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MSI MPG X570 Gaming Edge Wifi
Heute möchte ich euch mein Review zum X570 Gaming Edge Wifi zur Verfügung stellen, welches ich im Zuge meiner Tests mit dem neuen Ryzen 9 3900X erstellt habe.
Das Review wird in den kommenden Wochen noch Schritt für Schritt erweitert, da ich dann die AM4-Kits für Wasser- und Luftkühler erhalte und entsprechende OC-Messungen nachliefern kann.
1. Warum habe ich mich für dieses Mainboard entschieden?
Ich nutze aktuell Intels X299-Plattform zusammen mit einem Core i9 7900X und wollte den Release der Ryzen 3000-Generation zum Anlass nehmen, diesen einmal auf den Zahn zu fühlen. Mein letzter AMD-Prozesssor war damals der Athlon 64 3000+.
Da die PCIe-Lanes auf der X570-Plattform begrenzt sind, ergeben sich für mich keine Möglichkeiten, meinen aktuellen Aufbau von drei PCIe x4-NVME-SSDs beizubehalten. Generell finde ich Boards mit drei physikalischen PCIe x16-Slots bei der gegebenen Lane-Anzahl nicht sinnvoll, da der zweite und dritte entweder generell nur mit x4 angebunden sind oder aber der erste PCIe-Slot bei Nutzung der beiden anderen auf x8 heruntergebremst wird. Solche Konfigurationen möchte ich, auch wenn die Performance-Nachteile überschaubar sind, gerne vermeiden.
Daher suchte ich nach einem Board, welches zwei PCIe-M2-Slots und einen x4/x8/x16-Slot neben der Grafikkarte bereitstellt, ohne dass die Grafikkarten-Anbindung die volle Geschwindigkeit bei Nutzung aller genannten Slots verliert.
Mein Blick fiel schnell auf die üblichen Verdächtigen von ASUS, Asrock oder Gigabyte, allerdings brachten mir diese entweder zu wenige Anschlüsse an der I/O-Blende mit, hatten auf jedem M2-Slot einen Kühler (dazu später mehr) oder passten von der Slot- / Lane-Aufteilung nicht.
Mit meinem aktuell genutzten MSI X299 Gaming M7 ACK war ich darüber hinaus stets zufrieden, weshalb ich schließlich beim Mittelklasse-Modell der X570-Plattform von MSI landete. Der Preis von knapp 200€ ist in meinen Augen noch vertretbar (wenngleich deutlich teurer als brauchbare Sockel 1151-Boards für Intel-CPUs), die Bestückung mit Anschlüssen und Slots passt und lt. Internet-Berichten lässt sich der Lüfter des X570-Chipsatzes steuern, was für mich als Silent-Fan ein großer Pluspunkt ist.
2. Lieferumfang
Der Lieferumfang des Mainboards entspricht dem, was man auch bei anderen Herstellern findet:
- Ein Set WLAN-Antennen
- Handbuch in gedruckter Form
- Kurzanleitung
- Treiber-CD
- SATA- und RGB-Kabel
- M2-Schraube
- Aufkleber zur Markierung von Datenträger-Kabeln
- Ein MSI-Aufkleber
Hier gibt es also weder positive noch negative Überraschungen. MSIs Dragon-Label und die damit verbundenen Aufkleber und Schriftzüge sind natürlich Geschmackssache.
3. Layout
Auf den Kühlkörpern hat MSI auf allzu auffällige Schriftzüge oder Drachenlogos verzichtet. Ein paar kleine Hinweise auf den Serien- und Produktnamen sowie auf den neuen Gen4-M.2-Slot sind vorhanden, das war es aber auch schon.
Lobenswert ist, dass MSI den internen USB3-Anschluss für Frontpanels abwinkelt und die ebenfalls abgewinkelten S-ATA-Anschlüsse in einer Einkerbung verbaut, sodass man auch bei kurzen Gehäusen etwas Spiel an den Steckern der Kabel hat.
Das Layout entspricht ansonsten dem gewohnten Bild der Mittelklasse: Drei PCIe x1 und zwei PCIe x16 (davon einmal elektrisch nur x4) werden ebenso geboten wie zwei verschraubte Spannungswandler-Kühlkörper. Auf eine Heatpipe zwischen den beiden Kühlern hat MSI verzichtet.
Wie bei fast allen X570-Boards befindet sich ein Lüfter auf dem Kühler des Chipsatzes. MSI kann nichts für die 15W Verlustleistung des Chips, nach etlichen Jahren Passivkühlung der Mainboard-Komponenten ist das aber gefühlt ein klarer Rückschritt.
Der Versuch, den ersten M2-Slot vor den PCIe x16-Slot zu legen, ist sehr löblich. So muss man die Grafikkarte nicht ausbauen, um an den M2-Steckplatz zu kommen. Da der M2-Kühler allerdings um den Slot herum bis zum Chipsatzkühler läuft, geht dieser Vorteil schnell wieder verloren – es sei denn, man verzichtet auf den Kühler komplett.
4. UEFI
Im MSI-UEFI finden sich alle Optionen, die man von vorherigen Boards bereits kennt und die ich an dieser Stelle nicht im Detail erläutern möchte. Dies beinhaltet unter anderem eine mit Lüfterkurven einstellbare Lüftersteuerung (auch für den Chipsatz-Lüfter), die entweder frei oder per Vorgaben eingestellt werden kann als auch detaillierte Einstellungen für die CPU-Übertaktung.
Erwähnenswert ist auch die Möglichkeit, den ersten PCIe x16-Slot per sog. Bifurcation mit einer Adapterkarte für vier M2-SSDs zu betreiben. Die Einstellung für x4/x4/x4/x4 statt x16 ist im BIOS vorhanden und für alle Interessant, die keine Spiele spielen und somit ihre Grafikkarte auch im zweiten Slot mit x4-Geschwindigkeit betreiben können. Wer diese Option ausnutzt, kann insgesamt sechs M2-SSDs mit voller Geschwindigkeit an sein System anbinden. Wer eine APU einsetzt, kann über den zweiten Slot eine weitere M2-SSD anbinden.
UEFI-Updates können bequem per USB-Stick und auch ohne CPU und Ram durchgeführt werden.
Alle Onboard-Komponenten lassen sich wie von anderen Boards gewohnt ein- und ausschalten oder konfigurieren. Für die zweite UEFI-Version lief diese bereits völlig stabil und ohne Probleme.
5. Betrieb (Temperaturen, Auffälligkeiten, …)
Mein Augenmerk lag im Betrieb vor allem auf dem X570-Chipsatz und dessen Hitzeentwicklung. Wie bereits oben beschrieben, halte ich persönlich die hohe Leistungsaufnahme des Chipsatzes und den Einsatz eines Lüfters für einen Rückschritt. Tatsächlich steht der Lüfter im Betrieb anfangs still, bis sich eine entsprechende Temperatur aufgebaut hat. Danach läuft der Lüfter mit unhörbaren 600-630rpm. Selbst mit dem Ohr in direkter Nähe zum Lüfter hört man fast nichts. Unter Last (Crystaldiskmark parallel auf sechs S-ATA SSDs) beschleunigt der Lüfter auf rund 850rpm, was immer noch maximal schwach hörbar und keinesfalls störend ist.
HWInfo zeigt zum Chipsatz zwei Temperaturen an, eine vom Nuvoton-Sensor und eine vom X570-Sensor. Ersterer liegt signifikant niedriger (59°C Idle, 63°C Load) als der Wert des Chipsatzes selbst (74°C Idle / 78°C Load). Auf der Kühler-Oberfläche konnte ich per Infrarot-Thermometer rund 40-45°C messen. Der Lüfter läuft nach der Aufwärmphase im Idle permanent. Ich finde die Temperaturen des Chipsatzes im Allgemeinen zu hoch, hier wurde wohl ein hohes Temperaturziel gewählt, um die Rotationsgeschwindigkeit des Lüfters gering zu halten. Grade in Kombination mit ausladenden Grafikkarten wird der Kühler so heiß, dass man ihn nicht mehr schmerzfrei anfassen kann.
Weiterhin offenbart sich hier meiner Meinung nach ein Designfehler dieses (und vermutlich auch vieler weiterer) Mainboards: Der PCIe Gen4-Kühler ist an den Kühlkörper des Chipsatzes „angeflanscht“ und per Schraubverbindung mit diesem verbunden. Der Kühler dient somit z.T. als Wärmeabgabefläche des Chipsatzes und wird schon ohne verbaute M2-SSD gut 40-45°C warm. Somit dürfte eine verbaute SSD eher gewärmt als gekühlt werden und nebenbei für noch mehr Hitze und damit höhere Drehzahlen des Kühlers sorgen. Eine wärmeleitende Verbindung besteht zwischen dem M2-Kühler und dem Chipsatz-Kühler nicht, das Metall liegt lediglich auf.
Das verbaute Wärmeleitpad macht auf mich keinen hochwertigen Eindruck und wurde gegen Wärmeleitpaste (Arctic MX-4) ersetzt. Dies hat die Temperatur im Idle von 59/74°C (Nuvoton/X570) so weit sinken lassen, dass der Lüfter nur noch phasenweise anläuft und ist somit dringend empfehlenswert. Der Lüfter beginnt bei rund 76° am X570-Sensor zu laufen und läuft bis zu einer Temperatur von 73°, was das hohe Temperaturziel verdeutlicht. Ein entsprechendes UEFI-Profil mit einer dauerhaft niedrigen Drehzahl von 600rpm dürfte hier am besten sein (das sind rund 13% Drehzahl im UEFI).
Von der Lautstärke des Lüfters habe ich ein kleines Video aufgenommen, welches wahrscheinlich mehr sagt als tausend Worte:
An dieser Stelle möchten wir Ihnen ein Youtube-Video zeigen. Ihre Daten zu schützen, liegt uns aber am Herzen: Youtube setzt durch das Einbinden und Abspielen Cookies auf ihrem Rechner, mit welchen sie eventuell getracked werden können. Wenn Sie dies zulassen möchten, klicken Sie einfach auf den Play-Button. Das Video wird anschließend geladen und danach abgespielt.
Youtube Videos ab jetzt direkt anzeigen
Entfernt man den M2-Kühler, dürfte sich die Drehzahl des Lüfters ebenfalls erhöhen, da der Kühler an Fläche verliert. Hier hätte man meiner Meinung nach den Kühlkörper des Chipsatzes größer gestalten und den M2-Kühler von diesem abkoppeln sollen.
Die Spannungswandler werden lt. Sensoren unter Prime-Last gut 60°C heiß, auf den Kühler-Oberflächen konnte ich 50°C per Thermometer messen. Die Kühler sind verschraubt und die Kühlleistung erscheint mir ausreichend, solange ein Luftzug vorhanden ist. Wird eine AiO-Wasserkühlng oder ein hoher Turmkühler genutzt, werden diese Bauteile noch einiges wärmer werden. Entsprechende Lüfter im Deckel und / oder Heck des Gehäuses sind also empfehlenswert, um die Wärme abzuführen.
Die CPU-Lüftersteuerung agiert in der Standardeinstellung sehr hektisch und dreht bei jeder kleinsten Belastung stark an der Drehzahlschraube, was zu unangenehmem Aufheulen des Lüfters führt. Stellt man im UEFI die Hysterese auf den höchsten Wert, wird dieses Verhalten größtenteils unterdrückt, ganz abstellen lässt es sich aber nicht. Wer hier einen durchweg leisen Idle-Betrieb haben möchte, kommt um einen größeren Kühler nicht herum.
Der höchste Boost den ich gesehen habe war 4.525 Mhz, also gut 70 Mhz unter dem nominellen Maximal-Boost der CPU.
Die Vcore schwankt lt. CPU-Z zwischen 0,329 und 1,435V (Idle / Last).
Die MSI Mysticlight-Software zur Steuerung der LEDs auf dem Mainboard, Arbeitsspeicher und am CPU-Boxed-Kühler konnte ich nicht direkt zur Zusammenarbeit überreden, meine Einstellungen wurden nicht übernommen. Mit der Version von der MSI-Boardseite wurden gar keine Einstellmöglichkeiten angezeigt, mit der Version der MSI-Mysticlight-Seite werden zwar Optionen angezeigt, Einstellungen wurden aber z.T. erst nach einem Neustart und nicht für angeschlossene Geräte am Pfostenstecker „JRGB1“ übernommen. Die LEDs des verbauten G.SKill-Arbeitsspeichers ließen sich ansprechen.
Vermutlich wird hier eine später kommende Version Abhilfe schaffen und es handelt sich um Kinderkrankheiten.
Die USB-, WLAN- und Bluetooth-Schnittstellen liefern Werte gemäß den Erwartungen. Voller Gigabit-Durchsatz (116MB/s) wird problemlos erreicht. Ich persönlich empfinde es als Vorteil, dass auf dem Board ein ganz „einfacher“ Realtek-LAN-Controller zusammen mit einem Intel BT- und WLAN-Chip verbaut ist und kein „Killer“-Netzwerkchip, von denen ich bislang eher Probleme als Nutzen hatte.
6. Wasserkühlung
Als Wasserkühler kann man folgende benutzen:
- CPU: Alle Sockel AM4-fähigen Wasserkühler, z.B. alle Heatkiller-Kühler (Umrüst-Kit über PC-Cooling verfügbar)
- X570-Chipsatz: Der Lochabstand beträgt 72mm, es passt u.a. ein Heatkiller SB Rev. 3.0
- Spannungswandler: Es gibt keine mir bekannten Kühler, die direkt passen, möglich sind die Heatkiller DIY SW-X, die man selbst zuschneiden muss
Die Chipsatz-Temperatur beträgt mit einem 360-Radiator noch 41,5-42°C statt 73-76°C.
7. Overclocking
Anbei Bilder der OC-Einstellungen im UEFI:
8. Fazit
Das Mainboard entspricht meinen Erwartungen und hat Vor- und Nachteile. Positiv sind vor allem die Lüftersteuerungs-Möglichkeiten im UEFI und die für den Preis angemessene Schnittstellenausstattung. Negativ finde ich die unglückliche Lösung rund um die Temperaturen des Chipsatzes und des M2-Kühlers. Abhilfe schafft hier eine manuelle Lüfterkurve für den Chipsatz, die für einen dauerhaft mit leicht erhöhter Drehzahl laufenden Chipsatz-Lüfter sorgt.
Wer aber keine 300-600€ für ein Mainboard ausgeben will, macht mit dem X570 Gaming Edge Wifi einen guten Fang, es gibt hier meiner Meinung nach keine wirklichen Schnitzer, die vom Kauf abhalten sollten.
Feedback, Diskussionen und Anregungen sind ausdrücklich erwünscht!
Versionen:
- 1.0 (14.07.2019)
- 1.1: Wasserkühlung und Overclocking hinzugefügt (24.07.2019)
Heute möchte ich euch mein Review zum X570 Gaming Edge Wifi zur Verfügung stellen, welches ich im Zuge meiner Tests mit dem neuen Ryzen 9 3900X erstellt habe.
Das Review wird in den kommenden Wochen noch Schritt für Schritt erweitert, da ich dann die AM4-Kits für Wasser- und Luftkühler erhalte und entsprechende OC-Messungen nachliefern kann.
1. Warum habe ich mich für dieses Mainboard entschieden?
Ich nutze aktuell Intels X299-Plattform zusammen mit einem Core i9 7900X und wollte den Release der Ryzen 3000-Generation zum Anlass nehmen, diesen einmal auf den Zahn zu fühlen. Mein letzter AMD-Prozesssor war damals der Athlon 64 3000+.
Da die PCIe-Lanes auf der X570-Plattform begrenzt sind, ergeben sich für mich keine Möglichkeiten, meinen aktuellen Aufbau von drei PCIe x4-NVME-SSDs beizubehalten. Generell finde ich Boards mit drei physikalischen PCIe x16-Slots bei der gegebenen Lane-Anzahl nicht sinnvoll, da der zweite und dritte entweder generell nur mit x4 angebunden sind oder aber der erste PCIe-Slot bei Nutzung der beiden anderen auf x8 heruntergebremst wird. Solche Konfigurationen möchte ich, auch wenn die Performance-Nachteile überschaubar sind, gerne vermeiden.
Daher suchte ich nach einem Board, welches zwei PCIe-M2-Slots und einen x4/x8/x16-Slot neben der Grafikkarte bereitstellt, ohne dass die Grafikkarten-Anbindung die volle Geschwindigkeit bei Nutzung aller genannten Slots verliert.
Mein Blick fiel schnell auf die üblichen Verdächtigen von ASUS, Asrock oder Gigabyte, allerdings brachten mir diese entweder zu wenige Anschlüsse an der I/O-Blende mit, hatten auf jedem M2-Slot einen Kühler (dazu später mehr) oder passten von der Slot- / Lane-Aufteilung nicht.
Mit meinem aktuell genutzten MSI X299 Gaming M7 ACK war ich darüber hinaus stets zufrieden, weshalb ich schließlich beim Mittelklasse-Modell der X570-Plattform von MSI landete. Der Preis von knapp 200€ ist in meinen Augen noch vertretbar (wenngleich deutlich teurer als brauchbare Sockel 1151-Boards für Intel-CPUs), die Bestückung mit Anschlüssen und Slots passt und lt. Internet-Berichten lässt sich der Lüfter des X570-Chipsatzes steuern, was für mich als Silent-Fan ein großer Pluspunkt ist.
2. Lieferumfang
Der Lieferumfang des Mainboards entspricht dem, was man auch bei anderen Herstellern findet:
- Ein Set WLAN-Antennen
- Handbuch in gedruckter Form
- Kurzanleitung
- Treiber-CD
- SATA- und RGB-Kabel
- M2-Schraube
- Aufkleber zur Markierung von Datenträger-Kabeln
- Ein MSI-Aufkleber
Hier gibt es also weder positive noch negative Überraschungen. MSIs Dragon-Label und die damit verbundenen Aufkleber und Schriftzüge sind natürlich Geschmackssache.
3. Layout
Auf den Kühlkörpern hat MSI auf allzu auffällige Schriftzüge oder Drachenlogos verzichtet. Ein paar kleine Hinweise auf den Serien- und Produktnamen sowie auf den neuen Gen4-M.2-Slot sind vorhanden, das war es aber auch schon.
Lobenswert ist, dass MSI den internen USB3-Anschluss für Frontpanels abwinkelt und die ebenfalls abgewinkelten S-ATA-Anschlüsse in einer Einkerbung verbaut, sodass man auch bei kurzen Gehäusen etwas Spiel an den Steckern der Kabel hat.
Das Layout entspricht ansonsten dem gewohnten Bild der Mittelklasse: Drei PCIe x1 und zwei PCIe x16 (davon einmal elektrisch nur x4) werden ebenso geboten wie zwei verschraubte Spannungswandler-Kühlkörper. Auf eine Heatpipe zwischen den beiden Kühlern hat MSI verzichtet.
Wie bei fast allen X570-Boards befindet sich ein Lüfter auf dem Kühler des Chipsatzes. MSI kann nichts für die 15W Verlustleistung des Chips, nach etlichen Jahren Passivkühlung der Mainboard-Komponenten ist das aber gefühlt ein klarer Rückschritt.
Der Versuch, den ersten M2-Slot vor den PCIe x16-Slot zu legen, ist sehr löblich. So muss man die Grafikkarte nicht ausbauen, um an den M2-Steckplatz zu kommen. Da der M2-Kühler allerdings um den Slot herum bis zum Chipsatzkühler läuft, geht dieser Vorteil schnell wieder verloren – es sei denn, man verzichtet auf den Kühler komplett.
4. UEFI
Im MSI-UEFI finden sich alle Optionen, die man von vorherigen Boards bereits kennt und die ich an dieser Stelle nicht im Detail erläutern möchte. Dies beinhaltet unter anderem eine mit Lüfterkurven einstellbare Lüftersteuerung (auch für den Chipsatz-Lüfter), die entweder frei oder per Vorgaben eingestellt werden kann als auch detaillierte Einstellungen für die CPU-Übertaktung.
Erwähnenswert ist auch die Möglichkeit, den ersten PCIe x16-Slot per sog. Bifurcation mit einer Adapterkarte für vier M2-SSDs zu betreiben. Die Einstellung für x4/x4/x4/x4 statt x16 ist im BIOS vorhanden und für alle Interessant, die keine Spiele spielen und somit ihre Grafikkarte auch im zweiten Slot mit x4-Geschwindigkeit betreiben können. Wer diese Option ausnutzt, kann insgesamt sechs M2-SSDs mit voller Geschwindigkeit an sein System anbinden. Wer eine APU einsetzt, kann über den zweiten Slot eine weitere M2-SSD anbinden.
UEFI-Updates können bequem per USB-Stick und auch ohne CPU und Ram durchgeführt werden.
Alle Onboard-Komponenten lassen sich wie von anderen Boards gewohnt ein- und ausschalten oder konfigurieren. Für die zweite UEFI-Version lief diese bereits völlig stabil und ohne Probleme.
5. Betrieb (Temperaturen, Auffälligkeiten, …)
Mein Augenmerk lag im Betrieb vor allem auf dem X570-Chipsatz und dessen Hitzeentwicklung. Wie bereits oben beschrieben, halte ich persönlich die hohe Leistungsaufnahme des Chipsatzes und den Einsatz eines Lüfters für einen Rückschritt. Tatsächlich steht der Lüfter im Betrieb anfangs still, bis sich eine entsprechende Temperatur aufgebaut hat. Danach läuft der Lüfter mit unhörbaren 600-630rpm. Selbst mit dem Ohr in direkter Nähe zum Lüfter hört man fast nichts. Unter Last (Crystaldiskmark parallel auf sechs S-ATA SSDs) beschleunigt der Lüfter auf rund 850rpm, was immer noch maximal schwach hörbar und keinesfalls störend ist.
HWInfo zeigt zum Chipsatz zwei Temperaturen an, eine vom Nuvoton-Sensor und eine vom X570-Sensor. Ersterer liegt signifikant niedriger (59°C Idle, 63°C Load) als der Wert des Chipsatzes selbst (74°C Idle / 78°C Load). Auf der Kühler-Oberfläche konnte ich per Infrarot-Thermometer rund 40-45°C messen. Der Lüfter läuft nach der Aufwärmphase im Idle permanent. Ich finde die Temperaturen des Chipsatzes im Allgemeinen zu hoch, hier wurde wohl ein hohes Temperaturziel gewählt, um die Rotationsgeschwindigkeit des Lüfters gering zu halten. Grade in Kombination mit ausladenden Grafikkarten wird der Kühler so heiß, dass man ihn nicht mehr schmerzfrei anfassen kann.
Weiterhin offenbart sich hier meiner Meinung nach ein Designfehler dieses (und vermutlich auch vieler weiterer) Mainboards: Der PCIe Gen4-Kühler ist an den Kühlkörper des Chipsatzes „angeflanscht“ und per Schraubverbindung mit diesem verbunden. Der Kühler dient somit z.T. als Wärmeabgabefläche des Chipsatzes und wird schon ohne verbaute M2-SSD gut 40-45°C warm. Somit dürfte eine verbaute SSD eher gewärmt als gekühlt werden und nebenbei für noch mehr Hitze und damit höhere Drehzahlen des Kühlers sorgen. Eine wärmeleitende Verbindung besteht zwischen dem M2-Kühler und dem Chipsatz-Kühler nicht, das Metall liegt lediglich auf.
Das verbaute Wärmeleitpad macht auf mich keinen hochwertigen Eindruck und wurde gegen Wärmeleitpaste (Arctic MX-4) ersetzt. Dies hat die Temperatur im Idle von 59/74°C (Nuvoton/X570) so weit sinken lassen, dass der Lüfter nur noch phasenweise anläuft und ist somit dringend empfehlenswert. Der Lüfter beginnt bei rund 76° am X570-Sensor zu laufen und läuft bis zu einer Temperatur von 73°, was das hohe Temperaturziel verdeutlicht. Ein entsprechendes UEFI-Profil mit einer dauerhaft niedrigen Drehzahl von 600rpm dürfte hier am besten sein (das sind rund 13% Drehzahl im UEFI).
Von der Lautstärke des Lüfters habe ich ein kleines Video aufgenommen, welches wahrscheinlich mehr sagt als tausend Worte:
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Entfernt man den M2-Kühler, dürfte sich die Drehzahl des Lüfters ebenfalls erhöhen, da der Kühler an Fläche verliert. Hier hätte man meiner Meinung nach den Kühlkörper des Chipsatzes größer gestalten und den M2-Kühler von diesem abkoppeln sollen.
Die Spannungswandler werden lt. Sensoren unter Prime-Last gut 60°C heiß, auf den Kühler-Oberflächen konnte ich 50°C per Thermometer messen. Die Kühler sind verschraubt und die Kühlleistung erscheint mir ausreichend, solange ein Luftzug vorhanden ist. Wird eine AiO-Wasserkühlng oder ein hoher Turmkühler genutzt, werden diese Bauteile noch einiges wärmer werden. Entsprechende Lüfter im Deckel und / oder Heck des Gehäuses sind also empfehlenswert, um die Wärme abzuführen.
Die CPU-Lüftersteuerung agiert in der Standardeinstellung sehr hektisch und dreht bei jeder kleinsten Belastung stark an der Drehzahlschraube, was zu unangenehmem Aufheulen des Lüfters führt. Stellt man im UEFI die Hysterese auf den höchsten Wert, wird dieses Verhalten größtenteils unterdrückt, ganz abstellen lässt es sich aber nicht. Wer hier einen durchweg leisen Idle-Betrieb haben möchte, kommt um einen größeren Kühler nicht herum.
Der höchste Boost den ich gesehen habe war 4.525 Mhz, also gut 70 Mhz unter dem nominellen Maximal-Boost der CPU.
Die Vcore schwankt lt. CPU-Z zwischen 0,329 und 1,435V (Idle / Last).
Die MSI Mysticlight-Software zur Steuerung der LEDs auf dem Mainboard, Arbeitsspeicher und am CPU-Boxed-Kühler konnte ich nicht direkt zur Zusammenarbeit überreden, meine Einstellungen wurden nicht übernommen. Mit der Version von der MSI-Boardseite wurden gar keine Einstellmöglichkeiten angezeigt, mit der Version der MSI-Mysticlight-Seite werden zwar Optionen angezeigt, Einstellungen wurden aber z.T. erst nach einem Neustart und nicht für angeschlossene Geräte am Pfostenstecker „JRGB1“ übernommen. Die LEDs des verbauten G.SKill-Arbeitsspeichers ließen sich ansprechen.
Vermutlich wird hier eine später kommende Version Abhilfe schaffen und es handelt sich um Kinderkrankheiten.
Die USB-, WLAN- und Bluetooth-Schnittstellen liefern Werte gemäß den Erwartungen. Voller Gigabit-Durchsatz (116MB/s) wird problemlos erreicht. Ich persönlich empfinde es als Vorteil, dass auf dem Board ein ganz „einfacher“ Realtek-LAN-Controller zusammen mit einem Intel BT- und WLAN-Chip verbaut ist und kein „Killer“-Netzwerkchip, von denen ich bislang eher Probleme als Nutzen hatte.
6. Wasserkühlung
Als Wasserkühler kann man folgende benutzen:
- CPU: Alle Sockel AM4-fähigen Wasserkühler, z.B. alle Heatkiller-Kühler (Umrüst-Kit über PC-Cooling verfügbar)
- X570-Chipsatz: Der Lochabstand beträgt 72mm, es passt u.a. ein Heatkiller SB Rev. 3.0
- Spannungswandler: Es gibt keine mir bekannten Kühler, die direkt passen, möglich sind die Heatkiller DIY SW-X, die man selbst zuschneiden muss
Die Chipsatz-Temperatur beträgt mit einem 360-Radiator noch 41,5-42°C statt 73-76°C.
7. Overclocking
Anbei Bilder der OC-Einstellungen im UEFI:
8. Fazit
Das Mainboard entspricht meinen Erwartungen und hat Vor- und Nachteile. Positiv sind vor allem die Lüftersteuerungs-Möglichkeiten im UEFI und die für den Preis angemessene Schnittstellenausstattung. Negativ finde ich die unglückliche Lösung rund um die Temperaturen des Chipsatzes und des M2-Kühlers. Abhilfe schafft hier eine manuelle Lüfterkurve für den Chipsatz, die für einen dauerhaft mit leicht erhöhter Drehzahl laufenden Chipsatz-Lüfter sorgt.
Wer aber keine 300-600€ für ein Mainboard ausgeben will, macht mit dem X570 Gaming Edge Wifi einen guten Fang, es gibt hier meiner Meinung nach keine wirklichen Schnitzer, die vom Kauf abhalten sollten.
Feedback, Diskussionen und Anregungen sind ausdrücklich erwünscht!
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- 1.1: Wasserkühlung und Overclocking hinzugefügt (24.07.2019)
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