Tja und die Sache mit dem Management ist halt die, das sich viele noch so kleine unbedeutende Künstler von einem (oder mehren) Managern vertreten lassen (wollen). [...] Da sind die Künstler einfach selber schuld, wenn die solche Müllverträge unterschreiben - Gerade heutzutage wo es doch sehr einfach ist, sich selber ein bischen zu verwalten (im schlimmsten Fall bezahlt man einmal eine gescheite Webseite + schönes backend, das macht dann eh schon die meisten Arbeiten von selber).
Da machst es dir dann doch etwas zu einfach bzw. scheinst die Szene nicht so gut zu kennen. Es gibt schon gute Gründe, warum es Manager gibt die alles regeln in diesem Metier. Man möchte manchmal meinen, dass z.B. das Musikerdasein ja recht gechillt sein muss, gerade wenn man Musik hauptberuflich macht - "man hat ja sonst nix zu tun" - singt/spielt man doch nur den ganzen Tag und macht was man will. Abgesehen davon, dass man ständig proben muss und vermutlich noch Nebenjobs hat, muss auch irgendjemand den ganzen Kram komponieren. Und da setzt man sich in der Regel auch nicht mal eben mit nem Kasten Bier hin und schreibt ne Nacht lang irgendwas nieder. Und falls doch, bleibt es selten dabei. Wie ein Musikstück entsteht, von der Idee bis zum Resultat, da vergeht viel Zeit.
Insofern ist der Bedarf an Managern schon vorhanden, da man irgendwann auch einfach kaum noch Zeit hat, sich um alles zu kümmern. Locations suchen, Konzerte buchen, Werbung machen, einigermaßen logistisch sinnvoll planen (erst recht wenns ne Tour ist). Dann natürlich noch CDs aufnehmen (Studio/Label-Wahl), irgendjmd muss noch was designen (Albumcover, CD-Aufdruck, Shirts, sonstiger Merch), Webseite/Social Media. Auf den Konzerten muss sich jmd um Merchandise kümmern, brauchst Leute die das organisieren und verkaufen, usw.
Abgesehen davon, dass bereits sehr bekannte Künstler sowas sehr selten selbst planen (weil sie einfach zu geil für solche Arbeit sind) oder unbekannte Künstler sich für geil halten um solch "niedere Arbeit" selbst zu machen, ist es auch für Musiker/Bands mit Herzblut und ohne Profitgier ebenfalls nicht ohne das alles selbst in die Hand zu nehmen. Glaubst gar nicht, was das schon allein für ein Akt ist sich mit den Veranstaltern rumzuplagen wenn es um Live-Konzerte geht. Oftmals kannst gar nicht überall spielen, weil die dich nicht kennen, dh du brauchst ne Eintrittskarte.
Und da kommen Manager und Label ins Spiel. Das ist das nötige Vitamin B um sich in der jeweiligen Szene durchsetzen zu können. Darüber ist es schon mal einfacher als Vorband bei nem größeren Act spielen zu dürfen. Veranstalter kennen bestimmte Menschen und wenn die ankommen und sagen "Ich hab hier ne Band" dann darf man zu 90% auch auftreten und muss sich nicht erst noch beweisen. Die Label sorgen dafür, dass man einigermaßen gut seine Musik verkaufen kann. Ne Bekannte arbeitet zB bei nem Label und kümmert sich um selektierte Künstler. Abgesehen davon, dass die dort viel Asche lassen, seh ich teilweise schon ein, dass das auch gerechtfertigt ist. Man kann sicherlich drüber streiten, inwiefern (zumindest größere und damit teure) Labels eine Daseinsberechtigung haben, gibt es doch auch genug Indie-Labels, die das u.U. für weniger Geld realisieren. Aber es gibt nun mal auch einen Kosten-Nutzen-Faktor. Und die gesamte Musikindustrie (sagt ja schon das Wort an sich) ist eben so aufgebaut. Dieses System zu umgehen ist schwieriger als man denkt.
Klar, ist man "selbst Schuld" wenn man diese Strukturen "braucht", weil die Musik die man macht nicht so krass ist, dass sie Massen direkt begeistern kann. Und ich sag auch nicht, dass das Business einfach sein sollte und man ohne Aufwand durchstarten können sollte. Nur so funktioniert es eben in diesem Metier. Kennst nicht die richtigen Leute, kannste schauen wo du bleibst. Und da ist das "soll man doch mal selber was tun und die unbeliebte Arbeit einfach machen" fast schon etwas naiv.
Ich war in den letzten Jahren hier und da mal als Pseudo-Roadie mit einer handvoll Metal-Bands unterwegs, hab davon einige über Jahre hinweg von Anfang an begleitet und die ganzen Enstehungsprozesse miterlebt. Klar, die meisten davon haben das eher neben dem Studium/Beruf noch gemeistert, insofern war da der (Zeit)druck eventuell ein anderer. Dennoch ist es einfach viel Arbeit und neben CD-Aufnahmen/Verkäufen sind die Live-Auftritte einfach mega wichtig. Veranstalter zu buchen kann aber dabei einfach mega zum Stress werden. Nicht jeder will, dass du bei denen auftrittst auch wenn schon mal ähnliche Bands dort aufgetreten sind. Bei manchen brauchst du Connections um überhaupt ne Chance zu haben. Bei anderen fehlt das Equipment, da musste dich dann nicht nur um deine Instrumente sondern die komplette Beschallung kümmern etc pp.
Das macht natürlich auch irgendwo Spaß und als Band dann selbst am Merch-Stand zu stehen, mit den Leuten zu reden usw. ist auch toll. Aber es kann auch ultra nervig sein, wenn schlecht organisiert wurde oder Sachen nicht klappen, obwohl sie abgesprochen wurden. Da standen manche schon auch mal vor verschlossenen Türen und solche Geschichten. Mit dem richtigen Managment fallen nahezu alle Dinge weg, die schief gehen können. Da zahlt man eben nicht nur für Komfort, sondern auch für Planungssicherheit und kann bei Problemen auch entsprechend schneller reagieren, weil es da nun mal jmd gibt, der allein für Termine zuständig ist oder für Locations oder für Equipment etc. der dann (in der Regel) dank langähriger Erfahrung auch weiß was zu tun ist, während du als Selbstvermarktungspionier erstmal nicht weißt, was jetzt zu tun ist um das Problem zu lösen ohne dass zu hohe Kosten für dich entstehen. Und ich möchte behaupten, dass die Metal-Szene grade wenn es um Underground geht noch nicht mal so elitär ist und vieles ganz locker abläuft bzw die Leute einfach eine weniger profitorientierte Einstellung haben. Trotzdem gibts auch da ziemlich viel zu tun (wie eben beschrieben).
Jetzt kann man trotzdem sagen "Alles schön und gut, aber wer dem System zum Opfer fällt, hat es doch nicht anders verdient" - und da kann ich nur wiederholen: diesem System zu entkommen und sich alternative Wege zu suchen ist nicht so einfach wie es sich anhört. Wie viele Leute wurden denn über Youtube oder andere Plattformen bekannt? Wie viele Leute schaffen es, mehr oder weniger erfolgreich, ganz individuell und ohne große Unterstützung ihre Musik an den Mann zu bringen? Wie viele Künstler sind nicht auf große Labels und Managment angewiesen und planen/organisieren alles (größtenteils) selbstständig? Prozentual gesehen sind das nicht wirklich viele, wenn man bedenkt wie groß der Markt insgesamt ist (auch aufgrund der Globalisierung). Wenn man nicht gerade als Hörer aktiv nach neuen Bands sucht, wird man nur auf Newcomer aufmerksam, wenn diese bei einem bekannten Label ne Scheibe rausbringen oder als Vorband bei bekannten Acts auftreten. So weit muss es aber erstmal kommen. Alles beginnt in der lokalen Szene und wenn man da als Hörer/Konzertbesucher nicht wirklich interessiert ist, kriegt man eben wenig mit.
Ist insgesamt auch wieder so ne Problematik, wo man nicht einfach mit dem Finger auf jmd zeigen kann. Das Problem sind mitunter auch die Konsumenten, die zum einen einfach Musik konsumieren ohne das Konzept dahinter zu hinterfragen - dazu gehören auch Spotify-Hörer. Ist zwar ein schönes Konzept, aber durch die Nutzung fördert man genau die Gründe, warum Musiker sich überhaupt Labels/Manager suchen müssen. Da kann man sich auch nicht rausreden und die Künstler als blöde darstellen, weil sie sich ja darauf einlassen. Zum anderen sitzt die Mehrheit lieber vorm Rechner und gibt sich digital, anstatt Live-Musik zu unterstützen (vor allem lokal). Führt dazu, dass die aufstrebenden Musiker erst recht dazu genötigt werden, sich an das gern kritisierte System anzupassen.
Sprich: wäre der Konsument mehr Musikliebhaber anstatt Musikindustrieunterstützer, wären alternative Konzepte und damit ein selbstständigeres Vermarkten inklusive mehr Einnahmen für den Künstler (anstatt für die großen Konzerne) eher drin. So aber muss man sich beugen, es sei denn man ist Idealist oder Masochist.