Im Prinzip unterscheidet sich Spotify Free, jedenfalls in der App-Version, nicht wirklich von traditionellen Radiosendern. Derer gibt es weltweit sehr viele, denn alleine TuneIn wirbt mit 100.000 Sendern in ihrem Katalog und berücksichtigt dabei nur Internet-Streams. Auf dem Desktop steckt natürlich etwas mehr dahinter. Dort würde ich den Spotify Client mit Youtube vergleichen, denn bis auf den fehlenden Videostream wurde das fast identische Konzept lediglich um Komfortfunktionen im Bereich der Bedienung (Übersicht und Verwaltung) erweitert und in ein eigenes Programm gepackt.
Eben dieser Vergleich ist für mich auch die Crux an der Sache. Mit einem Spotify Premium Abo habe ich zwar unlimitierten Zugriff auf einen sehr großen Musikkatalog und kann Ausschnitte davon sogar offline am Smartphone anhören, jedoch nur so lange ich ein aktives Abo besitze und es mir von Künstlern und Labels erlaubt wird. Streng genommen zahle ich dort lediglich für werbefreien Hörgenuss, eine höhere Bitrate und die mobilen Premiumfunktionen.
Wenn ich beispielsweise Fan von Taylor Swift wäre (nein, das bin ich nicht
) und ihre Musik seit Jahren hoch und runter gehört hätte, dann wäre ihr Rückzug aus Spotify für mich eine Katastrophe gewesen. Mit dem Geld für ein Jahr Spotify Premium hätte ich alle Studio- und Livealben kaufen können und für meinen restlichen Musikkonsum herkömmliches Radio gehört. In diesem Beispiel wäre mir am Ende mehr davon geblieben, weil ich mit den Alben etwas zählbares in der Hand hätte. Ein ähnliches Spiel darf man gerne auch mit in Deutschland relevanten Spotify-Verweigerern spielen, sei es nun Xavier Naidoo oder Bands wie die Ärzte oder die Toten Hosen.
Für mich sind manche Dinge eine Grundvoraussetzung, wenn ich dafür Geld ausgeben soll. Im Fall von Musik ist es die Berechtigung, mit den Liedern all jenes im legalen Rahmen tun zu können, das ich gerne möchte. Während der Arbeit am PC hören, unterwegs auf dem iPod/Smartphone, im Auto, Rippen der CD, ein Backup anlegen, etc. Man darf digital gekaufte Lieder/Alben nicht mehr gebraucht verkaufen oder an Freunde verleihen, obwohl dies mit physikalischen Medien noch möglich war und ist. Das kann ich gerade noch akzeptieren, aber zu weiteren Einschränkungen bin ich nicht bereit. Dass ein Künstler oder ein Label von heute auf morgen mit einer einseitigen Entscheidung die ganze eigene Musik aus dem Katalog entfernen darf, werde ich bestimmt nicht auch noch finanziell fördern!
Aus diesem Grund steht Spotify für mich auf derselben Stufe wie das herkömmliche Radio und dafür war ich noch nie bereit zu bezahlen. Das hat nichts mit schmarotzen zu tun, ich bin deshalb kein Nörgler und habe auch keine "Geiz ist geil" Mentalität. Allerdings ist meine Antwort auf die Frage "
bin ich bereit, 10 Euro monatlich für ein Spotify Abo zu bezahlen?" ein klares Nein. Ich habe vor 20 Jahren werbefinanziertes Radio gehört, ich habe vor 10 Jahren werbefinanzierte Internet-Streams gehört, ich habe vor 5 Jahren werbefinanzierte Musikvideos auf Youtube gesehen und ich höre heute werbefinanzierte Musik mit Hilfe von Diensten wie Spotify. Gezahlt habe ich seit jeher nur für Musik, die mir wirklich sehr gut gefällt. Das sind jährlich wohl 4 bis 5 Alben, zu denen im Schnitt noch etwa 15 bis 20 gebrauchte CDs kommen.