Ein paar Gedanken zu den bisherigen Kommentaren. Vllt wird dem einen oder anderen dadurch ermöglicht, die Dinge mal aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten bzw. dazu angehalten das bisherige System kritischer zu betrachten. Denn auch wenn es sich bisher ganz schön lebt in manchen Teilen der Welt, bedeutet das noch lange nicht, dass man nichts mehr optimieren sollte. Es gibt nämlich durchaus Verbesserungsbedarf.
Wenn nämlich jeder Milliarden auf dem Konto hätte, dann würde keiner mehr bei der Müllabfuhr arbeiten oder andere ungeliebte Jobs mehr machen.
Und spätestens, wnen du im Dreck versinkst, die niemand mehr deine Anziehsachen näht, dir keiner die Haare schneidet und du nichts mehr zu essen kaufne kannst, wird das nicht mehr funktionieren.
Vorweg: vor langer, langer Zeit haben Menschen viele dieser unbeliebten Aufgaben selbst gemacht. Und es ist auch nach wie vor möglich. Insofern gibt es nur wenige Berufe, auf die man wirklich angewiesen ist. Es gibt Menschen die leben komplett autark oder mit nur wenigen Einschränkungen. Wie die das bloß schaffen so ganz ohne Technik, Friseur, Schneider, Bauer oder Müllmann?
Grundsätzlich ist aber die Arbeitsteilung sinnvoll, weil sie die Effektivität, aber auch die Qualität erhöht. Menschen mit einer bestimmten Fähigkeit übernehmen Aufgaben die sie besser lösen können als andere. Die Belohnung ist mehr Freizeit für alle (in der Theorie). Mittlerweile ist es so, dass wir einiges abgeben können, teilweise auch müssen. Zum einen, weil wir kaum noch Zeit haben, zum anderen weil wir auch gar nicht wollen. Das eine basiert auf einer (teilweise künstlichen) Notwendigkeit (zB keine Zeit für Erziehung der Kinder, da beide arbeiten müssen/wollen -> Kita/Tagesmutter), das andere auf Luxus (zB keine Lust auf kochen nach der Arbeit -> Essen gehen/bestellen). Das kann beliebig komplex werden und bringt neben einigen Vorteile logischerweise auch Nachteile mit sich, zB Abhängigkeiten von Märkten, Dienstleistungsangeboten, Ressourcen (dazu zählen auch Menschen), sowie finanziellen Mitteln (muss ja alles irgendwie bezahlt werden). Man arbeitet also jeden Tag, dh man investiert Zeit, um Geld zu erhalten. Dieses Geld gibt man wiederum dafür aus, die restliche arbeitsfreie Zeit möglichst angenehm gestalten zu können - im Idealfall. In den meisten Fällen gibt man dieses Geld aber dafür aus, überhaupt leben zu können, damit man weiterhin seine Zeit gegen Geld tauschen kann um wiederum mehr Zeit zu haben - bis man irgendwann zu alt ist. Im Grunde kauft man sich Lebenszeit - etwas das man eigentlich von Anfang an hat und womit man auch mehr oder weniger überleben könnte, gäbe es nicht dieses System, welches ein Überleben sehr schwer gestaltet. Stellt sich da nicht die Sinnfrage?
Unbeliebt sind Jobs aus diversen Gründen. Meist aber vor allem deswegen, weil sie schlecht bezahlt sind. Man möchte ja seine Lebenszeit nicht für nen Appel und nen Ei verschenken, sondern wenigstens eine maximale Vergütung erhalten. Also sucht man sich Jobs die gut bezahlt sind und meidet schlecht bezahlte Stellen. Das führt wiederum dazu, dass sich das Lohnniveau anpassen muss - früher sind dann Löhne gestiegen. Heute sucht man eher Leute, die es trotzdem machen, oder sogar für weniger. Am Ende wird immer Gewinn eingefahren, nämlich von denjenigen die ganz oben stehen. Diejenigen, die die tatsächliche Arbeit ausführen sehen davon am wenigsten denn die nehmen was sie kriegen können (zB Mindestlohn) oder in anderen Ländern entsprechend irgendwas, hauptsache man kann sich Essen leisten.
Wie könnte man diese grundlegende Problematik zumindest versuchen zu ändern? Zum Bsp durch angemessene Vergütung. Gerade große Unternehmen fahren jährlich so viel Gewinne ein, dass sie von dem Kuchen locker was abgeben könnten. Mitunter wird ja ständig Profit erwirtschaftet. Jedes Quartal muss besser sein als das vorherige. Eine konstante Leistung und damit konstanter Gewinn ist nicht genug. Stichwort Gewinnmaximierung. Der Profit steigt somit regelmäßig, die Löhne sinken aber in der Regel. Hinzu kommt die Ungleichverteilung der Löhne innerhalb der Unternehmen. Spätestens wenn es um Rekordlöhne und Abfindungen in Millionenhöhe geht, sollte man sich zumindest fragen, inwiefern das legitim ist. Sollte denn nicht zB das gesamte Unternehmen für ein erfolgreiches Jahr belohnt werden und nicht nur die Chef-Etage? Inwiefern ist Verantwortung wertvoller als die eigentlich erbrachte Leistung? Was ist dann überhaupt Leistung? Wie definieren wir dann den Wert von Arbeitszeit? Den Wert eines Menschenlebens? Ist ein Putzfrauleben weniger wert als ein Vorstandsvorsitzendenleben? Warum ist das überhaupt so und wer hat das so festgelegt? Da kann man viele Fragen stellen - wodurch auch klar wird, dass "Angebot und Nachfrage" bzw. "Kapitalismus" in erster Linie nur Begrifflichkeiten sind die lediglich einen Zustand erklären, aber weder Ursache noch Motivation dahinter.
Da du die Müll-Apokalypse ansprichst, wenn jeder unendlich reich wäre - hier ein Lösungsansatz: Vermeidung von Müll. Müll ist ein riesiges Problem und vor allem eine Goldgrube für alle Unternehmen die daran beteiligt sind. Ich empfehle immer wieder gern
diese Arte-Doku (Kaufen für die Müllhalde) und neuerdings auch diesen Kurzfilm:
Regolith. Man darf und sollte sich durchaus bewusst machen wie unser System funktioniert und warum grade so. Es geht noch nicht mal darum die Moral-Keule zu schwingen (das können andere besser als ich), sondern einfach nur um sich mal vor Augen zu führen was die Folgen das Kapitalismus sind und welche Konsequenzen das jetzt schon hat. Da werden so viele Probleme gleichzeitig erzeugt, dass man sich schon auch fragen muss, inwiefern das der einzig richtige Weg sein kann.
Die Konsumgesellschaft konsumiert nicht nur. Sie verschwendet Ressourcen, zerstört Lebensräume, schafft künstliche Abhängigkeiten, verursacht Armut, etc pp. Die Liste ist lang. Auf der anderen Seite geht es einem kleinen Teil der Weltbevölkerung besser als dem Durchschnitt, wovon wiederum nur ein ganz kleiner Teil tatsächlich ein überdurchschnittlich angenehmes Leben führen kann. Natürlich fühlt sich das richtig an, wenn man relativ weit oben steht und einfach mit den Schultern zucken kann. Und ignoriert dabei fleißig, dass das nur deswegen funktionieren kann, weil das System so konzipiert wurde.
Wie verkettet und bekloppt das ist, zeigt zB die Werbeindustrie. Pro Monat schmeiße ich je nach Werbeaufkommen ca. 0,5-1 kg Werbebroschüren in die Tonne. So viel bedrucktes Papier, einfach nur damit eventuell jmd einmal draufschaut. Das sind 6-12 kg Papier im Jahr.
Vorteile:
- man kann sich top Angebote raussuchen für den wöchentlichen Einkauf und spart eventuell Zeit im Laden weil man bereits weiß wonach man Ausschau halten muss
- auf dem Thron hat man was zu lesen
- Arbeitsplätze in der Druck-, Farb- sowie Papierbranche
Nachteile:
- Verschwendung diverser Ressourcen, angefangen bei Papier, Farbstoffen, Werkstoffen, sowie Arbeitszeit
- Zerstörung von Lebensräumen bei der Ressourcenbeschaffung (Rodung, Herstellung, Logistik), sowie bei der Entsorgung (Logistik, Aufbereitung, Restmüll)
Und das nur ganz grob. Andere Industriezweige sind damit ebenfalls verknüpft. Und auch dort werden wiederum diverse Ressourcen benötigt usw. Man kann etliche Produktionsketten auf diese Weise (und selbstverständlich noch viel genauer) betrachten. Und wie sieht dann die Gesamtbilanz aus? Wer wird hier wohl am meisten profitieren, wer kann davon einigermaßen leben und wer sind die großen Verlierer? Dabei sollte man sich klar machen: Profit ist immer zeitlich begrenzt. Den Preis zahlen andere. Und wenn Umweltschäden entstehen, müssen die Generationen nach uns damit klar kommen.
Schon allein der Umstand, dass wir Ressourcen einfach nur dafür benutzen kurzzeitig Profit zu erzeugen bzw. für begrenzte Zeiträume nutzbar zu machen ist vollkommen absurd. Im Grunde müsste sich also nicht nur das Konsumverhalten ändern, sondern das Gesamtsystem. Man muss vor allem endlich anfangen sich Gedanken darüber zu machen, wie man Ressourcen sinnvoller oder zumindest länger im Produktkreislauf behalten kann. Damit wäre einige Probleme zumindest weniger schwerwiegend, denn:
langlebigere Produkte + weniger Ressourcenabbau + weniger Müll -> weniger Umweltschäden + bessere Lebensbedingungen
Dann muss man nur noch die Arbeitszeiten besser vergüten und damit ein Menschenleben außerhalb unseres westlichen Konsumhorizonts endlich auch mal wertschätzen. Das ist eine noch viel größere Baustelle, aber sicherlich lösbar mit den richtigen Ansätzen und vor allem mit dem nötigen Willen.
Dein Kommentar ist mMn typischer Reaktionismus auf (aus meiner Sicht durchaus) berechtigte Kritik an einem System, welches darauf basiert dass einige Wenige profitieren können, während die breite Masse darunter leidet. Die Welt geht nämlich außerhalb des deutschsprachigen Raumes noch weiter und spätestens in Osteuropa herrscht bereits ein ganz anderes Klima.
Hoffen wir mal das sich daran wenig ändern wird, wir gehören nämlich definitiv zu den Gewinnern des Kapitalismus.
Oder bist du bereit deinen Lebensstandard zu senken damit andere mehr haben? Ich zumindest nicht.
Warum ist es notwendig den Lebensstandard zu senken? Und im Vergleich zu wem überhaupt? Und was bitte ist an deinem Lebensstandard momentan so unverzichtbar? Die ganzen Gadgets die nach einem Jahr durch die nächste Produktgeneration ersetzt werden müssen, weil sie nichts mehr taugen? Die ständige (größtenteils unzumutbare) Berieselung mit niveaulosem Mist auf allen Ebenen und zu jeder Zeit? Eine auf Erdöl basierende Verschwendungsindustrie, die einzig und allein den Zweck erfüllt sich selbst zu erhalten? Billige Produkte von mäßiger Qualität aber für nen halben Monatslohn - weil haben geiler als nicht haben?
Was du wirklich brauchst ist saubere Luft zu atmen, eine schadstofffreie Ernährung, sauberes Wasser, Kleidung, Wohnraum, medizinische Versorgung, eventuell Bildung, ein bisschen Menschenwürde und ein einigermaßen faires Rechtssystem (hab ich was vergessen?). Alles andere ist Luxus um dein Leben entspannter zu gestalten, um dich bei Laune zu halten, um dir selbst was Gutes zu tun. Essentiell ist daran so gut wie nichts.
Wie viele Menschen auf diesem Planeten sollten deiner Meinung nach ein Anrecht auf diese Dinge haben? Und wie viele Menschen auf diesem Planeten glaubst du, haben tatsächlich mehr als zwei dieser Dinge?
Ganz nebenbei: der Kapitalismus frisst seine Kinder. Wenn wir so weiter machen, werden wir definitiv zu den großen Verlierern gehören. Nur will das niemand hören. Es lebt sich nun mal grade so schön.
Wenn wir hier nicht endlich was ändern, wird spätestens die Generation unserer Kinder stark darunter zu leiden haben. Die Konsequenzen sind jetzt schon sichtbar. Man muss einfach mal hinschauen und die Zusammenhänge begreifen. Oder alles ausblenden und hoffen, dass sich daran wenig ändern wird. Vllt geschieht ja noch ein Wunder von ganz allein
Mehr hinterfragen, kritischer sein, nachdenken, aktiver werden.