cRaZy-biScuiT
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Einleitung
Bei der "Kingston FURY Renegade 2 TB" handelt es sich um eine sehr performante NVMe-SSD im M-2-Format für den Privatgebrauch. Vielen Dank an Kingston sowie die Redaktion von Hardwareluxx, die es mir ermöglicht haben diese zu testen! Ob die SSD hält, was sie verspricht, werden wir in diesem User-Review unter Linux testen. Sowohl im heimischen Desktop als auch als Storage für einen Home-Server mit latenzkritischen Anforderungen, beispielsweise als Massenspeicher für Datenbanken, kann eine SSD die Performance maßgeblich verbessern. Aus dieser Perspektive kann ein Test unter Linux von besonderem Interesse sein.
Technische Daten
Zunächst einmal seien die technischen Daten genannt, wie sie der Hersteller angibt. An diesen muss sich die "Kingston FURY Renegade" bei den später genannten Benchmarks messen:
Formfaktor | M.2 2280 |
Schnittstelle | PCIe 4.0 x4 NVMe |
Speicherkapazitäten | 500GB, 1TB, 2TB, 4TB |
Controller | Phison E18 |
NAND | 3D TLC |
Sequenzielle Lese-/Schreibgeschwindigkeit | 500GB – 7.300/3.900MB/s 1TB – 7.300/6.000MB/s 2TB – 7.300/7.000MB/s 4TB – 7.300/7.000MB/s |
4K zufällige Lese-/Schreibzugriffe | 500GB – bis zu 450.000/900.000 IOPS 1TB – bis zu 900.000/1.000.000 IOPS 2TB – bis zu 1.000.000/1.000.000 IOPS 4TB – bis zu 1.000.000/1.000.000 IOPS |
Geschriebene Bytes insgesamt (TBW) | 500GB – 500TBW 1TB – 1.0PBW 2TB – 2.0PBW 4TB – 4.0PBW |
Stromverbrauch | 500GB – 5mW Leerlauf / 0,34W durchschn. / 2,7W (max.) Lesen / 4,1W (max.) Schreiben 1TB – 5mW Leerlauf / 0,33W durchschn. / 2,8W (MAX) Lesen / 6,3W (MAX) Schreiben 2TB – 5mW Leerlauf / 0,36W durchschn. / 2,8W (MAX) Lesen / 9,9W (MAX) Schreiben 4TB – 5mW Leerlauf / 0,36W durchschn. / 2,7W (MAX) Lesen / 10,2W (MAX) Schreiben |
Lagertemperatur | -40°C bis +85°C |
Betriebstemperatur | 0°C bis +70°C |
Abmessungen | Kühlkörper: 80mm x 22mm x 2,21mm (500GB-1TB) 80mm x 22mm x 3,5mm (2TB-4TB) Heatsink: 80mm x 23,67mm x 10,5mm |
Gewicht | Kühlkörper: 500GB-1TB – 7g 2TB-4TB – 9,7g Heatsink: 500GB-1TB – 32,1g 2TB-4TB – 34,9g |
Schwingungsfestigkeit im Betrieb | 2,17G Spitze (7–800Hz) |
Schwingungsfestigkeit im Leerlauf | 20G Spitze (20–1000Hz) |
MTBMittlerer Ausfallabstand (MTBF) | 1.800.000 Stunden |
Garantie/Support | 5 Jahre eingeschränkte Garantie und kostenloser technischer Support |
Unboxing, Haptik und Bilder
Die SSD kommt in einer funktionalen Blister-Verpackung daher. Fachgerecht verpackt sollte sie stets unbeschadet beim Kunden eintreffen. Ein weiter Pluspunkt für die Verpackung: Sie lässt sich einfach und zerstörungsfrei öffnen. Dies ist nicht bei allen vergleichbaren Verpackungen gegeben.
Die Optik suggeriert bereits, dass es sich um ein High-Performance-Produkt handeln soll. Wie immer ist diese jedoch Geschmackssache. Haptisch ist die "Kingston FURY Renegade" jedoch erstklassig: Der massive Kühler sitzt fest auf der SSD.
Der Kühler ist wie bereits erwähnt ziemlich massiv. Die SSD passt jedoch gut neben den PCIe-x16-Slot. Die GPU, hier nicht montiert, kollidiert mit dieser nicht.
Testsystem
Damit die SSD ihre volle Performance entfalten kann, wird ein PC mit PCIe4 benötigt. Folgendes System habe ich verwendet:
Komponente | Bezeichnung |
Prozessor | AMD Ryzen 7 3700X |
Grafikkarte | Sapphire AMD Radeon RX 6800 16GB |
Mainboard | ASRock B550M Phantom Gaming 4 |
Arbeitsspeicher | 32 GB DDR4 3200 MhzG.Skill RipJaws V schwarz DIMM Kit 32GB |
SSD | Kingston FURY Renegade - 2000GB KINGSTON SFYRDK2000G, Dateisystem: ext4 |
Betriebssystem | ManjaroLinux 22.0.2, Kernel: 6.1.9-1-MANJARO (x86_64) |
Synthetische Benchmarks und Temperatur
Folgende Tools wurden in diesem Test verwendet, um eine Aussage über die Performance treffen zu können:
- KDiskMark
- Gnome Disks Utillity
- hdparm
- dd
KDiskMark
Ein Tool, welches dem bekannten Windows-Tools "CrystalDiskMark" in Funktion und optischer Aufbereitung ähnelt ist KDiskMark.
Code:
Die Testlaufeinstellungen sowie die Ergebnisse finden sich zudem im Codeblock:
KDiskMark (3.1.2): https://github.com/JonMagon/KDiskMark
Flexible I/O Tester (fio-3.33): https://github.com/axboe/fio
--------------------------------------------------------------------------------
* MB/s = 1,000,000 bytes/s [SATA/600 = 600,000,000 bytes/s]
* KB = 1000 bytes, KiB = 1024 bytes
[Read]
Sequential 1 MiB (Q= 8, T= 1): 7212.909 MB/s [ 7043.9 IOPS] < 1132.92 us>
Sequential 1 MiB (Q= 1, T= 1): 4424.528 MB/s [ 4320.8 IOPS] < 231.16 us>
Random 4 KiB (Q= 32, T= 1): 1527.866 MB/s [ 381966.6 IOPS] < 83.43 us>
Random 4 KiB (Q= 1, T= 1): 88.973 MB/s [ 22243.4 IOPS] < 44.42 us>
[Write]
Sequential 1 MiB (Q= 8, T= 1): 4527.256 MB/s [ 4421.1 IOPS] < 1585.65 us>
Sequential 1 MiB (Q= 1, T= 1): 2123.267 MB/s [ 2073.5 IOPS] < 182.27 us>
Random 4 KiB (Q= 32, T= 1): 1015.156 MB/s [ 253789.2 IOPS] < 124.67 us>
Random 4 KiB (Q= 1, T= 1): 340.912 MB/s [ 85228.2 IOPS] < 10.13 us>
Profile: Default
Test: 4 GiB (x4) [Measure: 5 sec / Interval: 5 sec]
Date: 2023-01-30 21:58:18
OS: manjaro unknown [linux 6.1.9-1-MANJARO]
Während Read-Performance in etwa den Herstellerangaben entspricht, muss die Schreibleistung hier jedoch massiv zurückstecken - auch wenn diese absolut betrachtet noch sehr beachtlich ist. Auch nach mehrfachen Wiederholungen des Tests mit veränderten Einstellungen in Bezug auf die Größe der Testdatei und der Anzahl der Schreibvorgänge konnte ich die Herstellerangaben nicht verifizieren. Ob es an dem Tool, meinem Test-Dateisystem "ext4", den Linux-Kernelmodulen o.ä. liegt kann ich nicht abschließend beantworten. Für einen Hinweis aus der Community wäre ich dankbar - ein Update erfolgt dann hier im Test. Zwei weitere Hardwareluxx-Forumsmitglieder, welche der SSD einen Test unter Windows unterzogen haben, konnten ein solches Verhalten nicht produzieren.
Gnome Disks Utillity
Im Gnome Disks Utillity zeigte die SSD eine gute Leseperformance. Diese entspricht in etwa den Herstellerangaben. Die Schreibperformance konnte das Tool nicht erfassen. Auch eine Wiederholung mit geänderten Parametern führte nicht zum Erfolg.
hdparm
"Der erste Test nutzt nur die Optionen -t ("Perform device read timings") und -T ("Perform cache read timings") und liest damit die Lesezeiten sowie die Cache-Lesezeiten aus:" [1]
Code:
# hdparm -tT /dev/nvme0n1
/dev/nvme0n1:
Timing cached reads: 25562 MB in 2.00 seconds = 12800.76 MB/sec
Timing buffered disk reads: 10742 MB in 3.00 seconds = 3580.32 MB/sec
"Der zweite Test nutzt ebenfalls die beiden Optionen -t und -T, setzt dazu aber noch die Option --direct („Use O_DIRECT to bypass page cache for timings“), was zum direkten Lesen unter Umgehung des Page Caches führt. In der Regel nutzt man den zweiten Test, da dieser nur den Datenfluss misst, den die SSD erreicht, um bestimmte Daten in zwei respektive drei Sekunden zu lesen." [1]
Code:
# hdparm -tT --direct /dev/nvme0n1
/dev/nvme0n1:
Timing O_DIRECT cached reads: 4690 MB in 2.00 seconds = 2345.12 MB/sec
Timing O_DIRECT disk reads: 18108 MB in 3.00 seconds = 6035.38 MB/sec
Durch die Variation der Parameter der Dateigröße bzw. der Dauer, welche das Tool ebenfalls ermöglicht, verändern sich die Ergebnisse. Im Zweiten Test ist ersichtlich, dass die Performance auch in alltagsnäheren Szenarien in Richtung der Performance der Herstellerangaben tendiert.
dd
Mit dd lassen sich Daten in Dateien oder auf eine Partition schreiben. Zunächst einmal schreiben wir eine Datei ins Dateisystem:
Code:
# dd if=/dev/zero of=tempfile bs=1M count=8192 conv=fdatasync,notrunc
8192+0 Datensätze ein
8192+0 Datensätze aus
8589934592 Bytes (8,6 GB, 8,0 GiB) kopiert, 5,09436 s, 1,7 GB/s
Damit wir direkt von der SSD ohne Cache lesen können, leeren wir diesen zunächst:
Code:
#echo 3 | sudo tee /proc/sys/vm/drop_caches
3
Wir testen die Leseperformance ohne Cache:
Code:
dd if=tempfile of=/dev/null bs=1M count=1024
1024+0 Datensätze ein
1024+0 Datensätze aus
1073741824 Bytes (1,1 GB, 1,0 GiB) kopiert, 0,270938 s, 4,0 GB/s
Jetzt ist der Cache wieder gefüllt. Wir testen die Performance, wenn wir aus dem Cache lesen:
Code:
#dd if=tempfile of=/dev/null bs=1M count=1024
1024+0 Datensätze ein
1024+0 Datensätze aus
1073741824 Bytes (1,1 GB, 1,0 GiB) kopiert, 0,0913325 s, 11,8 GB/s
Mit diesem Test kommen wir nicht auf die Maximalwerte, welche die SSD ermöglicht. Viel eher sind wir hier im Bereich einer realen Anwendung, beispielsweise wenn wir ISOs schreiben oder lesen. Mit den Parametern der Blocksize, der insgesamt zu schreibenden Daten etc. lässt sich experimentieren. Unter gewissen Voraussetzungen, welche für die SSD optimal sind, erreichen wir vermutlich auch nahezu die Herstellerangaben. Ich konnte eine wechselnde Performance je nach Parametern nachvollziehen, jedoch fehlt es hier an einem normierten Test. Diesen könnte man dann auch gegen andere Produkte testen.
Weitere Tools
Es gibt eine Menge Tools unter Linux, welche die Performance von Massenspeicher prüfen können. Mitunter sind diese auch alltagsbezogener, wenn beispielsweise PostgreSQL oder Flexible-IO-Tester zum Einsatz kommen. Ich hatte vor dies auch in diesem Test abzudecken. Allerdings ist die Nutzung der Phoronix-Test-Suite, welche dies ermöglicht, komplexer als zunächst angenommen. Während die Installation und Nutzung der Test-Suite sich problemlos gestaltet, bedarf es nachfolgend einer guten Methode die Ergebnisse ansprechend und informativ graphisch aufzubereiten. Wenn ein Forumsmitglied einen Tipp für mich hat, wie dies effizient zu gestalten ist, liefere ich gerne die gesamten Ergebnisse der Phoronix-Test-Suite nach.
Temperaturen
Nachdem ich KDiskMark in Dauerschleife für 10 Minuten habe laufen lassen, haben sich die folgenden zwei Messwerte für die Temperatur ergeben:
Code:
nvme-pci-0100
Adapter: PCI adapter
Composite: +48.9°C (low = -20.1°C, high = +83.8°C)
(crit = +88.8°C)
Sensor 2: +55.9°C (low = +0.0°C, high = +0.0°C)
Alltagserfahrungsbericht
Erwartungsgemäß schlägt sich die SSD im Alltag hervorragend: Das System fährt sehr schnell hoch, Anwendungen (Kaltstart) öffnen sich zügig. Ich habe die SSD einen Monat als Systemlaufwerk im Manjaro-Linux-Desktop getestet. Genutzt wird das System für Multimedia-Anwendungen, surfen im Internet, programmieren und PC-Spiele spielen. Subjektiv erledigt die SSD diese Aufgaben zügiger als beispielsweise eine "MX500" (SATA) oder 2x "2TB Mega Fastro MS200" (M.2) im RAID0. Für derartige Alltagsanwendungen gibt es keinerlei Flaschenhals.
Fazit
Für knapp 184 € [1] befindet sich die SSD in einem normalen Preisgefüge, im Vergleich zu den Mitbewerbern. In meinem Fall habe ich die SSD zum Testen überlassen bekommen. Generell würde ich die "Kingston FURY Renegade", sofern sie im Budget und Rahmen der Anforderungen an Größe sowie Performance ist, ganz klar empfehlen. Auch unter Linux macht sie eine gute Figur. Ich werde sie voraussichtlich künftig in meinem Homelab als Storage für die Virtualisierung verwenden und auf ihr virtuelle Maschinen speichern.
Abschließend bedanke ich mich für eure Aufmerksamkeit! Ich freue mich auf konstruktive Kritik. Bei speziellen Wünschen kann ich gerne den Test aktualisieren und Updates einpflegen.
Disclaimer
Ich habe das Produkt kostenfrei von der Hardwareluxx-Redaktion zur Verfügung gestellt bekommen. Eine zusätzliche finanzielle Aufwandsentschädigung gab es nicht. Es gibt keine spezifischen Vorgaben zum Fazit dieses Reviews. Ich habe diesen Test nach bestem Wissen und Gewissen verfasst.
Quellen
[0] Technische Daten
- Link: https://www.kingston.com/de/ssd/gaming/kingston-fury-renegade-nvme-m2-ssd
- Zugriff: 06.02.2022
- Link: https://wiki.ubuntuusers.de/Festplatten-Geschwindigkeitstest/#:~:text=ist bonnie++.-,hdparm,welcher u.a. zwei Tests anbietet.
- Zugriff: 06.02.2022
[2] Geizhals, Zugriff am 06.02.2023 um 13:16 Uhr
Filter
- Link: https://geizhals.de/?cat=hdssd&sort=p&xf=221_7000~222_7000~252_1920~4832_3
- Preis: 183,16 €
- Kapazität ab 2 TB
- Lesen und Schreiben: ab 7000 MB/s
Changelog:
- 06.02.2023, 15:55:
- Typos korrigiert, Formulierungen verbessert
- 06.02.2023, 16:16:
- Temperaturtest hinzugefügt
Zuletzt bearbeitet: