Seagate IronWolf 110 1.92TB User-Review
Willkommen zu meinem User-Review der Seagate IronWolf 110!
2019 hat Seagate im Rahmen der CES erste Consumer SSDs in den Bereichen SATA NAS und M.2 NVMe SSDs präsentiert. In diesem User-Review will ich einen Überblick über Seagates neue NAS SSD, die IronWolf 110, schaffen.
Seagate Guardian Serie
Mit der seit 2017 etablierten Guardian Serie bietet Seagate für verschiedenste Einsatzzwecke spezialisierte Festplatten und seit kurzem auch SSDs an. Die Einteilung ähnelt dem von WD verwendeten Farbensystem Insgesamt gibt es vier Festplattentypen bzw. -Bezeichnungen: BarraCuda Festplatten (Grün) für Standard-Tasks im PC, FireCuda Festplatten (Grün/Orangen) für Gaming, SkyHawk Festplatten (Blau) für Videoüberwachung und zuletzt IronWolf Festplatten (Rot) für Netzwerkspeicher bzw. NAS Anwendungen.
Erste NAS Consumer SSD von Seagate
Bevor ich weiter auf die Einzelheiten der IronWolf Serie bzw. der getesteten SSD eingehe, wollte ich an dieser Stelle erwähnen, dass es sich bei der IronWolf 110 um die erste NAS Consumer SSD von Seagate handelt. Generell scheint diese Kategorie von SSDs für Consumer bzw. Prosumer bisher wenig vertreten zu sein. Bisher war Seagate hauptsächlich für seine Magnettechnik basierten Festplatten bekannt. Es war schon fast überfällig, dass auch Seagate in Richtung Flashspeicher-basierte Medien expandiert. Für den Enterprisebereich sind schon länger SSDs der Nytro Serie verfügbar, im Consumer- bzw. Prosumerbereich ist Seagate jedoch erst seit kurzem vertreten. Die IronWolf 110 wurde neben der BarraCuda 510 und der FireCuda 510 auf der CES 2019 vorgestellt. Seit ungefähr Februar 2019 ist die IronWolf 110 bereits verfügbar.
IronWolf Serie
Wie in der Einleitung angesprochen, handelt es sich bei der IronWolf 110 um SSDs für den Einsatz in Netzwerkspeichern bzw. NAS Servern. Es sind sozusagen Prosumer Produkte, die unterhalb von Enterprise-Festplatten wie z.B. der Exos-Serie aber überhalb von Consumer-Festplatten wie zB. der BarraCuda-Serie angeordnet sind. Die IronWolf 110 Serie verwendet den traditionellen 2.5" Formfaktor mit SATA3 Interface. Die erhältlichen Kapazitäten sind 240GB, 480GB, 960GB, 1.92TB und 3.84TB. Die Garantie beträgt durchweg 5 Jahre. Zusätzlich kommt jedes Modell mit einem zweijährigen Seagate Rescue-Serviceplan, welcher die Wiederherstellung von Daten durch Seagate bei unabsichtlichem Datenverlust oder Hardwareausfällen ohne weitere Kosten abdeckt.
Vorstellung IronWolf 110 1.92TB SSD
Es folgt die genauere Vorstellung der IronWolf 110 1.92TB. Hierzu wurden mir von Seagate vier Exemplare zum Test zur Verfügung gestellt, wofür ich mich nochmal ausdrücklich bedanken möchte. Ich beginne mit den technischen Daten der IronWolf 110, gefolgt von einer Beschreibung der SSD und meiner Eindrücke.
Technische Daten
Alle technischen Daten wurden den offiziellen Seagate Datenblättern bzw. Betriebsanleitungen entnommen.
Beschreibung
Die getestete IronWolf 110 ist eine SSD im gängigen 2,5" Format mit SATA3 Interface, welche die Herstellerbezeichnung ZA1920NM10001 trägt. Die Kapazität des Testmodells beträgt 1.92TB, sie ist somit unterhalb des Flagschiffmodells der IronWolf 110 Serie angesiedelt. Durch ihr Gehäuse im Standardformat sollte die Kompatibilität mit jedem geläufigen PC, NAS oder Server gegeben sein. Mit 3D-TLC NAND setzt die SSD sozusagen auf (noch, QLC ist im Kommen...) aktuelle Standardtechnologie. Der Verbrauch von ~1,2W ist nicht unbedingt wenig, im Vergleich zu herkömmlichen NAS Magnetfestplatten fällt der Verbrauch von ~3,4W unter Last jedoch erfreulich gering aus. Im Vergleich zu NVME SSDs gibt es noch jedoch noch Einsparungspotential beim Leerlaufverbrauch.
Kommen wir zu der absoluten Stärke der IronWolf 110: die Gesamschreibleistung. Das getestete Modell zeichnet sich durch eine Gesamtschreibleistung von 3,5PB aus. Die SSD kann somit knappe 1823 mal voll beschrieben werden, bevor laut Datenblatt die Haltbarkeitsgrenze des Flashspeichers erreicht wird. Dies ist ein exzellenter Wert, welcher bei SSDs sonst eher im Enterprisebereich anzutreffen ist. Die IronWolf 110 setzt sich somit von der Einstufung zwischen Consumer- und Enterprise-SSDs in den Prosumerbereich. Bei Consumer SSDs liegen gängige TBW Werte sonst bei ca. 600 mal ihrer Kapazität, die IronWolf 110 liegt hier drei mal höher.
Die weiteren technischen bzw. Leistungsdaten liegen ansonsten im gewöhnlichen Bereich für SATA SSDs. Hier ist bereits klar die Limitierung durch das SATA3 Interface zu erkennen.
Der aktuelle Marktpreis der IronWolf 110 1.92TB liegt bei ~400€. (Juni 2019)
Benchmarks
Zum Nachvollziehen der Leistungsdaten aus dem Datenblatt, habe ich einige Standardbenchmarks mit der IronWolf 110 und Windows 10 bzw. Ubuntu 18.04 auf meinem Whitebox-Server durchgeführt. Der Server basiert auf der Intel Denverton Plattform bzw. einem Supermicro A2SDi-8C-HLN4F Mainboard mit Intel Atom C3758 Prozessor. Es ist ein 32GB DDR4 ECC RDIMM Modul mit 2400MHz verbaut. Untergebracht wurde alles in einem Fractal Design Node 304 Gehäuse. Dieses bietet mit 3 Kühlern ein ausreichend gutes Kühlungskonzept, um die Temperatur aller Komponenten unter Kontrolle zu halten.
Technische Daten des Testsystems
Einzeltests mit Windows
Um die gängigen Standardbenchmarks CrystalDiskMark, AS SSD Benchmark und ATTO Disk Benchmark durchzuführen, habe ich temporär Windows 10 1809 auf dem Testsystem installiert.
CrystalDiskMark 6.0.2
Der Test mit CrystalDiskMark bestätigt die Leistungsdaten des Datenblatts, dieser werden nahezu exakt erreicht. Somit wird auch die Leistungsgrenze von SATA3 erneut aufgezeigt.
AS SSD Benchmark 2.0.6821.41776
Im AS SSD Benchmark fallen die Ergebnisse interessanterweise etwas niedriger als in CrystalDiskMark aus. Dies könnte evtl. mit dem verwendeten storahci Treiber zusammenhängen. Eventuell wäre mit einem anderen Treiber / einem anderen Controller auch mit AS SSD ein besseres Ergebnis zu erzielen. Der ungefähre Leistungsbereich von CrystalDiskMark wird jedoch noch eingehalten.
ATTO Disk Benchmark 4.00.0f2
Der ATTO Disk Benchmark zeigt, dass ab einer Übertragungsgröße von 256KB die volle Leistung der IronWolf 110 anliegt.
Tests mit Ubuntu
Normalerweise verwende ich Linux bzw. Ubuntu 18.04 LTS Server auf meinem Server. Um die Leistungswerte der IronWolf 110 unter Linux zu testen, habe ich daher auch mit Ubuntu einige Benchmarks durchgeführt. Die Tests wurden mit dem ext4 Dateisystem vorgenommen, um möglichst ähnliche bzw. vergleichbare Leistungsdaten zu Windows bzw. NTFS zu erhalten. Um das ext4 Volume direkt nach Erstellung mit voller Performance verwenden zu können, wurde die Lazy-Initialization von ext4 deaktiviert. Neben einer einzelnen IronWolf 110 habe auch auch einen Verbund von allen vier SSDs im RAID10 getestet. Die SSDs wurden hierbei durch mdadm in einem Linux Software-RAID10 mit Near-Layout miteinander verbunden. Das verwendete Dateisystem war stets ext4, wobei dieses mit einer für das RAID entsprechenden Stride-Width von 128KiB und einer Stripe-Width von 256KiB initialisiert wurde.
dd
Die sequentielle Schreib- und Lesedatenrate einer einzelnen IronWolf 110 habe ich zunächst mit dd getestet. Mit folgendem Befehl habe ich die durchschnittliche sequentielle Schreibdatenrate ermittelt:
Die besten Ergebnisse konnten mit einem Blocksize-Parameter (bs) von 8M erreicht werden. Die durchschnittliche sequentielle Lesedatenrate habe ich mit folgendem Befehl ermittelt:
Die Ergebnisse der einzelnen SSD:
Die Ergebnisse kommen nahe an CrystalDiskMark heran, am ehesten gleichen sie dem ATTO Disk Benchmark. Anschließend habe ich die sequentiellen Datenraten des RAID10 mit dd getestet. Die durchschnittliche sequentielle Schreibdatenrate habe ich mit folgendem Befehlt ermittelt:
Hier konnten die besten Ergebnisse mit einer Blocksize von 32M erreicht werden. Für die durchschnittliche sequentielle Lesedatenrate habe ich mit folgenden Befehl verwendet:
Es folgen die Ergebnisse:
Durch das RAID10 kann die sequentielle Leserate fast verdreifacht werden, die sequentielle Schreibrate erreicht immerhin fast das 1 1/2-fache einer einzelnen SSD.
fio-cdm
fio ist ein quelloffenes Benchmark-Tool für UNIX und UNIX-ähnliche Betriebssystemen und bietet endlose Möglichkeiten Speichermedien mit sequentiellen und zufälligen Zugriffen zu testen. Um einen ähnlichen Benchmark wie CrystalDiskMark 6.0.2 unter Linux zu realisieren, habe ich das Skript fio-cdm auf GitHub geforkt und die Testparameter von CrystalDiskMark in fio adaptiert. Die Testergebnisse sollten nahe an CrystalDiskMark 6 herankommen, können jedoch leicht abweichen.
Hier die Ergebnisse einer einzelnen IronWolf 110:
... und hier die Ergebnisse des RAID Verbunds:
fio-cdm unter Linux erreicht bei allen Tests der einzelnen SSD sehr vergleichbare Leistungswerte zu CrystalDiskMark auf Windows. Durch die erhöhte Queue-Depth von 32 bei den sequentiellen Tests des RAID Verbunds werden erheblich bessere Werte als bei dd erzielt. Die lesenden Zugriffe können fast vervierfacht werden, die schreibenden Zugriffe rücken näher in den Bereich der Verdopplung. Zuletzt können auch die lesenden 4K Q8T8 Zugriffe erheblich verbessert werden, alle anderen Testwerte unterscheiden sich jedoch nur marginal bzw. werden sogar schlechter. Hier wäre vermutlich weiteres Feintung am System gefragt, doch dieses würde den Rahmen des Reviews sprengen.
Bemerkungen
Während des Reviews sind mir zwei erwähnenswerte Punkte aufgefallen.
SATA Schnittstelle
Zuerst einmal wäre hier die SATA Schnittstelle der IronWolf 110 zu nennen. Es ist klar, dass diese die Leistung limitiert, mit einer NVME Schnittstelle wäre hier sehr wahrscheinlich auch noch mehr möglich. Allerdings will die IronWolf 110 auch gar kein Leistungsmonster sein, der Fokus liegt viel mehr auf einem stabilen und zuverlässigen Dauerbetrieb mit im Vergleich zu Magnetfestplatten dennoch erheblich gesteigerten Leistungswerten. Bezüglich des stabilen und sicheren Betrieb sei hier auch nochmal die exzellente Lesefehlerrate von einem Lesefehler pro 10^17 Bit genannt (Vgl. Enterprisefestplatten mit einem Lesefehler pro 10^15 Bit).
Hohe TBW
Die hohe Gesamtschreibleistung der IronWolf 110 ist für mich definitiv ihre größte Stärke. Die SSD ermöglicht somit nicht nur gute Leistungswerte in NAS-Applikationen, sondern erlaubt auch einen möglichst langfristigen Einsatz. Viele Consumer SSDs stoßen hier wesentlich schneller an ihre Grenzen, wodurch sie z.B. als oft beschriebener Netzwerkspeicher für eine Vielzahl von Benutzern eher ungeeignet sind.
Fazit
Insgesamt hat mir die getestet IronWolf 110 mit 1.92TB sehr gut gefallen. Sie ermöglicht tolle Leistungswerte für dauerhaft verfügbare Netzwerkspeicher und bringt hierfür die notwendige Ausdauer mit. Im Vergleich zu herkömmlichen Magnetfestplatten kommt auch wieder der Vorteil von SSDs bei der Leistungsaufnahme zum Greifen. Während ich Magnetfestplatten für gewöhnlich nach einiger Zeit der Inaktivität in den Ruhezustand schicke, ist dies bei der IronWolf 110 nicht notwendig. Die IronWolf 110 ist auf Anfrage also wieder sofort Betriebsbereit, wohingegen bei HDDs während der ersten Zugriffe nach dem Ruhezustand immer eine deutliche Verzögerung zu spüren ist.
Neben dem geringen Stromverbrauch und der sofortigen Verfügbarkeit hat die IronWolf 110 gegenüber HDDs auch den Vorteil, dass sie vollkommen geräuschlos arbeitet. Ein NAS oder Server im Wohnbereich ist somit möglich, da ggf. störende Zugriffsgeräusche vermieden werden. Durch die geringe Leistungsaufnahme muss auch weniger gekühlt werden, wodurch laute Lüfter vermieden werden können. Hat man also z.B. keinen abgetrennten Raum für seinen Heimserver, kann mit der IronWolf 110 dennoch ein Netzwerkspeicher gebaut werden, der auch bei den Mitbewohnern auf Gegenliebe stößt.
Als einziger Nachteil ist hier jedoch noch der Preis zu nennen, da man für 400€ im HDD Bereich wesentlich mehr Kapazität erhalten kann. Die sonstigen Vorteile der IronWolf 110 wiegen den erhöhten Preis meiner Meinung nach jedoch auf.
Danke fürs Lesen und an dieser Stelle auch nochmal ein großes Dankeschön an Seagate für die Testexemplare!
Willkommen zu meinem User-Review der Seagate IronWolf 110!
2019 hat Seagate im Rahmen der CES erste Consumer SSDs in den Bereichen SATA NAS und M.2 NVMe SSDs präsentiert. In diesem User-Review will ich einen Überblick über Seagates neue NAS SSD, die IronWolf 110, schaffen.
Seagate Guardian Serie
Mit der seit 2017 etablierten Guardian Serie bietet Seagate für verschiedenste Einsatzzwecke spezialisierte Festplatten und seit kurzem auch SSDs an. Die Einteilung ähnelt dem von WD verwendeten Farbensystem Insgesamt gibt es vier Festplattentypen bzw. -Bezeichnungen: BarraCuda Festplatten (Grün) für Standard-Tasks im PC, FireCuda Festplatten (Grün/Orangen) für Gaming, SkyHawk Festplatten (Blau) für Videoüberwachung und zuletzt IronWolf Festplatten (Rot) für Netzwerkspeicher bzw. NAS Anwendungen.
Erste NAS Consumer SSD von Seagate
Bevor ich weiter auf die Einzelheiten der IronWolf Serie bzw. der getesteten SSD eingehe, wollte ich an dieser Stelle erwähnen, dass es sich bei der IronWolf 110 um die erste NAS Consumer SSD von Seagate handelt. Generell scheint diese Kategorie von SSDs für Consumer bzw. Prosumer bisher wenig vertreten zu sein. Bisher war Seagate hauptsächlich für seine Magnettechnik basierten Festplatten bekannt. Es war schon fast überfällig, dass auch Seagate in Richtung Flashspeicher-basierte Medien expandiert. Für den Enterprisebereich sind schon länger SSDs der Nytro Serie verfügbar, im Consumer- bzw. Prosumerbereich ist Seagate jedoch erst seit kurzem vertreten. Die IronWolf 110 wurde neben der BarraCuda 510 und der FireCuda 510 auf der CES 2019 vorgestellt. Seit ungefähr Februar 2019 ist die IronWolf 110 bereits verfügbar.
IronWolf Serie
Wie in der Einleitung angesprochen, handelt es sich bei der IronWolf 110 um SSDs für den Einsatz in Netzwerkspeichern bzw. NAS Servern. Es sind sozusagen Prosumer Produkte, die unterhalb von Enterprise-Festplatten wie z.B. der Exos-Serie aber überhalb von Consumer-Festplatten wie zB. der BarraCuda-Serie angeordnet sind. Die IronWolf 110 Serie verwendet den traditionellen 2.5" Formfaktor mit SATA3 Interface. Die erhältlichen Kapazitäten sind 240GB, 480GB, 960GB, 1.92TB und 3.84TB. Die Garantie beträgt durchweg 5 Jahre. Zusätzlich kommt jedes Modell mit einem zweijährigen Seagate Rescue-Serviceplan, welcher die Wiederherstellung von Daten durch Seagate bei unabsichtlichem Datenverlust oder Hardwareausfällen ohne weitere Kosten abdeckt.
Vorstellung IronWolf 110 1.92TB SSD
Es folgt die genauere Vorstellung der IronWolf 110 1.92TB. Hierzu wurden mir von Seagate vier Exemplare zum Test zur Verfügung gestellt, wofür ich mich nochmal ausdrücklich bedanken möchte. Ich beginne mit den technischen Daten der IronWolf 110, gefolgt von einer Beschreibung der SSD und meiner Eindrücke.
Technische Daten
Merkmal | Wert |
---|---|
Modellnummer | ZA1920NM10001 |
Schnittstelle | SATA3 6GBit/s |
Formfaktor | 2,5" |
NAND Typ | 3D-TLC |
Sektorgröße | 512 Byte (emuliert) |
Kapazität | 1.92TB |
Maximale Datenrate lesend | 560MB/s |
Maximale Datenrate schreibend | 535MB/s |
Maximale IOPS lesend | 90k |
Maximale IOPS schreibend | 50k |
Gesamtschreibleistung (TBW) | 3500TB |
Lesefehlerrate | 1 pro 10^17bit |
Mean Time Between Failures (MTBF) | 2000000h |
Temperaturbereich | 0-70 °C |
Verbrauch Leerlauf | ~1,2W |
Verbrauch Last | ~3,4W |
Garantie | 5 Jahre |
Alle technischen Daten wurden den offiziellen Seagate Datenblättern bzw. Betriebsanleitungen entnommen.
Beschreibung
Die getestete IronWolf 110 ist eine SSD im gängigen 2,5" Format mit SATA3 Interface, welche die Herstellerbezeichnung ZA1920NM10001 trägt. Die Kapazität des Testmodells beträgt 1.92TB, sie ist somit unterhalb des Flagschiffmodells der IronWolf 110 Serie angesiedelt. Durch ihr Gehäuse im Standardformat sollte die Kompatibilität mit jedem geläufigen PC, NAS oder Server gegeben sein. Mit 3D-TLC NAND setzt die SSD sozusagen auf (noch, QLC ist im Kommen...) aktuelle Standardtechnologie. Der Verbrauch von ~1,2W ist nicht unbedingt wenig, im Vergleich zu herkömmlichen NAS Magnetfestplatten fällt der Verbrauch von ~3,4W unter Last jedoch erfreulich gering aus. Im Vergleich zu NVME SSDs gibt es noch jedoch noch Einsparungspotential beim Leerlaufverbrauch.
Kommen wir zu der absoluten Stärke der IronWolf 110: die Gesamschreibleistung. Das getestete Modell zeichnet sich durch eine Gesamtschreibleistung von 3,5PB aus. Die SSD kann somit knappe 1823 mal voll beschrieben werden, bevor laut Datenblatt die Haltbarkeitsgrenze des Flashspeichers erreicht wird. Dies ist ein exzellenter Wert, welcher bei SSDs sonst eher im Enterprisebereich anzutreffen ist. Die IronWolf 110 setzt sich somit von der Einstufung zwischen Consumer- und Enterprise-SSDs in den Prosumerbereich. Bei Consumer SSDs liegen gängige TBW Werte sonst bei ca. 600 mal ihrer Kapazität, die IronWolf 110 liegt hier drei mal höher.
Die weiteren technischen bzw. Leistungsdaten liegen ansonsten im gewöhnlichen Bereich für SATA SSDs. Hier ist bereits klar die Limitierung durch das SATA3 Interface zu erkennen.
Der aktuelle Marktpreis der IronWolf 110 1.92TB liegt bei ~400€. (Juni 2019)
Benchmarks
Zum Nachvollziehen der Leistungsdaten aus dem Datenblatt, habe ich einige Standardbenchmarks mit der IronWolf 110 und Windows 10 bzw. Ubuntu 18.04 auf meinem Whitebox-Server durchgeführt. Der Server basiert auf der Intel Denverton Plattform bzw. einem Supermicro A2SDi-8C-HLN4F Mainboard mit Intel Atom C3758 Prozessor. Es ist ein 32GB DDR4 ECC RDIMM Modul mit 2400MHz verbaut. Untergebracht wurde alles in einem Fractal Design Node 304 Gehäuse. Dieses bietet mit 3 Kühlern ein ausreichend gutes Kühlungskonzept, um die Temperatur aller Komponenten unter Kontrolle zu halten.
Technische Daten des Testsystems
Merkmal | Wert |
Mainboard | Supermicro A2SDi-8C-HLN4F (M.2 Steckplatz nur mit PCIe 3.0 2x angebunden!) |
Chipsatz | Intel Denverton C3000 SoC |
Prozessor | Intel Atom C3758 |
Arbeitsspeicher | 1x 32GB DDR4 ECC RDIMM 2400MHz |
Speichercontroller | SoC Controller mit 12x SATA3 |
Gehäuse | Fractal Design Node 304 |
Betriebssystem | Windows 10 1809 (für Benches) Ubuntu 18.04 LTS Server |
Einzeltests mit Windows
Um die gängigen Standardbenchmarks CrystalDiskMark, AS SSD Benchmark und ATTO Disk Benchmark durchzuführen, habe ich temporär Windows 10 1809 auf dem Testsystem installiert.
CrystalDiskMark 6.0.2
Der Test mit CrystalDiskMark bestätigt die Leistungsdaten des Datenblatts, dieser werden nahezu exakt erreicht. Somit wird auch die Leistungsgrenze von SATA3 erneut aufgezeigt.
AS SSD Benchmark 2.0.6821.41776
Im AS SSD Benchmark fallen die Ergebnisse interessanterweise etwas niedriger als in CrystalDiskMark aus. Dies könnte evtl. mit dem verwendeten storahci Treiber zusammenhängen. Eventuell wäre mit einem anderen Treiber / einem anderen Controller auch mit AS SSD ein besseres Ergebnis zu erzielen. Der ungefähre Leistungsbereich von CrystalDiskMark wird jedoch noch eingehalten.
ATTO Disk Benchmark 4.00.0f2
Der ATTO Disk Benchmark zeigt, dass ab einer Übertragungsgröße von 256KB die volle Leistung der IronWolf 110 anliegt.
Tests mit Ubuntu
Normalerweise verwende ich Linux bzw. Ubuntu 18.04 LTS Server auf meinem Server. Um die Leistungswerte der IronWolf 110 unter Linux zu testen, habe ich daher auch mit Ubuntu einige Benchmarks durchgeführt. Die Tests wurden mit dem ext4 Dateisystem vorgenommen, um möglichst ähnliche bzw. vergleichbare Leistungsdaten zu Windows bzw. NTFS zu erhalten. Um das ext4 Volume direkt nach Erstellung mit voller Performance verwenden zu können, wurde die Lazy-Initialization von ext4 deaktiviert. Neben einer einzelnen IronWolf 110 habe auch auch einen Verbund von allen vier SSDs im RAID10 getestet. Die SSDs wurden hierbei durch mdadm in einem Linux Software-RAID10 mit Near-Layout miteinander verbunden. Das verwendete Dateisystem war stets ext4, wobei dieses mit einer für das RAID entsprechenden Stride-Width von 128KiB und einer Stripe-Width von 256KiB initialisiert wurde.
dd
Die sequentielle Schreib- und Lesedatenrate einer einzelnen IronWolf 110 habe ich zunächst mit dd getestet. Mit folgendem Befehl habe ich die durchschnittliche sequentielle Schreibdatenrate ermittelt:
Code:
dd if=/dev/zero of=tempfile bs=8M count=1024 conv=fdatasync,notrunc
Die besten Ergebnisse konnten mit einem Blocksize-Parameter (bs) von 8M erreicht werden. Die durchschnittliche sequentielle Lesedatenrate habe ich mit folgendem Befehl ermittelt:
Code:
echo 3 | sudo tee /proc/sys/vm/drop_caches
dd if=tempfile of=/dev/null bs=1M count=1024
Die Ergebnisse der einzelnen SSD:
dd Write Run 1 | dd Write Run 2 | dd Write Run 3 | dd Write Run 4 | dd Write Run 5 | dd Write Avg |
534 MB/s | 531 MB/s | 531 MB/s | 531 MB/s | 531 MB/s | 531,6 MB/s |
dd Read Run 1 | dd Read Run 2 | dd Read Run 3 | dd Read Run 4 | dd Read Run 5 | dd Read Avg |
517 MB/s | 517 MB/s | 517 MB/s | 517 MB/s | 517 MB/s | 517 MB/s |
Die Ergebnisse kommen nahe an CrystalDiskMark heran, am ehesten gleichen sie dem ATTO Disk Benchmark. Anschließend habe ich die sequentiellen Datenraten des RAID10 mit dd getestet. Die durchschnittliche sequentielle Schreibdatenrate habe ich mit folgendem Befehlt ermittelt:
Code:
dd if=/dev/zero of=tempfile bs=32M count=1024 conv=fdatasync,notrunc
Hier konnten die besten Ergebnisse mit einer Blocksize von 32M erreicht werden. Für die durchschnittliche sequentielle Lesedatenrate habe ich mit folgenden Befehl verwendet:
Code:
echo 3 | sudo tee /proc/sys/vm/drop_caches
dd if=tempfile of=/dev/null bs=1M count=1024
Es folgen die Ergebnisse:
dd Write Run 1 | dd Write Run 2 | dd Write Run 3 | dd Write Run 4 | dd Write Run 5 | dd Write Avg |
747 MB/s | 746 MB/s | 745 MB/s | 751 MB/s | 747 MB/s | 747,2 MB/s |
dd Read Run 1 | dd Read Run 2 | dd Read Run 3 | dd Read Run 4 | dd Read Run 5 | dd Read Avg |
1305 MB/s | 1322 MB/s | 1252 MB/s | 1312 MB/s | 1302 MB/s | 1298,6 MB/s |
Durch das RAID10 kann die sequentielle Leserate fast verdreifacht werden, die sequentielle Schreibrate erreicht immerhin fast das 1 1/2-fache einer einzelnen SSD.
fio-cdm
fio ist ein quelloffenes Benchmark-Tool für UNIX und UNIX-ähnliche Betriebssystemen und bietet endlose Möglichkeiten Speichermedien mit sequentiellen und zufälligen Zugriffen zu testen. Um einen ähnlichen Benchmark wie CrystalDiskMark 6.0.2 unter Linux zu realisieren, habe ich das Skript fio-cdm auf GitHub geforkt und die Testparameter von CrystalDiskMark in fio adaptiert. Die Testergebnisse sollten nahe an CrystalDiskMark 6 herankommen, können jedoch leicht abweichen.
Hier die Ergebnisse einer einzelnen IronWolf 110:
Lesen (MB/s) | Schreiben (MB/s) | |
Seq Q32T1 | 558.000 | 525.000 |
4K Q8T8 | 390.000 | 332.000 |
4K Q32T1 | 106.000 | 98.000 |
4K Q1T1 | 13.200 | 41.32 |
... und hier die Ergebnisse des RAID Verbunds:
Lesen (MB/s) | Schreiben (MB/s) | |
Seq Q32T1 | 1854.000 | 849.000 |
4K Q8T8 | 757.000 | 286.000 |
4K Q32T1 | 180.000 | 104.000 |
4K Q1T1 | 19.400 | 37.500 |
fio-cdm unter Linux erreicht bei allen Tests der einzelnen SSD sehr vergleichbare Leistungswerte zu CrystalDiskMark auf Windows. Durch die erhöhte Queue-Depth von 32 bei den sequentiellen Tests des RAID Verbunds werden erheblich bessere Werte als bei dd erzielt. Die lesenden Zugriffe können fast vervierfacht werden, die schreibenden Zugriffe rücken näher in den Bereich der Verdopplung. Zuletzt können auch die lesenden 4K Q8T8 Zugriffe erheblich verbessert werden, alle anderen Testwerte unterscheiden sich jedoch nur marginal bzw. werden sogar schlechter. Hier wäre vermutlich weiteres Feintung am System gefragt, doch dieses würde den Rahmen des Reviews sprengen.
Bemerkungen
Während des Reviews sind mir zwei erwähnenswerte Punkte aufgefallen.
SATA Schnittstelle
Zuerst einmal wäre hier die SATA Schnittstelle der IronWolf 110 zu nennen. Es ist klar, dass diese die Leistung limitiert, mit einer NVME Schnittstelle wäre hier sehr wahrscheinlich auch noch mehr möglich. Allerdings will die IronWolf 110 auch gar kein Leistungsmonster sein, der Fokus liegt viel mehr auf einem stabilen und zuverlässigen Dauerbetrieb mit im Vergleich zu Magnetfestplatten dennoch erheblich gesteigerten Leistungswerten. Bezüglich des stabilen und sicheren Betrieb sei hier auch nochmal die exzellente Lesefehlerrate von einem Lesefehler pro 10^17 Bit genannt (Vgl. Enterprisefestplatten mit einem Lesefehler pro 10^15 Bit).
Hohe TBW
Die hohe Gesamtschreibleistung der IronWolf 110 ist für mich definitiv ihre größte Stärke. Die SSD ermöglicht somit nicht nur gute Leistungswerte in NAS-Applikationen, sondern erlaubt auch einen möglichst langfristigen Einsatz. Viele Consumer SSDs stoßen hier wesentlich schneller an ihre Grenzen, wodurch sie z.B. als oft beschriebener Netzwerkspeicher für eine Vielzahl von Benutzern eher ungeeignet sind.
Fazit
Insgesamt hat mir die getestet IronWolf 110 mit 1.92TB sehr gut gefallen. Sie ermöglicht tolle Leistungswerte für dauerhaft verfügbare Netzwerkspeicher und bringt hierfür die notwendige Ausdauer mit. Im Vergleich zu herkömmlichen Magnetfestplatten kommt auch wieder der Vorteil von SSDs bei der Leistungsaufnahme zum Greifen. Während ich Magnetfestplatten für gewöhnlich nach einiger Zeit der Inaktivität in den Ruhezustand schicke, ist dies bei der IronWolf 110 nicht notwendig. Die IronWolf 110 ist auf Anfrage also wieder sofort Betriebsbereit, wohingegen bei HDDs während der ersten Zugriffe nach dem Ruhezustand immer eine deutliche Verzögerung zu spüren ist.
Neben dem geringen Stromverbrauch und der sofortigen Verfügbarkeit hat die IronWolf 110 gegenüber HDDs auch den Vorteil, dass sie vollkommen geräuschlos arbeitet. Ein NAS oder Server im Wohnbereich ist somit möglich, da ggf. störende Zugriffsgeräusche vermieden werden. Durch die geringe Leistungsaufnahme muss auch weniger gekühlt werden, wodurch laute Lüfter vermieden werden können. Hat man also z.B. keinen abgetrennten Raum für seinen Heimserver, kann mit der IronWolf 110 dennoch ein Netzwerkspeicher gebaut werden, der auch bei den Mitbewohnern auf Gegenliebe stößt.
Als einziger Nachteil ist hier jedoch noch der Preis zu nennen, da man für 400€ im HDD Bereich wesentlich mehr Kapazität erhalten kann. Die sonstigen Vorteile der IronWolf 110 wiegen den erhöhten Preis meiner Meinung nach jedoch auf.
Danke fürs Lesen und an dieser Stelle auch nochmal ein großes Dankeschön an Seagate für die Testexemplare!