smokingFrog2009
Semiprofi
Beyer T90, der elektronische Spezialist...
ein kurzer Nachtrag zum T70
Eigentlich hatte ich mit meiner Kopfhörersuche abgeschlossen oder mir diese aufgrund meines chronischen Zeitmangels abgeschworen und eigentlich sollte kein weiterer Test sein...
Doch nun ist er hier, das halboffene Pendant zum T70 welches auf den Namen T90 hört. Wiederholt ist der Umstand einer Testaktion des Forums geschuldet und ich bedanke mich herzlich für die wiederholt tolle und keinesfalls selbstverständliche Aktion.
...
Optik
Wer bereits den T70 oder einfach andere Tesla Modelle kennt, dem wird nun an dieser Stelle die Beschreibungen vertraut vorkommen. Die Aufmachung ist auch dieses Mal für Beyerdynamic recht typisch, beinahe identisch zum T70 und von der sonstigen Anmutung wie bei den anderen Tesla Modellen ähnlich. Ein Karton mit ausgepolsterter Kunstledertasche und dem eigentlichen Hörer findet sich wieder vor, Verarbeitung sowie die Designsprache weisen dabei eine sehr starke Analogie zum T70 auf, wobei die Differenzierung durch eine andere Farbgebung sowie durch das halboffene Klangsystem gegeben ist.
Haptik
Hochwertiges Kunststoff, präzise verarbeitet. Metallbügel, großzügiges sowie weiches Polster. Wer vom T70 kommt, wird merken, dass das Poster des T90 einen Tick weicher ist und der Hörer deshalb sogar noch ein wenig bequemer sitzt. Ein Stirnrunzeln über mangelnden Komfort bleibt hier, wie bei Beyerdynamic üblich, aus und es entwickelt sich der Wunsch nach Musik, nur die etwas undefinierte Rasterung tut dem einen seichten Abbruch.
Klangeindruck
In dem Zuge geht es direkt zu dem Klangeindruck über und es fällt mir überraschend schwer. Zuerst sind hierbei durchaus Ähnlichkeiten zum T70 festzustellen. Beides sind Badewannen, beide sind in den Mitten sehr zurückhaltend, wobei der T90 im primären Eindruck sich sehr gesounded präsentiert. DT990 Nutzer mögen diesen Umstand als nicht überraschend empfinden, für mich kam der Eindruck jedoch sehr unerwartet.
Ich hatte dabei den Eindruck eines „aufgeplusterten“ T70, welcher sich in gewisser Weise als etwas bemüht anstellte. Der hinreichende Tiefbass des T70 fehlte, im Gegenzug gab es die Dosis Schallenergie im Oberbass, welcher die zurück genommenen Mitten im Laid-Back Charakter noch weiter an Auffälligkeit gewinnen ließen. Am kritischen 5kHz Tal des T70 wurde ich dann skeptisch. Hatte der T70 gefühlt eine sehr markante Senke, so scheint der T90 im Vorfeld schon an Talfahrt begonnen zu haben, um dann im typischen Beyer-Peak an 8,5Khz anzuschließen. Dabei überkommt mich der Eindruck, als ob der Peak einen Tick länger anhält, als beim T70. Gefühlt hält dieser bis etwa 10-10,5kHz an, schwächelt etwas, holt dann wieder etwas auf und verirrt sich dann im Superhochton mit einer immer noch unerwartet hohen Schallenergie.
Resultierend aus dem fehlenden Tiefbass, dem angehobenen Oberbass und der breitbandigen Senke in den Mitten, welche für Heilbronner Verhältnisse langsam abflachend sind, ergibt sich ein sehr helles, brillantes Klangbild. Kommt der T70 kühl, frisch, trocken und relativ ausgewogen rüber – trotz 5kHz Senke und 8,5kHz Peak – so erscheint der T90 unausgewogen hell, brillant und zuweilen auch anstrengend. Dies mag für andere Leser nun durchaus direkt und hart in der Wortwahl rüber kommen, aber ich persönlich verstehe das Statement einfach nicht. Auf der einen Seite fehlt mir der Tiefbass. Kompensation durch angehobenen und kultivierten Oberbass? - Check. An dieser Stelle fehlt mir persönlich dann der Anschluss und die stark zurück genommenen Mitten erscheinen mir darauf zu sehr Laid-Back. Dies wirkt einfach für mich irritierend, erwarte ich nach einem angehobenen Oberbass einen „flauschigen“ und sanften Übergang in den Mitten, welche das anfänglich angedeutete Potenzial an Körper und Timbre fortführt. Dies fehlt mir beim T90. Hinzu kommt dann, dass der Hochton im Gegenzug zum T70 deutlich länger und intensiver anhaltend bleibt. Fiel der T70 hier an dieser Stelle sehr schnell und beinahe analog ab, so behielt der T90 den Glanz, das Gegengewicht in Form vom Tiefbass fehlte dabei, die dazukommend zurück genommene Stimmpräsentation, all dies, implizierte einen sehr hohen Grad an volumenloser, räumlich-luftiger Kühle. Eine vermeintliche Wärme kommt bei mir dabei leider aufgrund fehlendem Fundament nicht mehr unterstützend entgegen. Dies ist in meinen Ohren, welche sich zugegeben im Erbsenzählermodus befinden, nicht entgegenkommend, jedoch mag dies meiner Meinung nach gerade Hörern von Elektro House und Konsorten sehr gefallen.
Hier muss ich echt schmunzeln, hatte der etwas gemäßigter abgestimmte T70 ebenso an dieser Stelle gepunktet. Elektronische Musik kommt für meinen Geschmack wirklich gut rüber. Effekte werden verstärkt, die Bassanhebung ist an richtiger Stelle gesetzt und die Vokals werden durch den zurück genommenen Charakter noch effektvoller und halliger.
Zusammenfassung
Alle Eigenschaften zusammengefasst, so liefert sich der T90 mit dem T70 ein durchaus interessantes Rennen im Elektrobereich ab. Weiträumige Aufnahmen gewinnt der T90 gegenüber dem T70 deutlich, profilieren Aufnahmen jedoch nicht durch den Raumeffekt, so ist der T70 weiter vorne. Ein trockenerer und tieferer Tiefbass führt beim T70 für mich bei Elektro zu härteren und subjektiv schnelleren Beats, die sehr frische aber für mich überraschend unauffällige Präsentation in den Mitten kommt in meinen Ohren ebenso angenehmer rüber.
Für mich persönlich sollte ich nun behaupten, der T90 ist im Falle eines Erwerbes, ein Fehlkauf. Einmal langsam durchatmend und sich der eigentlichen Unterhaltung besinnend, verfliegt dabei die strenge selektive Wahrnehmung und der Erbsenzählermodus flacht etwas ab. Meins ist es nicht, aber pauschalisieren und verteufeln führt ebenso nicht zum Ziel.
Folgt nach der Analyse der Feldversuch eines diffuseren Eindrucks, so nimmt die Überraschung nämlich etwas ab. Es erschließt sich eine Eigenschaft, welche sehr angenehm zu deuten ist. Eine deutlich weitere und räumlichere Wiedergabe als beim T70 erschließt sich einem, der Hallencharakter des HD800 bleibt aus, das gefürchtete Stereoloch fällt überraschend subtil aus. (Genauer betrachtet zeichnet sich die räumliche Wiedergabe des T90 in der Breite ab, die Durchhörbarkeit der Tiefe bleibt das Metier des T1.)
In Verbindung mit der insgesamt sehr bequemen Handhabung und dem anschmiegsamen Sitz gefallen paradoxer Weise mir besonders weiträumige, elektronisch angehauchte Stücke. Ein wahrer Spezialist für räumliche Elektromusik.
Besonders gewitzte Zeitgenossen mögen durch die Tesla-Technologie implizierte Analogie und der klangspezifischen Affinität sich eines Witzes bedienen, ich belasse es hierbei lieber....
Grübelnd komme ich selber dabei zum Schluss, dass mir persönlich der T70 lieber ist als der T90. Mehr Tiefbass, dank zurückhaltendem Oberbass trockener und nahtloser an den daraus resultierenden unauffälligeren Mitten. Einzig die 5kHz Senke sowie der typische Peak bei 8,5kHz bis 10kHz sowie der fast analoge Superhochton lässt einem manchmal stutzig werden.
Fazit, abschließende Worte
Am Ende kommen nun die typischen Fragen auf und wie immer werden diejenigen enttäuscht, welche auf ein eindeutiges Urteil aus sind. Viel Gelaber um Nichts? Vielleicht! Wie im realen Leben heißt es hier jedoch, zwischen den Zeilen zu lesen und relevantes individuell selber herauszufiltern und sich selber im Höreindruck schlauer zu machen....
Angesichts der räumlichen Wiedergabe, des guten Wirkungsgrades, der sehr guten Verarbeitung und des angenehmen Komforts, stimmt für mich der Preis. Höre ich überwiegend hallige Musik mit effektvollen Einlagen und stehe auf einen tendenziell weicheren Bass mit Volumen, so habe ich möglicherweise hier meinen Volltreffer. Als Allrounder sehe ich den T90 jedoch nicht, denn Beyerdynamic hat Mut, zeigt diesen und dies ist auch gut so. Statt eines Besser oder Schlechter summe ich deshalb nur ein überraschendes Anders. Der T90 ist anders. Selber hören und selber entscheiden.
In dem Sinne, frohes Schaffen und Grüße aus Taiwan
sFrog
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ein kurzer Nachtrag zum T70
Eigentlich hatte ich mit meiner Kopfhörersuche abgeschlossen oder mir diese aufgrund meines chronischen Zeitmangels abgeschworen und eigentlich sollte kein weiterer Test sein...
Doch nun ist er hier, das halboffene Pendant zum T70 welches auf den Namen T90 hört. Wiederholt ist der Umstand einer Testaktion des Forums geschuldet und ich bedanke mich herzlich für die wiederholt tolle und keinesfalls selbstverständliche Aktion.
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Optik
Wer bereits den T70 oder einfach andere Tesla Modelle kennt, dem wird nun an dieser Stelle die Beschreibungen vertraut vorkommen. Die Aufmachung ist auch dieses Mal für Beyerdynamic recht typisch, beinahe identisch zum T70 und von der sonstigen Anmutung wie bei den anderen Tesla Modellen ähnlich. Ein Karton mit ausgepolsterter Kunstledertasche und dem eigentlichen Hörer findet sich wieder vor, Verarbeitung sowie die Designsprache weisen dabei eine sehr starke Analogie zum T70 auf, wobei die Differenzierung durch eine andere Farbgebung sowie durch das halboffene Klangsystem gegeben ist.
Haptik
Hochwertiges Kunststoff, präzise verarbeitet. Metallbügel, großzügiges sowie weiches Polster. Wer vom T70 kommt, wird merken, dass das Poster des T90 einen Tick weicher ist und der Hörer deshalb sogar noch ein wenig bequemer sitzt. Ein Stirnrunzeln über mangelnden Komfort bleibt hier, wie bei Beyerdynamic üblich, aus und es entwickelt sich der Wunsch nach Musik, nur die etwas undefinierte Rasterung tut dem einen seichten Abbruch.
Klangeindruck
In dem Zuge geht es direkt zu dem Klangeindruck über und es fällt mir überraschend schwer. Zuerst sind hierbei durchaus Ähnlichkeiten zum T70 festzustellen. Beides sind Badewannen, beide sind in den Mitten sehr zurückhaltend, wobei der T90 im primären Eindruck sich sehr gesounded präsentiert. DT990 Nutzer mögen diesen Umstand als nicht überraschend empfinden, für mich kam der Eindruck jedoch sehr unerwartet.
Ich hatte dabei den Eindruck eines „aufgeplusterten“ T70, welcher sich in gewisser Weise als etwas bemüht anstellte. Der hinreichende Tiefbass des T70 fehlte, im Gegenzug gab es die Dosis Schallenergie im Oberbass, welcher die zurück genommenen Mitten im Laid-Back Charakter noch weiter an Auffälligkeit gewinnen ließen. Am kritischen 5kHz Tal des T70 wurde ich dann skeptisch. Hatte der T70 gefühlt eine sehr markante Senke, so scheint der T90 im Vorfeld schon an Talfahrt begonnen zu haben, um dann im typischen Beyer-Peak an 8,5Khz anzuschließen. Dabei überkommt mich der Eindruck, als ob der Peak einen Tick länger anhält, als beim T70. Gefühlt hält dieser bis etwa 10-10,5kHz an, schwächelt etwas, holt dann wieder etwas auf und verirrt sich dann im Superhochton mit einer immer noch unerwartet hohen Schallenergie.
Resultierend aus dem fehlenden Tiefbass, dem angehobenen Oberbass und der breitbandigen Senke in den Mitten, welche für Heilbronner Verhältnisse langsam abflachend sind, ergibt sich ein sehr helles, brillantes Klangbild. Kommt der T70 kühl, frisch, trocken und relativ ausgewogen rüber – trotz 5kHz Senke und 8,5kHz Peak – so erscheint der T90 unausgewogen hell, brillant und zuweilen auch anstrengend. Dies mag für andere Leser nun durchaus direkt und hart in der Wortwahl rüber kommen, aber ich persönlich verstehe das Statement einfach nicht. Auf der einen Seite fehlt mir der Tiefbass. Kompensation durch angehobenen und kultivierten Oberbass? - Check. An dieser Stelle fehlt mir persönlich dann der Anschluss und die stark zurück genommenen Mitten erscheinen mir darauf zu sehr Laid-Back. Dies wirkt einfach für mich irritierend, erwarte ich nach einem angehobenen Oberbass einen „flauschigen“ und sanften Übergang in den Mitten, welche das anfänglich angedeutete Potenzial an Körper und Timbre fortführt. Dies fehlt mir beim T90. Hinzu kommt dann, dass der Hochton im Gegenzug zum T70 deutlich länger und intensiver anhaltend bleibt. Fiel der T70 hier an dieser Stelle sehr schnell und beinahe analog ab, so behielt der T90 den Glanz, das Gegengewicht in Form vom Tiefbass fehlte dabei, die dazukommend zurück genommene Stimmpräsentation, all dies, implizierte einen sehr hohen Grad an volumenloser, räumlich-luftiger Kühle. Eine vermeintliche Wärme kommt bei mir dabei leider aufgrund fehlendem Fundament nicht mehr unterstützend entgegen. Dies ist in meinen Ohren, welche sich zugegeben im Erbsenzählermodus befinden, nicht entgegenkommend, jedoch mag dies meiner Meinung nach gerade Hörern von Elektro House und Konsorten sehr gefallen.
Hier muss ich echt schmunzeln, hatte der etwas gemäßigter abgestimmte T70 ebenso an dieser Stelle gepunktet. Elektronische Musik kommt für meinen Geschmack wirklich gut rüber. Effekte werden verstärkt, die Bassanhebung ist an richtiger Stelle gesetzt und die Vokals werden durch den zurück genommenen Charakter noch effektvoller und halliger.
Zusammenfassung
Alle Eigenschaften zusammengefasst, so liefert sich der T90 mit dem T70 ein durchaus interessantes Rennen im Elektrobereich ab. Weiträumige Aufnahmen gewinnt der T90 gegenüber dem T70 deutlich, profilieren Aufnahmen jedoch nicht durch den Raumeffekt, so ist der T70 weiter vorne. Ein trockenerer und tieferer Tiefbass führt beim T70 für mich bei Elektro zu härteren und subjektiv schnelleren Beats, die sehr frische aber für mich überraschend unauffällige Präsentation in den Mitten kommt in meinen Ohren ebenso angenehmer rüber.
Für mich persönlich sollte ich nun behaupten, der T90 ist im Falle eines Erwerbes, ein Fehlkauf. Einmal langsam durchatmend und sich der eigentlichen Unterhaltung besinnend, verfliegt dabei die strenge selektive Wahrnehmung und der Erbsenzählermodus flacht etwas ab. Meins ist es nicht, aber pauschalisieren und verteufeln führt ebenso nicht zum Ziel.
Folgt nach der Analyse der Feldversuch eines diffuseren Eindrucks, so nimmt die Überraschung nämlich etwas ab. Es erschließt sich eine Eigenschaft, welche sehr angenehm zu deuten ist. Eine deutlich weitere und räumlichere Wiedergabe als beim T70 erschließt sich einem, der Hallencharakter des HD800 bleibt aus, das gefürchtete Stereoloch fällt überraschend subtil aus. (Genauer betrachtet zeichnet sich die räumliche Wiedergabe des T90 in der Breite ab, die Durchhörbarkeit der Tiefe bleibt das Metier des T1.)
In Verbindung mit der insgesamt sehr bequemen Handhabung und dem anschmiegsamen Sitz gefallen paradoxer Weise mir besonders weiträumige, elektronisch angehauchte Stücke. Ein wahrer Spezialist für räumliche Elektromusik.
Besonders gewitzte Zeitgenossen mögen durch die Tesla-Technologie implizierte Analogie und der klangspezifischen Affinität sich eines Witzes bedienen, ich belasse es hierbei lieber....
Grübelnd komme ich selber dabei zum Schluss, dass mir persönlich der T70 lieber ist als der T90. Mehr Tiefbass, dank zurückhaltendem Oberbass trockener und nahtloser an den daraus resultierenden unauffälligeren Mitten. Einzig die 5kHz Senke sowie der typische Peak bei 8,5kHz bis 10kHz sowie der fast analoge Superhochton lässt einem manchmal stutzig werden.
Fazit, abschließende Worte
Am Ende kommen nun die typischen Fragen auf und wie immer werden diejenigen enttäuscht, welche auf ein eindeutiges Urteil aus sind. Viel Gelaber um Nichts? Vielleicht! Wie im realen Leben heißt es hier jedoch, zwischen den Zeilen zu lesen und relevantes individuell selber herauszufiltern und sich selber im Höreindruck schlauer zu machen....
Angesichts der räumlichen Wiedergabe, des guten Wirkungsgrades, der sehr guten Verarbeitung und des angenehmen Komforts, stimmt für mich der Preis. Höre ich überwiegend hallige Musik mit effektvollen Einlagen und stehe auf einen tendenziell weicheren Bass mit Volumen, so habe ich möglicherweise hier meinen Volltreffer. Als Allrounder sehe ich den T90 jedoch nicht, denn Beyerdynamic hat Mut, zeigt diesen und dies ist auch gut so. Statt eines Besser oder Schlechter summe ich deshalb nur ein überraschendes Anders. Der T90 ist anders. Selber hören und selber entscheiden.
In dem Sinne, frohes Schaffen und Grüße aus Taiwan
sFrog
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