ebastler
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550W. 80+ Gold. DC-DC. Nur Japanische Elkos. Leise. Semimodular. Das sind einige der Schlagworte, mit denen das V550SM von Cooler Master beworben wird. Und dabei ist es mit 64,90€ (billigster geizhals.de Preis zum Zeitpunkt des Verfassens) alles andere als teuer.
Cooler Master verspricht viel, aber kann das V550SM trotz seines moderaten Preises allen Ansprüchen gerecht werden?
Viele stehen dem Netzteil mit einer gewissen Skepsis gegenüber - sei es, weil der Vorgänger, das V550S, neben einigen hochwertigen Japanischen auch einige eher bedenkliche Kondensatoren verbaut hatte, oder, weil der Lüfter nicht gerade der Beste war. Oder einfach, weil das V550SM etwas zu billig wirkt für das, was es verspricht.
Freundlicherweise wurde mir von Cooler Master ein Reviewsample zur Verfügung gestellt, und mit diesem mache ich mich nun daran, zu prüfen, wie sehr das Netzteil seinen Versprechen gerecht werden kann.
Inhaltsverzeichnis:
1. Spezifikationen
2. Verpackung und Lieferumfang
3. Äußeres und Verarbeitung
4. Innere Werte
5. Tests
5.1 Effizienz
5.2 Regulierung
6. Fazit
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1. Spezifikationen
Alle wichtigen Details zum Netzteil sind gut sichtbar auf dem Karton aufgelistet.
Erwähnenswert finde ich an diesem Netzteil die Größe. Mit 140mm ist es ziemlich kurz, was gerade in kleinen Gehäusen von Vorteil sein kann.
Beim Lüfter wird ein 120mm Lüfter mit zwei Kugellagern versprochen, später werden wir herausfinden, dass ein Yate Loon Modell verbaut ist.
Alle Schutzschaltungen sind vorhanden, das Netzteil scheint hervorragend abgesichert zu sein.
Es sind alle bei einem Netzteil dieser Leistungsklasse wünschenswerten Stecker dabei. Einzig für ein SLI mit Mittelklassekarten (wofür 550W noch ausreichen würden) wären eventuell noch 2 PCIe 6-Pins interessant.
Sehr interessant ist auch die Tabelle mit den maximalen Strömen der Rails. Mit 45A (540W) kann die 12V Rail über 98% der maximalen Leistung des Netzteils liefern. Das deutet auf ein modernes Schaltungsdesign, ausgelegt auf die Anforderungen von aktueller Hardware, hin.
Die 90% Effizienz beziehen sich auf das Netzteil bei 110VAC, bei 230V fällt die Effizienz selbst bei 20% oder 100% Last nie unter 90%, und steigt auf Spitzenwerte von bis zu 92%:
Hier sehen wir auch gleich, neben der Effizienzkurve, eine weitere sehr interessante Grafik, die Lüftergeschwindigkeit. Bis 50% Last bleibt der Lüfter fast konstant auf ca. 600rpm, erst danach dreht er auf. Im Idle oder bei mittlerer Last sollte das Netzteil also sehr leise sein, und die maximalen 1200rpm wären bei einem leisen Lüfter auch noch gut erträglich. Wie laut der Lüfter wirklich ist, muss sich im Praxistest erst zeigen.
Mit dem "Cooler Master exklusivem Leiterplatten-Aufbau" (Auf der Vorderseite des Kartons als "3D Circuit Design for Better Efficiency" beworben) ist vermutlich die Tatsache gemeint, dass einige Leiterplatten senkrecht auf der Hauptplatine montiert sind. Auch dazu kommen wir noch.
2. Verpackung und Lieferumfang
Das Netzteil kommt in einem schlichten Karton, auf dem die meisten Daten des Netzteils abgedruckt sind.
Auf der Vorderseite Prangt ein kleines Cooler Master Logo, das 80+ Gold Logo, sowie die Aufschrift "All Japanese Capacitors", nebst drei "Schlagworten". Das bereits angesprochene "3D Circuit Design", die "Powerful 12V Rail", und die Tatsache, dass es modular ist.
Ob man Single Rail als Plus- oder Minuspunkt werten sollte, lasse ich hier mal dahingestellt. Bei 550W kann ein Single Rail, sofern die Schutzschaltungen richtig dimensioniert sind, nicht wirklich mehr Schäden anrichten als ein Multi Rail Netzteil. Zugleich bringt Single Rail aber auch keine wirklichen Vorteile gegenüber einem gut ausgelegten Multirail Netzteil.
Die Stirnseite und die Rückseite des Kartons, sowie die darauf abgedruckten Angaben, haben wir ja schon näher betrachtet.
Der Lieferumfang ist nicht berauschend, wie es bei einem NT dieser Preisklasse zu erwarten ist, aber locker ausreichend. Ich vermisse daran jedenfalls nichts. Im Karton liegen:
- Eine kurze Anleitung (Technische Daten, Steckerbelegung, Einbauanleitung)
- Das Netzteil
- Ein Netzkabel
- Ein Kabel mit 3* Molex + 1* Floppy, sowie 2 Kabel mit je 3*SATA-Stromsteckern
- Schwarze Befestigungsschrauben
Das Netzteil ist in einen Kunststoffbeutel verpackt, und in einem Schutz, bestehend aus zwei Papp-Halbschalen, transportsicher verpackt. Die Kabel und Schrauben liegen, ebenfalls so verpackt, neben dem Netzteil im Karton.
3. Äußeres und Verarbeitung
Das Netzteil ist in einem schlichten matten Schwarz gehalten. Keine großen, bunten Schriftzüge, keine Farbakzente oder Ähnliches. Die Verarbeitung überzeugt. Nichts wackelt, keine billigen Materialien. Das Lüftergitter sollte einen recht geringen Luftwiderstand bieten, wobei ich da dünne Stege, wie sie BeQuiet verbaut, für etwas besser halte. Hier kann dafür nichts in den Lüfter geraten, was bei den aktuellen BeQuiet Netzteilen durchaus möglich ist.
Auf der Unterseite findet man noch einmal die Tabelle mit den Stromstärken der Schienen, sowie die Prüfsiegel.
Auf diesem Foto sieht man meinen einzigen (optischen) Kritikpunkt am Netzteil. Der Kabelstrang wird von einem Kabelbinder gehalten, der recht lieblos außen angehängt ist. Technisch absolut unbedenklich (Im Gegenteil, sogar erheblich besser als einfach nur ein Kabelbinder innen, der den Strang nur zusammenhält, aber nirgends befestigt), aber es zerstört für mich etwas das sehr ordentliche und hochwertige Gesamtbild, das aufgebaut wird. Nicht, dass den Kabelbinder, einmal eingebaut, irgendjemand sehen würde. Ich finde es nur schade, dass hier bei einem kleinen Detail doch ein wenig schlampig gearbeitet wurde. Auf Produktfotos ist der Kabelbinder nicht zu sehen, kann auch nur bei meinem Modell so sein. Ohne sind die Kabel aber eben nirgends befestigt, da bevorzuge ich das Netzteil doch mit.
Kommen wir kurz zu den Kabeln. Sie sind gesleeved, allerdings sitzen die Sleeves ziemlich lose und sind nicht wirklich blickdicht. Wir dürfen aber nicht vergessen, in welcher Preisklasse wir uns befinden, ich habe selbst in höheren Preisklassen noch schlechtere Sleeves gesehen. Die Kabelstränge sind einigermaßen flexibel, was auf gute Litzen schließen lässt und die Stecker wirken hochwertig.
Die Laufwerkskabel sind alle als Flachbandkabel ausgeführt. Sie sind erheblich flexibler, als ich es erwartet hatte, und lassen sich gut verlegen. Optisch finde ich sie, komplett in schwarz gehalten, auch ansprechend. Die Stecker halten fest in den Buchsen am Netzteil, ohne sich schwer einstecken zu lassen.
4. Innere Werte
Wirklich interessant wird aber erst das Innere des Netzteils, denn hier waren die Kritikpunkte am Vorgänger zu finden, und hier hat Cooler Master scheinbar angesetzt. Brechen wir also das Garantiesiegel und werfen einen Blick ins Innere.
Das PCB ist ziemlich übersichtlich gestaltet. Sofort fallen die beiden DC-DC Platinen für die Nebenspannungen ins Auge (Warum Cooler Master damit nicht auf der Verpackung wirbt ist mir ein Rätsel). Ebenso die Platine mit den Buchsen für die modularen Kabel. Unter dem großen Kühlkörper steckt noch eine weitere kleine, senkrechte Platine, auf der der Controller für die aktive PFC untergebracht ist. Ich nehme an, Cooler Masters "3D Circuit Design for Better Efficiency" bezieht sich darauf, dass sie manche Komponenten auf eben solche 90° zur Hauptplatine stehenden Leiterplatten ausgelagert haben. Inwiefern das die Effizienz steigern soll, weiß ich nicht. Kleiner wird das Netzteil dadurch halt.
Leider hat Cooler Master wieder einen Yate Loon Lüfter verbaut, genauer gesagt einen D12BH-12. Laut Yate Loon ist das ein Lüfter, der mit bis zu 2300rpm dreht, und dabei 41dB laut wird. Die Angaben sind spärlich, daher weiß ich nicht, wie laut er bei geringeren Drehzahlen wird. Cooler Master lässt ihn mit maximal 1200rpm drehen, ein vergleichbares Yate Loon Modell der selben Serie ist bei 1200rpm mit 24dB angegeben.
Beim Netzfilter wurde dafür nicht gespart: Direkt an der Eingangsbuchse finden sich ein X, sowie zwei Y Kondensatoren, gefolgt von einigen Windungen auf einem Ferritkern. Auf der Platine folgen (nach der Schmelzsicherung und einem Varistor zum Schutz vor Spannungsspitzen) eine Drossel, ein X und zwei Y Kondensatoren, noch eine Drossel, und noch ein X Kondensator. Dann erst wird die Eingangsspannung gleichgerichtet.
Kurz zum Schaltungsaufbau. Auf dem Bild sieht man rechts den Sicherungschip, einen SITI PS223, welcher eine OCP auf bis zu vier Kanälen (12V1, 12V2, 5V und 3,3V) realisieren kann, dazu noch OVP/UVP auf allen Spannungen, und eine OTP. Er überwacht Strom und Spannungen auf +12V/+5V/+3,3V.
Links daneben ist der Schaltnetzteil-Controller, ein Champion CM6901. Dieser kann je nach Last zwischen verschiedenen Betriebsmodi umschalten, um eine maximale Effizienz zu erreichen.
Ein weiterer, kleiner IC auf der Platinenoberseite, der SanKen A6069, ist vermutlich für die 5VSB zuständig.
Die Aktive PFC übernimmt ein Champion CM6500, welcher auch eine OPP realisieren kann.
Cooler Master scheint bei den Schutzschaltungen nicht zu viel versprochen zu haben. Die verbaute Hardware ist in der Lage, alle genannten Schutzschaltungen zuverlässig umzusetzen.
Die Kondensatoren waren der größte Kritikpunkt am Vorgänger, und hier hat sich Cooler Master stark gebessert. In der neuen Revision finden sich ausschließlich japanische Elektrolytkondensatoren. Der Primärkondensator ist ein 390µF/420V Modell von Panasonic (Matsushita), sekundärseitig finden sich einige Elkos von Rubycon, der Großteil ist von Nippon/Chemicon aus der KZE Reihe. Auf der Platine mit den Buchsen für die modularen Kabel finden sich einige Suncon-Kondensatoren.
In der Mitte der Platine sind zwei Feststoffkondensatoren mit der Aufschrift "UPT". Diese stammen vom Hersteller Unicon, aber es lassen sich nur sehr wenige Informationen dazu finden. Feststoffkondensatoren sind aber üblicherweise, egal von welchem Hersteller, erheblich langlebiger als der Rest des Netzteils.
An der Lötqualität gibt es nichts auszusetzen. Es wurde weder zu viel noch zu wenig Lötzinn verwendet, die Anschlussdrähte stehen nicht zu weit über und die Bauteile sind gerade platziert.
Am Bild sieht man gut die Stellen, wo die senkrechten Platinen durch die Hauptplatine gesteckt und von unten verlötet wurden.
Weiter gehts im nächsten Post!