FGB
Fotomaster of, September '07
Thread Starter
- Mitglied seit
- 24.06.2005
- Beiträge
- 2.113
Liebes Forum,
es ist schon Jahre her, seit ich hier meinen letzten Beitrag verfasst habe. Wie es im Leben so ist, ändern sich von Zeit zu Zeit die eigenen Prioritäten. Manchmal bleibt zwischen Studium, Beziehungsschmerz und Umzug nicht viel Zeit fürs Hobby und auch nicht viel Muße. Trotzdem bin ich meiner Leidenschaft - der Hardware - treu geblieben und habe nicht aufgehört, mich mit Computern zu beschäftigen. Allerdings liegt mein Fokus erst seit einigen Monaten auf Retrorechnern, oder - um es eindeutiger zu formulieren - auf nostalgischer Hardware.
Angefangen habe ich meine "Computerlaufbahn" mit einem IBM PS/1, den mir meine Mutter geschenkt hat. Das war 1993. Die Hardware: 486SX25, 2MB PS/2 Simm, Cirrus Logic Onboard Grafikkarte, keine Soundkarte, ISA über ISA-Riser Card, 85MB Western Digital Caviar Festplatte, 3,5" Floppy, kein optisches Laufwerk, keine Soundkarte.
Diesen Computer legte ich innerhalb von zwei Tagen lahm und durfte dann mit in die Werkstatt, wo er von einem Siemens-Nixdorf Mitarbeiter wieder instandgesetzt wurde. Ich hatte wohl einige Systemdateien modifiziert, die das System dann hinderten, die Tastatur mit richtigen Ländercode anzusprechen. Kurzum: Ab diesem Zeitpunkt bin ich fasziniert von Computern und lernte schnell die technischen Zusammenhänge, so dass ich wohl nicht zu Unrecht als DOS-Profi bezeichnen würde.
Das nur, damit ihr wisst, wo meine "PC-Wurzeln" sind, wie bei mir alles anfing.
Nun zum Thema 386er Vorstellung:
Ich habe auf dem Schrott ein AT-Desktopgehäuse gefunden, mit der Aufschrift 386DX40 - auch wenns nicht meine Einstiegsgeneration war, habe ich den Rechner mitgenommen, weils mich interessierte. Zuhause dann beim Aufschrauben die Enttäuschung: Verbaut war ein AMD K6-2 333MHz auf einem Soyo Via MVP3 Board. Schick, aber leider völlig uninteressant für mich. Wie es der Zufall so will, habe ich dann beim Sperrmüll wieder einen Rechner aufgetan, diesmal ein äußerlich völlig verranzter Desktop mit einem Durchschleifdongle am Paralellport. Wieder interessant, wieder mitgenommen.
Als ich den Rechner öffnete, blieb mir der Mund offen stehen:
Verbaut ist ein State of the Art 386-Computer mit einer Grafikkarte die länger ist als das AT-Board! Hastig schloss ich den Rechner an und startete: Piep- Speicher hochzählen - 16MB ! Piep! CMOS Battery low - Checksum Error - Hit F1 to resume - Starten von MS-DOS... hinein in einen CAD-Ordner. Dongle-Abfrage - DOS-Prompt.
Der Rechner hätte sich richtig gut gemacht, wäre da nicht das leidige Problem des Ingenieurpfusches der 80er und 90er Jahre: Die Pufferbatterien der Rechner bestanden aus am Mainboard festgelöteten NiCd-Akkus, 3,6V, 60-65maH. Dieser Akku war tot und schon gut dabei, das unschuldige Mainboard anzugreifen:
Zum Glück hatte ich noch frische Akkus der gleichen Bauart (hatte ich Anfang Januar für ein Modellbauprojekt bestellt), so dass ich mich daran machte, die Pufferbatterie zu wechseln:
Da vielleicht einige nicht wissen, wie man das macht, möchte ich den Vorgang kurz beschreiben, denn ohne Tücken ist das natürlich nicht und es gibt einige Dinge zu beachten.
Hier die Ausrüstung, die ich dafür benötige:
Neben dem Lötkolben und der Halterung ist natürlich auch eine Unterdruck-Entlötspritze (im Bild) oder eine vernünftige Entlötlitze nötig, die das erwärmte Lötzinn der alten Pufferbatterie auf der Mainboardrückseite aufnimmt und damit die Löcher für die neue Batterie freimacht. Den Lötdraht (mit Flussmittel) habe ich benutzt, um zwischen Lötkolbenspitze und der alten Lötstelle eine schnelle Verbindung herzustellen um die sonst auftretenden Hotspots zu vermeiden.
Nach dem entfernen der defekten Batterie habe ich die freie Stelle samt mit hochprozentiger Isopropanollösung gereinigt und damit für die Aufnahme des neuen Akkus vorbereitet. Da die Leiterbahnen teilweise schon durch die Batteriesäure zerstört waren, habe ich mit einem Multimeter einzeln jede Bahn durchgemessen und mit Freude vernommen, dass der Kontakt noch zu 100% besteht. Das kann auch ganz anders aussehen!
Nach dem wechseln der Batterie habe ich die Komponenten wieder zusammengebaut und geschaut, ob alles funktioniert, was der Fall ist:
Der Akku wird ordnungsgemäß geladen, die Einstellungen bleiben erhalten, alles ist wie es sein soll. Zu meiner Freude ist das BIOS sogar fähig, das aktuelle Datum einzustellen und vor allem auch anzunehmen.
Daher möchte ich euch an dieser Stelle endlich vorstellen, was die Besonderheiten des Systems sind:
1. Das Mainboard mit den Steckkarten:
Schön zu sehen ist das tolle Layout des Boards mit SiS-Chipsatz und typischen AMI-BIOS. Hier einmal die technischen Daten:
CPU: AMD 386 DX 40MHz , Keramik, gesockelt
NPU: Cyrix FasMath 83D87 40MHz, Keramik, gesockelt
Anmerkung: Der Cyrix FasMath ist der schnellste Coprozessor für 386 Rechner, den es überhaupt gibt. Er ist noch schneller als die ITT 3C87 und damit natürlich auch schneller als Intels Coprozessor.
VGA: Number Nine GXi Level 29 (GXiTC) für normalen ISA-Steckplatz, mit (vermutlich) 2MB DRAM und 4MB VRAM, Dual-Monitor Support, Texas Instruments 34020 Prozessor als CAD-Engine. Diverse Nebenprozessoren, flashbare Biosse, schlichtweg: Der Wahnsinn und das mit Abstand teuerste, was man damals in diesen Rechner einbauen konnte. Die Karte hat nach meinen Rechercheergebnissen fast 3000DM gekostet.
Neben diesem Monster sieht eine normale ISA-Grafikkarte winzig aus (im Bild oben eine Cirrus Logic)
Als Festplatte ist eine für damalige Verhältnisse riesige 540MB Platte von Conner verbaut. Auch sie funktioniert einwandfrei.
In diesem Desktop ist der Rechner verbaut. Die Grafikkarte passt ohne Probleme hinein. Der Clou ist, dass das Gehäuse Haltevorrichtungen für Karten in dieser eher unüblichen Länge hat. So wird die Karte nicht nur Hinten durch die Slotblechschraube fixiert, sondern auch noch durch diese weiße Plastikfassung:
Das war sie auch schon, meine Vorstellung eines ganz besonderen Fundes. Eigentlich sollte ich glücklich sein oder? Bin ich aber dennoch nicht: Es ist für mich zwar interessant, so ein System zu besitzen, aber ich selbst kann kein nostalgisches Gefühl entwickeln, da ich selbst, wie oben erwähnt, erst mit einem 486er angefangen habe. Und da ich momentan gerade einen 486er aufbauen möchte (und dank el-sahef schon einen performanten Unterbau dafür habe), habe ich keinerlei Verwendung für dieses tolle 386er System mit dieser unfassbaren Grafikkarte.
Daher bin ich gerne bereit, das Teil in gute Hände abzugeben. Aber das muss ich ja nicht jetzt im Eingangsposting erörtern.
Ich hoffe euch gefällt das System ebenso wie mir!
Viele Grüße und einen schönen Abend,
Fabi
Text: Version 1.1 / 16.2.11
es ist schon Jahre her, seit ich hier meinen letzten Beitrag verfasst habe. Wie es im Leben so ist, ändern sich von Zeit zu Zeit die eigenen Prioritäten. Manchmal bleibt zwischen Studium, Beziehungsschmerz und Umzug nicht viel Zeit fürs Hobby und auch nicht viel Muße. Trotzdem bin ich meiner Leidenschaft - der Hardware - treu geblieben und habe nicht aufgehört, mich mit Computern zu beschäftigen. Allerdings liegt mein Fokus erst seit einigen Monaten auf Retrorechnern, oder - um es eindeutiger zu formulieren - auf nostalgischer Hardware.
Angefangen habe ich meine "Computerlaufbahn" mit einem IBM PS/1, den mir meine Mutter geschenkt hat. Das war 1993. Die Hardware: 486SX25, 2MB PS/2 Simm, Cirrus Logic Onboard Grafikkarte, keine Soundkarte, ISA über ISA-Riser Card, 85MB Western Digital Caviar Festplatte, 3,5" Floppy, kein optisches Laufwerk, keine Soundkarte.
Diesen Computer legte ich innerhalb von zwei Tagen lahm und durfte dann mit in die Werkstatt, wo er von einem Siemens-Nixdorf Mitarbeiter wieder instandgesetzt wurde. Ich hatte wohl einige Systemdateien modifiziert, die das System dann hinderten, die Tastatur mit richtigen Ländercode anzusprechen. Kurzum: Ab diesem Zeitpunkt bin ich fasziniert von Computern und lernte schnell die technischen Zusammenhänge, so dass ich wohl nicht zu Unrecht als DOS-Profi bezeichnen würde.
Das nur, damit ihr wisst, wo meine "PC-Wurzeln" sind, wie bei mir alles anfing.
Nun zum Thema 386er Vorstellung:
Ich habe auf dem Schrott ein AT-Desktopgehäuse gefunden, mit der Aufschrift 386DX40 - auch wenns nicht meine Einstiegsgeneration war, habe ich den Rechner mitgenommen, weils mich interessierte. Zuhause dann beim Aufschrauben die Enttäuschung: Verbaut war ein AMD K6-2 333MHz auf einem Soyo Via MVP3 Board. Schick, aber leider völlig uninteressant für mich. Wie es der Zufall so will, habe ich dann beim Sperrmüll wieder einen Rechner aufgetan, diesmal ein äußerlich völlig verranzter Desktop mit einem Durchschleifdongle am Paralellport. Wieder interessant, wieder mitgenommen.
Als ich den Rechner öffnete, blieb mir der Mund offen stehen:
Verbaut ist ein State of the Art 386-Computer mit einer Grafikkarte die länger ist als das AT-Board! Hastig schloss ich den Rechner an und startete: Piep- Speicher hochzählen - 16MB ! Piep! CMOS Battery low - Checksum Error - Hit F1 to resume - Starten von MS-DOS... hinein in einen CAD-Ordner. Dongle-Abfrage - DOS-Prompt.
Der Rechner hätte sich richtig gut gemacht, wäre da nicht das leidige Problem des Ingenieurpfusches der 80er und 90er Jahre: Die Pufferbatterien der Rechner bestanden aus am Mainboard festgelöteten NiCd-Akkus, 3,6V, 60-65maH. Dieser Akku war tot und schon gut dabei, das unschuldige Mainboard anzugreifen:
Zum Glück hatte ich noch frische Akkus der gleichen Bauart (hatte ich Anfang Januar für ein Modellbauprojekt bestellt), so dass ich mich daran machte, die Pufferbatterie zu wechseln:
Da vielleicht einige nicht wissen, wie man das macht, möchte ich den Vorgang kurz beschreiben, denn ohne Tücken ist das natürlich nicht und es gibt einige Dinge zu beachten.
Hier die Ausrüstung, die ich dafür benötige:
Neben dem Lötkolben und der Halterung ist natürlich auch eine Unterdruck-Entlötspritze (im Bild) oder eine vernünftige Entlötlitze nötig, die das erwärmte Lötzinn der alten Pufferbatterie auf der Mainboardrückseite aufnimmt und damit die Löcher für die neue Batterie freimacht. Den Lötdraht (mit Flussmittel) habe ich benutzt, um zwischen Lötkolbenspitze und der alten Lötstelle eine schnelle Verbindung herzustellen um die sonst auftretenden Hotspots zu vermeiden.
Nach dem entfernen der defekten Batterie habe ich die freie Stelle samt mit hochprozentiger Isopropanollösung gereinigt und damit für die Aufnahme des neuen Akkus vorbereitet. Da die Leiterbahnen teilweise schon durch die Batteriesäure zerstört waren, habe ich mit einem Multimeter einzeln jede Bahn durchgemessen und mit Freude vernommen, dass der Kontakt noch zu 100% besteht. Das kann auch ganz anders aussehen!
Nach dem wechseln der Batterie habe ich die Komponenten wieder zusammengebaut und geschaut, ob alles funktioniert, was der Fall ist:
Der Akku wird ordnungsgemäß geladen, die Einstellungen bleiben erhalten, alles ist wie es sein soll. Zu meiner Freude ist das BIOS sogar fähig, das aktuelle Datum einzustellen und vor allem auch anzunehmen.
Daher möchte ich euch an dieser Stelle endlich vorstellen, was die Besonderheiten des Systems sind:
1. Das Mainboard mit den Steckkarten:
Schön zu sehen ist das tolle Layout des Boards mit SiS-Chipsatz und typischen AMI-BIOS. Hier einmal die technischen Daten:
CPU: AMD 386 DX 40MHz , Keramik, gesockelt
NPU: Cyrix FasMath 83D87 40MHz, Keramik, gesockelt
Anmerkung: Der Cyrix FasMath ist der schnellste Coprozessor für 386 Rechner, den es überhaupt gibt. Er ist noch schneller als die ITT 3C87 und damit natürlich auch schneller als Intels Coprozessor.
VGA: Number Nine GXi Level 29 (GXiTC) für normalen ISA-Steckplatz, mit (vermutlich) 2MB DRAM und 4MB VRAM, Dual-Monitor Support, Texas Instruments 34020 Prozessor als CAD-Engine. Diverse Nebenprozessoren, flashbare Biosse, schlichtweg: Der Wahnsinn und das mit Abstand teuerste, was man damals in diesen Rechner einbauen konnte. Die Karte hat nach meinen Rechercheergebnissen fast 3000DM gekostet.
Neben diesem Monster sieht eine normale ISA-Grafikkarte winzig aus (im Bild oben eine Cirrus Logic)
Als Festplatte ist eine für damalige Verhältnisse riesige 540MB Platte von Conner verbaut. Auch sie funktioniert einwandfrei.
In diesem Desktop ist der Rechner verbaut. Die Grafikkarte passt ohne Probleme hinein. Der Clou ist, dass das Gehäuse Haltevorrichtungen für Karten in dieser eher unüblichen Länge hat. So wird die Karte nicht nur Hinten durch die Slotblechschraube fixiert, sondern auch noch durch diese weiße Plastikfassung:
Das war sie auch schon, meine Vorstellung eines ganz besonderen Fundes. Eigentlich sollte ich glücklich sein oder? Bin ich aber dennoch nicht: Es ist für mich zwar interessant, so ein System zu besitzen, aber ich selbst kann kein nostalgisches Gefühl entwickeln, da ich selbst, wie oben erwähnt, erst mit einem 486er angefangen habe. Und da ich momentan gerade einen 486er aufbauen möchte (und dank el-sahef schon einen performanten Unterbau dafür habe), habe ich keinerlei Verwendung für dieses tolle 386er System mit dieser unfassbaren Grafikkarte.
Daher bin ich gerne bereit, das Teil in gute Hände abzugeben. Aber das muss ich ja nicht jetzt im Eingangsposting erörtern.
Ich hoffe euch gefällt das System ebenso wie mir!
Viele Grüße und einen schönen Abend,
Fabi
Text: Version 1.1 / 16.2.11
Zuletzt bearbeitet: