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Mesh-Netzwerke bieten eine einfache und flexible Möglichkeit das heimische WLAN zu erweitern und beschleunigen. Erst kürzlich stellte Netgear mit dem Orbi Voice einen Satelliten vor, der zusätzlich ein smarter Lautsprecher ist. Damit tritt Netgear in die Fußstapfen von Lösungen wie Amazons Echo-Serie oder Apples HomePod und anderen Anbietern, die solche Sprachassistenten in ihre eigene Hardware integrieren. Wir haben uns den Orbi Voice von Netgear einmal angeschaut.
In den vergangenen Jahren startete Netgear die Orbi-Serie und gehörte damit zu den ersten Unternehmen, die vollständig auf den Mesh-Zug aufgesprungen sind. Mesh-Systeme haben sich als günstige und schnelle Netzwerkerweiterung etabliert, verwenden aber nicht in allen Ausführungen eine dedizierte Draht(los)-Verbindung, genannt Backhaul-Verbindung. Netgear tut dies sehr wohl und will damit die WLAN-Kanäle für die Clients freihalten, was in der Praxis auch immer gut funktioniert. Wie ein solches Mesh-Netzwerk aufgebaut ist, haben wir vor einiger Zeit in einem ausführlichen Artikel beschrieben.
Das große Netgear Orbi (RBK50) haben wir uns Anfang 2017 angeschaut. Mit den Modellen RBK30 und RBK40 hat Netgear die Hardware etwas geschrumpft und damit flexibler einsetzbar gemacht. Kürzlich gesellten sich noch die Varianten RBK20 und RBK23 hinzu.
Der Orbi Voice kann als RBS40V einzeln, aber auch in einem Systemkit gekauft werden. Der Einzelkauf bietet sich dann an, wenn bereits ein Orbi-Mesh betrieben wird und der Orbi Voice nur eingebunden werden soll. Für den Aufbau eines neuen Mesh-Systems bietet sich natürlich der Kauf eines Starterkits an. Der Orbi Voice kostet einzeln 309 Euro, im Systemkit mit einem Router sprechen wir von 469 Euro.
Hinsichtlich der technischen Daten liegt der Orbi Voice auf Niveau der Einsteiger-Orbi-Systeme. Wir sprechen also von 400 MBit/s im 2,4-GHz-Netz und 867 MBit/s im 5-GHz-Netz. Zusätzlich ist ein weiteres 5-GHz-Netz vorhanden, welches allerdings nur als Backhaul-Verbindung zwischen dem Router und den Satelliten verwendet wird.
Der Orbi Voice ist mit 218 x 164 x 124 mm ähnlich groß, wie die Modelle RBK30 und RBK40. Das Gewicht ist mit rund 1,8 kg aber deutlich höher, was wohl an den eingebauten Lautsprechern liegt. Netgear hat einen 3,5-Zoll-Woofer und 1-Zoll-Hochtöner frontal gerichtet verbaut. Diese sollen einen Frequenzgang von 63 bis 20 KHz abdecken. Die Spitzenleistung der Lautsprecher liegt bei 35 W. Ebenfalls verbaut sind vier Mikrofone, die eine räumliche Zuordnung ermöglichen sollen.
Das Aussehen des Orbi Voice ist mit den bisherigen Routern und Satelliten in etwa ähnlich. Der Stoffbezug an den Seiten findet sich bei vielen smarten und mobilen Lautsprechern in der Form und macht es unter anderem möglich, darunter einige Lautsprecher zu verbergen.
Hinsichtlich der Audio-Hardware hat Netgear auf Unterstützung von harman/kardon gesetzt. Die Audioqualität wollen wir an dieser Stelle nicht wirklich beurteilen. Das Abspielen von Musik und Sprache geschieht ohne jegliche Störgeräusche, allerdings auch sehr basslastig. Audiophile Nutzer werden aber sicherlich eher auf ihre Hausanlage vertrauen, wenn es um die höchste Audioqualität geht.
Auf der Rückseite des Orbi Voice befinden sich die Anschlüsse und Taster. Hier kann der Voice-Satellite ein- und ausgeschaltet sowie in die Werkseinstellungen versetzt werden. Über den Sync-Taster findet eine Synchronisation des Mesh-Netzwerks statt. Soll der Orbi Voice in ein bestehendes Netzwerk eingesetzt werden, so muss der Taster am Router und dem Satelliten betätigt werden. Danach handeln die Systeme unter sich die Verbindung aus.
Der Orbi-Voice-Satellite verfügt außerdem über zwei Ethernet-Anschlüsse und ermöglicht damit die Anbindung kabelgebundener Geräte in das Mesh-Netzwerk. Abhängig von der Geschwindigkeit der Backhaul-Verbindung, erreichen die Ethernet-Anschlüsse natürlich nicht zwangsläufig Datenraten von 100 oder gar 1.000 MBit/s. Ein Mesh-Netzwerk mit Satelliten mit Ethernet können aber eine Alternative für zum Beispiel Powerline-Systeme sein.
Auf der ovalen Oberseite des Orbi Voice befindet sich nicht nur eine Beleuchtung des Ringes, der Auskunft über den Betriebszustand des Mesh-Netzwerks gibt, sondern hier sind auch einige Bedienelemente zu finden. Diese sind der Sprachfunktion geschuldet.
Über den mittleren Taster mit der runden Beleuchtung kann Alexa manuell getriggert werden. Links lässt sich der Lautsprecher ausschalten, rechts das Mikrofon.
Sind das Mikrofon und/oder der Lautsprecher deaktiviert, wird dies durch einen rot leuchtenden Ring angezeigt. Über den drei Taster befindet sich eine touchempfindliche, halbrunde Leiste, über die die Lautstärke des Orbi Voice geregelt werden kann.
Die Einrichtung eines jeden Orbi-Systems erfolgt im Idealfall über die App, die sowohl für iOS als auch Android zur Verfügung steht. Theoretisch ist es aber auch möglich, ein Orbi-Mesh ohne manuelles Zutun zu betreiben. Die Synchronisation erfolgt wie gesagt über Taster an der Hardware, die WLAN-Schlüssel und Netzwerknamen sind auf der Unterseite des Routers aufgeführt.
Wie immer empfiehlt es sich aber das Passwort zu ändern und dazu ist die App dann der schnellste und einfachste Weg. Die App führt den Nutzer Schritt für Schritt durch den Prozess der Ersteinrichtung und bietet später dann auch eine gewisse Form an Überwachung des Netzwerks an.
WLAN-Geschwindigkeit und Fazit
Auf Einzelmessungen der WLAN-Bandbreite haben wir für den Orbi Voice verzichtet. Hier kann man sich an den Daten zum RBK40 und RBK30 orientieren. Gegen die schnelleren Mesh-Systeme (RBK50) aus eigenem Hause ziehen die kleineren und auch der Orbi Voice den Kürzeren. Mesh-Systeme haben sich in den vergangenen Jahren als Alternative zu Powerline-Systemen etabliert und funktionieren inzwischen meist reibungslos und ohne großes Zutun des Nutzers. Die WLAN-Abdeckung steigt gegenüber einer zentralen Router-Instanz merklich.
Kommen wir aber zum zentralen Aspekt des Orbi Voice und dies ist die Funktion als (smarter) Lautsprecher. Netgear macht den Orbi Voice nicht nur zu einem drahtlosen Lautsprecher, sondern integriert Amazon Alexa und ermöglicht damit das Abspielen von Musik, das Vorlesen von Nachrichten oder des Wetterberichts oder aber die Steuerung von Smart-Home-Geräten. Der Funktionsumfang hängt natürlich davon ab, in wie weit man sich in das Alexa-Ökosystem begeben möchte. Über die "Intelligenz" der Assistenzsysteme lässt sich sicherlich streiten. Viel mehr als eine oberflächliche Wiedergabe von Informationen sind die Sprachassistenten meist nicht. Hinzu kommen die Datenschutzaspekte, denn nicht jeder möchte einen Lautsprecher samt Mikrofon in den eigenen vier Wänden stehen haben. Wer dahingehend Bedenken hat, sollte besser gänzlich auf solche Hardware verzichten.
Wenn man sich aber darauf einlässt, dann kann der Funktionsumfang der Sprachassistenten ein gewisser Mehrwert sein. Wer viel Musik hört und nicht immer manuell zur Playlist greifen möchte, für den kann eine Sprachsteuerung sinnvoll sein. Netgear integriert die Dienste Amazon Music, Pandora, Spotify, iHeartRadio, TuneIn, Deezer und iHeartRadio in den Orbi Voice.
Ausprobiert haben wir die Sprachsteuerung mit Amazon Alexa und dem einfachen Abfragen von Wetter- und Sportinformationen sowie der Wiedergabe von Musik aus Amazon Musik. Nach anfänglichen Schwierigkeiten hat uns der Orbi Voice dann selbst aus größeren Entfernungen noch recht gut verstanden. Mit zunehmenden Abstand sollten sich die Störgeräusche aber in Grenzen halten, damit die Sprachkommandos noch verstanden werden. Neben der manuellen Betätigung des Tasters auf dem Orbi Voice hört der Sprachassistent natürlich auf das Codewort "Alexa".
Um den Funktionsumfang noch etwas zu erweitern, können bei Alexa auch noch per If This Then That (IFTTT) individuelle Verknüpfung von Webanwendungen hinterlegt werden. Dies verlangt dem Nutzer aber eine gewisse Eigenleistung ab, denn von Haus aus passiert erst einmal recht wenig. Es gibt allerdings einige Sammlungen, die sich schnell und einfach mit Alexa verknüpfen lassen.
Abschließend bleibt zum Orbi Voice zu sagen: Für einen einfachen Mesh-Satelliten mit Lautsprecher und Sprachassistenten sind die aufgerufenen 309 Euro recht viel. Die kleinen Satelliten sind bereits ab 160 Euro zu haben und noch immer drängen günstige Mesh-Systeme auf den Markt, die Preise von 400 bis 500 Euro für ein komplettes Mesh-System hoch erscheinen lassen. Im Gegenzug haben sich die Orbi-Systeme als leistungsstark, stabil und unkompliziert erwiesen.
Die Echo-Lautsprecher von Amazon sind bereits ab 75 Euro zu haben, über die kleinen Dots ab 50 Euro können auch bereits bestehende Audioanlagen eingebunden werden. Insofern bewegt sich Netgear mit dem Orbi Voice in schwierigem Terrain.