smokingFrog2009
Semiprofi
Notiz vorweg: Das Review war nach dem Testhören bereits in Stichworten fertig, es war nur kaum Zeit zur Verfassung. In der Zwischenzeit habe ich mir dabei noch anderweitig einen T1 und einen T70 ausleihen können. Abgeglichen wurde in der Klanganalyse mit dem UE Reference, um das Sounding dingfest zu machen. Ursprünglich wollte ich ausgewählte Lieder hochladen via Soundcloud, jedoch scheint dies aufgrund des Datenschutzes hier an dieser Stelle unklug zu sein, sodass ich davon leider absehen muss. Auf Bilder verzichte ich hier ebenfalls, Bilder findet man nach kurzer Suche im Internet zuhauf, zumal ich im Bereich der Fotographie mich zu den Nieten zähle.
Die Winterzeit bricht ein, Läden locken mit Rabatten, Glühwein fließt, die Schneeschauer fallen über das Land und versetzen Kinder sowie Erwachsene in Stimmung,- welche Art diese auch sein mag...
Wieder fällt das Wort Beyerdynamic und wieder fällt das Kürzel T, welches auf die im Topmodell T1 eingesetzte Technologie hinweist, nun mit dem T70 auch in der gehobenen Mittelklasse Einzug im Kopfhörermarkt findet und verheißungsvolle Besserungen in Aussicht stellt. Folglich wurde das erste Aufsetzen des Hörers, den ersten Klängen, von einer gewissen Vorfreude begleitet... doch dazu später mehr und beginnen der Reihe nach.
Optik und Haptik
Unverwüstlichkeit wird inzwischen unter Kopfhörerfreunden meist in gewisser Weise mit den Hörern aus Heilbronn assoziiert, sodass ich hoffte, dass sowohl Optik und Haptik so wasserdicht beim T70 Modell ausfallen werden, wie das von Klebestreifen beschichtete Paket.
Nach der Öffnung des Paketes zeigt sich dabei ein Pappkarton mit T70 Illustrationen, in diesem befindet sich dabei eine schwarze Kunstledertasche mit Tragegriff und Beyerdynamic-Schriftzug, in welcher dann final der T70 Hörer großzügig in Schaumstoff eingebettet ein recht ansehnliches Erscheinungsbild preisgibt. Rasch ist der Hörer daraufhin in der Hand und weiß durchaus zu überzeugen.
Im Vergleich zum T1 fällt optisch zu allererst das Fehlen einer T70 Kennung am Metallbügel, sowie das deutlich dünnere einseitige Kabel, auf. Auf dem zweiten Blick weist das Farbspiel aus Anthrazit, Silber und Schwarz einen durchaus gefälligen Kontrast auf und wirkt weder zu laut, noch langweilig. Typisches „Beyer-Understatement“ mit Wohnzimmertauglichkeit, so könnte man doch glatt meinen. In der Hand haltend setzt sich der solide Eindruck dann weiter fort. Es sind keine nennenswerte Grate vorhanden, die Polsterung ist aus einem weichen und feinem Microvelours, die Rasterung ist feingängig.
Somit wäre die Optik sowie Haptik tatsächlich wasserdicht, wären nicht zwei Kleinigkeiten. Einerseits finde ich es zwar nicht bedenklich jedoch etwas enttäuschend, dass die Hörmuschelaufängung ein reproduzierbares Knacken zu vernehmen lässt, wird die Muschel zur Adaption verstellt. Des Weiteren hätte ich mir eine Rasterung mit einer etwas definierteren Rückmeldung erwünscht, welches an sich aber hier nur eine Kleinigkeit darstellt.
Komfort und Alltagstauglichkeit
Bevor sich überhaupt etwas aus den Breitbandtreibern ergibt, so ist für mich neben dem Klang besonders der Komfort essenziell. Möchte ich doch wirklich nur noch den Klängen lauschen und im Idealfall mich in einer losgelösten Welt der Klänge wiederfinden, sei sie nun idyllisch ruhig oder nun rebellisch impulsiv aufbrausend, so kann dies auch nur geschehen, wenn der Träger nach kurzer Tragezeit den eigentlichen Hörer vergessen kann.
Leider erfüllen letztere Eigenschaft nur ein kleiner Bruchteil am Markt befindlicher Kopfhörer und doch gehört der Beyerdynamic T70 dazu, weshalb ich umso erleichtert um meines Kopfes wegen bin und zugleich im Augenwinkel auf meinen Geldbeutel schielend eine leichte bedächtige Nervosität entwickele. Zum erfreulichen Komfort tragen dabei einerseits die recht weichen, sich langsam etwas an die Anatomie anpassenden Polster sowie der sehr adäquate Anpressdruck bei. Lediglich das einseitige, glatte Kabel macht sich in einigen Situation durch das einseitige Ziehen sowie durch eine gewisse Affinität der Knäulbildung bemerkbar. Löblich ist jedoch die Option der Anschraubung des Klinkenadapters sowie die praktische Kabelfixierung. Diese möchte ich in Zukunft bei keinem Kopfhörer mehr wirklich missen, möchte ich auch mal einen mobilen Einsatz wagen.
Einige mögen nun ggf. geneigt sein, mich darauf hinzuweisen, dass es sich um den T70 mit 250 Ohm handelt und nicht um die portable T70p Version mit geringerer Impedanz. Ich finde jedoch durchaus, dass das Model auch sehr wohl unterwegs oder wenigstens mobil im Hause an einem mobilen Medium zu gebrauchen ist.
Diesen Umstand habe ich dabei ehrlich gesagt für überraschend empfunden, habe ich doch noch den DT880 mit 250 Ohm in Erinnerung. Sowohl an einem Macbook Pro als auch am Cowon S9 reichten die dargebotenen Ausgangsleistungen für eine ausreichende Abhörlautstärke und am Meier Audio musste ich auf low-gain gut drei Rasterstufen zurück schalten, um etwa die Lautstärke eines HD800 zu erreichen.
Unterpunkt Isolation
Die Isolation fällt beim Isolationstest recht dezent aus. Im aufgesetzten Zustand kann ich dabei im Wohnzimmer noch die leise vor sich brummende Pumpe des Aquariums mit den Wasserbewegungen vernehmen. Dies mag daran am geringen Anpressdruck liegen, die schwache Dämpfung der Muscheln trägt sicherlich ebenso dazu bei. Wird vorsichtig gegen eine Muschel geklopft, so sind dabei vernehmbare Resonanzen welche jedoch im Spielbetrieb zum Glück nicht merkbar sind. Sehr wichtig ist dabei, dass der Hörer leicht nach vorne geneigt, sehr penibel ausgerichtet wird und dass ein korrekter Seal vorhanden ist. Hierbei möchte ich erwähnen, dass mein T70 hier ein recht neues Exemplar ist und die Polster fast in Neuzustand sind. (Sollte der Seal also aufgrund anfänglich inkompatiblen Anatomie des Kopfes nicht auf Anhieb passen, so gebe man den Polstern bitte etwas Zeit zur Adaption.) Die Isolation ist dann in der Regel für das Groß der Nutzer ausreichend, nur höre ich nicht sehr laut und benötige deshalb einfach noch Isolation, wenn schon auf die geschlossene Bauweise zurück gegriffen wird. Dies ist aber wieder persönlich und die einen oder anderen mögen mir hier vielleicht widersprechen wollen.
Alles in einem kann von einer guten bis sehr guten Alltagstauglichkeit und einem sehr guten Komfort ausgegangen werden. Das ermüdungsfreie Tragen des T70, die Kabelfixierung und der sehr hohe Wirkungsgrad tragen dazu bei. In wie fern der Aspekt der Isolation bei der Alltagstauglichkeit eine Rolle spielt, kommt letztlich auf die individuellen Bedürfnisse an und kann für den einen Nutzer sowohl als positiv als auch als negativ gewertet werden. Ich selber zum Beispiel gehöre zu der Kategorie der Nutzer, welche in diesem Fall bei dem hohen Wirkungsgrad des Hörers und des daraus resultierenden mobilen Potenzials durchaus eine erhöhte Abschirmung begrüßen würde, zumal ich ungern zu laut höre.
Klangeigenschaften, Eindruck
Komfort, Optik und Haptik, Wirkungsgrad, ja, es fehlt eigentlich nur noch ein guter Klang, welcher das Paket gemessen am Preis nahezu perfekt machen würde. Mit entsprechender Anspannung justiere ich zum Vergleich den T70 mit dem HD800 und T1 möglichst deckungsgleich in der Abhörlautstärke ein und lausche endlich den ersten Klängen.
Kette:
Apple MacBook Pro 13, Mid2010 + Songbird → Oehlbach USB → Meier Audio Symphony.2, neutral setting (-filter setting one, 8-fold oversampling, crossfeed disabled, 0-Ohm impedance output socket, low gain)
Aus der Hörerfahrung des T1 Modelles ist eine vorbehaltslose Beurteilung nicht einfach, ist man sich des einen Modelles Stärken sowie Schwächen klar bewusst, ist deshalb besonders auf diese Aspekte sensibilisiert und läuft Gefahr eine selektive Wahrnehmung zu entwickeln und die Meinungsbildung zu verfälschen. Aus dem Grunde entschließe ich mich, hauptsächlich noch nicht für Tests herangezogene Musikstücke auszuwählen und nur im Zweifel ein Lied anzuspielen, welches ich jedoch bereits sehr gut kenne. Wer mich kennt, der findet ein ungewöhnlich breit abgedecktes Spektrum an Musikrichtung vor und ist vielleicht geneigt meinen Geschmack in Frage zu stellen. Dennoch hoffe ich, der überwiegende Teil der Leser wird mit meiner Auswahl etwas anfangen können. Meine Auswahl umfasst dabei Pop, Soul, Adult Alternative, Alternative Rock & Post Grunge, Folk, Dance, New Age, Country, Hard & Heavy sowie Classical, wovon ich aufgrund des Umfanges jedoch nur auf einige Eingehen werde. Bevor ich auf einzelne Stücke eingehe höre ich mir jedoch zuerst einige Stunden auf einige Kaffee entspannt in die Musik ein und gewinne dadurch einen Gesamteindruck, welchen ich dann später mit einzelnen Stücken weiter aufdrösle.
... Abhörlautstärke ist gefunden, das erste Stück lockeren Country angespielt. Obwohl ich bei Beyerdynamic keine sonderliche Wärme erwarte, so bin ich doch über die für Beyerdynamic ungewöhnlich entspannte Art überrascht. Mindy McCready – I'm still here, ein Album, welches ich gerne für spätere Stunden aufgrund des „Easy-Listening-Faktors“ anspiele, wird hier zwar nicht wirklich neutral wiedergegeben, jedoch recht ansprechend, ansprechend relaxed.
Tief-sowie Oberbass sind angehoben, die oberen Mitten abgesenkt, der für Beyer typische Peak im Mittel-Hochton ist vorhanden, im oberen Hochton dann abrollend. Wirklich ansprechend, das muss ich als Neutral-Hörer mit Hang zur minimalen Wärme durchaus zugeben. Kaum ein Zischeln, nicht wirklich warm, sondern eher frisch, lässige Anhebung im Grundton, nach dem DT1350 für mich der ermüdungsfreieste Beyerdynamic. Nach einer weiteren spontan gehörten Stunde folgt Folk mit Ewen Carruthers – When time turns around und auch hier, eine sehr entspannte, wenn auch etwas ins Kühle, Frische und Direkte übergehend.
Zwei sehr gut aufgenommene Aufnahmen von Adele (Live At The Royal Albert Hall) sowie Tina Dickow (Live In Concert) zeigen die für einen Geschlossenen recht große Bühne auf, die Ortung, Durchhörbarkeit und Tiefenstaffelung ist in Ordung, könnte aber besser sein. Um den Gesamteindruck noch im Bezug zum Spassfaktor abzurunden kommt dann noch Kayle sowie das Trance/Elektro Gerne an die Reihe.
Gesamteindruck? Mit kleinen Abstrichen, sehr überzeugend!
Klangeigenschaften, Analyse mit Hörbeispielen
Den Anfang möchte ich hier mit „Under The Sheets“ von Ellie Goulding aus dem Album Lights machen, da der Song vom Klangspektrum viele Facetten besitzt. Das Zusammenspiel aus feindynamischer Artikulation der Sängerin und dem klar vernehmbaren Schlagzeug finde ich dabei besonders interessant, die Räumlichkeit und Durchhörbarkeit ist hier auf normalen Level.
zSHARE - 04 - Under The Sheets.flac - Free File Hosting Service | Audio and Video Sharing | Image Uploading | Web storage
(Ich hatte geschrieben, ich unterlasse Uploads aufgrund des Datenschutzes. An dieser Stelle erlaube ich mir diese kleine Ausnahme, da es für die Klangbeschreibung wichtig ist. Ich bitte darum, diese Flac nach "Gebrauch" vom Abspielmedium wieder zu löschen.)
Angefangen in der Bassabteilung wirkt die Präsentation etwas voluminös und minimal druckvoller als ich es als Neutral-Hörer gewohnt bin. Die Tiefbassanhebung schafft es dabei, der Aufnahme etwas Nüchternheit zu nehmen und fügt sich sehr harmonisch in die Stimmlage des Stückes ein, der angehobene Oberbass offenbart sowohl Positives als auch Negatives. Einige mögen die Oberbassanhebung beim Durchhören des Stückes vielleicht mögen, für mich geht jedoch etwas Drahtigkeit und Trockenheit des Basses verloren und ich gewinne ein wenig den Eindruck „Quantität statt Qualität“. Perfektionisten und Naturalisten könnten hierbei unter Umständen Attribute wie „aufgebläht“ und „etwas langsam“ in den Sinn kommen, jedoch kann genau diese „Emotionsrampe“ als sehr positiv aufgefasst werden, zumal sowohl Geschwindigkeit als auch Auflösung im Vergleich zum Dt-880 250 Ohm wirklich verbessert worden sind.
Im Vergleich besitzt der T70 noch mehr Tiefbass als der T1...
Gehen wir zu den Mitten über wird es recht interessant, konnte mich gerade hier das mobile Modell DT-1350 überraschen. Entspannt reinhörend empfinde ich dabei, dass die Abstimmung zuerst sehr harmonisch und rund klingt und erst im zweiten Moment beim sehr peniblen Hören überraschend ist. Der Reihe nach fällt die sehr direkte Stimme der Ellie Goulding auf und dann nach und nach die überraschend ausfallende tonale Talfahrt mit überraschend ausfallenden Anstieg in Richtung Hochton und Sinkflug im Superhochton. Überraschend deshalb, weil dies bei einem Beyerdynamic Dt-880 250 Ohm zwar vom Muster ebenso ist, jedoch nicht so signifikant. Die sehr zarte und klare Stimme wirkt sehr transparent und frisch, sie wird hier ganz klar durch das Sounding betont. Schiele ich auf den großen T1 Bruder, so ist der T70 sogar noch minimal kühler in den Mitten und hat eine deutlich tiefere Senke vor dem Peak, als der T1...
Das kann sehr gefallen, da sehr direkt und fokussiert gezeigt wird, was eine Ellie Goulding in den Mitten ausmacht, das fehlende an Körper ihrer Stimme ist hier beim T70 jedoch die Kehrseite. Es gilt hier also selber abzuwägen, was hier gewünscht ist. Als ich das Lied mir die ersten Male nach Pause angehört habe, hat mir die Klarheit und Frische sehr gefallen, nach längerem Hören wirkt die Darstellung jedoch mehr und mehr künstlich, sodass ich mir Neutralität und somit auch Natürlichkeit wünsche. Es fehlt auf Dauer an dieser sanften Vibration, am Timbre der Ellie Goulding. Diese feine Artikulationen differenziert der T1 an diesen Stellen merklich besser... welche beim DT-880 wiederum mangels Auflösung nur verschwommen moduliert werden.
Der Hochton
schließt sich nahtlos an den Mitten an. Das dezent gespielte High-Hat um Minute drei wirkt im unteren Hochton etwas angehoben, wie die Sibilanten und unterstützt weiterhin den etwas frischen und leichten Gesamteindruck, was an sich sehr harmonisch und rund wirkt. Sibilanten sind tonal bedingt auch angehoben, fallen aber überraschend sanft und zurückhaltend aus, was mich wirklich positiv überrascht. Bei 3:29 waren die Sibilaten im Wort "Sheets" jedoch besonders im „s“ ein Tick schneidend. Durch die sehr tiefe Senke ergeben sich scheinbar seltene, aber ausgeprägte Situationen im 8,5kHz Bereich, welche wiederum überraschend schneidend sind. Überraschend deshalb, weil ich vom HD800 komme, der seinen Peak bei 6,5kHz, einer Stelle, an der der T70 eine sehr starke Senke hat, hat. Nach langem Hören komme ich zur Auffassung, der T70 hat dem T1 betreffend ein fast gleiches Peak-Maxima, jedoch ist der T1 nochmal höher auflösend und hält den Peak einen Tick länger.
Soweit so gut, ich nehme mir eine Pause und mache mir einen Kaffee. Nun wieder in das Musikstück einsteigend, knüpfe ich wieder im Hochton an und konzentriere mich auf den mittleren und oberen Hochton. Man höre sich nun bitte mit besonderer Hingabe das High-Hat sehr genau an, denn hier wird es wirklich interessant. Ab 9-10kHz rollt der Hochton wirklich stark ab und liefert spätestens ab 15kHz sehr wenig Pegel. Es klingt in dieser Hinsicht schon fast analog, möchte ich meinen. Dies hat zur Folge, dass der oft zitierte Glanz fehlt. Aufgefallen tut dies mir dabei nicht im ersten Moment, da der „Beyerpeak“ dies sehr gut zu kaschieren weis.
Der T1 geht hierbei sehr ähnlich tonal vor, jedoch ist dieser noch etwas linearer als der T70 und fällt nicht so stark ab. Im Vergleich ist der Hochtonpeak meines HD800 Modelles etwa bei 6,5kHz, also vor dem „Beyer-Peak“, mit etwa 2-3 dB weit weniger stark ausgeprägt, der Hochton fällt nach dem Peak fast nicht ab.
Somit ist die vom T70 implizierte Natürlichkeit ist schon etwas anderes, hier aber je nach Geschmack nicht unbedingt tödlich störend. Einige können vielleicht gerade hier von sich behaupten, sie fänden genau dies sehr entspannend und relaxed, trotz „Fingerzeig“ des T70 auf die Sibilanten, welche weniger akkurat und feinzeichnend wiedergegeben werden als beim T1.
Ich kann nicht wissen, mit welcher Kette der eine oder andere geneigte Leser nun eben dieses Stück hört und inwiefern man übereinkommt im Eindruck. Jedenfalls muss ich hier mich wirklich fragen, wie ich hier rangehen soll. Höre ich locker rein, dann gefällt es mir hier wirklich sehr, schalte ich in meinen „Erbsenzählermodus“, so beginnt die Meckerei. Jetzt, wo ich darüber nachdenke, so fällt mein Urteil für den T70 in Bezug zu Ellie Goulding positiv aus. Seien wir mal ehrlich, Lieder wie diese analysiere ich für Gewöhnlich nicht, ich höre – und dies sicherlich nicht stundenlang am Stück.
Dies trifft dabei auch auf Mindy McCready – „I'm still here“ zu, wie Even Carruthers – „When time turns around“ zu. Ich möchte mich einfach entspannt zurücklehnen, was mir mit dem T70 auch gelingt, da das Stück einfach sehr unkritisch aufgenommen worden ist.
Die Crux dabei ist es, nicht zu penibel zu werden. Das Album von Mindy McCready bietet eine für mich sehr entspannende Wirkung, es bietet Texte mit greifbaren Inhalt, die Klavierbegleitung ist einfach mit den Streichern ein Traum. Mit dem T70 hören sich dabei die Stücke noch ein Tick lockerer, ja, noch lässiger an, die Klarheit und Transparenz wirkt gar aufmunternd und fügt sich sehr schön in die Grundstimmung des Albums ein. Höre ich nun jedoch genauer rein und möchte richtig in die Musik abtauchen, dann stört leider die tonale Abstimmung wirklich sehr, da sich besonders die Instrumente im Hochton etwas befremdet anhören und gefärbt. Die schöne Klavierbegleitung klingt dann plötzlich gekünstelt, da sich das Klavier einfach nicht so anzuhören hat, den Streichern fehlt Holz und klingen dann etwas nach Metall.
Linkin Park – Leave out all the rest
Bei diesem Lied wird die Oberbassbetonung besonders am Anfang des Liedes deutlich, wo die große Bass-Drum des Schlagzeuges einsetzt. Der Oberbass sticht dabei hier so heraus, dass dadurch der Aufprall auf das Fell nicht konturiert, dunkel und schnell genug aufgezeigt wird und das, obwohl der T70 mehr Tiefbass besitzt, als der T1...
Das High-Hat offenbart hier wieder die selbe Erkenntnis. In den oberen Höhen rollt der Hochton ab, es fehlt dieser oft zitierter Glanz. Die oberen Höhen erinnern mich dabei stark an die des Shure Se420, welche noch stärker in den obersten Lagen abrollten und so ein allzeit entspanntes Hören möglich war, die Sensation jedoch ausblieb. Beim T70 ist dabei aber immer noch der Peak, also eigentlich wieder ein Vergleich von Äpfeln mit Birnen. Ich erwähnte bereits eine gewisse unnatürliche Härte, impliziert durch das Sounding. Dies äußert sich in diesem Fall zum Beispiel ab Sekunde 24, wo die hölzernen Sticks auf Metallkante geschlagen werden. Das Holz wird hier dargestellt, als sei es härter als es eigentlich ist. „I can't be who you are“ wird sehr klar und deutlich wiedergegeben, feinste Facetten an Luftvibrationen bleiben jedoch aus, einerseits durch das Sounding, andererseits durch den letzten Schliff Auflösung.
Machen wir uns jedoch hier bitte nichts vor, der T70 ist an dieser Stelle dem DT-880 250 Ohm sowohl an Auflösung als auch an Transparenz hörbar überlegen und rechtfertigt mehr als deutlich die Ansiedelung oberhalb des „Vorgängers“. Wer an solchen Stellen sich das letzte Quantum an Auflösung und noch authentischerer Stimmwiedergabe sehnt und solche kleine Unterschiede auch zu schätzen weiß, den verweise ich gerne in Richtung T1. Für die „Warmhörerfraktion“ lohnt sich sicherlich ein Blick auf den HD800 und für diejenigen, die die horrenden Importpreise nicht scheuen, den lege ich gerne einen Blick auf das japanische Stax-Lager ans Herz.
DJ T – Parade of the Athletes
Die vorgezeigeten Tendenzen sind für mich deutlich, so deutlich, dass ich den T70 nicht mehr als Allrounder nehmen kann. Tiefbassanhebung, Oberbassanhebung, abgesenkte Mitten, ein von Beyerdynamic sehr mutiger Beyerpeak und ein rapides Abklingen im Superhochton. Ja, da denke ich an Trance, vielleicht auch Dance und Alternative Rock, aber vornehmlich an Trance.
Der Tune „Coming Home“ von DJ T aus dem Album Parade of Athletes soll es hierbei richten. Sollte ich mich dabei wie zu Huus fühlen, mache ich auch „Adagio for strings“ gerne weiter...
Athmosphärisch beginnt es sehr dicht, dicke und sehr rhytmische Luft. Der Beat tendenziell hart, jedoch noch nicht sehr schnell. Dies gibt der T70 äußerst überzeugend wieder, das Sounding wirkt hier in gehobener Lautstärke höchstens in den hohen Tönen, welche ab Sekunde 24 einsetzen etwas fordernd. Insgesamt bleibt immer ein hohes Maß an Übersicht vorhanden, selbst ab dem Punkt, wenn nach und nach komplexere Klangebenen aufgebaut werden. 2:59, an dieser Stelle wird es dann mit dem kurz einsetzenden High-Hat und dem dann wiederum ersichtlich, dass das Sounding hier sehr passend ist. Das „Mehr“, sowohl im Hochton als auch im Tiefton erwirken hier eine Emotionssteigerung, Trockenheit werden die meisten denke ich eher weniger missen. Vibrationen werden inmitten des Basses sehr mächtig, gar „fett“ dargestellt, Verzerrungen ab hoher Lautstärke kann ich kaum wahrnehmen, Details werden verstärkt wiedergegeben. Um 4:50 wird wieder langsam auf ein Qlimax zugehend, spätestens an der fünften Minute einsetzenden schnellen Frequenz des High-Hats die Schnelligkeit des Beyerdynamic deutlich.
Jede Klangschicht kann ich mühelos auspicken und verfolgen, selbstverständlicher als es beim DT880 gewesen ist. Dieser neigt an dieser Passage an Kontur zu missen und wirkt etwas matschig, ja, überfordert. "Adagio for strings" wurde ohne es zu ahnen, einfach durchgehört. Missen tue ich den T1 an dieser Stelle weder noch. Schnelligkeit sowie Auflösung nehmen zwar hörbar zu, jedoch liegt der T70 mir hier mit dem erweiteren Tiefbass mir durchaus sehr, ein HD800, welcher hier eher unbeteildigt und gar langweilig wirkt, würde ich höchstens nur aufgrund der großen Bühne missen.
Gesondert: Bühne
Tina Dickow - Live in Concert - The Road
Es ist vielleicht aufgefallen, dass ich die Thematik Bühne bislang stiefmütterlich abhandle. Dies liegt vornehmlich daran, dass nicht jedes Musikstück bei der Beurteilung der Bühne einem entgegen kommt. Glücklicherweise tut dies die se Aufnahme sehr gut, besonders dankbar sind dabei die kurzen Dialoge mit den Konzertgängern im Stück "The Road".
Die Luft wird mit Vibrationen einer E-Gitarre gesäumt, sehr klar, wiederholt das Fehlen feinster Vibrationen. Spannend wird es ab Sekunde 18, wo sich Tina zum Publikum zuwendet. Es ist klar hörbar, wie sie auch lokal mit dem Publikum interagiert, der Winkel und der Abstand zum Micro ändert sich zum "It's the others drink" merklich. Der Beifall zwischen der Interaktion, welcher von links aufbaut fügt sich beim T70 sehr homogen in den Hörfluss ein und wirkt tendenziell direkt und intim, verstärkt durch die kühle Abstimmung. Obwohl eine gewisse Tiefenstafflung wahrgenommen werden kann, so baut diese trotz der direkten und nahen Bühnenabbildung sehr diffus auf. Diffus nicht im Sinne eines HD800, wo ich ein hallig anmutendes diffuses Klangbild mit klar umrissener Lokalisation und Trennung in der Breite und Tiefe habe, sondern ein diffuses Klangbild im Sinne der Lokalisation und Trennung.
Ich bekomme den Beifall sehr sehr klar mit betontem Aufprall der Hände serviert, es ist jedoch sehr schwer einzelne Klatscher lokal zu trennen. Dies ist meiner Meinung nach der Hauptgrund, weshalb ich im T1 hier den Preisunterschied gerechtfertigt finde. Beim T1 ist eine enorme Tiefenstaffelung aufzufinden, die Lokalisation der Bühne ist sogar noch ein kleines Stück in der Tiefe besser als beim HD800, welcher in der Breite klarer ist.
Adele - Live At The Royal Albert Hall
Mit diesem Live-Album von Adele möchte ich meinen Eindruck der intimen, direkten und klaren Bühne mit diffuser Lokalisation fortsetzen. Es handelt sich um ein sehr schön aufgenommenes Album, der eine oder andere Adele Hörer ist vielleicht im Besitz der Aufnahme und kann mir folgen.
Ich finde hierbei die verhältnismäßig sehr dezenten Interaktionen des Publikums ein sehr schönes Beispiel von Tiefenstaffelung, jedoch kommt auch die Breite nicht zu kurz. Das Besondere hierbei sind immer wieder die vereinzelte n Jubel der Fans vornehmlich in den hinteren Reihen in kurzer Reihenfolge und lokal klar in Tiefe und Breite differenziert. Diese Interaktionen finden in dem gesamten Album recht frequentiert statt, sodass ich hier keine konkreten Beispiele nennen möchte. Hört rein, Ihr stoßt schon selbstständig drauf.
Mir macht der T70 die Separation in der Breite dabei weniger Probleme, als in der Tiefe... ich bin in diesem Bezug jedoch offen gestanden etwas enttäuscht.
Cantate Domino
Zum Abschluss Cantate Domino als K2HD über den sehr räumlichen und fein zeichnenden Magnat MCD850. Auf einer Revox A-77 Bandmaschine mit nur zwei Richtmikrofonen aufgezeichnet bieten die Aufnahmen von 1976 trotz etwas erhöhtem Rauschverhalten eine beeindruckende Dynamik und Rauminformation.
Dank der extremen Separation der Aufnahmen kann nun dem T70 eine gewisse Separation, wenn auch nur etwas trüb umfassend, entlockt werden. Dynamikpeaks werden ohne Einbrechen der Bühne vollzogen, eine ungefähre Ortung der Marianne Mellnäs als Sopranistin ist nun möglich.
Schlusswort
Ja nun, Licht und Schatten am 450 Euro teuren Strandplatz möchte man meinen. Je nach individueller Auffassung sollte sich jede einzelne mitlesende Person etwa klargemacht haben, ob eine Hörprobe eine lohnende Aufwendung in Aussicht stellt, oder nicht. Letztlich entscheidet das eigene Paar Ohren, über die unser Hirn mehr oder weniger malträtiert wird.
Ich für meinen Teil habe mir einige Fixpunkte hier zum T70 mit 250 Ohm Impedanz gemacht. Die erste, grobe Umschreibung sagt dabei aus, der T70 ist ein lässigerer DT-880 mit mehr Auflösung, Schnelligkeit, Empfindlichkeit (Wirkungsgrad) und mehr Komfort, erkauft durch ein "noch frischeres" Sounding. Betrachte ich also rein diese Aspekte, so empfinde ich den DT-880, unwesentlich welcher Ausführung, als überholt, den T70 mit 250 Ohm gar als preiswert und bin echt positiv über den Einstand der Heilbronner, einen geschlossenen Kopfhörer unterhalb des T1 und oberhalb des DT-880 ansiedeln zu wollen.
Abstimmungsweise gestehe ich mir hier als Hörer mit Affinität zur neutralen bis minimal warmen Wiedergabe ein, dass der Beyerdynamic T70 von Beginn an nicht die Veranlagung hat, mich ins Elysium zu befördern. Dennoch macht mir die Hörzeit überwiegend Spass, besonders wenn ich mich der spassigeren Musik mit vielen synthetischen Elementen widme. Da ich jedoch wirklich gerne Stimmen lausche und eine exakte Bühne umbedingt auf der Haben-Seite meines Equipments sehen muss, so ist der T70 schlussendlich nicht in mein Besitz gewandert. Wäre ich jedoch ausschließlich der synthetischen Musik oder sehr sehr dance-lastiger Popmusik verfallen, ich würde von allen Beyerdynamic geradeaus zum T70 greifen. ...
Die Winterzeit bricht ein, Läden locken mit Rabatten, Glühwein fließt, die Schneeschauer fallen über das Land und versetzen Kinder sowie Erwachsene in Stimmung,- welche Art diese auch sein mag...
Wieder fällt das Wort Beyerdynamic und wieder fällt das Kürzel T, welches auf die im Topmodell T1 eingesetzte Technologie hinweist, nun mit dem T70 auch in der gehobenen Mittelklasse Einzug im Kopfhörermarkt findet und verheißungsvolle Besserungen in Aussicht stellt. Folglich wurde das erste Aufsetzen des Hörers, den ersten Klängen, von einer gewissen Vorfreude begleitet... doch dazu später mehr und beginnen der Reihe nach.
Optik und Haptik
Unverwüstlichkeit wird inzwischen unter Kopfhörerfreunden meist in gewisser Weise mit den Hörern aus Heilbronn assoziiert, sodass ich hoffte, dass sowohl Optik und Haptik so wasserdicht beim T70 Modell ausfallen werden, wie das von Klebestreifen beschichtete Paket.
Nach der Öffnung des Paketes zeigt sich dabei ein Pappkarton mit T70 Illustrationen, in diesem befindet sich dabei eine schwarze Kunstledertasche mit Tragegriff und Beyerdynamic-Schriftzug, in welcher dann final der T70 Hörer großzügig in Schaumstoff eingebettet ein recht ansehnliches Erscheinungsbild preisgibt. Rasch ist der Hörer daraufhin in der Hand und weiß durchaus zu überzeugen.
Im Vergleich zum T1 fällt optisch zu allererst das Fehlen einer T70 Kennung am Metallbügel, sowie das deutlich dünnere einseitige Kabel, auf. Auf dem zweiten Blick weist das Farbspiel aus Anthrazit, Silber und Schwarz einen durchaus gefälligen Kontrast auf und wirkt weder zu laut, noch langweilig. Typisches „Beyer-Understatement“ mit Wohnzimmertauglichkeit, so könnte man doch glatt meinen. In der Hand haltend setzt sich der solide Eindruck dann weiter fort. Es sind keine nennenswerte Grate vorhanden, die Polsterung ist aus einem weichen und feinem Microvelours, die Rasterung ist feingängig.
Somit wäre die Optik sowie Haptik tatsächlich wasserdicht, wären nicht zwei Kleinigkeiten. Einerseits finde ich es zwar nicht bedenklich jedoch etwas enttäuschend, dass die Hörmuschelaufängung ein reproduzierbares Knacken zu vernehmen lässt, wird die Muschel zur Adaption verstellt. Des Weiteren hätte ich mir eine Rasterung mit einer etwas definierteren Rückmeldung erwünscht, welches an sich aber hier nur eine Kleinigkeit darstellt.
Komfort und Alltagstauglichkeit
Bevor sich überhaupt etwas aus den Breitbandtreibern ergibt, so ist für mich neben dem Klang besonders der Komfort essenziell. Möchte ich doch wirklich nur noch den Klängen lauschen und im Idealfall mich in einer losgelösten Welt der Klänge wiederfinden, sei sie nun idyllisch ruhig oder nun rebellisch impulsiv aufbrausend, so kann dies auch nur geschehen, wenn der Träger nach kurzer Tragezeit den eigentlichen Hörer vergessen kann.
Leider erfüllen letztere Eigenschaft nur ein kleiner Bruchteil am Markt befindlicher Kopfhörer und doch gehört der Beyerdynamic T70 dazu, weshalb ich umso erleichtert um meines Kopfes wegen bin und zugleich im Augenwinkel auf meinen Geldbeutel schielend eine leichte bedächtige Nervosität entwickele. Zum erfreulichen Komfort tragen dabei einerseits die recht weichen, sich langsam etwas an die Anatomie anpassenden Polster sowie der sehr adäquate Anpressdruck bei. Lediglich das einseitige, glatte Kabel macht sich in einigen Situation durch das einseitige Ziehen sowie durch eine gewisse Affinität der Knäulbildung bemerkbar. Löblich ist jedoch die Option der Anschraubung des Klinkenadapters sowie die praktische Kabelfixierung. Diese möchte ich in Zukunft bei keinem Kopfhörer mehr wirklich missen, möchte ich auch mal einen mobilen Einsatz wagen.
Einige mögen nun ggf. geneigt sein, mich darauf hinzuweisen, dass es sich um den T70 mit 250 Ohm handelt und nicht um die portable T70p Version mit geringerer Impedanz. Ich finde jedoch durchaus, dass das Model auch sehr wohl unterwegs oder wenigstens mobil im Hause an einem mobilen Medium zu gebrauchen ist.
Diesen Umstand habe ich dabei ehrlich gesagt für überraschend empfunden, habe ich doch noch den DT880 mit 250 Ohm in Erinnerung. Sowohl an einem Macbook Pro als auch am Cowon S9 reichten die dargebotenen Ausgangsleistungen für eine ausreichende Abhörlautstärke und am Meier Audio musste ich auf low-gain gut drei Rasterstufen zurück schalten, um etwa die Lautstärke eines HD800 zu erreichen.
Unterpunkt Isolation
Die Isolation fällt beim Isolationstest recht dezent aus. Im aufgesetzten Zustand kann ich dabei im Wohnzimmer noch die leise vor sich brummende Pumpe des Aquariums mit den Wasserbewegungen vernehmen. Dies mag daran am geringen Anpressdruck liegen, die schwache Dämpfung der Muscheln trägt sicherlich ebenso dazu bei. Wird vorsichtig gegen eine Muschel geklopft, so sind dabei vernehmbare Resonanzen welche jedoch im Spielbetrieb zum Glück nicht merkbar sind. Sehr wichtig ist dabei, dass der Hörer leicht nach vorne geneigt, sehr penibel ausgerichtet wird und dass ein korrekter Seal vorhanden ist. Hierbei möchte ich erwähnen, dass mein T70 hier ein recht neues Exemplar ist und die Polster fast in Neuzustand sind. (Sollte der Seal also aufgrund anfänglich inkompatiblen Anatomie des Kopfes nicht auf Anhieb passen, so gebe man den Polstern bitte etwas Zeit zur Adaption.) Die Isolation ist dann in der Regel für das Groß der Nutzer ausreichend, nur höre ich nicht sehr laut und benötige deshalb einfach noch Isolation, wenn schon auf die geschlossene Bauweise zurück gegriffen wird. Dies ist aber wieder persönlich und die einen oder anderen mögen mir hier vielleicht widersprechen wollen.
Alles in einem kann von einer guten bis sehr guten Alltagstauglichkeit und einem sehr guten Komfort ausgegangen werden. Das ermüdungsfreie Tragen des T70, die Kabelfixierung und der sehr hohe Wirkungsgrad tragen dazu bei. In wie fern der Aspekt der Isolation bei der Alltagstauglichkeit eine Rolle spielt, kommt letztlich auf die individuellen Bedürfnisse an und kann für den einen Nutzer sowohl als positiv als auch als negativ gewertet werden. Ich selber zum Beispiel gehöre zu der Kategorie der Nutzer, welche in diesem Fall bei dem hohen Wirkungsgrad des Hörers und des daraus resultierenden mobilen Potenzials durchaus eine erhöhte Abschirmung begrüßen würde, zumal ich ungern zu laut höre.
Klangeigenschaften, Eindruck
Komfort, Optik und Haptik, Wirkungsgrad, ja, es fehlt eigentlich nur noch ein guter Klang, welcher das Paket gemessen am Preis nahezu perfekt machen würde. Mit entsprechender Anspannung justiere ich zum Vergleich den T70 mit dem HD800 und T1 möglichst deckungsgleich in der Abhörlautstärke ein und lausche endlich den ersten Klängen.
Kette:
Apple MacBook Pro 13, Mid2010 + Songbird → Oehlbach USB → Meier Audio Symphony.2, neutral setting (-filter setting one, 8-fold oversampling, crossfeed disabled, 0-Ohm impedance output socket, low gain)
Aus der Hörerfahrung des T1 Modelles ist eine vorbehaltslose Beurteilung nicht einfach, ist man sich des einen Modelles Stärken sowie Schwächen klar bewusst, ist deshalb besonders auf diese Aspekte sensibilisiert und läuft Gefahr eine selektive Wahrnehmung zu entwickeln und die Meinungsbildung zu verfälschen. Aus dem Grunde entschließe ich mich, hauptsächlich noch nicht für Tests herangezogene Musikstücke auszuwählen und nur im Zweifel ein Lied anzuspielen, welches ich jedoch bereits sehr gut kenne. Wer mich kennt, der findet ein ungewöhnlich breit abgedecktes Spektrum an Musikrichtung vor und ist vielleicht geneigt meinen Geschmack in Frage zu stellen. Dennoch hoffe ich, der überwiegende Teil der Leser wird mit meiner Auswahl etwas anfangen können. Meine Auswahl umfasst dabei Pop, Soul, Adult Alternative, Alternative Rock & Post Grunge, Folk, Dance, New Age, Country, Hard & Heavy sowie Classical, wovon ich aufgrund des Umfanges jedoch nur auf einige Eingehen werde. Bevor ich auf einzelne Stücke eingehe höre ich mir jedoch zuerst einige Stunden auf einige Kaffee entspannt in die Musik ein und gewinne dadurch einen Gesamteindruck, welchen ich dann später mit einzelnen Stücken weiter aufdrösle.
... Abhörlautstärke ist gefunden, das erste Stück lockeren Country angespielt. Obwohl ich bei Beyerdynamic keine sonderliche Wärme erwarte, so bin ich doch über die für Beyerdynamic ungewöhnlich entspannte Art überrascht. Mindy McCready – I'm still here, ein Album, welches ich gerne für spätere Stunden aufgrund des „Easy-Listening-Faktors“ anspiele, wird hier zwar nicht wirklich neutral wiedergegeben, jedoch recht ansprechend, ansprechend relaxed.
Tief-sowie Oberbass sind angehoben, die oberen Mitten abgesenkt, der für Beyer typische Peak im Mittel-Hochton ist vorhanden, im oberen Hochton dann abrollend. Wirklich ansprechend, das muss ich als Neutral-Hörer mit Hang zur minimalen Wärme durchaus zugeben. Kaum ein Zischeln, nicht wirklich warm, sondern eher frisch, lässige Anhebung im Grundton, nach dem DT1350 für mich der ermüdungsfreieste Beyerdynamic. Nach einer weiteren spontan gehörten Stunde folgt Folk mit Ewen Carruthers – When time turns around und auch hier, eine sehr entspannte, wenn auch etwas ins Kühle, Frische und Direkte übergehend.
Zwei sehr gut aufgenommene Aufnahmen von Adele (Live At The Royal Albert Hall) sowie Tina Dickow (Live In Concert) zeigen die für einen Geschlossenen recht große Bühne auf, die Ortung, Durchhörbarkeit und Tiefenstaffelung ist in Ordung, könnte aber besser sein. Um den Gesamteindruck noch im Bezug zum Spassfaktor abzurunden kommt dann noch Kayle sowie das Trance/Elektro Gerne an die Reihe.
Gesamteindruck? Mit kleinen Abstrichen, sehr überzeugend!
Klangeigenschaften, Analyse mit Hörbeispielen
Den Anfang möchte ich hier mit „Under The Sheets“ von Ellie Goulding aus dem Album Lights machen, da der Song vom Klangspektrum viele Facetten besitzt. Das Zusammenspiel aus feindynamischer Artikulation der Sängerin und dem klar vernehmbaren Schlagzeug finde ich dabei besonders interessant, die Räumlichkeit und Durchhörbarkeit ist hier auf normalen Level.
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(Ich hatte geschrieben, ich unterlasse Uploads aufgrund des Datenschutzes. An dieser Stelle erlaube ich mir diese kleine Ausnahme, da es für die Klangbeschreibung wichtig ist. Ich bitte darum, diese Flac nach "Gebrauch" vom Abspielmedium wieder zu löschen.)
Angefangen in der Bassabteilung wirkt die Präsentation etwas voluminös und minimal druckvoller als ich es als Neutral-Hörer gewohnt bin. Die Tiefbassanhebung schafft es dabei, der Aufnahme etwas Nüchternheit zu nehmen und fügt sich sehr harmonisch in die Stimmlage des Stückes ein, der angehobene Oberbass offenbart sowohl Positives als auch Negatives. Einige mögen die Oberbassanhebung beim Durchhören des Stückes vielleicht mögen, für mich geht jedoch etwas Drahtigkeit und Trockenheit des Basses verloren und ich gewinne ein wenig den Eindruck „Quantität statt Qualität“. Perfektionisten und Naturalisten könnten hierbei unter Umständen Attribute wie „aufgebläht“ und „etwas langsam“ in den Sinn kommen, jedoch kann genau diese „Emotionsrampe“ als sehr positiv aufgefasst werden, zumal sowohl Geschwindigkeit als auch Auflösung im Vergleich zum Dt-880 250 Ohm wirklich verbessert worden sind.
Im Vergleich besitzt der T70 noch mehr Tiefbass als der T1...
Gehen wir zu den Mitten über wird es recht interessant, konnte mich gerade hier das mobile Modell DT-1350 überraschen. Entspannt reinhörend empfinde ich dabei, dass die Abstimmung zuerst sehr harmonisch und rund klingt und erst im zweiten Moment beim sehr peniblen Hören überraschend ist. Der Reihe nach fällt die sehr direkte Stimme der Ellie Goulding auf und dann nach und nach die überraschend ausfallende tonale Talfahrt mit überraschend ausfallenden Anstieg in Richtung Hochton und Sinkflug im Superhochton. Überraschend deshalb, weil dies bei einem Beyerdynamic Dt-880 250 Ohm zwar vom Muster ebenso ist, jedoch nicht so signifikant. Die sehr zarte und klare Stimme wirkt sehr transparent und frisch, sie wird hier ganz klar durch das Sounding betont. Schiele ich auf den großen T1 Bruder, so ist der T70 sogar noch minimal kühler in den Mitten und hat eine deutlich tiefere Senke vor dem Peak, als der T1...
Das kann sehr gefallen, da sehr direkt und fokussiert gezeigt wird, was eine Ellie Goulding in den Mitten ausmacht, das fehlende an Körper ihrer Stimme ist hier beim T70 jedoch die Kehrseite. Es gilt hier also selber abzuwägen, was hier gewünscht ist. Als ich das Lied mir die ersten Male nach Pause angehört habe, hat mir die Klarheit und Frische sehr gefallen, nach längerem Hören wirkt die Darstellung jedoch mehr und mehr künstlich, sodass ich mir Neutralität und somit auch Natürlichkeit wünsche. Es fehlt auf Dauer an dieser sanften Vibration, am Timbre der Ellie Goulding. Diese feine Artikulationen differenziert der T1 an diesen Stellen merklich besser... welche beim DT-880 wiederum mangels Auflösung nur verschwommen moduliert werden.
Der Hochton
schließt sich nahtlos an den Mitten an. Das dezent gespielte High-Hat um Minute drei wirkt im unteren Hochton etwas angehoben, wie die Sibilanten und unterstützt weiterhin den etwas frischen und leichten Gesamteindruck, was an sich sehr harmonisch und rund wirkt. Sibilanten sind tonal bedingt auch angehoben, fallen aber überraschend sanft und zurückhaltend aus, was mich wirklich positiv überrascht. Bei 3:29 waren die Sibilaten im Wort "Sheets" jedoch besonders im „s“ ein Tick schneidend. Durch die sehr tiefe Senke ergeben sich scheinbar seltene, aber ausgeprägte Situationen im 8,5kHz Bereich, welche wiederum überraschend schneidend sind. Überraschend deshalb, weil ich vom HD800 komme, der seinen Peak bei 6,5kHz, einer Stelle, an der der T70 eine sehr starke Senke hat, hat. Nach langem Hören komme ich zur Auffassung, der T70 hat dem T1 betreffend ein fast gleiches Peak-Maxima, jedoch ist der T1 nochmal höher auflösend und hält den Peak einen Tick länger.
Soweit so gut, ich nehme mir eine Pause und mache mir einen Kaffee. Nun wieder in das Musikstück einsteigend, knüpfe ich wieder im Hochton an und konzentriere mich auf den mittleren und oberen Hochton. Man höre sich nun bitte mit besonderer Hingabe das High-Hat sehr genau an, denn hier wird es wirklich interessant. Ab 9-10kHz rollt der Hochton wirklich stark ab und liefert spätestens ab 15kHz sehr wenig Pegel. Es klingt in dieser Hinsicht schon fast analog, möchte ich meinen. Dies hat zur Folge, dass der oft zitierte Glanz fehlt. Aufgefallen tut dies mir dabei nicht im ersten Moment, da der „Beyerpeak“ dies sehr gut zu kaschieren weis.
Der T1 geht hierbei sehr ähnlich tonal vor, jedoch ist dieser noch etwas linearer als der T70 und fällt nicht so stark ab. Im Vergleich ist der Hochtonpeak meines HD800 Modelles etwa bei 6,5kHz, also vor dem „Beyer-Peak“, mit etwa 2-3 dB weit weniger stark ausgeprägt, der Hochton fällt nach dem Peak fast nicht ab.
Somit ist die vom T70 implizierte Natürlichkeit ist schon etwas anderes, hier aber je nach Geschmack nicht unbedingt tödlich störend. Einige können vielleicht gerade hier von sich behaupten, sie fänden genau dies sehr entspannend und relaxed, trotz „Fingerzeig“ des T70 auf die Sibilanten, welche weniger akkurat und feinzeichnend wiedergegeben werden als beim T1.
Ich kann nicht wissen, mit welcher Kette der eine oder andere geneigte Leser nun eben dieses Stück hört und inwiefern man übereinkommt im Eindruck. Jedenfalls muss ich hier mich wirklich fragen, wie ich hier rangehen soll. Höre ich locker rein, dann gefällt es mir hier wirklich sehr, schalte ich in meinen „Erbsenzählermodus“, so beginnt die Meckerei. Jetzt, wo ich darüber nachdenke, so fällt mein Urteil für den T70 in Bezug zu Ellie Goulding positiv aus. Seien wir mal ehrlich, Lieder wie diese analysiere ich für Gewöhnlich nicht, ich höre – und dies sicherlich nicht stundenlang am Stück.
Dies trifft dabei auch auf Mindy McCready – „I'm still here“ zu, wie Even Carruthers – „When time turns around“ zu. Ich möchte mich einfach entspannt zurücklehnen, was mir mit dem T70 auch gelingt, da das Stück einfach sehr unkritisch aufgenommen worden ist.
Die Crux dabei ist es, nicht zu penibel zu werden. Das Album von Mindy McCready bietet eine für mich sehr entspannende Wirkung, es bietet Texte mit greifbaren Inhalt, die Klavierbegleitung ist einfach mit den Streichern ein Traum. Mit dem T70 hören sich dabei die Stücke noch ein Tick lockerer, ja, noch lässiger an, die Klarheit und Transparenz wirkt gar aufmunternd und fügt sich sehr schön in die Grundstimmung des Albums ein. Höre ich nun jedoch genauer rein und möchte richtig in die Musik abtauchen, dann stört leider die tonale Abstimmung wirklich sehr, da sich besonders die Instrumente im Hochton etwas befremdet anhören und gefärbt. Die schöne Klavierbegleitung klingt dann plötzlich gekünstelt, da sich das Klavier einfach nicht so anzuhören hat, den Streichern fehlt Holz und klingen dann etwas nach Metall.
Linkin Park – Leave out all the rest
Bei diesem Lied wird die Oberbassbetonung besonders am Anfang des Liedes deutlich, wo die große Bass-Drum des Schlagzeuges einsetzt. Der Oberbass sticht dabei hier so heraus, dass dadurch der Aufprall auf das Fell nicht konturiert, dunkel und schnell genug aufgezeigt wird und das, obwohl der T70 mehr Tiefbass besitzt, als der T1...
Das High-Hat offenbart hier wieder die selbe Erkenntnis. In den oberen Höhen rollt der Hochton ab, es fehlt dieser oft zitierter Glanz. Die oberen Höhen erinnern mich dabei stark an die des Shure Se420, welche noch stärker in den obersten Lagen abrollten und so ein allzeit entspanntes Hören möglich war, die Sensation jedoch ausblieb. Beim T70 ist dabei aber immer noch der Peak, also eigentlich wieder ein Vergleich von Äpfeln mit Birnen. Ich erwähnte bereits eine gewisse unnatürliche Härte, impliziert durch das Sounding. Dies äußert sich in diesem Fall zum Beispiel ab Sekunde 24, wo die hölzernen Sticks auf Metallkante geschlagen werden. Das Holz wird hier dargestellt, als sei es härter als es eigentlich ist. „I can't be who you are“ wird sehr klar und deutlich wiedergegeben, feinste Facetten an Luftvibrationen bleiben jedoch aus, einerseits durch das Sounding, andererseits durch den letzten Schliff Auflösung.
Machen wir uns jedoch hier bitte nichts vor, der T70 ist an dieser Stelle dem DT-880 250 Ohm sowohl an Auflösung als auch an Transparenz hörbar überlegen und rechtfertigt mehr als deutlich die Ansiedelung oberhalb des „Vorgängers“. Wer an solchen Stellen sich das letzte Quantum an Auflösung und noch authentischerer Stimmwiedergabe sehnt und solche kleine Unterschiede auch zu schätzen weiß, den verweise ich gerne in Richtung T1. Für die „Warmhörerfraktion“ lohnt sich sicherlich ein Blick auf den HD800 und für diejenigen, die die horrenden Importpreise nicht scheuen, den lege ich gerne einen Blick auf das japanische Stax-Lager ans Herz.
DJ T – Parade of the Athletes
Die vorgezeigeten Tendenzen sind für mich deutlich, so deutlich, dass ich den T70 nicht mehr als Allrounder nehmen kann. Tiefbassanhebung, Oberbassanhebung, abgesenkte Mitten, ein von Beyerdynamic sehr mutiger Beyerpeak und ein rapides Abklingen im Superhochton. Ja, da denke ich an Trance, vielleicht auch Dance und Alternative Rock, aber vornehmlich an Trance.
Der Tune „Coming Home“ von DJ T aus dem Album Parade of Athletes soll es hierbei richten. Sollte ich mich dabei wie zu Huus fühlen, mache ich auch „Adagio for strings“ gerne weiter...
Athmosphärisch beginnt es sehr dicht, dicke und sehr rhytmische Luft. Der Beat tendenziell hart, jedoch noch nicht sehr schnell. Dies gibt der T70 äußerst überzeugend wieder, das Sounding wirkt hier in gehobener Lautstärke höchstens in den hohen Tönen, welche ab Sekunde 24 einsetzen etwas fordernd. Insgesamt bleibt immer ein hohes Maß an Übersicht vorhanden, selbst ab dem Punkt, wenn nach und nach komplexere Klangebenen aufgebaut werden. 2:59, an dieser Stelle wird es dann mit dem kurz einsetzenden High-Hat und dem dann wiederum ersichtlich, dass das Sounding hier sehr passend ist. Das „Mehr“, sowohl im Hochton als auch im Tiefton erwirken hier eine Emotionssteigerung, Trockenheit werden die meisten denke ich eher weniger missen. Vibrationen werden inmitten des Basses sehr mächtig, gar „fett“ dargestellt, Verzerrungen ab hoher Lautstärke kann ich kaum wahrnehmen, Details werden verstärkt wiedergegeben. Um 4:50 wird wieder langsam auf ein Qlimax zugehend, spätestens an der fünften Minute einsetzenden schnellen Frequenz des High-Hats die Schnelligkeit des Beyerdynamic deutlich.
Jede Klangschicht kann ich mühelos auspicken und verfolgen, selbstverständlicher als es beim DT880 gewesen ist. Dieser neigt an dieser Passage an Kontur zu missen und wirkt etwas matschig, ja, überfordert. "Adagio for strings" wurde ohne es zu ahnen, einfach durchgehört. Missen tue ich den T1 an dieser Stelle weder noch. Schnelligkeit sowie Auflösung nehmen zwar hörbar zu, jedoch liegt der T70 mir hier mit dem erweiteren Tiefbass mir durchaus sehr, ein HD800, welcher hier eher unbeteildigt und gar langweilig wirkt, würde ich höchstens nur aufgrund der großen Bühne missen.
Gesondert: Bühne
Tina Dickow - Live in Concert - The Road
Es ist vielleicht aufgefallen, dass ich die Thematik Bühne bislang stiefmütterlich abhandle. Dies liegt vornehmlich daran, dass nicht jedes Musikstück bei der Beurteilung der Bühne einem entgegen kommt. Glücklicherweise tut dies die se Aufnahme sehr gut, besonders dankbar sind dabei die kurzen Dialoge mit den Konzertgängern im Stück "The Road".
Die Luft wird mit Vibrationen einer E-Gitarre gesäumt, sehr klar, wiederholt das Fehlen feinster Vibrationen. Spannend wird es ab Sekunde 18, wo sich Tina zum Publikum zuwendet. Es ist klar hörbar, wie sie auch lokal mit dem Publikum interagiert, der Winkel und der Abstand zum Micro ändert sich zum "It's the others drink" merklich. Der Beifall zwischen der Interaktion, welcher von links aufbaut fügt sich beim T70 sehr homogen in den Hörfluss ein und wirkt tendenziell direkt und intim, verstärkt durch die kühle Abstimmung. Obwohl eine gewisse Tiefenstafflung wahrgenommen werden kann, so baut diese trotz der direkten und nahen Bühnenabbildung sehr diffus auf. Diffus nicht im Sinne eines HD800, wo ich ein hallig anmutendes diffuses Klangbild mit klar umrissener Lokalisation und Trennung in der Breite und Tiefe habe, sondern ein diffuses Klangbild im Sinne der Lokalisation und Trennung.
Ich bekomme den Beifall sehr sehr klar mit betontem Aufprall der Hände serviert, es ist jedoch sehr schwer einzelne Klatscher lokal zu trennen. Dies ist meiner Meinung nach der Hauptgrund, weshalb ich im T1 hier den Preisunterschied gerechtfertigt finde. Beim T1 ist eine enorme Tiefenstaffelung aufzufinden, die Lokalisation der Bühne ist sogar noch ein kleines Stück in der Tiefe besser als beim HD800, welcher in der Breite klarer ist.
Adele - Live At The Royal Albert Hall
Mit diesem Live-Album von Adele möchte ich meinen Eindruck der intimen, direkten und klaren Bühne mit diffuser Lokalisation fortsetzen. Es handelt sich um ein sehr schön aufgenommenes Album, der eine oder andere Adele Hörer ist vielleicht im Besitz der Aufnahme und kann mir folgen.
Ich finde hierbei die verhältnismäßig sehr dezenten Interaktionen des Publikums ein sehr schönes Beispiel von Tiefenstaffelung, jedoch kommt auch die Breite nicht zu kurz. Das Besondere hierbei sind immer wieder die vereinzelte n Jubel der Fans vornehmlich in den hinteren Reihen in kurzer Reihenfolge und lokal klar in Tiefe und Breite differenziert. Diese Interaktionen finden in dem gesamten Album recht frequentiert statt, sodass ich hier keine konkreten Beispiele nennen möchte. Hört rein, Ihr stoßt schon selbstständig drauf.
Mir macht der T70 die Separation in der Breite dabei weniger Probleme, als in der Tiefe... ich bin in diesem Bezug jedoch offen gestanden etwas enttäuscht.
Cantate Domino
Zum Abschluss Cantate Domino als K2HD über den sehr räumlichen und fein zeichnenden Magnat MCD850. Auf einer Revox A-77 Bandmaschine mit nur zwei Richtmikrofonen aufgezeichnet bieten die Aufnahmen von 1976 trotz etwas erhöhtem Rauschverhalten eine beeindruckende Dynamik und Rauminformation.
Dank der extremen Separation der Aufnahmen kann nun dem T70 eine gewisse Separation, wenn auch nur etwas trüb umfassend, entlockt werden. Dynamikpeaks werden ohne Einbrechen der Bühne vollzogen, eine ungefähre Ortung der Marianne Mellnäs als Sopranistin ist nun möglich.
Schlusswort
Ja nun, Licht und Schatten am 450 Euro teuren Strandplatz möchte man meinen. Je nach individueller Auffassung sollte sich jede einzelne mitlesende Person etwa klargemacht haben, ob eine Hörprobe eine lohnende Aufwendung in Aussicht stellt, oder nicht. Letztlich entscheidet das eigene Paar Ohren, über die unser Hirn mehr oder weniger malträtiert wird.
Ich für meinen Teil habe mir einige Fixpunkte hier zum T70 mit 250 Ohm Impedanz gemacht. Die erste, grobe Umschreibung sagt dabei aus, der T70 ist ein lässigerer DT-880 mit mehr Auflösung, Schnelligkeit, Empfindlichkeit (Wirkungsgrad) und mehr Komfort, erkauft durch ein "noch frischeres" Sounding. Betrachte ich also rein diese Aspekte, so empfinde ich den DT-880, unwesentlich welcher Ausführung, als überholt, den T70 mit 250 Ohm gar als preiswert und bin echt positiv über den Einstand der Heilbronner, einen geschlossenen Kopfhörer unterhalb des T1 und oberhalb des DT-880 ansiedeln zu wollen.
Abstimmungsweise gestehe ich mir hier als Hörer mit Affinität zur neutralen bis minimal warmen Wiedergabe ein, dass der Beyerdynamic T70 von Beginn an nicht die Veranlagung hat, mich ins Elysium zu befördern. Dennoch macht mir die Hörzeit überwiegend Spass, besonders wenn ich mich der spassigeren Musik mit vielen synthetischen Elementen widme. Da ich jedoch wirklich gerne Stimmen lausche und eine exakte Bühne umbedingt auf der Haben-Seite meines Equipments sehen muss, so ist der T70 schlussendlich nicht in mein Besitz gewandert. Wäre ich jedoch ausschließlich der synthetischen Musik oder sehr sehr dance-lastiger Popmusik verfallen, ich würde von allen Beyerdynamic geradeaus zum T70 greifen. ...
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