Supermicro H12 Serie - Finger weg!

java4ever

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Hallo zusammen,

Ich möchte hier eine kurze Warnung bzgl. der Supermicro H12 Serie (Spezifisch: H12SSL-i / H12SSL-NT und H12DSi-N6 und H12DSi-NT6) aussprechen. Ich würde diese Boards NICHT empfehlen.

Grund Nr. 1:
Boards der Revisionen Rev 1.0, Rev 1.01 und Rev 1.02 nutzen sogenannte "Bare-Die" VRMs. Hier handelt es sich um Spannungsregulatoren, die direkt aus dem Wafer geschnitten sind und OHNE JEGLICHEN Schutz (die haben KEIN Gehäuse) verwendet werden. Die Nutzung dieser Teile ist wohl eine Folge der Halbleiterkrise damals in Corona.

Problem: Diese Spannungsregulatoren sind EXTREM anfällig. Teilweise reicht schon der leichte Flex des Boards beim Installieren einer PCIe Karte, um diese Spannungsregulatoren zu beschädigen. Teilweise sind diese Spannungsregulatoren auch auf der Rückseite des Boards verbaut, sodass diese beim Installieren des Boards einfach beschädigt werden können.

Die Spannungsregulatoren werden sowohl für den BMC, als auch in der Nähe des Sockels benutzt.

Typische Symptome:
  • Board zeigt absolut keine Lebenszeichen
  • BMC Heartbeat LED leuchtet nur extrem schwach
  • Board bootet, aber hängt ewig bei "Waiting for BMC"

In Rev 1.10 scheint das alles behoben zu sein. Es gibt zahllose Berichte von Leuten mit demselben, extrem spezifischen Problem (allein im ServeTheHome Forum 17 Leute + mich selbst)

Leider geht Supermicro mit diesem Problem extrem unsouverän um. Der Support leugnet alles (Problem wäre nicht bekannt, etc) und bei der RMA Abwicklung gibt es außerhalb der einjährigen Garantiezeit kaum Kulanz.

Ein paar Zitate von Supermicro:

Ultimately forum posts don’t mean much to our PMs.

We have sold many thousands of these motherboards, a hand full forum posts of boards having issues with similar observations doesn’t mean there is a revision issue specifically.
I had a conversation with the PM just now, he went through the RMA reports of the H12SSL board, there is no significant change in failure rate or failure causes before and after the revision 1.10 update. He also looked at returns from large customers, and there are no large scale returns for the board from any particular supplier.

We are aware of changes where components were placed in different places to prevent those components from easily getting damaged when fitting a motherboard into a chassis or when placing add-on hardware. I can’t see what exactly waws done with the revision update, this would require a signed NDA to obtain details about and this will only be provided to companies, not individual end users.

Das klassische "Wir tun einfach so als gäbe es kein Problem"... Für Serverhardware dieser Preisklasse ein No-Go.


Grund Nr. 2:
Die Boards haben extrem komische BIOS bugs.
Aktuelles Szenario: Neuer Workstation Build von mir mit H12SSL-NT, EPYC 7773X CPU, 8x64GB RAM, etc.
BIOS 2.9 / 2.8:
2x onboard M.2 + CX623106AC + RTX3050 -> Boot

2x onboard M.2 + CX623106AC + AOC-SLG4-4E4T -> Boot

2x onboard M.2 + CX623106AC + SSDs via onboard SlimSAS -> Boot

2x onboard M.2 + CX623106AC + AOC-SLG4-4E4T + SSDs via onboard SlimSAS -> Boot

2x onboard M.2 + CX623106AC + RTX3050 + AOC-SLG4-4E4T + SSDs via onboard SlimSAS -> KEIN Boot

2x onboard M.2 + RTX3050 + AOC-SLG4-4E4T + SSDs via onboard SlimSAS -> Boot

BIOS 2.7:
2x onboard M.2 + CX623106AC + RTX3050 + AOC-SLG4-4E4T + SSDs via onboard SlimSAS -> Bootet problemfrei
Wie man es schafft mit einem BIOS Update normale PCIe Karten nicht mehr funktionieren zu lassen erschließt sich mir nicht. Das ist jetzt auch keine allzu außergewöhnliche Konfiguration.

Auch hier ist leider der Umgang mit dem Problem durch den Supermicro Support sehr unsouverän und mit "Mangelhaft" zu bewerten:

OK so as previously mentioned this hardware configuration is not officially tested/validated so we can’t guarantee that it will work properly.

If your current hardware configuration is indeed working under bios 2.7 , we cannot guarantee that it will keep working with a new bios version,

I will check this with our MBD PM for any comment on this matter but I will recommend you to keep using the bios2.7.
Please note that Supermicro only test/valid GPU’s at the system level ,not at the MBD level and your MBD H12SSL-NT is not assembled on any Supermicro GPU systems so we can’t recommend any specific GPU.

Also die klassische Ausrede "Das ist nicht validated, ist uns egal". Für Serverhardware dieser Preisklasse ebenfalls ein No-Go.



Alles in allem kann ich von diese Boards nur dringend abraten.
 
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Wir haben zwei Server mit H12SSW-NTR (im Einsatz, die sind aber als kompletter Server gekommen und nicht als einzelnes Board. Bisher unauffällig, aber wie gesagt, kompletter Supermicro-Server mit Gehäuse usw, die Boards haben das Gehäuse nach Ersteinbau also nie verlassen. Ich habe alles mögliche an Steckkarten nachgerüstet, bisher keine besonderen Vorkommnisse.

Der Support ist in der Tat durchwachsen, das kann ich in jedem Fall bestätigen. Aber: die Aussagen, dass zumindest Produktverantwortliche befragt werden, ist auch nicht selbstverständlich. Scheinbar hat der Supporter ja was gemacht, auch wenn die Antworten am Ende doch nur Bla Bla sind. Manches davon, insbesondere "dann bleiben Sie halt auf Version 2.7 wenn's funktioniert", geht aber absolut nicht.

Der Tyan-Support ist aber kein bisschen besser. :( Die scheinen ihr BIOS zwar insgesamt etwas besser im Griff zu haben, kooperativ sind die aber auch nicht. Hatte nach reBAR-Support für's S8030 gefragt. Kam auch nur lapidar die Antwort, dass das nicht umgesetzt wird. Das S8030 wurde aber auch in GPU-Servern eingesetzt...
 
Naja was soll ich dazu sagen. Für uns Nerds als Hobbyserver Bastler sicherlich kacke, aber Supermicro gibt ja auch QVLs raus, wenns damit nicht klappt könnte ich einen Full-Blown Shitstorm voll und ganz verstehen. Ansonsten hab ich leider/zum Glück keine Erfahrung mit den SM H12 MoBos gemacht.

Die Probleme hatte ich aber auch bei meinem MZ32-AR0 von Gigabyte. Da gabs auf deren FTP Server damals wesentlich neuere und viel mehr BIOS Versionen zum Runterladen als auf deren offizieller Seite. Ich hatte da leider nur etwa 3 Monate Zugriff drauf, bis sie die Credentials geändert/deaktiviert haben. Selbst wenn ich jetzt über unsere Firma bei meinem Sales-Rep für Gigabyte anfrage, bei dem ich das Board für mich selbst bestellt hatte, kommt keine Reaktion mehr seitens Gigabyte. Ursprüngliches Problem siehe https://www.hardwareluxx.de/community/threads/gigabyte-mz32-ar0-rev-1-0-auf-3-0-flashen.1327949/
Da scheint es also sogar verschiedene Rev 1.0 Boards zu geben, manche können auf Rev 3.0 geflashed werden, Manche nicht. Mittlerweile hat Gigabyte das Problem behoben, sie nennen die neuen rev 3.0 Boards einfach MZ32-AR1 :fresse:

Da gibts also Seitens SM wenigstens mehr Kommunikation als bei Gigabyte, die melden sich einfach gar nicht mehr auf Anfragen.
 
Wir haben zwei Server mit H12SSW-NTR (im Einsatz, die sind aber als kompletter Server gekommen und nicht als einzelnes Board. Bisher unauffällig, aber wie gesagt, kompletter Supermicro-Server mit Gehäuse usw, die Boards haben das Gehäuse nach Ersteinbau also nie verlassen. Ich habe alles mögliche an Steckkarten nachgerüstet, bisher keine besonderen Vorkommnisse.
Ja beim H12SSW-NTR läuft das ja alles über Riser, und der BMC ist ein gutes Stück von dem Slot entfernt.

Der Support ist in der Tat durchwachsen, das kann ich in jedem Fall bestätigen. Aber: die Aussagen, dass zumindest Produktverantwortliche befragt werden, ist auch nicht selbstverständlich.
Das kommt immer. Ich glaube das Problem sind tatsächlich die PMs. Die haben mir auch schon ein paar andere komische Aussagen um die Ohren gehauen
(bspw. auf die Frage warum man Link Speed von PCIe Slots auf Supermicro boards nicht manuell forcen kann "Das braucht ja keiner" - DOCH zum Troubleshooting)

Für uns Nerds als Hobbyserver Bastler sicherlich kacke, aber Supermicro gibt ja auch QVLs raus
Weißt du wie viele PCIe Karten auf der QVL vom H12SSL-NT stehen?
EINE. EINE EINZIGE.

Da gibts also Seitens SM wenigstens mehr Kommunikation als bei Gigabyte, die melden sich einfach gar nicht mehr auf Anfragen.
Ob man jetzt inhaltsloses blabla zurückkriegt oder keine Antwort, kommt unterm Strich aufs selbe raus :d
 
Ich hab bisher mit dem Support von SM eigentlich sehr gute Erfahrungen gemacht. Meine Anfragen wurden schnell und kompetent beantwortet, da ging es allerdings auch nicht um irgendwelche Defekte.

SM war auch vor den H12 bisweilen schon zickig, insb. bei der Kombination gewisser Hardware, teilweise auch abhängig von was steckt in welchem Slot usw. Häufig halt missliches trial & error bis hin zu harter Inkompatibilität.

Frage ist aber auch, was gibt's für Alternativen? AsrockRack mag ich grundsätzlich, ist aber in meinen Augen definitiv deutlich mehr "Bastelbude" als SM. Gigabyte hingegen würde ich zum Beispiel nicht mal mit der Kneifzange anfassen, wenn ich in irgendeiner Form Erwartungen an Zuverlässigkeit, Support oder sonstige Professionalität hätte. :d Die taugen halt für absolute Schnapper wie das MC12-LE0 - wenn's funzt, hurra, wenn nicht --> Pech gehabt & Tonne.

Klar, ich kann nun auch nicht mit Erfahrung mit dutzenden Mainboards wuchern, sondern habe davon vielleicht bisher 5 oder 6 selbst in Verwendung gehabt. Umgekehrt käme mir z.B. nie wieder ein Intel-Server-Mainboard ins Haus.
 
AsrockRack mag ich grundsätzlich, ist aber in meinen Augen definitiv deutlich mehr "Bastelbude" als SM.
+1

Bei meinem B650 AsrockRack finde ich zeug wie: ‚For testing purposes only, DO NOT CHANGE‘ Einstellungen im Bios. Nicht grad vertrauenserweckend :d
 
Hatte schon ein ASRock SP3 verbauen dürfen. Sehr geiles Brett. Da gab es nichts zu beanstanden. War allerdings auch das einzige Epyc Board, was ich bislang in der Hand hatte. 7x 16x PCI-E 4.0, und hat auch sonst ganz viel Ausstattung zu bieten.

Als Bastelware würd ich das nicht bezeichnen:


Bei SM vermisse ich halt auch immer das Debug Display. Und auch von den Gehäusen war ich enttäuscht. Entweder nicht lieferbar, oder halt so werkzeugloser OEM Kram. Dachte SM sei schrauberfreundlicher.

Wenn ich jetzt wählen dürfte zwischen SM, ASUS oder ASRock Rack, würde ich zu ASRock tendieren. Bin da aber keine Referenz.
 
Hab von AsrockRack die „Kultbretter“ (zumindest in meinen Augen :d) X399D8A-2T und TRX40D8A-2n2t - will nicht meckern, laufen gut. Aber BIOS-Pflege zum Beispiel ist eher so „meh“ (last time I checked).

„Bastelbude“ kommt für mich halt daher, weil AsrockRack auch ab und an so komische Sachen bringt, die außerhalb der offiziell supporteten Bandbreite liegen, z.B. die „Server“-Bretter für AM4 (auch AM5?) mit „ECC-Support“. Sowas würde SM schon vom Grundsatz her halt nicht machen, weil sie es gar nicht vernünftig Supporten könnten. Soll nicht heißen, dass das nicht auch funzt, aber das Testen liegt halt da beim Kunden und der ist im Zweifel eben auf sich allein gestellt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Na immerhin (auch) für Epycs… ;) wobei ich mit den 4000ern null Erfahrung habe.
 
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