Der eine sagt ich müsste ganz normal 3x 16 Kerne lizenzieren für insgesamt 6 VMs und dann noch 1x 16 Kerne für die siebte VM. Eine achte 2019er VM wäre dabei dann inklusive. Also insgesamt 64 Cores, 32x 2er Packs oder 4x 16er Packs. Beim verschieben auf einen anderen Host hätte ich durch die freie achte VM noch Luft.
Das kann ich voll und ganz nachvollziehen.
Windows Server wird (normal) per Blech lizensiert. Das heist, du lizensierst nicht die VM sondern den physischen Host. Möchtest du nun einen Host lizensieren, auf dem 7x VMs bereit gestellt werden sollen, dann benötigst du, je nach Version (Standard oder Datacenter) unterschiedlich viele Lizenzen.
Bei Standard gilt aktuell, pro Lizenz dürften zwei sogenannte OSEs benutzt werden. Das heist unterm Strich, du würdest diesen einen Host mit 4x solcher Standard Lizenzen "verarzten" und hättest ihn lizensiert. Die Standard Lizenz beinhaltet per default 2x8C respektive total 16 CPU Cores. Erweiterungen können in Form von 2C "Packs" dazu erstanden werden. Ich könnte mich irren aber per Open- oder Select Vertrag geht auch ein Kauf von ausschließlich dieser 2C Packs ohne "Basis". Wie du auf die Zahl kommst, spielt weniger eine Rolle. Die kleinste zulässige Menge ist aber eh 16C - von daher für dich auch kein Thema.
Auf dem Papier funktioniert das so erstmal gut, praktisch kommt es hier aber zu ein paar Problemen im Lizenzrecht.
- Problem VM Migration (Host zu Host per händischem vMotion):
Es ist nach Microsoft Lizenzbestimmungen nicht erlaubt jede Art von Lizenz offiziell mal eben von Host zu Host zu "verschieben", die Lizenz muss dort, wo das gestattet ist, offiziell 90 Tage an einen Host gebunden werden. Die Lizenzen, die dafür genutzt werden können sind idR die Volumenlizenzen aus irgend einem Select oder Open Vertrag.
ROK oder OEM Lizenzen hingegen haben eine Gerätebindung!! Zumindest formal und offiziell. Per Bestimmung offziell sogar nur zulässig, wenn der Aufkleber mit dem Key auf dem Blech klebt!
Das Ding ist nur, es wird hier schwer mit dem Nachweis und vor allem, gibt es in Deutschland bzw. der EU Regeln, die das formal egalisieren. Allerdings gelten diese Urteile der Geräte meist im privat Umfeld - im Firmenumfeld ist da immer ein gewisses Risiko. Vor allem im einem Lizenzaudit. Im Zweifel klagt erstmal Microsoft auf Lizenzbruch und der Unternehmer muss zusehen wie er da wieder raus kommt! Also Vorsicht bei übereiligen Schlüssen!
- Problem DSR (ggf. auch in Verbindung mit FT):
In einem DSR Cluster, wo eine Live Migration der VMs vollautomatisch passiert (passieren kann) braucht es formal das sogenannte Lizenzmobilitätsrecht. Dieses bekommst du idR nur mit Kauf einer aktiven Software Assurance. Technisch hindert dich nix das trotzdem zu tun - rechtlich hingegen ist das nicht sauber.
Du müsstest um so einen Betrieb zu gewährleisten im Endeffekt das machen, was dein zweiter Typ dir da erzählt hat. Nämlichen JEDEN Host mit 4x dieser 16C Standard Lizenzen zu verarzten. Das Impliziert im Endeffekt, dass, egal wo die VM läuft, jeder Host mit einer richtigen Lizenz ausgestattet ist. Und die letzte (achte) VM "frei" ist für später.
Rein rechtlich sauber wäre aber auch eine Bindung an immer nur zwei der drei physischen Hosts. (das wäre das, was du meinst) Egal wie man es dreht, die VM kann nicht auf drei Hosts gleichzeitig. Selbst im ungüstigsten Fall nicht. Man kann hier seine Prozesse so hin optimieren, dass man einerseits die 90 Tages Fristen einhält und andererseits bei ungeplantem Ausfall eines der Hosts trotzdem sauber bleibt und dennoch nicht alle Hosts mit allen Lizenzen versorgen zu müssen. Macht aber Aufwand und man sollte auch die Nachweise im Zweifel bereit stellen können, dass man da sauber agiert hat für ein Audit.
Bspw. kann per host affinity rules in einem vSphere Cluster verboten werden, dass ein paar aus jeweils 2x VMs (du musst bei Std. immer die beiden OSEs betrachten) jeweils auf dem dritten Host läuft. So könnte man trotzdem immer alle drei Hosts aktiv haben - aber im Fehlerfall oder im Wartungsfall wird immer ein paar VMs, was von je einer Windows Std. Lizenz abgedeckt wird gezwungen nur von einem zu einem anderen Host zu wandern - aber nie zum dritten, den man da nicht lizensiert hat. Das übersteht auch ein Audit und ist im prof. Umfeld nicht selten sogar gängige Praxis.
Die Aussage mit VM ist auf zwei Hosts ist mMn nicht wirklich praktisch relevant. Relevant ist das Recht zur Migration der Lizenz auf einen anderen Host (Bindung alle 90 Tage an eine Hardware) - oder alternativ die aktive SA und damit den Wegfall der Bindung durch die sogenannte Lizenzmobilität und damit die Abdeckung im HA Fall bzw. im DRS Fall bei automatischem Move oder Lastenausgleich.
Microsoft schreibt dazu übrigens auch in vielen ihrer Lizenzpaper, dass für vMotion jeder Host lizensiert werden muss - daher kommt vermutlich seine Aussage. MS selbst macht sich da aber klar auch nicht den Weichmacher rein und schreibt auf, wo du sparen kannst
EDIT: Wenn ich aber im Detail drüber nachdenke, hätte dein MS Typ da aber trotzdem irgendwo recht. Bei vMotion ist es praktisch unmöglich den Zeitpunkt des übergangs von zwei VMs gleichzeitig exakt zu bestimmen. Das heist, dir wäre es technisch nicht möglich, dass beide VMs der beiden OSEs einer einzigen Lizenz exakt zeitgleich den Host wechseln. Nur einen Tick Versatz würde bedeuten, beide Hosts hosten je eine der VMs -> nicht mit dieser Lizenz abgedeckt!
Die Alternative dazu wäre ansonsten noch, die drei Hosts per Datacenter zu lizensieren.
Vorteil:
- unlimited OSEs
- bei Datacenter Lizenz für jeden Host = beliebig hin und her schiebbar
Wenn man sparen wollen würde, würde man nur 2x kaufen und den dritten Host hart im Hypervisor-Cluster verbieten, die VMs powern zu dürfen und nur im Defektfall eines der anderen Hosts dann die Lizenz "migrieren" -> inkl. der 90 Tage Bindung dann.
Muss man am Ende durchrechnen ob das günstiger ist 2-3x DC vs. die x-fache Menge an Standard. Das lohnt nicht selten schon bei wenigen VMs.
Davon abgesehen stellt sich mir dann noch die Frage ab wann gilt, dass die VM auf 2 Hosts gleichzeitig läuft. Wenn 1 Host z.B. ausfällt kann da drauf ja keine VM mehr laufen, also würde es auch keinen Sinn ergeben dass ich die VM auf dem ausgefallenen Host lizenzieren muss. Das wäre also nur dann der Fall wenn eine VM live verschoben wird (vMotion style).
Für Microsoft ist es irrelevant ob du Probleme mit der Hardware hast oder ne Wartung durchführst. Die Lizenz wird gebunden an das Blech - stirbt das Blech, Pech... (theoretisch). Willst du Warten und hast das Recht zum move nicht, Pech... (theoretisch) usw.
Praktisch wird aber wohl keiner die 90 Tage im Zweifel abwarten oder gar ne Lizenz im Fall der Fälle kaufen. Kommt das aber in größeren Ausbauten in der Risiko Analyse vor, wird für gewöhnlich schon mit entsprechend vielen Lizenzen geplant. Der Aufwand dass dann Monate rückwirkend in einem Lizenzaudit auseinander zu nehmen oder schlimmer noch, gerichtlich zu versuchen die Nachforderungen von MS abzuweisen, ist meist deutlich höher als ein paar hundert oder tausend Euro für so nen gesparten Host...
Bei mir haben ALLE Hosts ne DC und fertig. Da gibts dann auch keine Frage
Hat hier jemand wirklich Ahnung davon?
Im Technet wird immer nur gesagt dass dies keine technische Frage wäre sondern dass man sich an den MS-Lizenz-Guy wenden soll. Das ist aber völlig unbefriedigend, da ich überhaupt nicht kontrollieren kann, ob der MS-Lizenz-Guy mich korrekt berät.
Was mir bis dato aufgefallen ist, Microsoft Lizenzpolitik ist völlig undurchsichtig. Die Jungs bei MS sehen da selbst nicht durch. Wenn du Pech hast, gerätst du an einen Auditor im nächsten Lizenzaudit, der dir eine ganze Planung komplett auseinander nimmt und da richtige Geschütze auffährt und sich am Ende dann irgendwo einfach nur ein kleiner Fehler eingeschlichen hat, der sich easy fixen lässt. Ich hatte auch schon den Fall, dass man Lizenzen nicht anerkannt hat, weil die der Meinung waren, das geht so nicht. Manchmal übersehen die auch offensichtliche Probleme (oder sehen absichtlich weg??). Alles schon erlebt. Mein letztes Audit zu dem Thema war auch klasse - die haben ihre Abteilung irgendwie organisatorisch umgestaltet, da war Monate lang Ruhe bis am Ende dann die Meldung kam, für dieses mal interessiert uns euer Lizenzstatus nicht -> wir kommen in 2 Jahren wieder.
PS: wenn man keine Audits haben will von MS, empfiehlt es sich, keine Verträge mit MS selbst einzugehen. Heist, keine Volumen Lizenzen abschließen, keine O365 oder andere Online Services, keine Software Assurance usw. -> nix, wo der Firmenname auftaucht. Denn wenn er bei MS auftaucht, irgendwann kommt das Audit und dann sollte das passen, sonst zahlst du im Zweifel rückwirkend bis hin zum Kauf der Lizenz! Zumindest so die Androhnung...