Das mit RISC (Reduced Instruction Set) und CISC (Kompletter Befehlssatz) war früher einmal so, ist aber heute nicht mehr der Fall. Zwar erscheint ein AMD Athlon oder ein Intel Pentium IV "von außen", sprich dem Befehlssatz nach als CISC-Prozessor, intern handelt es sich aber schon seit einigen Prozessorgenerationen um eine CISC-ähnliche Architektur, eben mit einem Befehlsübersetzer. Wobei der interne Aufbau bei AMD und Intel wiederum stark unterschiedlich ist - z.B. verwendet der Pentium IV ein Hochfrequenzkonzept mit langen Pipelines, AMD nicht. Der "Befehlsübersetzer" sorgt aber im Endeffekt dafür, daß das Betriebssystem eine identische Befehlsstruktur erkennt, egal, wie es im Inneren des Prozessors tatsächlich aussieht (siehe auch Stichwort: Abwärtskompatibilität). Die PowerPC-CPU kann natürlich auf solche Maskeraden verzichten. Aber im Großen und Ganzen ist das mit RISC-CISC als Hauptunterschied Unsinn.
Tatsächlich könnten theoretisch Apple OS auf Intel/AMD und Windows auf Power PC-Prozessoren laufen, wenn sie nur entsprechend neu kompiliert und an die andere Hardwareumgebung angepaßt würden. Dieser Aufwand wurde aber nur selten getrieben. Konkret lief Windows NT 4.0 auch nativ auf Apple-Rechnern, und die Mac-OS zugrunde liegende, Linux-ähnliche Darwin-Technologie hat man auch schon lange auf Intel-PCs zum laufen gebracht. Der Grund, weswegen es kein Windows XP für Apple gibt und umgekehrt, ist also betriebswirtschaftlicher Natur (Warum sollte sich Apple mit Microsoft in großem Maßstab anlegen, wenn man in der eigenen, gemütlichen Nische ordentlich Geld verdient) und nicht technischer. Anders sieht es bei Linux aus: Das freie Betriebssystem läuft gleichermaßen (wenn auch nicht immer mit gleicher Entwicklerunterstützung, je nach Distribution) auf Intel wie auch auf Apple, unter anderem auch deshalb, weil man es ja sowieso auf diverse Power-PC-Derivate optimieren mußte, wie z.B. für IBM-Mainframes und Supercomputer im industriellen und wissenschaftlichen Einsatz, da ist der Schritt zum (mit einer abgespeckten Single-Core Power-PC-CPU ausgestatteten) Apple nicht mehr weit.
Zusammenfassend: Intel / AMD und Power PC sind (wie auch Transmeta oder Xscale für PDAs) einfach andere Prozessorarchitekturen, die sich aber in ihrer Leistungsfähigkeit nicht so extrem unterscheiden. Der Hauptunterschied liegt eher in den unterschiedlichen Entwicklungszyklen. Unter anderem deshalb, weil die Entwicklung der Power-PC-CPU an die der Prozessoren für Großrechner von IBM geknüpft ist, was oft dazu führt, daß lange Zeit kaum Steigerungen bei Taktraten und Leistung zu verzeichnen sind, und dann riesige Entwicklungssprünge. Die kontinuierliche Steigerung bei AMD und Intel ist eher typisch für die Gegebenheiten des Endkonsumentenmarkt.
Nebenbei: Ein Derivat der Power-PC-CPU wird auch in der neuen Sony PS3 zu finden sein, nur eben erweitert um einige DSPs (Minimalkerne für Spezialaufgaben) für Graphik und KI. Auch auf der PS3 wird Linux laufen (wie schon oben beschrieben).
Was Apple so teuer macht, ist das man dort das Komplettpaket aus optimierter Hardware und speziell abgestimmter Software kauft. Statt einer Vielzahl von Ansprechpartner hat man dann ebenen einen für alles (Software, Hardware, Service). Außerdem kann Apple immer noch einen gehörigen Aufschlag für das bessere Design verlangen.
Beispiele:
Oft sind die Apple-Kühllösungen leiser, weil eben speziell für den jeweiligen PC entwickelt und nicht aus Massenkomponenten zusammengestückelt (Ausnahmen auf der PC-Seite bestätigen die Regel).
Wobei Apple im Gegensatz zu früher heute auch verstärkt auf Standardkomponenten setzt. Wo ganz früher SCSI und NuBus Pflicht waren, finden heute branchenübliche Standards wie (S-)ATA, AGP, PCI(-E) und USB Verwendung, was auch dazu geführt hat, daß das Preisgefälle zu Wintel-PCs nicht mehr ganz so extrem ist.
Die Frage nach der Vergleichbarkeit läßt sich nicht so simpel beantworten. Wenn es um das Spezialgebiet von Apple, also Desktop Publishing und Videoschnitt geht, sind die aktuellen G5-Spitzenmodelle (also Power Mac, nicht iMac oder eMac) genauso schnell oder z.T. wesentlich schneller als die Pendants auf Wintel-Seite (also z.B. Dual-Pentium IV oder AMD Athlon 64 4000+ ). Ein iMac spielt leistungsmäßig etwa in der gleichen Liga wie ein Mittelklasse-PC. Jetzt das große ABER: Wenn es aber beispielsweise um Spieleperformance geht, liegt der Apple fast ausnahmslos hintenan. Die Vergleichbarkeit hängt also immer auch stark von jeweiligen Anwendungsprofil ab.
Schlecht sind Power Macs G5 aber auf keinen Fall. Der Profi mit entsprechenden Anforderungen liebt sie. Nur würde ich sie mir eben nicht zum Zocken kaufen.