Text von Computerbase
Fazit
Ein eindeutiges Fazit zu ziehen fällt schwer. Entscheiden muss schließlich - wie so oft - sowieso jeder für sich selbst, welche Aspekte wichtig für ihn persönlich sind.
ATi:
Positiv auf Seiten ATis hervorzuheben ist ohne weitere Diskussion die energiesparende Realisierung der neuen High-End Karten, die auch ohne aufdringliche Kühllösung auf Betriebstemperatur gehalten werden können. Ebenso beeindruckt hat uns die brachiale Leistungsfähigkeit der Pixel- und Vertexshadereinheiten - auch die kleinere Version der Karte, die X800 Pro, hatte keine Mühe, die Vorgängergeneration komplett zu düpieren. Auch die einzige, für den Spieler eventuell relevante Neuerung, 3dc, hat bei einer kurzen Inaugenscheinnahme bei der ATi-eigenen Ruby-Demo zu gefallen gewusst. Temporal-Anti Aliasing, wenn auch in unserem Testbetrieb nicht gewürdigt, kann für ältere Spiele, die durchgehend oberhalb von 60 fps zu laufen im Stande sind, durchaus einen gewissen Mehrwert bringen - allerdings auch bei Karten auf Basis der Vorgängergeneration.
Damit kommen wir zu den Negativpunkten, die wir, bei aller Begeisterung über die Leistungsexplosion, nicht verschweigen wollen. Zunächst einmal sei da die von uns in den vergangenen Wochen mehrfach thematisierte Optimierung der Texturfilterung zu nennen. In den Leistungsregionen einer X800 - und sei es „nur“ eine X800 Pro - ist so eine Optimierung in unseren Augen eine eindeutige Verschwendung von Ressourcen. Weiterhin wäre zu kritisieren, dass ATi seit nunmehr beinahe zwei Jahren auf nahezu demselben Stand der Technik verharrt, die allerdings, das muss man zugestehen, zumindest bis zum Nachfolgechip durchaus noch ausreichen dürfte, um 99 % aller Spiele mit voller Bilderpracht genießen zu können. Dass die Winkelabhängigkeit der anisotropen Texturfilterung nicht entfernt oder zumindest als Option realisiert wurde, ist bedauerlich. Angesichts der bislang nur wenig massiven Kritik daran allerdings aus ATis Sicht verständlich.
Wenig Anlass zur Freude gibt allerdings die Umsetzung der 30 % höheren Nennleistung gegenüber der GeForce 6800 Ultra, die, abseits von Bandbreitenlimitierung, nur selten voll zum Tragen kommt. Hier bleibt zu hoffen, dass verborgenes Potential in den Treibern mobilisiert werden kann und das Problem nicht in der Hardware begründet liegt. Insgesamt ist ATi eine erstklassige, Energie sparende Grafikkarte gelungen, die die Bedürfnisse einer großen Mehrzahl der Spieler sicherlich zu erfüllen weiß und noch besser wäre, wenn endlich auch im Treiber alle oftmals nutzlosen Optimierungen deaktivierbar wären.
nVidia:
Wo viel Licht ist, da ist auch viel Schatten. Dies trifft auch auf den kalifornischen Transistor-Godzilla zu. Einerseits hat man einen gewaltigen Leistungssprung von der Vorgängergeneration aus hingelegt, der auch nötig war, um zur Konkurrenz aus Kanada aufzuholen. Andererseits hat man aufgrund der vielen integrierten und zukunftsweisenden Features den Chip sehr komplex gemacht und damit höhere Taktraten verhindert. Auch wenn eine „Ultra Extreme“ schon auf einigen Webseiten kursierte und auch etliche der normalen Ultra-Karten die offenbar angepeilten 450 MHz GPU-Takt problemlos zu verkraften scheinen, hat man sich mit der vergleichsweise niedrig getakteten, featurebeladenen GeForce 6800 Ultra selbst den Weg zur Rückkehr an die eindeutige Performancespitze verbaut. Dazu kommt das von uns vermutete Problem der Speicherknappheit in hohen Auflösungen mit hohem FSAA-Level. Bei einer Karte, die explizit für solche Settings empfohlen und wohl auch angeschafft wird, sollte so etwas nicht vorkommen. Unserer Meinung nach ist auch genau das das Problem, welches zu einer Deaktivierung des treiberseitigen FSAA für Far Cry führte. Dazu kommen die in der Referenzlösung akustisch suboptimale Kühlung der Karte und die im Vergleich zur direkten Konkurrenz höhere Leistungsaufnahme, obwohl hier Serienmodelle durchaus noch Linderung der Symptome bringen können, wie unsere simulierte 6800 GT zeigte.
Was wir jedoch ausdrücklich mißbilligen, ist die Einführung einer bislang unabänderlichen Winkelabhängigkeit für den anisotropen Filter. In einer High-End-Karte hat so etwas schlicht nichts zu suchen, solange es nicht wenigstens deaktivierbar ist. Mit gesenkter Bildqualität erreicht man auch mit alten Karten hohe FPS-Zahlen.
Dem Bildqualitätsanspruch allerdings zugute kommt die längst überfällig Verbesserung der Kantenglättung, die, bis auf die Gammakompensation, zumindest bis zum 4x Multisampling-Modus nun mit der von ATi Schritt halten kann. Auch, dass weiterhin optionale Supersampling-Modi angeboten werden, ist zu begrüßen, denn gerade angesichts der Leistungssteigerungen wird die Zahl der älteren Spiele, für die Supersampling aus dem einen oder anderen Grund wünschenswert ist und die trotzdem spielbar bleiben, immer größer.
Insgesamt ist nVidia eine Karte gelungen, die leistungsmäßig auch bei gut vergleichbarer Bildqualität weitestgehend mithalten kann und die darüber hinaus ein umfangreiches und vielleicht gar nicht so uninteressantes Featureset für die Zukunft bietet. Insgesamt eher eine Karte für den besonderen Anspruch, wenn es nicht immer das allerschnellste Stück Hardware sein muss.
Vielen Dank an dieser Stelle an alle, die an der Entstehung dieses Artikels beteiligt waren: nVidia und Inno3D-Deutschland für die GeForce6800-Samples, ATi und Sapphire-Deutschland für die X800-Samples und Ralf Kornman für die Zusammenarbeit beim Entdecken und Deaktivieren diverser Optimierungen.