Zwar hatten wir das Thema erst vor kurzem, aber ich sag´s gern immer wieder: Die Verweilzeit des Wassers in einem Radiator ist für die effektive Kühlleistung bzw. die Wassertemps vollkommen Schnuppe (sofern wir uns in Durchflussregionen bewegen in denen auch die Kühler noch vernünftig die Wärme von den Komponenten abführen - darunter liegt das Problem dann aber auch erst mal primär auf der Kühlerseite).
Die Betrachtung der Kühlleistung eines Radiators muss im (quasi)stationären Zustand erfolgen, wenn man eine Aussage im Sinne von "kühlt besser als XY" oder "kühlt schlechter als XY" treffen will. Die stationäre Betrachtung hat es aber nunmal so ansicht, dass sie zeitunabhängig ist. Da der theroretische stationäre Zustand nicht erreicht werden kann, weil er erst nach unendlicher Zeit eintritt, behilft man sich damit im quasitationären Zustand, also nach hinreichend langer Laufzeit mit konstanter Heizleistung und konstanten restlichen Parametern zu messen. Da die Messgenauigkeit mit Wakü-Equipment sowieso nicht hoch ist, kann man diesen Zustand in den meisten Kreisläufen nach spätestens eine halben Stunde Laufzeit mit konstater Last als erreicht betrachten. Ein Hinweis auf das Erreichen des quasistatioären Zustands ist die Tatsache, dass sich alle Messwerte auch bei längerer Bertrachtung nicht mehr ändern. In diesem Zustand ist es völlig unerheblich wie lange ein Teilchen Wasser dabei im Radiator verweilt. Abgesehen davon ist die Verweilzeit jedes Teilchens auch nicht immer gleich, weil es je nach Strömungszustand z.B. in der laminaren Grenzschicht hängt und sich so gut wie nicht bewegt, oder in der neutralen Faser mit maximal möglicher Geschwindigkeit durchhuscht ohne mit der Wandung zu interagieren, oder aber im tubulenten Strömungsfall (den man bei üblichen Durchflüssen sogar im Radiator hat) einen ziemlich chaotischen Weg nimmt der sich bei keinem Durchgang gleicht. All das ist aber irrelevant, da sich über das Gesamtsystem keine Messgröße mehr mit der Zeit ändert. Man hat also Zeitunabhängigkeit. Deshalb lässt sich z.B. auch das DeltaT des Wassers zwischen Ein- und Ausgang eines Radiators nur anhand der konstanten eingespeisten Wärmeleistung, des konstanten Durchflusses, und der konstanten Wärmekapazität des Wassers berechnen - und es ändert sich nicht, egal wie groß oder wie gut belüftet der Radiator dabei ist.
Größe und Belüftung haben jedoch Einfluss auf die mittlere absolute Wassertemperatur im Kreislauf - und genau um die geht es uns ja im Regelfall. Deshalb gilt im Wesentlichen: Gleiche Fläche bei gleicher Belüftungseffektivität -> gleiche Kühlleistung. Ob man also einen 120er und einen 240er oder einen einzelnen 360er nimmt, die jeweils ähnlich effizient belüftet sind, ist ziemlich egal. Die Kühlleistung gleicht sich im Wesentlichen. Zwar haben auch Faktoren wie die Radiatordicke einen Einfluss, indem sie z.B. den Luftwiderstand beeinflusst, was den Vergleich zwischen unterschiedlich aufgebauten Radiatoren schwieriger macht, aber die wirklich wichtigen Einflussfaktoren sind trotzdem vor allem die Lufteintrittsfläche und die Effektivität der Belüftung (die grob gesagt im Wesentlichen von der Lüfterdrehazahl abhängt).
Die AMS-Radis sind zwar gut verarbeitet, bieten ingesamt viel Fläche und haben für ihre Dicke außerdem verhältnismäßig wenig Luftwiderstand, aber als Rohradiatoren haben sie ein kleines Manko bei der Wärmeleitung zu den Lamellen. Deshalb würde ich sogar bei realtiv schnell drehenden Lüftern für die konkrete Fragestellung auch sagen, dass der Wechsel im Sinne der Kühlleistung ziemlich unsinnig ist - evtl. sogar ein klein wenig kontraproduktiv.
Unter dem Aspakt der Optik und der Verarbeitungsqualität sieht´s freilich ansers aus. Auch die Sauberkeit des Kreislaufs könnte mit AMS-Radis besser werden, sofern man die Vergleichs-Radis nicht äußerst gründlich gereinigt hat, vor dem Einbau.
PS: Bei Radiatoren ist im Übrigen der Wärmeübergang vom Wasser zum Radiator absolut nachrangig gegenüber der Wärmeübertragung durch den Festkörper (also vom Rohr zu den Lamellen und innerhalb der Lamellen) und vor allem gegenüber dem Wärmeübergang von den Lamellen zur Luft, da die Wärmekapazität von Luft vergleichsweise sehr gering ist. Auch deshalb zählt für die Kühlleistung eines Radiators zu allererst die Lufteintrittsfläche und die Effektivität der Belüftung die wiederum durch die Geometrie des Luftweges beeinflusst wird.