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Gestern fand die Keynote zur diesjährigen WWDC statt. Um 19:00 Uhr unserer Zeit betrat Phill Schiller die Bühne und eröffnete die Konferenz. Die Erwartungen der Presse, aber auch die persönlichen Erwartungen vieler, waren hoch. Für daheimgebliebene Redakteure gibt es einen einfachen Weg, trotzdem fast "live" mit dabei zu sein: Man sucht sich drei der favorisierten, englischsprachigen Mac-Seiten und verfolgt deren Live-Blog. Im Vorfeld rankten sich die Gerüchte um ein iPhone nano, Snow Leopard wäre ab sofort verfügbar und das nun schon einige Male angekündigte MacBook Tablet stand angeblich auch in den Startlöchern...
Kommen wir aber zur eigentlichen Keynote. Alles begann mit einer Betrachtung der aktuellen Marktzahlen und Verkäufe der letzten Monate und Jahre. Soweit so gut, Apple verkauft weiter großartig und die Wachstumszahlen sehen sehr ordentlich aus. Nicht zuletzt die Einführung der Unibody-MacBooks führte zu diesem Wachstum und hier sollten auch die ersten Neuigkeiten dieser Keynote präsentiert werden. Alle Unibody-MacBooks werden nun unter dem Namen MacBook Pro geführt. Bereits ein paar Wochen vor der WWDC kursierten entsprechende Gerüchte. Aber das "Pro" im Namen muss man sich erst verdienen und das bisherige Fehlen eines FireWire-Anschlusses im 13-Zoll MacBook disqualifiziert es daher eigentlich. Eine Folie der Keynote weiter löste sich dieses Problem dann von selbst auf. Das MacBook Pro 13-Zoll und alle weiteren MacBook Pros werden wieder über einen FireWire 800 Anschluss verfügen. Hinzu kommt ein SD-Speicherkarten-Slot, der aber eher gemischte Gefühle aufkommen lässt.
Apple richtet sich mit dem MacBook Pro an professionelle Anwender und begründet die Einführung des Slots auch mit diesem Umstand. Doch welches Pro-Consumer-Gerät verfügt über SD-Speicherkarten? Professionelle Foto- und Videokameras sicherlich nicht! Das Wegfallen des Express-Card-Slots ist sicher zu verschmerzen. Beim 17-Zoll MacBook Pro bleibt er ja erhalten, wer unbedingt darauf angewiesen ist. Warum Apple nicht auf die neuen Quad-Core Mobil-Prozessoren von Intel umgestiegen ist, bzw. dies wenigstens als Option anbietet, erschließt sich mir nicht wirklich. Aber vielleicht erwartet uns dies erst zum einjährigen Geburtstag der Unibody-MacBooks. Ebenfalls noch unklar ist der Einfluss des verbesserten LED-Displays.
Alle weiteren Updates, schnellere Prozessoren, mehr Arbeitsspeicher und eine größere Festplatte in der kompletten Modellreihe und auch im MacBook Air sind nur logisch. Ebenso die nun klare Trennung zwischen Pro- und Consumer-MacBook ohne die lästige Auswahlmöglichkeit innerhalb der Unibody-Modellreihe in Details wie der Tastaturbeleuchtung.
Direkten Anschluss an das Thema MacBooks findet Snow Leopard. Wieder wurden Verkaufszahlen mit mehr oder weniger informativen Diagrammen präsentiert. Wirklich interessant war aber die Präsentation der neuen Features. Verbessertes Expose, Exchange Support in Mail und aufgebohrtes QuickTime. Technologisch wirklich interessant ist aber die vollständige Umstellung auf 64-Bit und Cocoa, das Wegfallen aller PowerPC-Reste sowie die Unterstützung von OpenCL. Gar nicht erwähnt wurde das Dateisystem ZFS. Bereits seit Monaten konnte man davon ausgehen, dass Apple dieses nativ unterstützen wird. Die Sinnhaftigkeit des Einsatzes im Desktop-System darf diskutiert werden, zumindest aber in der Server-Version von SnowLeopard hatte ich fest mit einer GUI-Unterstützung von ZFS gerechnet. Vielleicht aber wird diese auch enthalten sein und Apple hält das Thema nicht für wichtig genug, um es auf der Keynote zu erwähnen.
Fast der komplette Teil dieser Keynote macht Lust auf mehr, gerade bei einem Preis von 29 US-Dollar. Am liebsten wäre einem nun eine möglichst schnelle Veröffentlichung, ein Banner vor dem Konferenzzentrum sorgte bei diesem Thema für Aufregung. Hier wurde für Snow Leopard geworben, ein iCal-Button datiert auf den 19. Juni. Im Nachhinein sollte dieses Datum wirklich eine Rolle spielen, nicht aber für Snow Leopard. Ich werde mich also noch bis in den September gedulden müssen.
Weiter ging es mit einem Thema, das sicherlich das meisterwartete der gesamten Keynote war: dem iPhone. John Gruber sollte recht behalten. Einen Tag vor der Keynote wusste er scheinbar, dass Apple das neue iPhone als iPhone 3GS präsentieren wird. Das "S" soll dabei für Speed stehen und deutet auf die höhere UMTS-Geschwindigkeit mit 7,2 MBit hin. So wirklich anfreunden kann ich mich aber nicht mit diesem Namen. Irgendwie hatte ich mir einen etwas intuitiveren und vor allem kreativeren Namen gewünscht. Neben der höheren UMTS-Geschwindigkeit kommt das iPhone 3GS mit einer verbesserten Kamera mit Videofunktion, ein digitaler Kompass und eine verbesserte Akkuleistung.
Als Besitzer eines iPhone 3G also eher überschaubare Neuerungen. Eine deutlich verbesserte Akkuleistung wäre in meinen Augen wünschenswert gewesen, leider aber konnte Apple hier nur eine geringe Verbesserung erzielen. Inzwischen habe ich mich aber an die Prozedur gewöhnt, das iPhone abends ins Dock zu stellen um es morgens geladen wieder von diesem zu nehmen. Um den Vorteil der höheren UMTS-Geschwindigkeit zu nutzen, müsste T-Mobile die Netze besser ausbauen, da nur in den Ballungszentren UMTS komplett ausgebaut ist. Der digitale Kompass spielt für mich persönlich nur eine untergeordnete Rolle, also kein wirklicher Grund für ein Update. Auf Software-Seite wird das iPhone OS 3.0 eine sehr große Rolle spielen, dies aber auch für Nutzer der älteren iPhone-Generationen. Zahlreiche Neuerungen halten Einzug und könnten dafür sorgen, dass auch alte iPhones sich wie Neugeräte anfühlen. Die Einschränkungen sind nur marginal. Am 17. Juni wird Apple die iPhone Firmware 3.0 veröffentlichen, zwei Tage vor dem Launch des iPhone 3GS.
Den Abschluss bildet die Präsentation der finalen Version von Safari. Die Beta konnte bereits überzeugen, gerade bei der Performance. Nach der Installation aber stellte sich eine eher fragliche Situation ein. Die Tab-Leiste ist nicht mehr in der oberen Leiste des Fensters zu finden, sondern wie aus Safari 3 und zahlreichen anderen Browsern bekannt wieder unterhalb aller Bedienelemente positioniert. Die Positionierung der oberen Leiste begründete Apple mit der Tatsache, dass so mehr Platz für die Anzeige des eigentlichen Seiteninhalts blieben. Eine durchaus logische Begründung, deren Umsetzung Google mit Chrome bereits vollzogen hat. Gerade auf mobilen Geräten mit eingeschränkter Auflösung blieb wirklich deutlich mehr Platz für die Darstellung des Seiteninhalts. Der subjektiv gesehene Rückschritt auf die gewohnte Position wirft Fragen auf. Warum hat sich Apple nun doch entschieden? Weiter geht es mit der Adresszeile und der Fortschrittsanzeige. Mit der Beta entfernte Apple auch die Anzeige für den Fortschritt des Ladevorgangs. Diese ist nun in veränderter Form wieder zurück. Während des Ladens einer Seite wird ein blauer Kasten in der Adresszeile angezeigt, der nach einiger Zeit grau wird und damit das baldige Beenden des Ladevorgangs andeutet. Noch immer aber ist so nicht direkt ersichtlich in wieweit die Seite geladen wird. Ein eher unbefriedigender Umstand, dem Apple auch sicher nicht so schnell Abhilfe schaffen wird. Dennoch werde ich dem Safari treu bleiben, sein Minimalismus und die Geschwindigkeit reichen an Überzeugungskraft.
Nein, Steve Jobs betrat nicht als "one more thing" die Bühne, damit war die Keynote inhaltlich beendet.
Als Inhaber eines ADC-Accounts waren die meisten Details zu Snow Leopard und zum iPhone OS 3.0 bereits bekannt. Die Neuerungen zum iPhone halten sich in Grenzen, das Update der MacBook-Modellreihe ist ein Schritt in die richtige Richtung.
In einer News haben wir zur Keynote alles Wissenswerte zusammengefasst und geben auch einen Eindruck der neuen Produktpalette.
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