Diablo Immortal angespielt
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Mit Diablo Immortal kündigte der Publisher Blizzard im Jahr 2018 den ersten Mobile-Titel des Franchises an. Da die Fangemeinde hauptsächlich auf dem PC in die Welt von Diablo und Co. abtaucht, sorgte die Ankündigung nicht gerade für Freudensprünge. Mittlerweile sind fast vier Jahre vergangen und Diablo Immortal ist für iOS-, Android und als Beta für den PC verfügbar. Ob die schlechte Kritik im Vorfeld berechtigt war oder Diablo Immortal auch alteingesessene Anhänger des Franchises überzeugen kann, klären wir in diesem Angespielt. 

Bereits im Vorfeld der Hausmesse BlizzCon 2018 brodelte es gewaltig in der Gerüchteküche. Grund hierfür war die zu erwartende Ankündigung eines neuen Diablo-Titels. Mit der Veröffentlichung von Diablo 3 im Jahr 2012 lag der letzte Release der Serie schließlich einige Jahre in der Vergangenheit und die Diablo-Anhänger sehnten sich nach einem ersten Lebenszeichen vom kommenden Diablo IV. Die Erwartungen waren also hoch und viele Gamer besuchten voller Vorfreude Blizzards Hausmesse.

Allerdings sollte alles anders kommen als zunächst gedacht. Zwar wurde ein neuer Diablo-Teil offiziell vorgestellt, jedoch handelte es sich bei Diablo Immortal um einen reinen Mobile-Titel. Dies bestätigte Blizzard auf Nachfrage nochmals deutlich, die Verantwortlichen hätten keine Pläne bezüglich einer Umsetzung für den PC. Das Publikum machte seinem Unmut lautstark Luft und es folgte der mittlerweile legendäre Satz des Diablo Immortal Chef-Entwicklers Wyatt Cheng “Do you guys not have phones?”.   

Der daraus resultierende Shitstorm sorgte unter anderem für unzählige negative Bewertungen des Trailers bei YouTube. Blizzard versuchte hier sogar gegenzusteuern und ließ zahlreiche Bewertungen vom Videoportal löschen. Dies brachte aber nicht den erhofften Erfolg, sondern verschlimmerte die Situation zusätzlich. 

Mittlerweile schreiben wir Juni 2022 und Diablo Immortal kann kostenlos sowohl für Android- als auch iOS-Geräte sowie als Beta für den PC heruntergeladen werden. Grundsätzlich ist dies sicherlich eine positive Entwicklung. Blizzard hat scheinbar verstanden, dass der Großteil der Diablo-Community auf dem PC unterwegs ist und schließt diese nicht mehr aus. Dass PC-Gamer jedoch 100.000 Euro auf den Tisch legen müssen, um sich einen Charakter mit maximalen Stats zu sichern, ist völlig absurd.

Diablo Immortal setzt somit eindeutig auf Pay2Win und die damit verbundenen Mikrotransaktionen. Neben NFTs sind besagte Transaktionen die unbeliebtesten Funktionen in Gamer-Kreisen und ein Garant für negatives Feedback. Ein erneuter Shitstrom inklusive Reviewbombing ließ nicht lange auf sich warten und eine Vielzahl von Gamern boykottiert den Titel komplett und warnt sogar davor, Diablo Immortal zu spielen.   

Trotz der negativen Publicity scheint der neue Diablo-Teil die Kasse bei Blizzard klingeln zu lassen. Bereits in den ersten fünf Tagen nach Release sollen die Einnahmen bei 6,3 Millionen US-Dollar gelegen haben. Treibende Kraft ist hier der chinesische Markt. Aktuell beläuft sich der Umsatz auf über 10 Millionen US-Dollar. Genannte Zahlen beziehen sich nur auf Mobile-Gamer. PC-User wurden hier nicht mit eingerechnet.

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Gameplay

Vorab sei erwähnt, dass es sich bei der PC-Portierung von Diablo Immortal um eine Beta-Version handelt. Ob der Titel jemals genannten Status verlassen wird, bleibt zunächst abzuwarten. Dies bedeutet, dass mit Fehlern und Problemen zu rechnen ist und die Entwickler im Laufe der Zeit diverse Anpassungen am Gameplay vornehmen können. Nichtsdestotrotz merkt man der Beta direkt zu Beginn an, dass es sich um eine Portierung eines Mobilegames handelt. Mit Diablo III oder Diablo 2: Resurrected hat der neueste Teil des Franchises nichts gemein. An diversen Stellen im Menü funktioniert ein einfacher Mausklick nicht. Hier muss mithilfe der Maus ein Wischen simuliert werden. Auch der Scrollrad-Support ist momentan noch eine Katastrophe. Außerdem lässt sich die Auflösung nicht verändern, was sich negativ auf das Gameplay auswirkt. Sobald zahlreiche Gegner auf dem Bildschirm ihr Unwesen treiben, verliert man schnell den Überblick und klickt einfach nur noch wahllos durch die Gegend. 

Aber eins nach dem Anderen. Beginnen wir zunächst mit der Installation. Hier sucht man eine deutsche Sprachausgabe vergebens. Lediglich deutsche Untertitel sind vorhanden. Die Installation des Titels benötigt rund 27 GB. Nachdem der Download erfolgreich abgeschlossen ist und das Spiel gestartet wird, lässt sich ein vorhandener Mobile-Account importieren. Blizzard weist die Gamer an dieser Stelle ausdrücklich darauf hin, dass der Import nur zu Beginn möglich ist.

Bei der Charakterwahl stehen mit dem Barbar, dem Zauberer, dem Dämonenjäger, dem Mönch, dem Kreuzritter und dem Totenbeschwörer insgesamt sechs Helden zur Auswahl, die sowohl als Mann oder Frau gespielt werden. Besagte Avatare lassen sich zudem individuell anpassen. Hier finden sich auch Optionen, wie die Position der Nasenwurzel. 

Diablo Immortal lässt sich sowohl mit der Tastatur als auch mit einem Controller spielen. Neben dem Primärangriff können vier Fähigkeiten ausgewählt werden. Aufgrund der bereits bemängelten festen Auflösung sind Menüs sowie Textfenster und Hinweise völlig überdimensioniert. Was jedoch typisch für ein Mobilegame ist. Als kleines Gimmick haben die Entwickler die Möglichkeit eingebaut, bei der Anzeige zwischen vier Profilen zu wechseln. Neben Klassisch stehen Warm, Vintage und Kalt zur Auswahl. 

Damit sich ungeübte Diablo-Spieler nicht verlaufen und problemlos zurechtfinden, leuchten Fußspuren auf dem Boden, die einem die Richtung diktieren. So kommt man jederzeit schnell und einfach zum Ziel. 


Zudem werden immer wieder kostenpflichtige Zusatzinhalte angezeigt. Unter anderem nach einem erfolgreich abgeschlossenen Quest wird den Spielern das Anfängerpaket empfohlen. Hier erhalten die Gamer für rund 1 Euro "Ewige Kugeln" und die kosmetische Waffe "Das Inferno im Innern". Ein "ermächtigter Battle Pass" kostet 5 Euro, wohingegen ein "Ermächtigter Battle Pass des Sammlers" mit rund 15 Euro zu Buche schlägt. Es gibt aber auch kostenlose Prämien. 

Des Weiteren können mit anderen Spielern Parties gebildet werden, was insbesondere bei Dungeons interessant wird. Etwas merkwürdig ist hingegen, dass die Gegner von anderen Gamern nicht angezeigt werden. Somit scheinen die Mitspieler gegen unsichtbare Feinde zu kämpfen, was etwas befremdlich wirkt.

Story

Zunächst einmal stehen wir vor der Qual der Wahl, mit welchem Charakter wir die Welt von Diablo Immortal von den Mächten der Finsternis befreien wollen. Wir entscheiden uns für den Totenbeschwörer und nach ein paar optischen Anpassungen an unserem Avatar kann es auch schon losgehen. 

Nach einer kurzen Bootsfahrt gelangen wir zu einem Steg und unsere erste Aufgabe besteht darin, durch einen Wald nach Wortham zu gelangen. Dabei müssen wir uns gegen diverse Gegner wie zum Beispiel verseuchte Dorfbewohner behaupten. Plötzlich erscheint Eskara und beschwört den fauligen Schänder, ein erster kleiner Zwischenboss, der jedoch trotz geringem Skilllevel keine Herausforderung darstellt. Nachdem dieser besiegt wurde, sehen wir wie Kultisten einen Dorfbewohner verschleppen und diesen ihrem Herrn als Opfergabe darbieten wollen. Die Wache am Tor von Wortham informiert uns über die aktuelle Lage und wir begeben uns auf die Suche nach der widerlichen Zuflucht, um den Dorfbewohner zu retten. Daran versuchen uns diverse Spinnenarten zu hindern. Auch hier hält sich die Gegenwehr in Grenzen und die beschworenen Skelettkrieger fangen so gut wie jeden Schaden ab.

In der widerlichen Zuflucht angekommen, gilt es ein paar Kultisten zu beseitigen, um anschließend “Akolythen der Verdammnis” gegenüberzustehen. Selbst dieser ist trotz einer HP von 3.200 und diversen Schattendoppelgängern in Windeseile erledigt. Nachdem wir den Sieg davongetragen haben, stellen wir fest, dass es sich bei dem verschleppten Dorfbewohner um den Schmied Korrin handelt. Mithilfe eines typischen Diablo-Portals gelangen wir wieder zurück ins Dorf und erhalten die Aufgabe, uns mit Korrin zu unterhalten. Als Dank für seine Rettung bietet der Schmied uns an, unsere Rüstung oder Waffen zu verbessern.    

Plötzlich erscheint eine mysteriöse Gestalt aus dem Dorfportal, die sich in Richtung der Dorfbewohner schleppt. Wie aus dem Nichts taucht der Oberbösewicht Skarn auf und informiert die Bewohner darüber, dass sie von dem Dämonen beobachtet werden. "Kreitscht und verzweifelt! Denn die Sünde Eures Daseins wird mit Eurem Blut weggewaschen". Genau so schnell, wie Skarn aufgetaucht ist, verschwindet er auch wieder und zurück bleibt nur die Leiche der mysteriösen Gestalt. Da wir uns auf dies alles keinen Reim machen können, begeben wir uns in die Kapelle, um mit den Überlebenden zu sprechen. Dort angekommen treffen wir erstmals auf Deckard Cain. Von ihm erfahren wir von den Splittern des Weltensteins, als eine Wache herbei eilt und uns um Hilfe bittet. Die Kultisten greifen das Westtor von Wortham an.


Fazit

Direkt von der ersten Sekunde an wird deutlich, dass es sich bei Diablo Immortal um ein Mobilegame handelt, das von Blizzard ohne großartige Anpassungen auf den PC portiert wurde. Vergleicht man Immortal mit Diablo 3 oder Diablo 2: Resurrected liegen Welten zwischen den Titeln. Im aktuellen Zustand ist der neueste Diablo-Teil auf dem PC eine Katastrophe. Sämtliche Gegner lassen sich völlig banal nieder metzeln. Selbst Dungeons mit vier Mitstreitern sind lediglich eine reine Klickorgie und zumindest am Anfang des Spiels keine Herausforderung. 

Zwar muss hier und da mal ein Heiltrank verwendet werden, wirklich gefährlich wird es aber nie. Zudem ist der erlittene Schaden in der Regel der massiven Unübersichtlichkeit des Spiels geschuldet. Die Menüs sind für den PC ebenfalls viel zu stark hochskaliert. Große Buttons machen sicherlich auf dem Smartphone oder Tablet Sinn, jedoch nicht auf dem PC, wo ein Mauszeiger zur Verfügung steht. 

Des Weiteren gleichen sich viele Items beziehungsweise Rüstungsgegenstände und sind eher lieblos gestaltet. Dies könnte allerdings von den Entwicklern beabsichtigt sein, schließlich sind unter anderem zahlreiche optische Items gegen Echtgeld erhältlich. Wer gut aussehen will, wird von Blizzard zur Kasse gebeten. Auf dem Smartphone macht sich dies zwar nicht so bemerkbar, auf dem PC aber sofort.  

Die Story ist noch das Beste an Diablo Immortal, wobei hier sicherlich auch noch reichlich Luft nach oben besteht. Nichtsdestotrotz ist ein Wiedersehen mit vielen Bekannten der Diablo-Reihe positiv zu erwähnen. 


Abschließend lässt sich festhalten, dass sich Diablo Immortal für Mobilegamer ohne jegliche Erwartungen eignet. Gerade alteingesessene PC-Spieler sollten die Finger von dem Titel lassen. Zumindest solange Blizzard noch keine signifikanten Anpassungen an der PC-Version vorgenommen hat. Insbesondere was die vordefinierte Auflösung betrifft. Da hilft es auch nicht, dass Diablo Immortal kostenlos erhältlich ist. Spielspaß kommt zumindest auf dem PC nicht wirklich auf. Besonders dann, wenn man in der Vergangenheit bereits zahlreiche Stunden mit einem richtigen Diablo-Titel verbracht hat. 

Im aktuellen Zustand stellt Diablo Immortal eine lieblose Portierung dar, die mit so wenig Aufwand beziehungsweise Anpassungen wie möglich durchgeführt wurde. Das Pay2Win-Prinzip setzt dem noch die Krone auf. Edelsteine können zwar auch ohne Echtgeld gesammelt werden, wer aber wirklich weit kommen will in seinem Charakteraufbau, der wird in Anbetracht der Drop-Chancen kaum um ein Aufleveln via Echtgelt herumkommen. Aber selbst dann sind die Chancen auf bestimmte Edelsteine nur sehr gering und entsprechend viel Geld muss eingeworfen werden.

Wer das Mobilegame überspringt und lieber auf ein richtiges Diablo wartet, muss sich noch bis zum nächsten Jahr gedulden. Laut Activison Blizzard wird Diablo IV 2023 veröffentlicht. Wann genau dies erfolgen wird, ist bis dato noch nicht bekannt. Alle Infos zum letzten Quartalsupdate von Diablo IV finden sich hier