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Weil er über die Handelsplattform eBay im großen Stil betrog, ist ein 29-Jähriger nun zu sechs Jahren und elf Monaten Haft verurteilt worden. Davon absitzen muss er allerdings nur 2,5 Jahre, weil er zuvor in einem Gefängnis in Paraguay saß. Ihm vorgeworfen wird gewerbsmäßiger Betrug in mehr als 1.000 Fällen.
Mit einer Reihe von Tarnfirmen heuerte er zwischen 2006 und 2011 über 90 Verkäufer aus ganz Deutschland an, die über ihren eBay-Account Waren versteigerten und nach Abzug einer Provision die Einnahmen daraus an verschiedene Finanzagenten überwiesen, die das Geld wiederrum über ihr Privatkonto mittels verschiedener Finanzdienstleister nach Paraguay schickten, wo es der Angeklagte in Empfang nahm. Die Waren wurden jedoch nie verschickt, versteigert wurden fiktive Angebote. Der Schaden der Kunden soll sich auf insgesamt rund 300.000 Euro belaufen. Betroffen sind eBay-Kunden aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Die Agenten sollen nicht nur für Schäden der geprellten Käufer haften, gegen sie wurden auch Ermittlungen wegen Geldwäsche eingeleitet.
Im April war der 29-jährige Angeklagte aus Paraguay ausgeliefert worden, wo er eigenen Angaben zufolge seit 2005 lebte, nachdem er bereits wegen einer drohenden Jugendstrafe aus Deutschland geflohen war. Von dort aus soll er die Taten geplant und ausgeführt haben. 2012 erfolgte die Festnahme. Seitdem saß er in Paraguay in Auslieferungshaft. Als Gründe für seine Taten gab er an, in Geldnot gewesen zu sein. Zwar soll das Geld aus seiner in Paraguay aufgebauten Hundezucht zum Leben ausgereicht haben, doch nicht dazu, um die Beamten der Polizei mit Schmiergelder zu bestechen, weil er keine Aufenthaltserlaubnis besaß und zudem mit einem internationalen Haftbefehl gesucht wurde.
Nach seinem umfangreichen Geständnis verurteilte das Marburger Landgericht den 29-Jährigen nun zu sechs Jahren und elf Monaten Gefängnis. Seine Zeit in der Auslieferungshaft in Paraguay wird ihm allerdings angerechnet und zwar im Verhältnis zwei zu eins (zwei Tage deutsche Haft für einen Tag in Tacumbu), weil dort unmenschliche Zustände geherrscht haben sollen. Das Gericht entschied auf 2,5 Jahre, das Urteil ist rechtskräftig.
Nach seinem Gefängnisaufenthalt in Deutschland will der Mann wieder zurück nach Paraguay, wo seine Freundin und Familie leben.