Das Jubiläum kann AMD zurecht feiern. Vor nicht allzu langer Zeit sah es gar nicht rosig aus. Und die negativen Zahlen waren nicht ganz zu Unrecht entstanden. Sie haben mit immer leistungsfähigerer Hardware an den Symptomen versucht, die Wendung zu bringen, bis sie endlich verstanden haben, dass sie mittels Umfragen auf die Hilfe ihrer Kunden angewiesen sind, um das Problem zu lokalisieren.
Das hat wohl dazu geführt, dass AMD erkannt hat, wie sehr sie ihre Treiber und Werbung vernachlässigt haben, wo sie sich ungeschickt verhalten haben, welche Features fehlen und vor allem, wo sie punkten können. Es machte den Eindruck, als habe AMD diese Punkte zuvor immer unterschätzt.
Die Radeon Technologies Group mag nur eine symbolische Abteilung darstellen, doch sie steht für die Modernisierung von AMD, vom Wrack, was unterzugehen drohte, zum kleinen, stolzen Schlachtschiffchen, was sich gegen diesen Zerfallsprozess sehr mutig auflehnt, stetig an Stärke gewinnt und die "Radeon Rebellion" ausgerufen hat - vom Leckstopfer zum Visionär, auch wenn das äußerst gefährlich war, solange das Wasser von allen Seiten weiterströmte. Dennoch blieb AMD wohl gar keine andere Wahl.
Die Radeon Technologies Group steht auch für die Rückgewinnung der Symphatien der OpenSource- Gemeinde, durch die
Veröffentlichung großer Teile ihres Treiberquellcodes und den neuen Pro- Treiber, für offene Schnittstellen, durch die
GPUOpen- Initiative, für
Vulkan als neuen, offenen Industriestandard, der DirectX12 das Wasser reichen kann und für den eine breite Unterstützung aus mehreren Branchen zusammengetrommelt wurde, für
FreeSync, eine Umsetzung der kostengünstigen AdaptiveSync- Technologie aus der DisplayPort- Spezifikation, und zu guter Letzt für
den zur Zeit modernsten Grafiktreiber, der neben dem reinen Ansteuern der Grafikkarte und der extrem vereinfachten Benutzeroberfläche auch umfangreiche Einstellungen der Leistung und Kühlung zulässt und sogar eine komfortable Einstellung der Farbtemperatur zulässt, möchte man im Arbeitsumfeld beispielsweise schnell ermüdende Augen vermeiden. AMD hat sich nicht zuletzt durch Innovationen wie Async Compute wieder zur "Vorreiterrolle" in der Technologie gemausert, in der Lisa Su ihr Unternehmen gerne sieht.
Statt zu lamentieren, dass Nvidia seine proprietären Werkzeuge und APIs mit großem Aufwand möglichst weit verbreitet, AMD vor vollendete Tatsachen stellt, und sie so am Markt benachteiligt,
programmieren sie einfach Converter, sodass für Entwickler bei der Portierung kein Mehraufwand entsteht. Durch Heterogeneous Computing sieht AMD ihre Grafikchips zudem mehr und mehr in weitere Anwendungsgebiete vorstoßen.
Auch kann sich AMD aktuell aus dem großen Potential der Hardware nähren. Während eine R9 290X sich damals noch mit einer Nvidia GTX 970 vergleichen lassen musste, weil kaum Entwickler eine entsprechend aufwändige Optimierung vornahmen, zeigt sich in vielen neuen Spielen das immense Potential, das in diesem "alten" Chip nun als R9 390X - Grafikkarte steckt, die immer häufiger in Regionen vordringen kann, in denen beispielsweise die GTX 980 Ti residiert. Trotzdem hat AMD gerade bei der Optimierung in den Spielen selbst noch einen weiten Weg vor sich und muss Kontakte mit Entwicklern vielversprechender Spiele knüpfen, um für eine gute Umsetzung zu werben.
Somit wünsche ich AMD, dass sie nicht müde werden und fleißig weiter darauf hinarbeiten, dass die guten Ansätze Früchte tragen und wir bald wieder ein gesundes Gleichgewicht auf dem Grafikkartenmarkt bekommen.