Was bringt Zugriffszeit wirklich?

Meertor

Neuling
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03.05.2007
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22
Hallo Leute,

ich bin am Überlegen ob ich mir eine neue Festplatte zulege. Ich habe mich hier mal ein wenig durch die Threads geackert. Jedenfalls soll für die Systemplatte eine niedrige Zugriffszeit von Vorteil sein - das ist mein Ergebnis.

Vom rein logischen Denken her, ist eine niedrige Zugriffszeit natürlich besser. Aber wir reden hier doch von Millisekunden! Macht es für mich als User also wirklich einen Unterschied, ob die Festplatte jetzt durchschnittlich 12 oder 14 Millisekunden benötigt um die richtige Stelle auf dem Platter anzusteuern?

Überzeugt mich!
 
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nein, in dem bereich macht es nicht so viel aus, selbst eine 5ms platte ist auf dem desktop nicht extrem viel schneller als eine normale 7200rpm disk. es kommt immer sehr auf das anwendungsprofil an. gäbe es gar keinen vorteil, gäbe es z.B. auch keine teuren enterprise-festplatten mit 15k rpm - also irgendwas muss auch dran sein
 
Die Zugriffszeit setzt sich aus der Positionierung des Schreib/Lese-Kopfes und des Findens des richtigen Sektor zusammen. Da du zb beim Laden von einem Programm viele kleine verteilte Dateien hast, müssen diese wie beschrieben erst angesteuert und gefunden werden. Da summiert sich natürlich die Lantenz und macht sich beim Laden bemerkbar.

Ein anderer Faktor ist die eigentliche Auslegung der Firmware der Platte. Die meisten SCSI-Platten sind auf Multiuser-Systeme ausgelegt und sind dadurch in einer Singleuser-Umgebung, also einem normalen Desktopsystem, meistens langsamer als entsprechende Platten, die auf Singleuser-Systeme ausgelegt sind, wie zb die Raptor von Western Digital.

Also, ja, eine bessere Zugriffszeit merkst du bei einer Systemplatte, die auf Singleuser ausgerichtet ist, auf jeden Fall. Allerdings sieht man die echte Performance nicht anhand von HD-Tach Ergebnissen, da Transferraten und Zugriffszeit nicht alles über die Performance aussagen.
 
@Meertor
Es ist ja nicht so, dass dieser Unterschied von 2 ms pro Sekunde anfällt. Diese 2 ms können pro Kopfbewegung anfallen und von denen gibt es pro Sekunde etliche. Das schaukelt sich dann auch irgendwann auf. "Können" deshalb, da diese 2 ms Unterschied ein Durchschnittswert ist.

Lass mich mal ein kleines Rechenbeispiel einbringen. In meinem Windows Ordner sind die Dateien durchschnittlich 140 KiB groß. Angenommen die durchschnittliche Zugriffszeit beträgt 14 ms und die durchschnittliche sequenzielle Datentransferrate 60 MiB/s.

1 s = 1000 ms

1000 ms / 14 ms = 71 Zugriffe
Pro Sekunde können rund 71 Festplattenzugriffe (á 14 ms) stattfinden, ohne Datentransfer

62.914.560 Bytes/s / 143.360 Bytes = 438 Dateien
Pro Sekunde können 438 Dateien à 140 KiB sequenziell übertragen werden, ohne Zugriffszeit.

1000 ms / 438 Dateien = 2,28 ms pro Datei
Pro Datei werden 2,28 ms Zeit verbraucht

2,28 ms + 14 ms = 16,28 ms
Gesammtzeit, die für einen Zugriff und eine Datenübertragung verbraucht wird

1000 ms / 16,28 ms = 61 Dateien, die pro Sekunde übertragen werden können.

61 * 140 KiB = 8,54 MiB/s effektive Übertragungsrate


Und nun verringern wir die mittlere Zugriffszeit um läppische 2 ms auf 12 ms. Die durchschnittliche Dateigröße, Zugriffszeit und Transferrate bleiben gleich.

1 s = 1000 ms

1000 ms / 12 ms = 83 Zugriffe
Pro Sekunde können rund 83 Festplattenzugriffe (á 12 ms) stattfinden, ohne Datentransfer

62.914.560 Bytes/s / 143.360 Bytes = 438 Dateien
Pro Sekunde können 438 Dateien à 140 KiB sequenziell übertragen werden, ohne Zugriffszeit.

1000 ms / 438 Dateien = 2,28 ms pro Datei
Pro Datei werden 2,28 ms Zeit verbraucht

2,28 ms + 12 ms = 14,28 ms
Gesammtzeit, die für einen Zugriff und eine Datenübertragung verbraucht wird

1000 ms / 14,28 ms = 70 Dateien, die pro Sekunde übertragen werden können.

70 * 140 KiB = 9,8 MiB/s effektive Übertragungsrate

9,8 MiB/s zu 8,54 MiB/s würde einer Leistungssteigerung von durchschnittlich 14,75 % entsprechen und das nur durch eine um 2 ms schnellere Zugriffszeit.

Ich möchte anmerken, dass das nur ein kleines simples Rechenbeispiel ist, ohne das auf alle ins Gewicht fallende Faktoren Rücksicht genommen wurde. Aber es sollte ausreichen um zu zeigen, dass "millisekunden" durchaus was ausmachen können.
 
@Madnex: Sehr schönes Rechnenbeispiel. Ich hatte zwar auch kurz an ein Rechenbeispiel gedacht, aber deins ist auf jeden Fall viel durchdachter.
Madnex schrieb:
9,8 MiB/s zu 8,54 MiB/s würde einer Leistungssteigerung von durchschnittlich 14,75 % entsprechen und das nur durch eine um 2 ms schnellere Zugriffszeit.
Genau so etwas wollte ich haben - Ergebnisse unter denen man sich etwas vorstellen kann auch wenn sie nur theoretischer Natur sein mögen.

Das hat mir auf jeden Fall sehr geholfen. thx @all
 
Danke für das ausführliche Beispiel.

Wenn ich das richtig interpretiere (und wie oben eine durchschnittliche Festplatte mit 60MB/s, 14ms zugrunde lege) kann man also sagen, dass bei einer 140KB Datei die Zugriffszeit mit ca 86% den Löwenanteil an der Gesamt-Dateioperation ausmacht.

Anders herum könnte man auch sagen dass eine Verdopplung der maximalen Transferrate der Festplatte den Vorgang gerade mal um ca 7% beschleunigen würde. Eine Halbierung der Zugriffszeit macht das Ganze dagegen um 43% schneller.

Eindeutiger gehts nicht. Sollte man eigtl als sticky zu dem Raid Guide hinzufügen :d
 
Zuletzt bearbeitet:
Danke für das ausführliche Beispiel.

Wenn ich das richtig interpretiere (und wie oben eine durchschnittliche Festplatte mit 60MB/s, 14ms zugrunde lege) kann man also sagen, dass bei einer 140KB Datei die Zugriffszeit mit ca 86% den Löwenanteil an der Gesamt-Dateioperation ausmacht.

Anders herum könnte man auch sagen dass eine Verdopplung der maximalen Transferrate der Festplatte den Vorgang gerade mal um ca 7% beschleunigen würde. Eine Halbierung der Zugriffszeit macht das Ganze dagegen um 43% schneller.

Eindeutiger gehts nicht. Sollte man eigtl als sticky zu dem Raid Guide hinzufügen :d

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;)
 
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