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Microsoft Surface - zu oberflächlich?

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Microsoft Surface - zu oberflächlich?
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Gestern präsentierte Microsoft sein erstes eigenes Tablet. Surface soll Hard- und Software aus gleichem Hause vereinen und zudem die Werbetrommel für Windows 8 rühren. Ohne Frage: Surface stellt auf den ersten Blick ein durchdachtes Konzept dar, dessen Gegenspieler mit den Android-Tablets und dem neuen iPad bereits gefunden wurden. Doch halt! Surface, das klingelt es doch bei einigen. Vor vier Jahren präsentierte Microsoft unter diesem Namen einen großflächigen Touchscreen, der vor allem als Info-System in Museen etc. zum Einsatz kommen sollte. Doch viele dürften einem Surface bisweilen noch nicht begegnet sein und das ist vielleicht auch gut so. Somit stellt das Tablet als Surface einen Neuanfang dar. Doch dieser Neuanfang wirft vielleicht mehr Fragen auf, als er beantwortet.

Beginnen wir zunächst einmal mit der Präsentation als solches. Aufgrund der Tatsache, dass Microsoft auf einen Partner wie Dell, HP oder Samsung verzichtet, waren zur Präsentation auch nur Journalisten und Blogger eingeladen. Auf der Computex präsentierten einige Hersteller ihre Tablets und Notebooks mit Touch-Display für Windows 8 und WindowsRT - Microsoft und die Hersteller erweckten den Eindruck, eng miteinander verzahnt zu sein. Doch wie stellt sich die Situation nach der Vorstellung des Surface nun dar? Fühlen sich ASUS, Acer und Co jetzt nicht auf die Füße getreten? Offenbar wussten die Hersteller, dass Microsoft an einem ähnlichen Produkt arbeitet. "Something … in this space" war eine Aussage wie wir sie auf der Computex erstmals hörten. Für die Hersteller stellt sich die Frage, welche Gewichtung der geneigte Käufer hat. Hard- und Software aus einem Guss und somit das Microsoft Surface oder lieber die individuelle Wahl mit den gewünschten Features von ASUS, Acer und Samsung? Eine deutliche Abgrenzung dürfte mit der Vorstellung des Surface umso wichtiger für die Hersteller werden.

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Einen Großteil der Präsentation wendete Microsoft für die beiden Keyboard-Cover auf. Das Type Cover soll all denjenigen dienen, die auf ein klassisches Keyboard mit Tastenhub nicht verzichten wollen. Das Touch Cover wählt einen interessanten Ansatz und dient als Keyboard mit Touch-Funktion. Sogar Gesten soll das Touch Cover erkennen können. Funktionieren soll dies unter anderem auch durch den Einsatz von Beschleunigungssensoren - ein technisch interessanter Ansatz. Doch ausprobieren durfte dies noch keiner. Nach der Präsentation war eine kurze "Hands-On-Session" erlaubt, doch in Händen halten durfte man nur das Surface als solches, die Tastaturen konnten bzw. durften nicht ausprobiert werden. Microsoft-Mitarbeiten sprachen von einem außergewöhnlich guten Tipp-Gefühl, doch was ist eine solche Aussage wert? Wenn ein Produkt derart auf ein bestimmtes Feature fokussiert ausgerichtet ist, sollte mit der Vorstellung auch dessen Funktion gewährleistet sein. Wie sonst soll sich die Presse und damit auch bereits der Kunde einen Eindruck davon machen?

Apropos nicht vorführbare Hard- und Software: Wer sich die komplette Präsentation des Surface anschaut, der wird auch nicht umherkommen die beiden Abstürze wahrzunehmen. Ähnliche Erfahrungen machten wir auch schon auf der Computex. Dort konnten wir einen Blick auf das ASUS Transformer Tablet 600 mit WindowsRT werfen. Das Touch-Display durften wir allerdings nicht bedienen und auch bei der Präsentation von ASUS und dem Transformer Book ging einiges schief. Der Wechsel zwischen verschiedenen Anwendungen scheint noch das größte Problem beim Einsatz von Windows 8 auf einem Touch-Device zu sein. Aber auch hier hat Microsoft ja noch einige Monate Zeit die Bugs zu beseitigen. Doch sollte man unter solchen Umständen ein Produkt der Öffentlichkeit präsentieren?

Microsoft hat bei der Präsentation des Surface versucht sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Dazu gehörte auch, dass man auf die Angabe einiger technischer Daten verzichtete. Gigahertz und komplizierte Chipbezeichnungen sind Punkte, die nicht mehr im Fokus stehen sollten - soweit hat Microsoft alles richtig gemacht. Doch man sollte darauf achten dem interessierten Käufer und auch die Presse nicht bereits bei wichtigen Punkten im Regen stehen zu lassen. Kurz nach der Präsentation herrschte große Verwirrung über einige wichtige technische Daten. So war unklar, welche Auflösungen bei den beiden Versionen des Surface zum Einsatz kommen. Die "kleinere" Version mit WindowsRT löst nun bei 10,6 Zoll mit 1366x768 Pixel auf. Ein FullHD-Display mit 1920x1200 Pixel kommt offenbar nur beim großen Bruder zum Einsatz. Ein maßgeblicher Unterschied zwischen den beiden Versionen ist auch beim eingesetzten Prozessor zu suchen, doch auch hier herrschte zunächst einmal Verwirrung. Klar ist, dass die WindowsRT-Version mit einem Prozessor auf ARM-Basis ausgestattet sein muss - NVIDIAs Tegra 3 bietet sich hier an. Für das größere Modell war zunächst die Rede von einem Intel-Prozessor. Infrage wäre auch der Atom Z2610 gekommen, Microsoft verwendet aber offenbar einen Core i5 unbekannter Geschwindigkeit.

Mit einer der wichtigsten Faktoren bei einem Tablet oder Hybriden zwischen Tablet und Notebook, wie dem Surface, ist sicherlich die Akkulaufzeit. Microsoft hat sich auch in diesem Punkt nicht weiter geäußert. Weder zum WindowsRT-Modell noch zur größeren Variante wurden Zahlen genannt. Zumindest eine Zielsetzung, die dann letztendlich auch eingehalten werden sollte, hätten wir uns gewünscht.

Ebenfalls kein Wort verloren hat Microsoft über die drahtlosen Kommunikationsmöglichkeiten des Surface. Erwähnt wurde lediglich das 2x2 MIMO Antennen-Array für das WiFi. Zu UMTS und LTE bzw. 4G ist kein einziges Wort gefallen. Vielleicht will Microsoft hier aber auch erst einmal abwarten, wann und wie z.B. NVIDIA die LTE-Integration in seinen Chip fortführen kann. Auch an diese Stelle wird deutlich, dass Microsoft mit der Vorstellung von Surface ungern noch weitere Wochen oder gar Monate warten wollte. All das, was derzeit funktioniert und vorgeführt werden konnte, hat man gezeigt. Zu allem anderen schweigt man sich lieber aus.

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Letztendlich stellt sich noch die Frage nach der Verfügbarkeit oder dem Preis. Doch auch in diesen beiden Punkten wird der geneigte Käufer allenfalls hingehalten. Konkrete Aussagen wollten man zu keinem der beiden Punkte machen. Wieder einmal darf man sich die Frage stellen ob es Sinn macht ein Produkt zum jetzigen Zeitpunkt vorzustellen. Hat der geneigte Käufer das Produkt nicht vielleicht schon wieder in einigen Wochen aus den Augen verloren?

Wir möchten an dieser Stelle noch einmal klarstellen, dass wir Windows 8 und die bisher dazu vorgestellte Hardware in Form von Tablets, Notebooks und den Hybriden für durchaus potent halten. Gute Ansätze, wie das echte Multitasking mit zwei geöffneten Programmen, die auch noch gleichzeitig auf dem Display dargestellt werden, und das Metro-Design wollen wir nicht schlecht reden. Ganz im Gegenteil, in diesen Punkten sehen wir Microsoft sogar in einer außerordentlich guten Position gegenüber der Konkurrenz.

Für kritikwürdig halten wir allerdings die Art und Weise der Präsentation eines solchen Produktes. Nicht funktionierende Demos kommen immer wieder vor, waren in dieser Stelle aber bereits vorhersehbar. Essentielle Features wie ein hochauflösendes Display oder die Tastaturen sollten aber zumindest erwähnt bzw. die Möglichkeit geboten werden, diese auszuprobieren. Letztendlich hinterlässt Microsoft mit dem Surface ein hastig vorgestelltes Produkt mit guten Ansätzen - bleibt aber wie die Überschrift bereits sagt - zu oberflächlich.

Diese Kolumne repräsentiert ausschließlich die Meinung des Autors.

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