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Logi ZeroTouch im Test - Wird wirklich aus jedem Auto ein Connected Car?

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Logi ZeroTouch im Test - Wird wirklich aus jedem Auto ein Connected Car?
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Das Smartphone ist eine der größten Gefahrenquellen im Auto. Schon das kurze Lesen einer neuen Nachricht reicht aus, um schwere Unfälle mit dramatischen Folgen zu verursachen. Dabei gibt es mittlerweile zahlreiche Mittel und Wege, um die Ablenkung zu minimieren. Alles zu aufwendig, dachte sich Logitech und präsentiert unter seiner neuen Marke Logi die intelligente Smartphone-Halterung ZeroTouch. Warum der Ansatz gut, die Ausführung aber verbesserungswürdig ist, zeigt der Test.

Was genau man sich unter einer intelligenten Smartphone-Halterung vorstellen muss, verrät die Verpackung nicht. Vermutlich ein Grund, warum man ein NFC-Tag integriert hat, über das ein Demo-Video gestartet werden kann. Anschließend ist man zumindest ein wenig schlauer.

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Aber Logi respektive Logitech wollen noch auf andere Art und Weise sicherstellen, dass Interessierte gut informiert werden. Denn nach aktuellem Stand soll ZeroTouch zumindest vorerst im lokalen Handel nur dort angeboten werden, wo eine ausreichende Beratung gewährleistet ist. Das, so die Meinung des Herstellers, ist unter anderem im Mobilfunkfachhandel der Fall. Der Preis liegt bei 60 Euro. 

Simple Hardware

Von der Hardware-Seite betrachtet ist der Aufbau des ZeroTouch vergleichsweise simpel - unabhängig davon, ob man sich für die Ausführung Dashboard mit Saugnapf oder Air Vent für die Befestigung am Lüftungsgitter entscheidet. Im Innern stecken ein Magnet sowie ein Bluetooth-Modul nebst Batterie.

Erkennt die Halterung, dass das Smartphone aufgelegt wird, startet im Hintergrund die ZeroTouch-Applikation, die es bislang lediglich für Android (ab Version 4.4) gibt. Ein Vorteil ist es, wenn die Rückseite des genutzten Smartphones magnetisch ist. Logi hat aber vorgesorgt und legt der Halterung zwei Metallstreifen zum Aufkleben bei. Wie genau man zu verfahren hat, wird während der Einrichtung innerhalb der App sehr ausführlich und leicht verständlich erklärt.

In der Halterung - hier das Modell für die Lüftung - stecken lediglich ein Magnet sowie ein Bluetooth-Modul

In der Halterung - hier das Modell für die Lüftung - stecken lediglich ein Magnet sowie ein Bluetooth-Modul.

Die Nutzung der Grundfunktionen ist anschließend problemlos möglich, das Wälzen der Anleitung - die über die App aufrufbar ist - ist nicht nötig.

Die Intelligenz steckt in der App

Die schlichte Technik zeigt, dass eigentlich nicht die Halterung den intelligenten Part des Gespanns übernimmt. Stattdessen ist dafür die Software verantwortlich, die im Test in Version 1.2.3 vorlag. Erkennt diese die Verbindung mit der Halterung, kann sie über eine sehr einfache Geste gestartet werden: Die Hand muss lediglich in einem Abstand von 2 bis 3 cm vor den Helligkeitssensor des Smartphones gehalten werden. Binnen kürzester Zeit quittiert die Applikation dies mit dem Einblenden der Hauptansicht - einer simplen Sprechblase - sowie einem kurzen Ton.

ZeroTouch besteht aus drei Komponenten: Halterung, aufklebbarer Metallstreifen und Applikation

ZeroTouch besteht aus drei Komponenten: Halterung, aufklebbarer Metallstreifen und Applikation.

Ab diesem Zeitpunkt soll ZeroTouch für mehr Sicherheit im Auto sorgen. Denn auf einfachste Art und Weise sollen Dinge wie Telefonate, das Verschicken und Empfangen von Nachrichten, das Starten der Navigation oder die Steuerung der Musikwiedergabe erledigt werden können. Logi verspricht, dass all das ohne Blick auf das Display oder Berührung des Smartphones machbar ist. Möglich wird das durch die gemeinsam mit Nuance entwickelte Sprachsteuerung.

Die Sprachbefehle sind in Gruppen aufgeteilt

Die Sprachbefehle sind in Gruppen aufgeteilt.

Diese ermöglicht ein vergleichsweise freies Sprechen, auch wenn bestimmte Schlüsselwörter genutzt werden müssen. Wie hoch die Erkennungsrate ist, hängt dabei vom genutzten Smartphone ab. Ist dieses mit eher schlechten Mikrofonen ausgestattet, kann es zu Fehlern kommen. Ist das Gegenteil der Fall, sind auch die beim Fahren typischen Nebengeräusche kein Problem. Alle verfügbaren Befehle sind in sechs Gruppen unterteilt:

  • Allgemeine Befehle wie "Abbrechen oder "Wiederholen" für die grundsätzliche Steuerung der Applikation
  • Texten für das Versenden ("Anna texten") oder Vorlesen ("Letzte Nachricht lesen") von Mitteilungen
  • Musik für das gezielte Abspielen eines Titels ("Spiel xyz auf Spotify"), "Pause" oder "Überspringen"
  • Navigation für das Übermitteln des eigenen Standorts ("xyz meinen Standort mitteilen") oder das Starten der Zielführung zu einem hinterlegten Kontakt ("Navigiere zu xyz")
  • Apps für das Starten installierter Anwendungen
  • Telefonieren für das Anwählen von Kontakten oder Nummern

Auch wenn Siri, Cortana und Co. mehr Freiheiten bieten, deckt ZeroTouch zumindest die wichtigsten Begriffe und Sätze ab.

Passende Partner sind wichtig

Wer nach der Ersteinrichtung ohne weiteren Blick in die Optionen loslegen möchte, dürfte aber schnell auf die ein oder andere Schwäche stoßen. Denn zunächst muss für bestimmte Funktionen festgelegt werden, welche weitergehende Applikation genutzt werden soll. Google Maps oder doch Waze für die Navigation? Spotify oder doch eher Deezer für die Musik?

Was aber direkt zum nächsten Kritikpunkt führt. Denn derzeit arbeitet ZeroTouch nur mit wenigen Programmen anderer Anbieter zusammen. So ist Apple Music beispielsweise genauso ausgeschlossen wie diverse Navigationslösungen oder vom Mainstream abweichende Messenger. Zwar lassen sich tatsächlich alle installierten Anwendungen mit dem entsprechenden Befehl starten, die weitere Bedienung über ZeroTouch ist dann aber nicht möglich. Denn Logis Applikation integriert sich weit weniger tief in das System, als es hierfür nötig wäre.

Die integrierte Hilfe verspricht viele Möglichkeiten, vieles klappt aber nur mit passenden Apps

Die integrierte Hilfe verspricht viele Möglichkeiten, vieles klappt aber nur mit passenden Apps.

Das vereinfacht die Nutzung, da der Fahrer sich die wichtigsten Punkte beschränken kann, schließt so manchen Nutzer aber von vornherein aus. Denn ob jemand nur wegen seiner Smartphone-Halterung zu Spotify wechselt oder für die Kommunikation nun WhatsApp nutzt, ist mehr als fraglich. Allerdings ist das nur eine Momentaufnahme, das Angebot kann in den nächsten Wochen und Monaten natürlich ausgebaut werden.

Vor allem in der Anfangszeit wird man diese Fehlermeldung häufiger zu Gesicht bekommen

Vor allem in der Anfangszeit wird man diese Fehlermeldung häufiger zu Gesicht bekommen.

Schnell sollte man aber eine andere Einschränkung beseitigen. Glaubt man der integrierten Hilfe, können Navigationsziele frei eingesprochen werden - als Beispiel wird „Navigiere zu Starbucks“ genannt. Im Test gelang das aber nicht, nach dem Nennen von POIs oder Adressen wurde jeweils nur mit einer Fehlermeldung geantwortet - die Adresse sei nicht bekannt. Lediglich das Auswählen von in der Applikation hinterlegten Zielen war möglich. Diese muss man allerdings manuell eintragen, die Übernahme von Kontakten aus dem Smartphone-Verzeichnis erfolgte nicht. Ob ZeroTouch hier einfach eine Funktionalität vorwegnimmt, die noch nachgereicht werden soll oder ob die Hilfe einfach nur aus dem Englischen übersetzt wurde und es in Deutschland so gar nicht vorgsehen ist, ist noch unklar. Aber: Wird ein hinterlegter Kontakt ausgewählt, startet die Navigation binnen Sekunden innerhalb der zuvor eingestellten Anwendung.

Positiv: Nutzt man die richtigen Apps, arbeitet ZeroTouch wie hier beim Navigieren sehr zuverlässig

Positiv: Nutzt man die richtigen Apps, arbeitet ZeroTouch wie hier beim Navigieren sehr zuverlässig.

Ähnlich zuverlässig funktioniert das Abspielen von Musik über unterstützte Streaming-Apps, auch das Aufrufen der zuletzt geöffneten Musik-Anwendung bot keinen Anlass für Kritik. Dass man hier nicht gezielt Titel oder Interpreten aussuchen kann, stört hingegen schon. Gutes und weniger Gutes gibt es aber auch beim Telefonieren. Gesprochene Nummern wurde nicht immer zuverlässig gewählt, da mit dem Wählen mitunter schon vor der letzten Ziffer mit dem Wählen begonnen wurde. Nutzt man hingegen einen Kontaktnamen, gibt es keine Probleme. 

Fazit

Auch darum sollte das Fazit nur als vorläufig bezeichnet werden. Dass Logi die Software weiterentwickeln und Fehler beheben wird, kann als sicher gelten, denn kurz vor dem Fall des NDAs wurde ein neues Update veröffentlicht, dass ein einfacheres Navigieren ermöglichen soll, beispielsweise können direkt Points of Interest angewählt werden. Da das Update kurzfrisitg bereitgestellt wurde, fand es in diesem Test noch keine Berücksichtigung, entsprechende Erfahrungen reichen wir nach.

Hält Logi an der Update-Politik fest, dürfte aus dem guten Ansatz auch ein gutes Produkt werden. Genau das ist ZeroTouch im getesteten Zustand aber noch nicht.

Isoliert betrachtet dürfte die intelligente Halterung dafür sorgen, dass während der Fahrt so mancher Griff zum Smartphone entfällt. Schließlich ist die Bedienung einfach und die Spracherkennung und -ausgabe gut. Mit den wenigen Applikationen, die verknüpft werden können, dürfte der Kreis der Interessenten aber vorerst klein ausfallen. Dafür gibt es aber auch noch einen anderen Grund. Denn immer mehr Android-Smartphones verfügen über einen intelligenten Sprachassistenten, der zahlreiche - wenn nicht sogar alle - Aufgaben übernehmen kann, für die sich auch ZeroTouch eignen soll. Wer auf einige Funktionen verzichten kann, wird aber auch schon mit Google Now und dessen Sprachsteuerung glücklich. Gleiches gilt für Apples Siri, wenn Logi die Unterstützung für iOS nachreicht.

ZeroTouch wartet auf eine Eingabe, Nutzer auf Updates - derzeit überzeugt die intelligente Halterung nicht

ZeroTouch wartet auf eine Eingabe, Nutzer auf Updates - derzeit überzeugt die intelligente Halterung nicht.

Deshalb lohnt es sich unter Umständen, einfach nur eine zuverlässige Halterung fürs Smartphone zu kaufen, um die Hände am Steuer behalten zu können.

Vielleicht ein Aspekt, für den man Logi explizit loben muss: So mancher wird vielleicht mehr über die Sicherheit beim Autofahren nachdenken.

Positive Aspekte des Logi ZeroTouch:

  • einfache Inbetriebnahme
  • überzeugende Spracherkennung und -ausgabe

Negative Aspekte des Logi ZeroTouch:

  • Integration in Android nicht ausgereift
  • wenige vollständig kompatible Applikationen
  • nicht alle in der Anleitung genannten Funktionen sind vorhanden

Persönliche Meinung

Es gibt Produkte, deren mögliche Qualität schon nach wenigen Minuten feststeht. Logis ZeroTouch ist ein solches. Nach der Präsentation im Februar dauerte es nicht lange, bis das Potantial deutlich wurde. Anstatt komplett auf die Nutzung des Smartphones zu verzichten, soll es für wenig Geld ins Fahrzeug integriert werden. Nachrichten können einfach diktiert werden, das neue Ziel für die Navigations-Applikation wird elegant vorgesagt. Was vor drei Monaten noch nicht absehbar war, ist das fehlende Ausschöpfen des Möglichen kurz vor dem Verkaufsstart.

Das nüchterne Fazit kann deshalb nicht positiv ausfallen. Abschreiben sollte man ZeroTouch deshalb aber nicht. Denn mit ein wenig Produktpflege dürfte es Logi gelingen, einen wichtigen Teil zur Sicherheit beim Fahren beizusteuern.

Quellen und weitere Links

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