[User-Review] DanGilmores Lesertest: MSI MPG X570 GAMING EDGE WIFI

DanGilmore

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MSI MPG X570 GAMING EDGE WIFI
Header.jpg

1. Einleitung
1.1 Testaufbau


Für die Tests des MSI MPG X570 Gaming Edge Wifi habe ich mich für einen etwas unkonventionellen Aufbau entschieden und nicht, wie sonst üblich, ein geschlossenes Gehäuse genommen, sondern meinen Benchtable genutzt. Ausschlaggebend für diese Entscheidung waren meine geplanten Tests. Denn nicht nur der Aufbau ist etwas untypisch, sondern auch die durchgeführten Tests, dazu aber später noch mehr.

Der Vorteil dieses Aufbaus liegt in der Flexibilität und dem Platz. So wäre es in einem Gehäuse kaum möglich gewesen, zusätzliche Messleitungen am Mainboard zu befestigen oder Temperaturfühler anzubringen. Beachtet aber, dass die Messwerte nun nicht immer dem entsprechen, was ihr im Alltagsbetrieb sehen werdet.

1.2 Testsystem und Messtechnik

SETUP.jpg

Testsystem:
ProzessorAMD Ryzen 3 3800X
KühlerWraith Prism / Cuplex Kryos + Hailea HC-500A / Trockeneis
MainboardMSI MPG X570 Gaming Edge Wifi
ArbeitsspeicherG.Skill FlareX 16GB Kit (2x8GB) DDR4-3200 C14 B-Die (A2 PCB)
GrafikkarteMSI RX 5700 XT Gaming X
SystemlaufwerkCrucial BX500 120GB
GehäuseLeChuck Benchtable
Gehäusebelüftung1x 120 mm Arctic F12 (VRM - optional)
1x 120 mm Arctic F12 (RAM - optional)
BetriebssystemWindows 10 Pro

Messtechnik:
OszilloskopSiglent SDS 1202X-E
MultimeterUT139C
MikroskopDM-200

1.3 Testkriterien

Wie bereits erwähnt, werden in diesem Test nicht die üblichen Tests (Leistungsaufnahme, Stromverbrauch, Lautstärkemessung etc.) durchgeführt. Stattdessen habe ich mich dazu entschlossen, den von MSI getroffenen Aussagen (hier zu finden) etwas auf den Zahn zu fühlen und dabei mögliche Extremfälle zu beleuchten. In der folgenden Tabelle sind die betrachteten Features sowie deren Testmethode aufgelistet.

  • PERFORMANCE STEIGERNDE FEATURES
    • Core Boost
      • Aussage: Die Kombination aus ausgeklügeltem Motherboard-Layout und 8+4-Pin-Stromanschluss entfachen maximale CPU-Leistung
      • Testmethodik: Analyse des PCB-Designs und spätere OC-Tests
    • IR Digital PWM
      • Aussage: Hochwertige Komponenten im digitalen IR Power Design lassen das System selbst unter extremen Bedingungen stabil arbeiten
      • Testmethodik: Das Spannungs- und Schaltverhalten wird bei starker Übertaktung betrachtet
    • PCB mit Server Qualität
      • Aussage: Das PCB auf Server-Niveau ermöglicht erhöhte PCIe 4.0 Leistung und langanhaltende Systemstabilität ohne Kompromisse.
      • Testmethodik:
    • PCIe Steel Armour
      • Aussage: Steel Armour schützt den PCIe-Slot des Boards und den PCIe-Stecker der Grafikkarte vor Biegeschäden und EMI. So wird die Leistung, Stabilität und Robustheit aller Komponenten verbessert.
      • Testmethodik: Statische Analyse des Systems und konstruktive Bewertung des Aufbaus
  • RASANTE ÜBERTRAGUNGEN
    • DDR4 Boost
      • Aussage: Durch die verzerrungsfreie Übertragung von Datensignalen sorgen die vollisolierten DDR-Schaltkreise für die beste Gaming- und OC-Performance.
      • Testmethodik: Kurzer Überblick des Platinenlayouts, aber da man darauf nicht viel erkennen kann (viellagige Platine), wird der Speicher maximal übertaktet, um die angepriesenen DDR4-4400 zu erreichen
  • ZUKUNFTSWEISENDE KÜHLUNG
    • Erweiterter Kühlkörper
      • Aussage: Durch ein optimiertes PWM- und Schaltkreis-Design arbeiten auch High-End-Prozessoren mit Höchstgeschwindigkeiten.
      • Testmethodik: Betrachtung des Kühlkonzeptes, da dieses eher zu dem Featuretitel passt
    • Frozr Kühlkörper
      • Aussage: Doppelkugellager und der patentierte Lüfter holen für Enthusiasten und professionelle Anwender die beste Leistung aus dem X570-Chipset.
      • Testmethodik: Subjektive Wahrnehmung während des gesamten Testzeitraumes und Verhalten unter Extreme-OC
    • Zero Frozr
      • Aussage: Liegt die Temperatur des Chipsets im niedrigen Bereich, dann dreht das AI-Tuning-System die Lüftergeschwindigkeit herunter und hält die Lüfter bei geringer Systemauslastung sogar an. So werden in solchen Situationen keine störenden Geräusche erzeugt.
      • Testmethodik: Subjektive Wahrnehmung während des gesamten Testzeitraumes


2. Performance steigernde Features

2.1 Core Boost

„Die Kombination aus ausgeklügeltem Motherboard-Layout und 8+4-Pin-Stromanschluss entfachen maximale CPU-Leistung“


P1040622.JPG
[8+4 Pin CPU-Stromversorgung]​

Hauptaugenmerk des Core Boosts liegt auf dem Bereich, der an den 8+4-Pin Stromanschlüssen (1) beginnt und bis zu den highside Mosfets reicht (2). Eingangsseitig gibt uns MSI einen Hinweis auf die Steckerauslegung, denn laut eigenen Angaben (B450 Motherboard Info) sind die beiden +12V Stromanschlüsse für bis zu 540 W ausgelegt (8Pin 30A / 360W – 4Pin 15A / 180W). Man kann hier schon von einer mehr als überdimensionierten Auslegung sprechen, die nur zum Teil berechtigt ist. Einerseits wirkt das Mainboard wesentlich wertiger und stärker, was keinen Mehrwert für den Nutzer bringt, andererseits kann man hiermit den Kontaktwiderstand reduzieren (Playtool hat hierzu ein paar interessante Informationen), was die Standhaftigkeit erhöht. Dies wird insbesondere nach einigen Jahren interessant, wenn der Stecker nicht mehr ganz so fest sitzt oder sich eine leichte Oxidschicht gebildet hat. Ich habe bereits einige 4-Pin- und auch ein paar 8-Pin-Anschlüsse gesehen, die aus den genannten Gründen verkohlt oder sogar geschmolzen sind.

Das Leiterbahnendesign hingegen ist genau das, was behauptet wurde. Es ist sehr ausgeklügelt und erfüllt mehrere Funktionen. Zuallererst dienen die Leiterbahnen der Stromversorgung der VRMs und einiger anderer Komponenten und zum anderen der Wärmeabfuhr und auch Schirmung. Da ich an dieser Stelle aber nicht allzu sehr vom Thema abweichen möchte, habe ich euch ein paar Links mit weiterführenden Informationen bereitgestellt.

Damit sind wir am Ende des ersten Features angelangt. Schlussendlich kann man hier keine genaue Aussage darüber treffen, was MSI mit dem Stecker-Design beabsichtigt hat, aber schaden tut es definitiv nicht. Für ein Kaufargument reicht es in meinen Augen aber auch nicht ganz. Das Layout hingegen ist sehr durchdacht, hier war definitiv jemand am Werk, der sein Handwerk versteht.

2.2 IR Digital PWM
"Hochwertige Komponenten im digitalen IR Power Design lassen das System selbst unter extremen Bedingungen stabil arbeiten"

Die Vcore und Vsoc Spannungsversorgung werden von einem IR35201 angesteuert, der im 4+1 Phasen-Modus arbeitet. Dabei werden vier IR3598 Doppler für die CPU-Spannung angesteuert und ein IR3598 für die SOC-Spannung. Nach den Dopplern unterscheidet sich der Aufbau der beiden Spannungen aber grundlegend voneinander. Während die Vcore (CPU-Spannung) Seite separat aufgebaute Spannungswandler mit diskreten highside (4C029) und lowside (4C024) Mosfets nutzt, wurde bei der Vsoc (SOC-Spannung) Versorgung ein integrierter Schaltkreis (QA3111) genutzt. Der Aufbau ist im folgenden Bild grob markiert.

4+1.jpg

[Vcore- und Vsoc-Phasen des Mainboards]​

Der Aufbau ist, insbesondere bei der CPU-Spannung, einfacher und günstiger als bei anderen Boards dieser Preisklasse, aber keineswegs schlecht. Dafür bekommt man aber zusätzliche Features, die sonst eher in höheren Preisklassen verfügbar sind.
Vorab kann ich euch schon entwarnen, auch ein Ryzen 9 3950X bereitet keine Probleme, wer diesen aber zusätzlich noch maximal übertakten möchte, sollte sich eine Alternative suchen.

Da ich insbesondere die VRMs ordentlich testen wollte, habe ich mich zunächst mit dem Bios und den Einstellmöglichkeiten des Mainboards vertraut gemacht und anschließend den Ryzen 7 3800X unter dem Wraith Prism ausgelotet. Hiermit konnte ich bereits 4,5 GHz in Cinebench R20 erreichen. Aufgrund zu hoher Kerntemperaturen habe ich dann noch mit meinem Chiller getestet und konnte den Takt auf maximal 4,6 GHz erhöhen. Bei sämtlichen Vortests hatte ich keine Probleme mit den VRM-Temperaturen oder der Systemstabilität.

An dieser Stelle war aber noch längst nicht das Ende der Fahnenstange erreicht, also habe ich 20 kg Trockeneis besorgt, das Mainboard vorbereitet und isoliert sowie meinen Trockeneiskühler montiert. Das Resultat seht ihr in den folgenden Bildern.

OC Session.jpg

Die Sub-Zero Benchsession war der absolute Extremfall (bei über 200 W CPU-Last) für das gesamte Board und selbst hier habe ich nicht einmal ansatzweise irgendwelche Probleme gehabt. Die Temperaturen waren allesamt im grünen Bereich und auch die Übertaktbarkeit war sehr gut.

R20.jpg

[Die in HWinfo angegebenen Verbrauchswerte sind leider falsch, mit einer Strommesszange und Leistungsmessgerät wurden 200 W Leistungsaufnahme gemessen]​

Insgesamt habe ich etwa 25 Stunden damit zugebracht, die Komponenten im Sub-Zero-Bereich kennenzulernen und das Mögliche herausgeholt. Am Ende konnte ich folgende Ergebnisse für das HWLuxx-Team bei HWBot verbuchen:

BenchmarkErgebnis8-Kern Platierung8-Kern Plazierung (unter Trockeneis)8-Kern Platzierung (unter Trockeneis mit AMD)
WPrime 1024M59,338 s114.10.1.
Cinebench R11.529,02 Punkte56.2.1.
Cinebench R152694 Punkte110.2.1.
Cinebench R205911 Punkte20.3.1.
Geekbench 3 Multi Core4964778.1.1.

Die Ergebnisse sind sehr zufriedenstellend (zugegebenermaßen habe ich nicht damit gerechnet), wenn man bedenkt, dass für diese Tests lediglich eine nicht vorgetestete CPU und RAM genutzt wurden sowie ein Mainboard, das nur einen Bruchteil erhältlicher High-End-Mainboards kostet.
Darüber hinaus konnte ich bei den stundenlangen Torturen keinerlei Stabilitätsprobleme oder unerwartete Probleme feststellen und sämtliche Hardware war nach dem Abtauen und Säubern wie neu. Also ein Erfolg auf ganzer Strecke.

Die Sub-Zero-Ergebnisse zeigen zwar schon, was das Mainboard maximal kann, aber es ist auch möglich, dass der Prozessor sehr gut auf niedrige Temperaturen skaliert und dadurch die Ergebnisse zu erklären sind. Um hier aber den Kreis zwischen VRM und Prozessorgüte zu schließen, wurden noch die Spannungsschwankungen unter AVX2-Last gemessen. Denn diese Schwankungen sind entscheidend für das System, bei zu großen Schwankungen kann es zu Beschädigung des Prozessors kommen.
Zur Bestimmung der Spannungen wurde ein Messpunkt an der Mainboardrückseite, direkt unter dem CPU-Sockel angebracht, mit dem die Prozessorspannung möglichst genau gemessen werden kann. Ein weiterer Messpunkt wurde vor der Filterung an den VRM-Spulen angebracht, um das Schaltverhalten der VRMs zu zeigen. Im folgenden Bild ist ein beispielhafter Spannungsverlauf zwischen den beiden Messpunkten zu sehen (unten, oben).

SDS00012.png

[Spannungsverläufe an den VRMs (oben) und an der CPU-Rückseite (unten)]​

Um die Ergebnisse besser bewerten zu können, habe ich eine Vielzahl von Messungen durchgeführt. Dabei habe ich einige Bios-Einstellungen so angepasst, dass diese einem Alltag-OC nahekommen und anschließend die verschiedenen Loadline-Calibration (LLC) Modes bei 1,20 V und 1,35 V (Vcore) durchgetestet.

LLC.jpg

LLC_00.jpg
LLC_01.jpg
LLC_02.jpg

LLC - 1200 mV
LLC-ModeVmax-Vavg-Vmin-VavgVmin+Vavg+Vmax+
Auto1163,21182,01193,612081222,41234,01252,8
11175,81188,21199,812151230,21241,81254,2
21165,61182,11191,212081224,81233,91250,4
31162,41177,31181,212041216,81230,71245,6
411501163,71178,011901202,01216,31230,0
51144,41159,51174,811861198,21212,51227,6
61135,21154,21168,811801191,21205,81224,8
71132,81146,41156,811721187,21197,61211,2
81133,81148,31157,011731189,01197,71212,2

1200MV.jpg



LLC - 1350 mV
LLC-ModeVmax-Vavg-Vmin-VavgVmin+Vavg+Vmax+
Auto1307,21327,21347,213641380,81400,81420,8
11321,61336,21358,413761393,61415,81430,4
21304,81327,51348,013641380,01400,51423,2
31305,81321,21340,213571373,81392,81408,2
41290,01303,41319,613381356,41372,61386,0
51282,41297,71309,613321354,41366,31381,6
61273,81290,91312,213251337,81359,11376,2
71256,21272,41292,213071321,81341,61357,8
81264,01277,81296,813121327,21346,21360,0

1350MV.jpg


Aus den gemessenen Werten können mehrere Schlüsse gezogen werden:
  • LLC auf Auto entspricht LLC Mode 2
  • LLC-Mode 8 fällt fällt eher zwischen LLC-Mode 6/7
  • CPU-Z V1.92 zeigt einen sehr genauen Spannungswert an
  • Bei 1,2 V (Vcore) beträgt die maximale Spannungsschwankung 22,4 mV um den Mittelwert
  • Bei 1,35 V (Vcore) beträgt die maximale Spannungsschwankung 29,6 mV um den Mittelwert
Auch wenn häufig negativ über die VRMs des Mainboards berichtet wurde, kann ich nichts dergleichen berichten. Zugegebenermaßen sind sie im Vergleich zu anderen Herstellern einfacher ausgelegt und arbeiten dadurch bei einer höheren Temperatur (die absolut unbedenklich ist), dafür bekommt man aber auch einige Ausstattungsmerkmale, die in diesem Preissegment sonst untypisch sind (WLAN, Audio).

2.3 PCB mit Server Qualität
"Das PCB auf Server-Niveau ermöglicht erhöhte PCIe 4.0 Leistung und langanhaltende Systemstabilität ohne Kompromisse."

Das Herzstück des Mainboards baut auf einem mehrlagigen PCB (Printed Circuit Board) auf und nutzt laut MSI einen höherwertigen Fertigungsprozess, der in höherer Systemstabilität resultiert. Diese Aussage ist mit den vorhandenen Mitteln aber nur sehr schwer zu verifizieren.

Dennoch finden sich an dem Mainboard einige Hinweise, denen wir nachgehen.
Zunächst werden bei der Betrachtung der PCB-Schnittkante mit einem Mikroskop die einzelnen Gewebeschichten (7 Lagen - 0°/90° Ausrichtung) deutlich sichtbar, welche in dem folgenden Bild rot markiert sind.

WIN_20200602_20_01_10_Pro - Kopie.jpg

[PCB mit markierten Gewebelagen]​

Aus dieser Information können wir zwar nicht auf die genaue Anzahl der verwendeten Kupferlagen schließen, allerdings können es aufgrund der Gewebelagen nicht mehr als 8 sein. Da ich bei meinen Recherchen keine gesicherte Quelle finden konnte, kann ich nur mutmaßen, dass vier oder vielleicht auch sechs Kupferlagen genutzt wurden. In dieser Anwendung wären sechs Lagen zwar besser, aber eben auch nicht nötig. Besonders bei der Betrachtung des „DDR4 Boost“ Features wird ersichtlich, dass die Platine keine Probleme mit der Signalintegrität hat.
Eine weitere Information, den diese Aufnahme liefert, ist die recht helle Farbe der Platine, was für eine höhere Gewebedichte spricht. Dieser Unterschied wird besonders deutlich beim Vergleich zu einer handelsüblichen FR4 Typ 106 Platine.

PCBs.jpg

[Links: Ty 2116 50% Harzanteil Rechts: Typ 106 70% Harzanteil]​

Daraufhin habe ich weitere Recherchen betrieben und bin auf die MSI News gestoßen, in denen genauere Information hinsichtlich des PCBs zu finden sind. Vergleicht man das dort hinterlegte Bild mit üblichen PCB-Laminaten, dann wird die große Ähnlichkeit zum Typ 2116 deutlich, der für signalkritische Platinen genutzt wird.

Auch wenn es etwas seltsam erscheint, einem so „kleinem“ Detail so viel Aufmerksamkeit zu widmen, muss man hier klar sagen, dass durch den Platinentyp die Signalintegrität verbessert wird. Außerdem wird der Fertigungsprozess wahrscheinlich auch dazu beitragen, dass weniger Kupferlagen verwendet werden müssen und dadurch auch die Produktionskosten gesenkt werden.
Wer sich dafür interessiert, wie sich die Kosten einer Platine zusammensetzen, kann sich dazu den Online-Kalkulator von multi-cb ansehen. Für weitere Informationen sind hier noch ein paar Lesevorschläge:
2.4 PCIe Steel Armor
"Steel Armor schützt den PCIe-Slot des Boards und den PCIe-Stecker der Grafikkarte vor Biegeschäden und EMI. So wird die Leistung, Stabilität und Robustheit aller Komponenten verbessert."

Steel.jpg

[MSI Steel Armor]​

Die PCIe Steel Armor ist meiner Meinung nach ein klares Kaufargument. Der Grund dafür ist weniger die Schirmung und der damit einhergehende EMI-Schutz, sondern die zusätzliche Stabilität. Die meisten Mainboardhersteller raten bei Verwendung ausgesprochen schwerer Grafikkarten zurecht zu einer Abstützung dieser, da ein großes Gewicht auf den Lötstellen lastet. In meinem Fall habe ich die MSI 5700XT Gaming X getestet, die satte 1422 g wiegt. Durch die PCIe Steel Armor muss man sich also weniger Gedanken machen, wenn man ein Schwergewicht von Grafikkarte verbaut, da die Lötstellen weniger belastet werden.
 

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3. Rasante Übertragungen

3.1 DDR4 Boost

"Durch die verzerrungsfreie Übertragung von Datensignalen sorgen die vollisolierten DDR-Schaltkreise für die beste Gaming- und OC-Performance."

Bei der Betrachtung der Leiterbahnen von und um die Memory-Slots wird direkt ersichtlich, dass hier auf die Signalübertragung geachtet wurde. So sind beispielweise Differential-pairs, angepasste Leiterbahnlängen und einige andere Regeln für High-Speed Interfaces ersichtlich. Da wir hier aber bereits in ein sehr spezielles Thema gehen, möchte ich an diesem Punkt einen Schnitt machen und alle Interessierten an folgende Quellen verweisen.
Der subjektive Eindruck der Umsetzung ist sehr gut, aber um zu einer objektiven Bewertung zu kommen, habe ich mich dazu entschlossen, die Übertaktbarkeit meines RAMs auszuloten. Bei den Tests habe ich drei Szenarien umgesetzt. Die genauen Einstellungen sind hier zu finden:

MEMOC1.jpg
MEMOC2.jpg
MEMOC3.jpg

Die erzielten Ergebnisse sehen wie folgt aus:
SzenarioMemory Freq. [MHz]FCLK [MHz]TimingsVmem [V]Vsoc [V]
Alltags-OC3800 (1900)190014-14-14-28-42-1T1,451,15
Max OC CL144066 (2033)180014-14-14-28-42-2T1,701,25
Max OC CL164600 (2300)180016-18-18-38-48-2T1,701,25

Die Ergebnisse sind in meinen Augen bereits sehr beeindruckend, da offiziell nur 4400MHz unterstützt werden und dann wahrscheinlich auch bei wesentlich entspannteren Timings. Nach dem aktuellen Stand ist es natürlich nicht sehr sinnvoll, den RAM bei solch hohen Geschwindigkeiten zu betreiben, hier ist das Alltags-OC-Szenario einfach wesentlich schneller, aber die nächsten Prozessorgenerationen könnten davon bereits profitieren. Alles in allem kriegt man hier ein stimmiges Paket mit Luft nach oben.

Weitere Details zu den Tests findet ihr hier:
  • G.Skill F4-3200C4-16GFX - B-Die - A2 PCB – KW15 2020
  • Während der Tests waren die Original Heatsinks montiert, beim Nachtesten waren diese demontiert, was keinen Einfluss auf die OC-Resultate hatte
  • Die Spannungen wurden nicht minimiert, um mögliche Limitierungen zu reduzieren
1900-14-14-14-28-42-1.jpg

[Alltags-OC]

2033-14-14-14-28-42-2T@1,7V.jpg

[Max OC CL14]

2300-16-18-18-38-48-2.jpg

[Max OC CL16]​

4. Zukunftsweisende Kühlung

4.1 Erweiterter Kühlkörper

"Durch ein optimiertes PWM- und Schaltkreis-Design arbeiten auch High-End-Prozessoren mit Höchstgeschwindigkeiten."

P1040622.JPG

Der Titel des Features und die dazugehörige Beschreibung sind leider etwas irreführend. Der Titel suggeriert Informationen über die Kühlkörper, die eigentliche Beschreibung geht aber eher auf das Schaltkreisdesign ein. Aus diesem Grund gehe ich nicht direkt auf die Aussage ein, sondern betrachte nur die VRM-Kühlkörper.

Das Kühlkonzept besteht aus zwei separaten Kühlkörpern. Beide bestehen aus Aluminium und wurden im Stranggussverfahren hergestellt und anschließend spanend bearbeitet, um die finale Form zu erzeugen. Der kleinere Kühlkörper (84 g) ist für die Kühlung zweier CPU (physisch sind 4 vorhanden) und einer SOC-Phase (physisch sind zwei vorhanden) zuständig, was auch ohne Probleme funktioniert. Während meiner Übertaktungstests wurden die Mosfets maximal 65 °C warm (gemessen mit einem K-Typ Thermocouple, zwischen den highside- und lowside-Mosfets und EMI-Schutz). Der zweite Kühlkörper ist für die Kühlung von drei CPU-Phasen (physisch sind 6 vorhanden) zuständig und aufgrund der größeren Abwärme auch massiver (247 g) ausgelegt. Dennoch konnte ich maximal 62°C zwischen den Mosfets messen. Da diese Temperaturen nicht die maximalen Temperaturen widerspiegeln, werden diese eher im Bereich von 80 °C liegen, aber auch dies bereitet noch keine Schwierigkeiten. Man sollte an dieser Stelle auch bedenken, dass ich über 200 W Leistungsaufnahme der CPU messen konnte.

Auch wenn ich hier lieber ein filigraneres Heatpipe-Konzept gesehen hätte, hat MSI eine potente und kostenoptimierte Kühlung auf die Beine gestellt, die auch für einen 3950X geeignet ist. Was mir aber wirklich gut gefällt, ist die Kombination von Kühlkörper und IO-Shield. Diese sieht nicht nur gut aus, sondern endlich muss ich mich nicht mehr über vergessene IO-Shields ärgern.

4.2 Frozr Kühlkörper und Zero Frozr
"Doppelkugellager und der patentierte Lüfter holen für Enthusiasten und professionelle Anwender die beste Leistung aus dem X570-Chipset." "Liegt die Temperatur des Chipsets im niedrigen Bereich, dann dreht das AI-Tuning-System die Lüftergeschwindigkeit herunter und hält die Lüfter bei geringer Systemauslastung sogar an. So werden in solchen Situationen keine störenden Geräusche erzeugt."

P1040612.jpg

An dieser Stelle werden zwei Features gemeinsam betrachtet, da diese eng miteinander verbunden sind. Auch hier muss ich wie bereits bei „Erweiterter Kühlkörper“ leider eine nicht logische Verbindung zwischen Feature-Bezeichnung (Frozr-Kühlkörper) und der dazugehörigen Aussage feststellen. Hier wird der Frozr-Kühlkörper beworben, aber nur der Lüfter sowie die daraus resultierenden Vorteile beschrieben. Aus diesem Grund werden wir auch hier eine eigene Betrachtung vornehmen.

Die Chipsatzkühlung besteht aus einem Vollaluminium-Kühler, der mit einem 50 x 10 mm bürstenlosen Lüfter der Firma POWER LOGIC (PLD05010B12H) aktiv gekühlt wird. Der Lüfter kann mit seiner 2,4 W Nennleistung zwar ziemlich hoch touren und auch einiges an Luft bewegen, aber dies habe ich nie erlebt. Bei sämtlichen Tests, die ich durchgeführt habe, wurde die Schwellwerttemperatur nicht erreicht, wodurch der Chipsatz nur passiv gekühlt werden musste. In einem geschlossenen Gehäuse im Hochsommer sieht dies sicherlich anders aus, aber auch dann sollte man diesen kaum wahrnehmen.

Besonders zu erwähnen ist an dieser Stelle noch, dass MSI zwar ein Eigendesign der Lüfterblätter verwendet, aber ähnliche Lüfter günstig zu bekommen sind. Sollte also tatsächlich mal der Lüfter kaputt gehen, kann man leicht Ersatz beschaffen. Dieser Fall ist aber äußerst unwahrscheinlich, denn der Lüfter war sowieso meist ausgeschalten.

5. Fazit

Das Mainboard macht in seiner Preisklasse einiges her. Es hat eine ausgesprochen gute Ausstattung, die sonst erst in höheren Preisklassen üblich ist. Dafür kommt das Mainboard mit einem günstigeren VRM-Design daher, was aber dennoch für sämtlichen Ryzen, ohne OC geeignet ist. Wer hier kräftig übertakten möchte, sollte maximal einen 3800X nutzen, bei leichter Übertaktung ist auch ein 3900X in Ordnung. Alles in allem handelt es sich um ein stimmiges Produkt, welches für Gaming und Arbeit geeignet ist und ich freue mich darauf, es in meinen PC einzubauen.

Dennoch gab es etwas, was mir an dem Produkt nicht gefallen hat. Dabei geht es nicht einmal um Hardware oder Software, sondern um die deutsche MSI Produktseite. Hier wurden einige Texte recht laienhaft übersetzt, wodurch die ursprüngliche Aussage verloren gegangen ist. Ich würde mir wünschen, dass die betroffenen Stellen überarbeitet werden.

Für Interessenten von Statistiken und alle, die gerne wissen möchten, was alles für den Test gemacht wurde, habe ich hier noch ein paar Werte hinterlegt.

  • Ein- und Ausbauten des Mainboards: 8
  • RAM Wechsel: 32
  • VRM-Kühler Demontagen: 4
  • Verwendete Menge Mibenco (Flüssiggummi): 50 g
  • CPU-Kühler Wechsel: 10
  • Anzahl verwendeter CPU-Kühler: 3
  • Durchgeführte Oszilloskop Messungen: 70
  • Abgebrochene SMD Kondensatoren: 1
  • Zeit der CPU unter 0°C: 25 h
 
Auch ein sehr schönes Review, krasse Ergebnisse! Schön zu sehen dass jeder von uns den Fokus auf andere Dinge gelegt hat. RAM OC muss ich dann wohl noch mal anschauen, bei mir war bei 4266 Schluss, über 1,52v wollte ich aber auch nicht gehen.
 
Sehr interessantes Review mit mal ganz anderen Schwerpunkten :)
Hatte mir schon sowas in die Art bei dir gedacht und freu mich umso mehr, dass du direkt ein paar Rekorde mitnehmen konntest :bigok:
 
Danke danke :)
Ich habe leider vergessen, die HWBot Links einzufügen aber das kommt heute Abend noch.

Der RAM ging wirklich gut und selbst bei 1,75V wurde er nicht wirklich warm. Bei den letzten Tests war er komplett passiv und ohne heatspreader gekühlt. (Und auch dann liefen 2033 C14 :d)
 
Auch ein klasse Review (y).
Das du den PCB Aufbau zeigst ist mal was anderes, echt interessant.

Wunder mich grade wo meine Beiträge abgeblieben sind, dabei hab ich gestern vergessen den abzusenden, oh man isch werd alt :ROFLMAO:.
 
Auch ein klasse Review (y).
Das du den PCB Aufbau zeigst ist mal was anderes, echt interessant.

Wunder mich grade wo meine Beiträge abgeblieben sind, dabei hab ich gestern vergessen den abzusenden, oh man isch werd alt :ROFLMAO:.
Da ich die Technik habe und es selbst sehr interessant finde, musste ich es einfach machen. ;)
In Zukunft werde ich bestimmt noch ein paar Sachen in dieser Richtung machen. Insbesondere eine 3D-Magnetfeldmessung hat es mir angetan , da muss ich aber noch ein paar Sachen klären...


Ein wirklich hoher Respekt von mir für den Lesertest - maybe "one of the best" in den letzten 20 Jahren. Danke!

Vielen Dank für die lobenden Worte. :wink:
Mal sehen, was demnächst noch kommt.

Gruß Daniel
 
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