tl;dr Leistungsfähiger Kühler, mit wuchtigem Auftritt, mehr oder weniger dezenter Beleuchtung und Arbeitsspeicherkompatibilität mit Prädikat: Es ist kompliziert.
Am 16.12.2020 habe ich das Paket für den Lesertest von Arctic erhalten und über die sehr ruhigen Feiertage den Arctic Freezer 50 ausgiebig getestet. Für mich steht in diesem Test weniger ein genauer Leistungstest mit Ausloten der maximalen Möglichkeiten im Vordergrund. Dafür habe ich wederTestumgebung und Messgeräte, noch entsprechende Vergleichsprodukte. Weiterhin gibt es hier genug gute Alternativen im Netz abrufbar. Vielmehr soll es hier um die Beantwortung folgender Frage zum Arctic Freezer 50 gehen: Kann er gleichzeitig den AMD 3700X im Define 7 Compact sehr leise bei vernünftigen Temperaturen kühlen und sich optisch in Szene setzen?
Natürlich habe ich trotzdem ein paar Messungen vorgenommen und zumindest in Relation zum bei der CPU mitgelieferten Wraith Prism gesetzt. Mein Anspruch ist nach 10 Jahren mit einer selbst gebauten Wasserkühlung immernoch der selbe: Leise muss es sein, die CPU soll auch unter hohen (nicht mehr höchsten) Temperaturen kühl bleiben und wegen des Glas Seitenteils des Define 7 Compact TG soll das ganze auch vernünftig aussehen. Meine Meinung zu LEDs: Nehme ich gerne mit, aber bitte dezent und wohlplatziert. 8 blinkende und strahlende Lüfter können auch sehr gut aussehen, entsprechen aber nicht meinem Geschmack. Im Endeffekt bedeutet das für mich, dass ein bis zwei Komponenten einfarbig leuchten dürfen und sollen.
Testsystem
AMD R7 3700X
MSI MPG X570 Gaming PRO Carbon WiFi
Crucial Ballistix 32GB DDR4-3200 CL16
Fractal Design Define 7 Compact TG
Sapphire Nitro+ Radeon RX 580 8GB
BeQuiet Straight Power E8 CM 580W
Lieferumfang
Im Lieferumfang befindet sich der Kühler mit zwei Lüftern, dem Montagematerial für alle kompatiblen Sockel (Intel: 1200, 115X, 2066, 2011(-3) AMD: AM4) und ein Kärtchen mit QR-Code und Url zur rein digitalen Anleitung.
Es wird die exakt benötigte Anzahl an Schrauben mitgeliefert. Gut, aber noch besser wäre natürlich jeweils ein Ersatz beizulegen. Gleiches gilt für die Wärmeleitpaste. Es wird immerhin ein Tütchen der guten Arctic MX-4 Wärmeleitpaste beigelegt, diese reicht leider nur für eine Anwendung (und ist in aufgeschnittenem Tütchen auch nicht besonders lagerbar). Absolut ausreichend, noch schöner wäre natürlich eine kleine Tube, falls der Kühler aus welchen Gründen auch immer erneut montiert werden muss.
Anleitung
Die Anleitung ist grundsätzlich verständlich geschrieben und mit Animationen verdeutlicht. Leider ist die Darstellung der Seite auf kleinen Displays nicht optimal, was in Kombination mit dem QR-Code ein wenig unglücklich wirkt. Trotzdem ist die Möglichkeit einer leicht zugänglichen Anleitung auf dem Smartphone bei einem potentiell gerade nicht laufenden PC sehr hilfreich.
In der Anleitung werden inkompatible Mainboards erwähnt, aber nicht, woran man diese erkennen könnte. Gleichzeitig werden für den Sockel AM4 die Abstandshalter derart in die Standard Backplate geschraubt, dass sie nicht fest sitzen. Dieses Konstrukt lässt sich leicht vor und zurück bewegen, was in Kombination mit der möglichen Inkompatibilität zu kurzer Verwirrung geführt hat. Diese hat sich allerdings als unbegründet herausgestellt und lediglich ein Folgeproblem erzeugt, welches im Bereich "Montage" erläutert wird.
Verarbeitung
Der Kühler selbst, sowie die Finnen sind aus Aluminium gefertigt, Verkleidung und Halterung der Lüfter aus hochwertigem Kunststoff. Die Verkleidung besteht aus 3 Teilen: Das Mittelteil, welches zusammen mit dem mittleren Lüfter und der gesamten illuminierten Front herausgenommen werden kann. Ein Seitenteil, welches den einblasenden Lüfter hält und ein Seitenteil, welches nur die symmetrische Optik vervollständigt.
Die Verbindung des Kühlers und der Verkleidung geschieht über Kunststoffnarben, welche für die Seitenteile mit einigem Kraftaufwand, aber zuverlässig haltend, zu lösen waren. Die Verbindung des Mittelteils mit den Seitenteilen war bei meinem Exemplar sehr widerspenstig, was aus meiner Sicht aus einem leicht verzogenen Kühlturm resultiert. Ob dies von einem möglichen Montagsmodell oder einer trotz sorgfältiger und vorsichtiger Montage unbewussten Beschädigung meinerseits herrührt, kann ich nicht sagen.
Montage
Die Montage auf dem Sockel AM4 ist grundsätzlich sehr einfach: Die Standard Befestigung wird abgeschraubt, dafür kommen Abstandshalter in die normale Backplate, darauf zwei Querverbinder, an der der Kühler mit zwei Schrauben befestigt wird.
Gerade die letzten zwei Schrauben haben es allerdings in sich. Wie oben beschrieben schliessen die Abstandshalter nicht mit dem Mainboard ab und sind mit Backplate beweglich, was sie ausserhalb der Reichweite der Schrauben am Kühler bringt. Es muss also Kühler, Backplate und Schraubendreher gehalten werden, was für die Montage durch eine Person eine Hand zu viel erforderlich macht. Nun kann man die Backplate zum Beispiel mit Tape am Mainboard fixieren, muss aber sehr gut aufpassen dieses durch unpräzises Arbeiten nicht wieder zu lösen. Bei Montage im Gehäuse kann man alternativ mit einem liegenden Gehäuse anfangen und die obere Schraube zu erst eindrehen. Dies ist ohne Fixieren der Backplate möglich. Danach wird der Tower hingestellt und die untere Schraube bei gehaltener Backplate eingedreht, wobei der Kühler zeitweise nur über die obere Schraube gehalten wird und möglicherweise zu einer ungleichen Verteilung der Wärmeleitpaste führt.
Wie vom Hersteller angegeben ist die Kompatibilität mit Arbeitsspeicher eingeschränkt. In meinem System war die einzig mögliche Konfiguration mit der der Kühler montiert werden konnte, mit einem Riegel auf der äußersten Bank.
Leistung
Testmethodik
Für den Lasttest sind alle Performance Einstellungen des UEFI auf Standard gestellt, lediglich XMP ist aktiviert und der Multiplikator für alle Kerne des AMD R7 3700X auf 38 fixiert, was in einer Taktfrequenz von 3800 Mhz auf den 8 Kernen resultiert. Daraus ergibt sich laut CoreTemp und HWMonitor übereinstimmend ~100 W Leistungsverbrauch, während der Testdurchführung. Dies soll auch der Fixwert sein aufgrund dessen sich die Leistung des Kühlers durch die folgenden Tests bestimmt. Natürlich könnte man hier größere Werte ansetzen, in meinem Test soll es zwar um ein leistungsstarkes, vielmehr aber um ein effizientes und leises System gehen und nicht darum etwaige Extreme auszuloten. Die Zimmertemperatur wird auf 22°C geregelt und mit einem handelsüblichen digitalen Thermometer geprüft.
Dem folgend werden mit allen Kühlern 2 Tests durchgeführt: ein Power-Test, bei dem die Lüfter auf 2000 U/min (Wraith Prism) bzw. 1500 U/min (Freezer 50) fixiert sind und ein Silent-Test mit 800 U/min. Für jeden Test werden vier Läufe Cinebench R23 Multi-Core je 10 Minuten durchgeführt. Der erste Lauf dient zum Aufwärmen, die weiteren Drei zum bewerten. Nach jedem gewerteten Lauf wird die maximale Temperatur über CoreTemp und HWMonitor ermittelt und die Werte zurückgesetzt. Das Ergebnis des Tests ist der Durchschnitt der drei Läufe.
Warum das Nützliche nicht mit dem Spaßigen verbinden? Dafür habe ich alle Kombinationen auch jeweils 40 Minuten lang in Cyberpunk 2077 verwendet. Über die Qualität des Spiel kann und wird viel diskutiert, in jedem Fall ist es aber ein aktuelles Spiel, welches fleissig CPU Kerne auslastet und zumindest bei mir ohne Abstürze die geforderte Zeit durchläuft. Etwas weniger präzise gearbeitet, wurde hier kein reproduzierbarer Speicherstand verwendet und auch keine feste Route abgelaufen. Trotzdem soll dieser Test ein wenig mehr praxisnähe mit einer gleichzeitig wärmeproduzierenden Grafikkarte repräsentieren. Die ersten 10 Minuten werden zum Aufwärmen verwendet und nicht gewertet, jeweils nach weiteren 10 Minuten wird wie bei den synthetischen Tests die maximale Temperatur ermittelt und zurückgesetzt. Das Ergebnis des Tests ist der Durchschnitt der drei 10 Minuten Abschnitte.
Cinebench R23 Test
Im Verleich zum immerhin nicht mehr ganz schlechten Standard Kühler gewinnt der Freezer 50 natürlich deutlich. Allein die Tatsache, dass der Lauf bei 800 U/min mit akzeptablen Temperaturen durchgeführt werden kann ist ein klarer Sieg und beantwortet für mich die Frage, ob der Kühler in der Lage ist mein System bei üblichem Leistungsbedarf kühl zu halten. Mit 1500 U/min können dann nochmal 5°C herausgeholt werden, womit man natürlich deutlich mehr Spielraum für höhere Lasten durch höhere Taktraten oder andere Prozessoren mit höherer Abwärme bekommt.
Cyberpunk 2077 Test
Auch hier ist natürlich der Freezer 50 dem Wraith Prism weit voraus. Anerkennen muss man hier, dass auch der Standard Kühler bei einem praktischeren Anwendungsszenario mit 800 U/min die Temperaturen im verträglichen Bereich halten kann. Gleichzeitig ist natürlich anzumerken, dass der Top Blower die Abwärme verstärkt im Gehäuse verteilt und so u.a. die GPU Temperatur deutlich in die Höhe treibt. Dies habe ich parallel beobachtet, aber aufgrund von nicht allzu großer Relevanz für diesen Test nicht weiter gemessen.
Der Freezer 50 kommt mit dem Spieleszenario spielend klar und könnte sogar noch auf 600 U/min gedrosselt werden. Im Vergleich mit dem synthetischen Test bei 1500 U/min mit nun deutlich reduzierter Abwärme sieht man, dass mehr Umdrehungen nicht mehr viel kühler halten: 3°C statt 5°C sind hier noch der Vorteil.
Subjektive Lautstärke
Da mir kein Schallpegelmessgerät zur Verfügung steht ist die Bewertung hier rein subjektiv. Im geschlossenen Gehäuse (mit dem geschlossenen Deckel) ist der Freezer 50 sehr leise bis unhörbar, wenn er im Bereich 800 U/min verwendet wird. Wer im (semi-)passiven Bereich für das restliche System unterwegs ist kann auch noch auf 600 U/min herunter regeln. Dann steigen die Temperaturen aber je nach Anwendung schon weit über 60°C.
Optik
Optisch finde ich den Kühler sehr gelungen. Dabei muss einem klar sein, dass er, wie an den Abmessungen zu erkennen, deutlich den Innenraum des Gehäuses (je nach Größe) dominiert. Wie im Bereich Verarbeitung bereits erwähnt ist der Kühler großzügig mit hochwertigem Kunststoff verkleidet. Das Aluminium des Kühlers selbst ist normalerweise nicht zu sehen. Bei der Montage oder bei Verwendung mit geöffnetem Seitenteil sieht der Kühler dadurch nicht ganz so wertig aus. Bereits hinter dem hellen Glass des Fractal Define 7 Compact stimmt die Optik dann allerdings und fügt sich nahtlos in restliche Komponenten aus Kunststoff, wie etwaige Gehäuselüfter, ein.
Als Freund von dezenter LED Beleuchtung empfinde ich die beiden Streifen plus Arctic Logo als guten Mittelweg. Wer LEDs nicht mag, wird auch dadurch kein Freund des illuminierten PCs. Wer allerdings auf beleuchtete Lüfter verzichten kann oder will hat hier eine ansprechende Lösung. Zumindest mit der MysticLight Steuerung von MSI lassen sich Logo und Streifen allerdings nicht einzeln steuern oder deaktivieren.
Alternative Lüfter
Alternative Lüfter sind ohne Modifikationen an der spezifisch geformten Hülle leider nicht zu montieren. Für mich sind die mitgelieferten Lüfter aber durchaus ausreichend und erfüllen ihren Zweck.
Fazit
Kommen wir somit zur eingangs gestellten Frage: Kann der Arctic Freezer 50 gleichzeitig den AMD 3700X im Define 7 Compact sehr leise bei vernünftigen Temperaturen kühlen und sich optisch in Szene setzen? Meiner Meinung nach definitiv ja! Für mich ist er ein sehr leistungsfähiger Kühler, der für meinen Geschmack mit seinem wuchtigen Auftritt, aber mehr oder weniger dezenten Beleuchtung, ein System sehr bereichern kann.
Kompliziert wird es dann leider, wenn man ein wenig ins Detail geht. Die Montage kann holprig sein, was für alle die nicht regelmäßig ihren Kühler wechseln kein Problem sein sollte.
Schwerer wiegt da die Arbeitsspeicher Kompatibilität zu der Arctic auf ihrer Homepage folgendes schreibt: "Da der Freezer 50 für maximale Leistung konzipiert ist und einen massiven Kühlkörper besitzt, hat er keinen grenzenlosen RAM-Freiraum." Für mich ist dies durchaus eine valide Argumentation. Wenn man sich entsprechenden leistungsfähigen Arbeitsspeicher mit DDR4-3600 (und aufwärts) anschaut, stellt man allerdings fest, dass fast alle Module einen Heatspreader besitzen, welcher den RAM-Freiraum überschreitet.
Ich verwende in meinem System zwei Module der meinem Empfinden nach aktuell häufig empfohlenen und verkauften Crucial Ballistix (DDR4-3200), welche leider nicht kompatibel sind. Als Lösung kann man hier auf genau ein Modul zurückfallen oder muss bei der Arbeitsspeicherwahl genau hinschauen. Beides ist für mich keine Lösung, sodass ich zwar meine ursprüngliche Anforderungen erfüllt sehe, den Kühler aber leider nicht langfristig in meinem System einsetzen werde.
Verloren ist hingegen nichts: Er wird dafür meinen alten PC als Zweitsystem bereichern in dem ich vier Module ohne Heatspreader verbaut habe und meinen übertakteten i5-2500k im Zaum halten. Für die Sockelkompatibilität dann zum Abschluss noch einen Daumen hoch.
Danksagung
Ich bedanke mich vielmals bei der Hardwareluxx Redaktion, die uns Lesern regelmäßig die Möglichkeit gibt neue Produkte auszuprobieren und damit vielleicht auch mal ein wenig über den Tellerrand schauen lässt. Ebenso bedanke ich mich bei der Arctic GmbH die uns Testern diesen spannenden Kühler zur Verfügung gestellt hat.
ps: Der Build ist work-in-progress. Konstruktive Kritik ist als PN (dieser Thread soll den gesteteten Kühler behandeln) gern gesehen . Das bunte Stecker und Kabel noch zu wechseln sind, ist mir klar. ;-)
Am 16.12.2020 habe ich das Paket für den Lesertest von Arctic erhalten und über die sehr ruhigen Feiertage den Arctic Freezer 50 ausgiebig getestet. Für mich steht in diesem Test weniger ein genauer Leistungstest mit Ausloten der maximalen Möglichkeiten im Vordergrund. Dafür habe ich wederTestumgebung und Messgeräte, noch entsprechende Vergleichsprodukte. Weiterhin gibt es hier genug gute Alternativen im Netz abrufbar. Vielmehr soll es hier um die Beantwortung folgender Frage zum Arctic Freezer 50 gehen: Kann er gleichzeitig den AMD 3700X im Define 7 Compact sehr leise bei vernünftigen Temperaturen kühlen und sich optisch in Szene setzen?
Natürlich habe ich trotzdem ein paar Messungen vorgenommen und zumindest in Relation zum bei der CPU mitgelieferten Wraith Prism gesetzt. Mein Anspruch ist nach 10 Jahren mit einer selbst gebauten Wasserkühlung immernoch der selbe: Leise muss es sein, die CPU soll auch unter hohen (nicht mehr höchsten) Temperaturen kühl bleiben und wegen des Glas Seitenteils des Define 7 Compact TG soll das ganze auch vernünftig aussehen. Meine Meinung zu LEDs: Nehme ich gerne mit, aber bitte dezent und wohlplatziert. 8 blinkende und strahlende Lüfter können auch sehr gut aussehen, entsprechen aber nicht meinem Geschmack. Im Endeffekt bedeutet das für mich, dass ein bis zwei Komponenten einfarbig leuchten dürfen und sollen.
Testsystem
AMD R7 3700X
MSI MPG X570 Gaming PRO Carbon WiFi
Crucial Ballistix 32GB DDR4-3200 CL16
Fractal Design Define 7 Compact TG
Sapphire Nitro+ Radeon RX 580 8GB
BeQuiet Straight Power E8 CM 580W
Lieferumfang
Im Lieferumfang befindet sich der Kühler mit zwei Lüftern, dem Montagematerial für alle kompatiblen Sockel (Intel: 1200, 115X, 2066, 2011(-3) AMD: AM4) und ein Kärtchen mit QR-Code und Url zur rein digitalen Anleitung.
Es wird die exakt benötigte Anzahl an Schrauben mitgeliefert. Gut, aber noch besser wäre natürlich jeweils ein Ersatz beizulegen. Gleiches gilt für die Wärmeleitpaste. Es wird immerhin ein Tütchen der guten Arctic MX-4 Wärmeleitpaste beigelegt, diese reicht leider nur für eine Anwendung (und ist in aufgeschnittenem Tütchen auch nicht besonders lagerbar). Absolut ausreichend, noch schöner wäre natürlich eine kleine Tube, falls der Kühler aus welchen Gründen auch immer erneut montiert werden muss.
Anleitung
Die Anleitung ist grundsätzlich verständlich geschrieben und mit Animationen verdeutlicht. Leider ist die Darstellung der Seite auf kleinen Displays nicht optimal, was in Kombination mit dem QR-Code ein wenig unglücklich wirkt. Trotzdem ist die Möglichkeit einer leicht zugänglichen Anleitung auf dem Smartphone bei einem potentiell gerade nicht laufenden PC sehr hilfreich.
In der Anleitung werden inkompatible Mainboards erwähnt, aber nicht, woran man diese erkennen könnte. Gleichzeitig werden für den Sockel AM4 die Abstandshalter derart in die Standard Backplate geschraubt, dass sie nicht fest sitzen. Dieses Konstrukt lässt sich leicht vor und zurück bewegen, was in Kombination mit der möglichen Inkompatibilität zu kurzer Verwirrung geführt hat. Diese hat sich allerdings als unbegründet herausgestellt und lediglich ein Folgeproblem erzeugt, welches im Bereich "Montage" erläutert wird.
Verarbeitung
Der Kühler selbst, sowie die Finnen sind aus Aluminium gefertigt, Verkleidung und Halterung der Lüfter aus hochwertigem Kunststoff. Die Verkleidung besteht aus 3 Teilen: Das Mittelteil, welches zusammen mit dem mittleren Lüfter und der gesamten illuminierten Front herausgenommen werden kann. Ein Seitenteil, welches den einblasenden Lüfter hält und ein Seitenteil, welches nur die symmetrische Optik vervollständigt.
Die Verbindung des Kühlers und der Verkleidung geschieht über Kunststoffnarben, welche für die Seitenteile mit einigem Kraftaufwand, aber zuverlässig haltend, zu lösen waren. Die Verbindung des Mittelteils mit den Seitenteilen war bei meinem Exemplar sehr widerspenstig, was aus meiner Sicht aus einem leicht verzogenen Kühlturm resultiert. Ob dies von einem möglichen Montagsmodell oder einer trotz sorgfältiger und vorsichtiger Montage unbewussten Beschädigung meinerseits herrührt, kann ich nicht sagen.
Montage
Die Montage auf dem Sockel AM4 ist grundsätzlich sehr einfach: Die Standard Befestigung wird abgeschraubt, dafür kommen Abstandshalter in die normale Backplate, darauf zwei Querverbinder, an der der Kühler mit zwei Schrauben befestigt wird.
Gerade die letzten zwei Schrauben haben es allerdings in sich. Wie oben beschrieben schliessen die Abstandshalter nicht mit dem Mainboard ab und sind mit Backplate beweglich, was sie ausserhalb der Reichweite der Schrauben am Kühler bringt. Es muss also Kühler, Backplate und Schraubendreher gehalten werden, was für die Montage durch eine Person eine Hand zu viel erforderlich macht. Nun kann man die Backplate zum Beispiel mit Tape am Mainboard fixieren, muss aber sehr gut aufpassen dieses durch unpräzises Arbeiten nicht wieder zu lösen. Bei Montage im Gehäuse kann man alternativ mit einem liegenden Gehäuse anfangen und die obere Schraube zu erst eindrehen. Dies ist ohne Fixieren der Backplate möglich. Danach wird der Tower hingestellt und die untere Schraube bei gehaltener Backplate eingedreht, wobei der Kühler zeitweise nur über die obere Schraube gehalten wird und möglicherweise zu einer ungleichen Verteilung der Wärmeleitpaste führt.
Wie vom Hersteller angegeben ist die Kompatibilität mit Arbeitsspeicher eingeschränkt. In meinem System war die einzig mögliche Konfiguration mit der der Kühler montiert werden konnte, mit einem Riegel auf der äußersten Bank.
Leistung
Testmethodik
Für den Lasttest sind alle Performance Einstellungen des UEFI auf Standard gestellt, lediglich XMP ist aktiviert und der Multiplikator für alle Kerne des AMD R7 3700X auf 38 fixiert, was in einer Taktfrequenz von 3800 Mhz auf den 8 Kernen resultiert. Daraus ergibt sich laut CoreTemp und HWMonitor übereinstimmend ~100 W Leistungsverbrauch, während der Testdurchführung. Dies soll auch der Fixwert sein aufgrund dessen sich die Leistung des Kühlers durch die folgenden Tests bestimmt. Natürlich könnte man hier größere Werte ansetzen, in meinem Test soll es zwar um ein leistungsstarkes, vielmehr aber um ein effizientes und leises System gehen und nicht darum etwaige Extreme auszuloten. Die Zimmertemperatur wird auf 22°C geregelt und mit einem handelsüblichen digitalen Thermometer geprüft.
Dem folgend werden mit allen Kühlern 2 Tests durchgeführt: ein Power-Test, bei dem die Lüfter auf 2000 U/min (Wraith Prism) bzw. 1500 U/min (Freezer 50) fixiert sind und ein Silent-Test mit 800 U/min. Für jeden Test werden vier Läufe Cinebench R23 Multi-Core je 10 Minuten durchgeführt. Der erste Lauf dient zum Aufwärmen, die weiteren Drei zum bewerten. Nach jedem gewerteten Lauf wird die maximale Temperatur über CoreTemp und HWMonitor ermittelt und die Werte zurückgesetzt. Das Ergebnis des Tests ist der Durchschnitt der drei Läufe.
Warum das Nützliche nicht mit dem Spaßigen verbinden? Dafür habe ich alle Kombinationen auch jeweils 40 Minuten lang in Cyberpunk 2077 verwendet. Über die Qualität des Spiel kann und wird viel diskutiert, in jedem Fall ist es aber ein aktuelles Spiel, welches fleissig CPU Kerne auslastet und zumindest bei mir ohne Abstürze die geforderte Zeit durchläuft. Etwas weniger präzise gearbeitet, wurde hier kein reproduzierbarer Speicherstand verwendet und auch keine feste Route abgelaufen. Trotzdem soll dieser Test ein wenig mehr praxisnähe mit einer gleichzeitig wärmeproduzierenden Grafikkarte repräsentieren. Die ersten 10 Minuten werden zum Aufwärmen verwendet und nicht gewertet, jeweils nach weiteren 10 Minuten wird wie bei den synthetischen Tests die maximale Temperatur ermittelt und zurückgesetzt. Das Ergebnis des Tests ist der Durchschnitt der drei 10 Minuten Abschnitte.
Cinebench R23 Test
Wraith Prism | Freezer 50 | |
---|---|---|
Silent (800 U/min) | Der Wraith Prism war nicht in der Lage die CPU über den Testzeitraum ausreichend zu kühlen, um ein Testergebnis zu erzielen. Der Test wurde vorzeitig abgebrochen. | 73°C, 74°C, 74°C -> 73,7°C |
Power (1500 U/min bzw. 2000 U/min) | 83°C, 83°C, 84°C -> 83,3°C | 68°C, 68°C, 69°C -> 68,3°C |
Im Verleich zum immerhin nicht mehr ganz schlechten Standard Kühler gewinnt der Freezer 50 natürlich deutlich. Allein die Tatsache, dass der Lauf bei 800 U/min mit akzeptablen Temperaturen durchgeführt werden kann ist ein klarer Sieg und beantwortet für mich die Frage, ob der Kühler in der Lage ist mein System bei üblichem Leistungsbedarf kühl zu halten. Mit 1500 U/min können dann nochmal 5°C herausgeholt werden, womit man natürlich deutlich mehr Spielraum für höhere Lasten durch höhere Taktraten oder andere Prozessoren mit höherer Abwärme bekommt.
Cyberpunk 2077 Test
Wraith Prism | Freezer 50 | |
---|---|---|
Silent (800 U/min) | 77°C, 84°C, 78°C -> 79,7°C | 57°C, 59°C, 58°C -> 58°C |
Power (1500 U/min bzw. 2000 U/min) | 64°C, 70°C, 66°C -> 66,7°C | 54°C, 56°C, 54°C -> 54,7°C |
Auch hier ist natürlich der Freezer 50 dem Wraith Prism weit voraus. Anerkennen muss man hier, dass auch der Standard Kühler bei einem praktischeren Anwendungsszenario mit 800 U/min die Temperaturen im verträglichen Bereich halten kann. Gleichzeitig ist natürlich anzumerken, dass der Top Blower die Abwärme verstärkt im Gehäuse verteilt und so u.a. die GPU Temperatur deutlich in die Höhe treibt. Dies habe ich parallel beobachtet, aber aufgrund von nicht allzu großer Relevanz für diesen Test nicht weiter gemessen.
Der Freezer 50 kommt mit dem Spieleszenario spielend klar und könnte sogar noch auf 600 U/min gedrosselt werden. Im Vergleich mit dem synthetischen Test bei 1500 U/min mit nun deutlich reduzierter Abwärme sieht man, dass mehr Umdrehungen nicht mehr viel kühler halten: 3°C statt 5°C sind hier noch der Vorteil.
Subjektive Lautstärke
Da mir kein Schallpegelmessgerät zur Verfügung steht ist die Bewertung hier rein subjektiv. Im geschlossenen Gehäuse (mit dem geschlossenen Deckel) ist der Freezer 50 sehr leise bis unhörbar, wenn er im Bereich 800 U/min verwendet wird. Wer im (semi-)passiven Bereich für das restliche System unterwegs ist kann auch noch auf 600 U/min herunter regeln. Dann steigen die Temperaturen aber je nach Anwendung schon weit über 60°C.
Optik
Optisch finde ich den Kühler sehr gelungen. Dabei muss einem klar sein, dass er, wie an den Abmessungen zu erkennen, deutlich den Innenraum des Gehäuses (je nach Größe) dominiert. Wie im Bereich Verarbeitung bereits erwähnt ist der Kühler großzügig mit hochwertigem Kunststoff verkleidet. Das Aluminium des Kühlers selbst ist normalerweise nicht zu sehen. Bei der Montage oder bei Verwendung mit geöffnetem Seitenteil sieht der Kühler dadurch nicht ganz so wertig aus. Bereits hinter dem hellen Glass des Fractal Define 7 Compact stimmt die Optik dann allerdings und fügt sich nahtlos in restliche Komponenten aus Kunststoff, wie etwaige Gehäuselüfter, ein.
Als Freund von dezenter LED Beleuchtung empfinde ich die beiden Streifen plus Arctic Logo als guten Mittelweg. Wer LEDs nicht mag, wird auch dadurch kein Freund des illuminierten PCs. Wer allerdings auf beleuchtete Lüfter verzichten kann oder will hat hier eine ansprechende Lösung. Zumindest mit der MysticLight Steuerung von MSI lassen sich Logo und Streifen allerdings nicht einzeln steuern oder deaktivieren.
Alternative Lüfter
Alternative Lüfter sind ohne Modifikationen an der spezifisch geformten Hülle leider nicht zu montieren. Für mich sind die mitgelieferten Lüfter aber durchaus ausreichend und erfüllen ihren Zweck.
Fazit
Kommen wir somit zur eingangs gestellten Frage: Kann der Arctic Freezer 50 gleichzeitig den AMD 3700X im Define 7 Compact sehr leise bei vernünftigen Temperaturen kühlen und sich optisch in Szene setzen? Meiner Meinung nach definitiv ja! Für mich ist er ein sehr leistungsfähiger Kühler, der für meinen Geschmack mit seinem wuchtigen Auftritt, aber mehr oder weniger dezenten Beleuchtung, ein System sehr bereichern kann.
Kompliziert wird es dann leider, wenn man ein wenig ins Detail geht. Die Montage kann holprig sein, was für alle die nicht regelmäßig ihren Kühler wechseln kein Problem sein sollte.
Schwerer wiegt da die Arbeitsspeicher Kompatibilität zu der Arctic auf ihrer Homepage folgendes schreibt: "Da der Freezer 50 für maximale Leistung konzipiert ist und einen massiven Kühlkörper besitzt, hat er keinen grenzenlosen RAM-Freiraum." Für mich ist dies durchaus eine valide Argumentation. Wenn man sich entsprechenden leistungsfähigen Arbeitsspeicher mit DDR4-3600 (und aufwärts) anschaut, stellt man allerdings fest, dass fast alle Module einen Heatspreader besitzen, welcher den RAM-Freiraum überschreitet.
Ich verwende in meinem System zwei Module der meinem Empfinden nach aktuell häufig empfohlenen und verkauften Crucial Ballistix (DDR4-3200), welche leider nicht kompatibel sind. Als Lösung kann man hier auf genau ein Modul zurückfallen oder muss bei der Arbeitsspeicherwahl genau hinschauen. Beides ist für mich keine Lösung, sodass ich zwar meine ursprüngliche Anforderungen erfüllt sehe, den Kühler aber leider nicht langfristig in meinem System einsetzen werde.
Verloren ist hingegen nichts: Er wird dafür meinen alten PC als Zweitsystem bereichern in dem ich vier Module ohne Heatspreader verbaut habe und meinen übertakteten i5-2500k im Zaum halten. Für die Sockelkompatibilität dann zum Abschluss noch einen Daumen hoch.
Danksagung
Ich bedanke mich vielmals bei der Hardwareluxx Redaktion, die uns Lesern regelmäßig die Möglichkeit gibt neue Produkte auszuprobieren und damit vielleicht auch mal ein wenig über den Tellerrand schauen lässt. Ebenso bedanke ich mich bei der Arctic GmbH die uns Testern diesen spannenden Kühler zur Verfügung gestellt hat.
ps: Der Build ist work-in-progress. Konstruktive Kritik ist als PN (dieser Thread soll den gesteteten Kühler behandeln) gern gesehen . Das bunte Stecker und Kabel noch zu wechseln sind, ist mir klar. ;-)