ebastler
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Wer sich mit Wasserkühlung beschäftigt, stößt früher oder später gezwungenermaßen auf ein Thema - Temperaturdifferenzen zwischen Block Ein- und Ausgang, bzw die eng damit verbundene Frage "Ändert die Reihenfolge im Loop was"?
Die allgemein verbreitete Meinung ist "völlig egal" und ich wurde mehr als einmal veralbert als ich meinte, dass es hart am Limit (1-2 °C vor dem thermal throttling) durchaus Unterschiede macht, wie der Loop verschlaucht ist. Nun habe ich mich mal an das Thema gesetzt und es sowohl physikalisch einmal schnell durchgerechnet, als auch versucht messtechnisch zu überprüfen.
Meine Messung war leider etwas zu kurz, da ich kurz vor dem Hitzetod bei 30+ °C Raumtemperatur stand, aber - kleiner Spoiler - sie bestätigt meine Rechnung fast perfekt.
TL;DR für alle die sich den Technischen Kram sparen wollen: Auswirkungen sind vorhanden, aber recht gering. Nach einer GPU mit 300 W Verbrauch ist das Wasser bei 75 l/h ca. 3,6 °C wärmer als davor. Im statischen Fall (also konstante Abwärme, Wasser hat sich eingependelt) wäre die CPU direkt nach der GPU also grob 3,6 °C wärmer, als vor der GPU oder mit einem Radiator dazwischen. Bei 150 l/h halbiert sich die Differenz.
Rechnung im Spoiler:
Messungen im Spoiler:
Ich denke, man kann abschließend sagen, dass meine Rechnung (3,6 K Differenz) und Messreihe (3,3 K Differenz) im Rahmen der erwarteten Toleranzen hervorragend zusammenpassen. Für ein schnelles "Ich will das jetzt mal wissen" Projekt am Mittwoch Abend erstaunlich aufschlussreich. Man kann denke ich sagen, dass die Loopreihenfolge ziemlich zweitrangig ist. 3°C mehr oder weniger an der CPU oder GPU sind in fast jedem Fall ein absolut vernachlässigbarer Wert. Nur wenn man wirklich hart ans Limit des Thermal Throttling hin übertaktet oder ultra low flow (50 l/h oder weniger) fahren will, kommen wir in einen Bereich, wo die Reihenfolge relevant für die Temperaturen wird.
Zum Abschluss habe ich noch die Rechnung in eine Excel Tabelle gepackt, dass jeder Neugierige Bastler seine eigenen GPU oder CPU Verbrauchswerte (sowie den Durchfluss) eintragen und das Ergebnis berechnen lassen kann: http://mpwr.xyz/gallery/2019/06/Temperaturdifferenz_WaKu_Block.xlsx
Ich hoffe, meine Abhandlung hat den Einen oder Anderen interessiert! Vielleicht hat ja jemand sogra zwei kalibrierte Sensoren und einen Durchflusssensor im PC und kann es nachmessen.
MfG, ebastler
Die allgemein verbreitete Meinung ist "völlig egal" und ich wurde mehr als einmal veralbert als ich meinte, dass es hart am Limit (1-2 °C vor dem thermal throttling) durchaus Unterschiede macht, wie der Loop verschlaucht ist. Nun habe ich mich mal an das Thema gesetzt und es sowohl physikalisch einmal schnell durchgerechnet, als auch versucht messtechnisch zu überprüfen.
Meine Messung war leider etwas zu kurz, da ich kurz vor dem Hitzetod bei 30+ °C Raumtemperatur stand, aber - kleiner Spoiler - sie bestätigt meine Rechnung fast perfekt.
TL;DR für alle die sich den Technischen Kram sparen wollen: Auswirkungen sind vorhanden, aber recht gering. Nach einer GPU mit 300 W Verbrauch ist das Wasser bei 75 l/h ca. 3,6 °C wärmer als davor. Im statischen Fall (also konstante Abwärme, Wasser hat sich eingependelt) wäre die CPU direkt nach der GPU also grob 3,6 °C wärmer, als vor der GPU oder mit einem Radiator dazwischen. Bei 150 l/h halbiert sich die Differenz.
Rechnung im Spoiler:
Was ich gemacht hab ist, anhand des Durchflusses zu bestimmen, wie viele kg Wasser pro Sekunde durch den Block fließen. Über die spezifische Wärmekapazität des Wassers kann ich nun ausrechnen, um wie viel sich dieses Wasser erwärmen müsste, um die 300 W der GPU aufzunehmen. Dies entspricht bei meinem Beispiel ca. 3,6 K Differenz zwischen GPU Block Eingang und Ausgang (wohlgemerkt im statischen Zustand, wenn sich alle Temperaturen eingependelt haben und nichts mehr wärmer wird).
Dies ist ein stark vereinfachtes Modell, allerdings eines das keine relevante Abweichung von der Realität haben sollte, da geometrie des Blocks und so weiter keinen Einfluss auf die zu Grunde liegende Thermodynamik haben. Da die meisten Kühlmittel kein reines Wasser sind, sollte C_w sogar etwas niedriger (und der Unterschied damit größer) ausfallen. Da ich aber kaum konkrete Daten finden konnte, hab ich es bei Wasser belassen.
Die Temperatur am Ende des Loops bleibt dabei immer gleich, da die Rechnung für die Komponenten, aber mit umgekehrtem Vorzeichen auch für die Radiatoren gilt, das sollte sich (immer im statischen Fall nach Einpendeln der Temperaturen von dem ich hier ausgehe) aufheben. Mehr Flow senkt das Delta an allen Teilen im Loop, weniger Flow erhöht es. Wohlgemerkt rede ich hier NUR vom Delta Eingang zu Ausgang. NICHT von dem zwischen DIE und Wasser, oder Wasser und Luft. Dieses verhält sich deutlich unvorhersehbarer, Turbulenzen und Flowdesign spielen wichtige Rollen usw...
Dies ist ein stark vereinfachtes Modell, allerdings eines das keine relevante Abweichung von der Realität haben sollte, da geometrie des Blocks und so weiter keinen Einfluss auf die zu Grunde liegende Thermodynamik haben. Da die meisten Kühlmittel kein reines Wasser sind, sollte C_w sogar etwas niedriger (und der Unterschied damit größer) ausfallen. Da ich aber kaum konkrete Daten finden konnte, hab ich es bei Wasser belassen.
Die Temperatur am Ende des Loops bleibt dabei immer gleich, da die Rechnung für die Komponenten, aber mit umgekehrtem Vorzeichen auch für die Radiatoren gilt, das sollte sich (immer im statischen Fall nach Einpendeln der Temperaturen von dem ich hier ausgehe) aufheben. Mehr Flow senkt das Delta an allen Teilen im Loop, weniger Flow erhöht es. Wohlgemerkt rede ich hier NUR vom Delta Eingang zu Ausgang. NICHT von dem zwischen DIE und Wasser, oder Wasser und Luft. Dieses verhält sich deutlich unvorhersehbarer, Turbulenzen und Flowdesign spielen wichtige Rollen usw...
Messungen im Spoiler:
Messaufbau :
AGB + D5 Top -> 980Ti -> 360er -> 5960X -> 360er -> AGB
Hierbei habe ich am Eingang des AGBs einen Sensor ("AGB_in"), sowie am Ausgang der GPU ("GPU_out"). Diese beiden habe ich verwendet um die Temperatur vor und nach der GPU zu messen. Da die GPU aber nicht das Wasser direkt vom AGB Sensor, sondern erst mal aus dem AGB kriegt, ist es wichtig, dass der Loop lange genug statisch eingependelt läuft, dass das Wasser das in den AGB fließt die selbe Temperatur wie das drinnen hat. Man sieht den Unterschied gut, sobald der Bench aufhört. AGB_in sinkt hierbei schneller ab als GPU_out, da die GPU weiterhin warmes Wasser aus dem Behälter kriegt.
Die Sensoren sind nicht kalibriert, aber weisen im Idle (~20W GPU) beinahe identische Werte (0,3-0,5°C mehr am Ausgang) auf, was sehr sinnvoll wirkt. Da das Wasser bei Volllast nicht wirklich wärmer wird (44° vs 40°) sollte die Kalibrierungskurve der Sensoren hier noch zu keiner nennenswerten Abweichung führen.
Messablauf:
Ich habe die CPU mit dem CPU-Z Stresstest belastet, damit ich das Wasser auf grob 40°C bringe, da mein PID Regler der Lüfter versucht, diese Temperatur (am AGB_in Sensor) zu halten. Daraufhin habe ich den Unigine Superposition (1080p Extreme Preset) gestartet und einmal durchlaufen lassen.
Die Abweichung der beiden maximalen Wassertemperaturen (3,3 K), sowie die Abweichung im Idle (0,3-0,5 K) habe ich festgehalten.
Abschließende Gedanken:
Diese Messung war zu kurz um wirklich zuverlässig zu sein. Ich wollte eigentlich einen Stresstest laufen lassen statt eines einzelnen Benches, aber die unmenschlich hohe Raumtemperatur hat mich davon abgehalten, daher muss die (sehr kurze) konstante Messung kurz bevor der Bench zu Ende war reichen. Da meine GPU etwas unter 300 W braucht (ich schätze eher um die 250), war die Messung erstaunlich nahe am theoretischen Wert dran, und ich sehe es trotz der großen Toleranz als Bestätigung meiner Rechnung an. Ich würde die dennoch gern sobald es etwas kälter ist wiederholen.
AGB + D5 Top -> 980Ti -> 360er -> 5960X -> 360er -> AGB
Hierbei habe ich am Eingang des AGBs einen Sensor ("AGB_in"), sowie am Ausgang der GPU ("GPU_out"). Diese beiden habe ich verwendet um die Temperatur vor und nach der GPU zu messen. Da die GPU aber nicht das Wasser direkt vom AGB Sensor, sondern erst mal aus dem AGB kriegt, ist es wichtig, dass der Loop lange genug statisch eingependelt läuft, dass das Wasser das in den AGB fließt die selbe Temperatur wie das drinnen hat. Man sieht den Unterschied gut, sobald der Bench aufhört. AGB_in sinkt hierbei schneller ab als GPU_out, da die GPU weiterhin warmes Wasser aus dem Behälter kriegt.
Die Sensoren sind nicht kalibriert, aber weisen im Idle (~20W GPU) beinahe identische Werte (0,3-0,5°C mehr am Ausgang) auf, was sehr sinnvoll wirkt. Da das Wasser bei Volllast nicht wirklich wärmer wird (44° vs 40°) sollte die Kalibrierungskurve der Sensoren hier noch zu keiner nennenswerten Abweichung führen.
Messablauf:
Ich habe die CPU mit dem CPU-Z Stresstest belastet, damit ich das Wasser auf grob 40°C bringe, da mein PID Regler der Lüfter versucht, diese Temperatur (am AGB_in Sensor) zu halten. Daraufhin habe ich den Unigine Superposition (1080p Extreme Preset) gestartet und einmal durchlaufen lassen.
Die Abweichung der beiden maximalen Wassertemperaturen (3,3 K), sowie die Abweichung im Idle (0,3-0,5 K) habe ich festgehalten.
Abschließende Gedanken:
Diese Messung war zu kurz um wirklich zuverlässig zu sein. Ich wollte eigentlich einen Stresstest laufen lassen statt eines einzelnen Benches, aber die unmenschlich hohe Raumtemperatur hat mich davon abgehalten, daher muss die (sehr kurze) konstante Messung kurz bevor der Bench zu Ende war reichen. Da meine GPU etwas unter 300 W braucht (ich schätze eher um die 250), war die Messung erstaunlich nahe am theoretischen Wert dran, und ich sehe es trotz der großen Toleranz als Bestätigung meiner Rechnung an. Ich würde die dennoch gern sobald es etwas kälter ist wiederholen.
Ich denke, man kann abschließend sagen, dass meine Rechnung (3,6 K Differenz) und Messreihe (3,3 K Differenz) im Rahmen der erwarteten Toleranzen hervorragend zusammenpassen. Für ein schnelles "Ich will das jetzt mal wissen" Projekt am Mittwoch Abend erstaunlich aufschlussreich. Man kann denke ich sagen, dass die Loopreihenfolge ziemlich zweitrangig ist. 3°C mehr oder weniger an der CPU oder GPU sind in fast jedem Fall ein absolut vernachlässigbarer Wert. Nur wenn man wirklich hart ans Limit des Thermal Throttling hin übertaktet oder ultra low flow (50 l/h oder weniger) fahren will, kommen wir in einen Bereich, wo die Reihenfolge relevant für die Temperaturen wird.
Zum Abschluss habe ich noch die Rechnung in eine Excel Tabelle gepackt, dass jeder Neugierige Bastler seine eigenen GPU oder CPU Verbrauchswerte (sowie den Durchfluss) eintragen und das Ergebnis berechnen lassen kann: http://mpwr.xyz/gallery/2019/06/Temperaturdifferenz_WaKu_Block.xlsx
Ich hoffe, meine Abhandlung hat den Einen oder Anderen interessiert! Vielleicht hat ja jemand sogra zwei kalibrierte Sensoren und einen Durchflusssensor im PC und kann es nachmessen.
MfG, ebastler