Als ich den Titel gelesen habe, ist mir sofort ein Gedanke gekommen, der im übertragenen Sinn ident mit dem ersten Satz des Artikels ist "Schon wieder einer der das verspricht, und wie immer kommt am ende nichts dabei heraus".
Ganz offen gesagt, langsam gewinne ich den Eindruck als würde man versuchen neuere Erfolge in dem Bereich zu sabotieren, mit dem selben Zweck was die Öl-Lobbyisten anstreben, den altbewährten Weg weiter zu führen um um keinen Gewinn zu verlieren, mit Akkus macht man sicher viel Gewinn weil es ein Verbrauchsteil ist was auch dazu dienen kann um den Konsum anzutreiben.
Na na na, sei mal nicht so paranoid. Gerade die Entwicklung von Batterien steht unter einem
immensen Fortschrittsdruck. Jeder Versuch, den Status Quo stabil zu halten, würde für die besagte Firma binnen eines einzigen Jahres katastrophal nach hinten losgehen.
Der Grund, warum Meldungen wie diese nie wirklich in plötzliche Sprünge bei der Batterieleistung ausarten, ist ein ganz anderer: Weil es eben Laborresultate sind. Und Laborresultate sind bei Batterien ziemlich realitätsfern, genau wie dieses hier auch. So wird hier ganz groß die 10-Fache Kapazität beworben, aber alle anderen (genauso wichtigen) Kennzahlen mal wieder geflissentlich ausgelassen: Wieviel Volt Ausgangsspannung, und wie skaliert diese über die Gesamtkapazität? Wieviel Ampere Ausgangsstrom, und wie skaliert dieser über die Gesamtkapazität? Was ist mit dem Verhältnis all dieser Werte zum Gewicht der Batterie (Energiedichte, Leistungsdichte etc.)? Dieselbe Frage lässt sich bezogen auf das Volumen wiederholen. Wieviele Ladezyklen bis zum Ausfall? Und, diese Ladezyklen bei welchem Ladestrom? Wie skaliert die Lebensdauer bei steigendem Ladestrom (Stichwort Fast Charging)? Wie sehen die Temperaturtoleranzen aus? Sind die eingesetzten Materialien preisgünstig und in großen Mengen verfügbar? Und, das wichtigste zum Schluss: kann die Herstellung überhaupt im großindustriellen Stil automatisiert werden?
Laborresultate mit neuen Spitzenwerten gibt es zu hunderten. Leider werden 90% dieser Resultate allein dadurch erreicht, dass zugunsten eines einzigen Wertes alle anderen Kennzahlen komplett kaputtgemacht werden. Das zehnfache der heutigen Batteriekapazität? Das war vor 10 Jahren auch schon möglich, allerdings auch nur mit einem Bruchteil der Lebensdauer, und einer so katastrophalen Leistungsdichte, das man den Akku sogar größer als bisher machen müsste, um genug Strom für den Verbraucher bereitzustellen. Solche Details werden von der Presse aber so gut wie immer übergangen, weil in der Presse so gut wie keiner das nötige Fachwissen hat, um danach zu fragen - und Enttäuschungen machen halt auch keine guten Schlagzeilen! Darüberhinaus hat auch, wie aus diesem Thread leicht ersichtlich ist, der typische Leser genauso wenig (oder sogar noch weniger) Fachwissen, und schluckt Sensationsmeldungen ungefragt - höchstens noch mit einem kleinen Kommentar über die Verschwörung des Kapitalismus...
Und bei den verbleibenden 10% der Laborresultate, bei denen alles stimmt, kommt trotzdem nichts heraus... weil mit exotischen Materialen gearbeitet wurde, die in mühseligen händischen Prozessen geformt werden wollen, die komplett unmöglich zu automatisieren sind und/oder schlichtweg nicht in die Masse skalieren. Die Batterie ist toll, aber sinnvoll fertigen kann sie keine Fabrik der Welt. Diese Graphenkäfige hier fallen genau in diese Kategorie: eine Massenproduktion von Graphenprodukten gibt es einfach nicht. Vielleicht "noch" nicht, klar, aber das ändert nichts an der Tatsache, das diese Batterie heute schlichtweg nicht industriell produzierbar ist. Daher auch die am Ende des Artikels lesbare Aussage vom Entwickler, man wolle sich von nun an der Entwicklung der Fertigungstechnik widmen: die wissen genau, was ihr Problem ist, und wollen es lösen. Aber das kann viele Jahre dauern, wenn es überhaupt was wird, und mit großer Wahrscheinlichkeit werden Kompromisse nötig, die die endgültige Leistung der Batterie einschränken. In der Zwischenzeit geht die normale Entwicklung der Batterien weiter, und wenn das Produkt dann irgendwann endlich am Markt ankommt, dann ist der Vorteil nicht mehr weltbewegend.
Lithium-Ionen-Akkus sind jetzt über 20 Jahre alt, und es gibt einen extrem stabilen, extrem offensichtlichen Trend: jedes Jahr steigt die durchschnittliche Energiedichte (Kapazität pro Gewicht) um ca. 6%. Jedes Jahr, seit zwanzig Jahren, kumulativ - da hat sich durchaus was getan, auch wenn die Presse nicht darüber schreibt! Und der Entwicklungsdruck hat in letzter Zeit durch den steigenden Fokus auf Elektroautos eher noch zugenommen; schon für die nächsten fünf bis zehn Jahre gibt es Roadmaps, die dieses Wachstum genauso fortsetzen, wenn nicht sogar beschleunigen. Möglich machen dies nicht sensationelle Laborresultate, sondern stetige, inkrementelle Verbesserungen im großindustriellen Prozess. Kaum eine Batterieproduktionslinie läuft ein ganzes Jahr durch, ohne das irgendwo was umgestrickt wird. Das ist auch einer der Gründe dafür, dass Li-Ionen-Akkus weiterhin ziemlich teuer sind, obwohl die Zutaten billig und breit verfügbar sind - es gibt einfach kaum Zeit für neue Entwicklungen, die Entwicklungskosten zu amortisieren, bevor sie schon wieder ersetzt werden müssen. Ein Hersteller, der hier nicht mitzieht, wird ein-zwei Jahre später keine Kunden mehr haben.