schnell in Mitleidenschaft gezogen wird dieses aber, wenn man die IP-Zertifizierung der Moto 360 ausnutzt. Zwar ist die Uhr entsprechend IP67 vor Wasser und Staub geschützt, das Armband weist aber schon bei geringer Feuchtigkeit Verfärbungen auf.

Das mitgelieferte Ladedock mit seinen etwa 45 mm im Durchmesser und 60 mm in der Höhe ist ebenfalls schlicht gestaltet und besteht aus schwarzem, leicht gummiertem Kunststoff. Für einen sicheren Stand sorgt ein Gummielement auf der Unterseite. Das Stromkabel kann an den rückwärtige Micro-USB-Port angeschlossen werden, den laufenden Ladevorgang signalisiert eine weiße LED auf der Front.

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