Werbung
Ein Tablet in der Uni - sieht man je nach Studiengang mehr oder weniger oft. Wenn, dann tummeln sich aber viele iPads im Hörsaal. Meiner Meinung nach ist - gerade für technische Studiengänge - ein iPad nicht unbedingt das Mittel der Wahl. Windows RT ermöglicht schlanke Geräte mit langer Akkulaufzeit und Digitizer-Support sowie ein (fast) vollwertiges Microsoft Office, das schon vorinstalliert ist. Wie es mir während der Woche in der Uni ergangen ist, habe ich versucht festzuhalten.
Zunächst aber noch der Hinweis, dass dieser Artikel natürlich nur die Meinung des Autors widerspiegelt - in anderen Anwendungsszenarien kann das Ergebnis anders ausfallen.
Die Testbedingungen
Aktuell nutze ich für Mitschriften einen Convertible mit Digitizer-Support. Dieser soll auf lange Sicht aber abgelöst werden - denn die Akkulaufzeit ist zu gering, das Gewicht zu hoch. Was liegt da näher, als eines der tollen Tablets zu nutzen? Die Voraussetzungen: leicht, lange Akkulaufzeit, Tastatur und Touchscreen - optional noch ein Digitizer. Es sollen Mitschriften per OneNote und PDF-Kommentierungen realisiert werden - etwas Recherche im Internet gehört auch dazu.
Wir haben also den Selbsttest gemacht - eine Woche war ich mit dem ASUS Vivotab RT bzw. dem Microsoft Surface RT in der Uni unterwegs - beiden haben zwar keinen Digitizer, was für den Test aber erst einmal vernachlässigt werden kann - denn im Grunde geht es hier um das System "Windows RT". Da es Digitizer-Support bietet und dieser wie am Desktop ausfällt, sollte man die Erfahrungen analog vom aktuellen Notebook übernehmen können.
An dieser Stelle möchten wir www.getgoods.de für die freundliche und unkomplizierte Leihstellung danken.
Windows RT
Windows RT - was ist das eigentlich? Sieht aus wie dieses neue Windows 8...ist es auch? Nein! Windows RT ist die ARM-Variante von Windows - und natürlich an Windows 8 angelehnt. Es läuft unter anderem mit den gleichen Apps aus dem Metro-Store, aber gewohnte Dinge wie *.exe-Dateien bzw. Installationen im Desktop-Modus generell sind nicht möglich. Deshalb müssen alle wichtigen Programme schon im Store vorhanden sein, um das Tablet zufriedenstellend zu nutzen.
Der Wechsel zwischen den beiden Welten - also normalem Desktop-Modus und der Kacheloberfläche - geht zwar recht einfach von der Hand, dürfte aber viele Neuankömmlige verwirren. Gerade wenn man kein Tastaturdock dabei hat, ist die Bedienung im Desktop manchmal etwas "frickelig". Dafür läuft hier ein fast vollwertiges Office - keine Kachel-Optik. Dadurch braucht man - das musste ich schmerzlich feststellen - eigentlich zwingend eine Tastatur-Maus-Dockingstation, denn die Bedienung mit dem Finger funktioniert oft nur unzureichend.
Fluch und Segen zugleich ist die Unterstützung der ARM-Hardware. Das Tablet mit Tastaturdock ist daher relativ leicht und kompakt. Was mich wirklich beeindruckt: die Akkulaufzeiten sind dank Akku im Tablet und Akku in der Dockingstation extrem. Bei mittlerer Helligkeit mit aktivem WLAN sind weit mehr als 14 Stunden möglich. Office im 14 Stunden Dauerbetrieb? Für normale Notebooks aktuell eine fast unerreichbare Marke, wenn es noch portabel sein soll. Was ich verwirrend fand: Eine Prozentanzeige für den Akku gibt es zwar, eine Restzeitanzeige wie "früher" aber nicht.
Arbeiten ist (k)ein Problem
Desktop-Office mit OneNote, Word, Excel und Powerpoint. Outlook fehlt - das macht mir aber nichts, da ich sowieso nur per Webzugriff auf meine Mails, Kontakte, Kalender zugreife. OneNote ist für's Studium meine erste Wahl. Und daher bin ich auch froh, dass Microsoft hier eine Desktop-Version für ARM kreiert hat. Hier ist alles wie immer - nur mit längerer Akkulaufzeit.
Dank Windows RTs Desktop-Modus ist auch das Einbinden von Netzlaufwerken kein Problem - ein weiterer Punkt, der für mich sehr wichtig ist, denn Skydrive ist mir für die OneNote-Synchronisation einfach zu langsam. Auch hier kann das Gerät also punkten. Insgesamt läuft Office wirklich rund - kleinere Abstürze gab es zwar, aber es ist immerhin eine Preview-Version.
Arbeiten also ohne weiteres möglich? Wenn man dafür nur Office und den Internet-Explorer braucht, dann ja. Was mir nicht wirklich gefallen hat, war der Zwang, für einen alternativen Browser immer in die Metro-Oberfläche zu wechseln. Nur der Internet Explorer kann im Desktop-Modus verwendet werden (und damit echtes Multitasking ermöglichen). Man kann zwar den Metro-Browser an den Desktop heften, dann ist er auf 10-Zoll aber so klein, dass man kaum noch etwas erkennt.
Weiterhin sollte man sich bewusst machen, dass es - durch die Nutzung der ARM-Plattform - nur Windows Store Apps gibt. Wer Spezial- oder Nischen-Programme benötigt, guckt in die Röhre. Ebenso wer Browser-Addons wie Silverlight braucht (beispielsweise für den Lovefilm VOD-Dienst). Auch diese funktionieren nicht unter Windows RT - für Flash auf allen Seiten gibt es aber mittlerweile schon einen Workaround. Man muss sich also neu orientieren. Und das ist schwieriger, als es klingt.
PDFs kriegt man in der Uni zu genüge - schnell eine Notiz reinschreiben oder eine Grafik herauskopieren, um sie in OneNote zu erweitern. Mit meinem Notebook kein Problem. Mit Windows RT? Nicht so einfach - denn zwischen den wenigen PDF-Apps, die es bis zum Testzeitraum gab, war nur eine, die Kommentare per Stift und Tastatur erlaubt. Per Tastatur konnte man aber nicht direkt in die Folien schreiben, sondern nur einen richtigen Kommentar verfassen - das will ich aber im Normalfall nicht. Damit gehöre ich vielleicht einer Minderheit an - aber genau diese Einzelfälle sind es, an denen Windows RT bislang scheitert.
Und das "mal eben" rauskopieren ist dank Metro-Oberfläche mittlerweile auch nicht mehr so einfach - genau so kann ich nicht mein Notepad++ nutzen, VLC ist ebenso noch nicht verfügbar und mich selbst abfragen per Anki ist auch nicht möglich (und wird laut Entwickler auch in Zukunft nicht so schnell möglich sein). Dass Windows bislang für jeden Topf einen Deckel hatte - von der Idee muss man sich also verabschieden.
Fazit
Und genau deshalb werde auch ich mich (vorerst) von Windows RT verabschieden. Die Konzepte, die bislang auf dem Markt sind bzw. angekündigt sind, können begeistern - es krankt aber noch an den passenden Applikationen. Windows RT ist zwar deutlich "mehr" Arbeitstier als iOS und Android, aber bislang noch immer zu wenig, um wirklich als Ersatz für normale Notebooks zu dienen. In ein bis zwei Jahren kann das aber schon wieder ganz anders aussehen - und das hoffe ich auch für Microsoft.
Denn, wie ich oben schon gesagt habe, die Konzepte für Windows 8 und Windows RT überzeugen und letztere scheinen zumindest hardware-technisch die lang ersehnten eierlegende Wollmilchsau zu werden. Lange Akkulaufzeit, Windows mit Office, abnehmbares Display, Digitizer - jetzt muss nur noch die Softwareauswahl im Store reichhaltiger und spezieller werden.
Da interessiert uns natürlich, ob unsere Leser auch mit dem Kauf eines Windows-RT-Tablets liebäugeln? Oder ist sogar schon ein Modell vorhanden - dann interessieren mich natürlich die Erfahrungen.