Nach der nicht überzeugenden G Watch legt LG mit seiner zweiten Android-Wear-Uhr nach und rückt Display und Design in den Vordergrund. Doch ein Alleinstellungsmerkmal hat man damit nicht, denn auch Motorola setzt mit seiner Moto 360 auf Parallelen zu klassischen Armbanduhren. Doch dass das nicht ausreicht, zeigte der Test, der so manche konzeptionelle Schwäche offenbarte. Gilt dies auch für die G Watch R?
Unberechtigt ist diese Frage nicht, wie ein Blick auf das Fazit zeigt. Denn zwei von vier Schwachpunkten der Moto 360 gingen auf das Konto der Software, auch in Kombination mit dem runden Display.
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Hardware
So ähnlich G Watch R und Moto 360 zunächst auch wirken und so groß der Unterschied gegenüber der G Watch auch scheint, tatsächlich ist alles ein wenig anders. Wo Motorola auf ein nicht ganz rundes Display auf IPS-Basis setzt, vertraut LG auf eine komplett runde Anzeige mit OLED-Technik. Mit 1,3 Zoll fällt dieses etwas kleiner als beim wichtigsten Konkurrenten aus, mit 320 x 320 Pixeln kann man jedoch mehr Pixel und eine höhere Pixel-Dichte bieten. Hinzu kommen die Panel-basierten Vorteile beim Kontrast und den Blickwinkeln - in beiden Punkten schneidet LG besser ab. Motorola kann sich hingegen in Sachen Helligkeit absetzen. Denn die G Watch R erreicht bei maximaler Einstellung lediglich 330 cd/m2, die Moto 360 schaffte immerhin 460 cd/m2. Im Alltag jedoch weitaus wichtiger: Während die US-Amerikaner ihrer Smartwatch einen Helligkeitssensor für die automatische Einstellung spendiert haben, bieten die Südkoreaner lediglich die manuelle Anpassung. Im Zweifelsfall geht dies zu Lasten des Akkus - es sei denn, der Nutzer wählt je nach Umgebung selbst zwischen den sechs vorhandenen Stufen.
Display | 1,3 Zoll, 320 x 320 Pixel P-OLED |
Akku | Lithium-Polymer, 410 mAh |
Maße (Gehäuse) | Gehäuse: 53,6 x 46,4 mm Höhe Gehäuse: 9,7 mm |
Gewicht | 62 g (mit Lederarmband) |
Sensoren | Beschleunigungssensor, Pulsmesser; Kompass, Barometer |
Arbeitsspeicher | 512 MB |
Interner Speicher | 4 GB |
Produktseite | www.lg.de |
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Im Gegenzug kann die G Watch R jedoch in puncto Leistung mehr bieten. Denn LG setzt auf die bei Android Wear übliche Technik, die auch schon in der G Watch steckt. Das bedeutet: Im Innern der Uhr verrichtet ein 1,2 GHz schneller Snapdragon 400 seiner Arbeit, dem 512 MB RAM und 4 GB interner Speicher zur Seite gestellt werden. Aber auch bei den restlichen Komponenten bietet man mehr. So steckt im Gehäuse nicht nur ein Beschleunigungs- und Pulssensor, auch ein digitaler Kompass sowie ein Barometer sammeln im Betrieb Daten. Der letzte Pluspunkt: Mit 410 mAh bietet der Akku der G Watch R eine um 28 Prozent größere Kapazität.
Beim Gehäuse enttäuscht LG hingegen. Zwar setzt man ebenfalls auf zunächst hochwertig klingende Materialien wie Edelstahl und Leder, ersterer ist in weiten Teilen jedoch mit Kunststoff überzogen, letzteres enttäuscht durch seine Haptik, die eher an Plastik erinnert. Zudem fällt das Gehäuse der G Watch R gegenüber der Moto 360 trotz kleineren Displays etwas größer aus. In der Vertikalen wird ein Durchmesser von 53,6 mm erreicht, in der Horizontalen sind es 46,4 mm (Moto 360: jeweils 46,0 mm); mit 9,7 mm fällt lediglich die Höhe etwas geringer aus. Auswirkungen hat die Größe auch auf das Gewicht. Hier landet die Uhr ohne Armband, das im Übrigen problemlos gegen handelsübliche Alternativen getauscht werden kann, bei 62 g.
Beschränkt man sich auf die Optik, bewegt sich LG auf einem ähnlichen Niveau wie Motorola. Erst das ausgeschaltete Display verrät dem interessierten Betrachter, dass es sich um keine echte Uhr handelt. Erreicht wird dies nicht nur durch die rechts platzierte Krone, sondern auch dank der Lünette. Während erstere als Standby-Schalter immerhin noch eine Funktion hat, ist letztere lediglich eine Attrappe. Anders als die Haptik weiß die Verarbeitungsqualität zu gefallen. Dies gilt auch für das Ladedock, das aus Kunststoff besteht. Die Übertragung erfolgt ähnlich wie schon bei der G Watch über fünf kleine Metallkontakte, ein schwacher Magnet sorgt für eine leichtere Arretierung der Uhr.
Alltag
In Hinblick auf die Software weicht die G Watch R nicht von Android-Wear-Standard ab. Für den Alltag bedeutet dies, dass man für den Betrieb lediglich Googles Companion-App benötigt, ein zusätzliches Programm wie bei der Moto 360 wird nicht benötigt. Wie üblich wird die Android-Wear-Applikation aber nur für wenige Aufgaben benötigt. Dazu gehören das erstmalige Einrichten und Koppeln der Smartwatch, das Verknüpfen bestimmter Aufgaben mit Programmen sowie das Installieren von kompatiblen Apps. Kurzum: Die Inbetriebnahme erfolgt auch bei LG erfreulich schnell und unkompliziert. Doch schon nach wenigen Minuten merkt man auch der G Watch R die grundsätzlichen Probleme des Betriebssystems in seiner jetzigen Form - 4.4W.2 - an. Zum einen ist die Bedienung nicht intuitiv gestaltet, zum anderen stört das umständliche Wiederherstellen von entfernten Google-Now-Kacheln. Ein Manko, das man mit der Moto 360 teilt, ist die in Teilen fehlende Anpassung der Oberfläche an runde Displays. Damit werden auch auf der G Watch R in einigen Apps Informationen am unteren oder oberen Ende abgeschnitten, gut zu erkennen beispielsweise in Übersichten wie den zurückgelegten Schritten. Ärgerlich ist dies vor allem dann, wenn innerhalb der Übersicht nicht gescrollt werden kann.
In fast allen anderen Punkten agiert die Uhr hingegen unauffällig. Die Erkennung von Schritten und Puls ist mit Abweichungen von 10 bis 15 Prozent zumindest für Tendenzen ausreichend präzise, zudem gefällt das Display hinsichtlich der Farbdarstellung und des Panel-bedingten Schwarz. Das große Plus aber ist das mittlerweile deutlich gewachsene Angebot an Zusatz-Apps, die über Google Play bezogen werden können.
Mit diesen lassen sich zumindest einige der Schwächen der Plattform teilweise ausgleichen. Anders als Motorola hat LG die Möglichkeiten des runden Displays ausgenutzt. Denn die ab Werk verfügbaren Zifferblätter sind allesamt an die Anzeige angepasst, einige greifen auch die Lünette auf. Besser als der wohl wichtigste Konkurrent schneidet die G Watch R aber auch in Sachen Reaktionsgeschwindigkeit ab. Wo die Moto 360 mitunter Bewegungen gar nicht oder nur zeitverzögert erkannte, reagiert LGs Smartwatch deutlich schneller und vor allem zuverlässig.
Dass man darüber hinaus auch die besseren Akkulaufzeiten bietet, ist in Hinblick auf die Kapazitäten sowie das erbaute OLED-Panel keine große Überraschung. Bei mäßiger Nutzung und Helligkeitsstufe 3 wurden im Test knapp 70 Stunden erreicht. Mit regelmäßigen Pulsmessungen lassen sich immerhin noch etwa 50 Stunden überbrücken, mit permanent eingeschaltetem Display muss im Schnitt auf 20 Prozent der Laufzeit verzichtet werden. Weitaus größer ist der Verlust hingegen bei maximaler Display-Helligkeit, hier liegen die Einbußen bei teilweise 40 Prozent. Für den Alltag bedeutet dies: Je nach persönlichem Einsatz schafft die G Watch R knapp 1 bis 3 Tage.
Fazit
Was unmittelbar nach der Ankündigung wie die wohl beste Interpretation von Android Wear wirkte, entpuppt sich als eher durchwachsenes Produkt, das - wie auch die Mitbewerber - unter dem Betriebssystem leidet. Die Navigation ist nicht intuitiv, in Teilen unnötig kompliziert. Abhilfe dürfte hier erst Android Wear 5.0 bieten, dessen Erscheinungstermin aber nicht bekannt ist. Während LG sich hier dementsprechend auf dem gleichen Niveau wie Motorola bewegt, muss man die Moto 360 im wichtigen Punkt Design und Haptik vorbeiziehen lassen. Denn trotz leicht höherem Preis, die Südkoreaner verlangen unverbindliche 269 Euro, wirkt die G Watch R im direkten Vergleich regelrecht billig. Zustande kommt dies vor allem durch den aus Kunststoff bestehenden Boden, aber auch durch den Überzug des eigentlich aus Edelstahl bestehenden Gehäuses. Zu guter Letzt entpuppt sich die Lünette als reiner Blender, das Leder als wenig hochwertig.
Klare Stärken bietet die Smartwatch aber auch. Das Display ist besser als das der Moto 360, ebenso die Laufzeiten. Und anders als die Motorola-Uhr dürfte LGs Gadget zukunftssicher sein - die Mehrleistung des Snapdragon 400 gegenüber dem Single-Core-OMAP ist deutlich.
Am Fazit ändert dies aber nichts. Auch die G Watch R verdient trotz eigentlich guter Ausgangslage keine Empfehlung. Technisch bietet die mit 120 Euro deutlich günstigere G Watch ein ähnliches Niveau, in puncto Haptik schneidet die Moto 360 für 250 Euro besser ab. Wer Wert auf Autarkie legt, ist hingegen mit Sonys Smartwatch 3 besser beraten, die für 230 Euro über einen eigenen GPS-Empfänger verfügt.
Deshalb gilt: Nur wer zwingend ein kreisrundes Display benötigt, sollte die G Watch R in Erwägung ziehen.
Positive Aspkete der LG G Watch R:
- Überduchschnittliche Laufzeiten
- auswechselbare Armbänder
- helles und farbstarkes Display
- keine zweite Companion-App nötig
- hohes Verarbeitungsniveau
Negative Aspkete der LG G Watch R:
- Android Wear mit Schwächen
- Software ist nicht an das Display angepasst
- enttäuschende Haptik
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