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Glaubt man Kennern des TV-Geschäfts, gibt es nur einen Grund dafür, dass Apple, Google und Co. lediglich Settop-Boxen, aber keinen vollständigen Fernseher auf den Markt gebracht haben. Denn mehr als bekannte Technik sowie eine eigene Oberfläche, versetzt mit einigen wenigen Diensten wie iTunes, Play Movies oder Xbox Video, würde ein solches Gerät nicht bieten. Kurzum: Ein Apple-Fernseher wäre lediglich ein gewöhnlicher Smart TV.
Dass FCC-Chef Tom Wheeler ein Gerät mit Apfel-Logo oder Google-Schriftzug im Hinterkopf hatte, als er den am gestrigen Abend veröffentlichten Blog-Eintrag verfasst hat, dürfte sehr unwahrscheinlich gewesen sein. Doch das, was sich hinter dem Titel „Tech Transitions, Video, and the Future“ verbirgt, könnte in letzter Konsequenz eben jenen Apple TV bedeuten, über den seit geraumer Zeit spekuliert wird.
Nach Ansicht Wheelers sollten die Regularien, für die die FCC verantwortlich ist, in Hinblick auf die Ausstrahlung von Fernsehprogrammen in den USA einer umfangreichen Überarbeitung unterzogen werden. Denn die derzeitige Situation sei mit dem, was der Verbraucher erwartet, nicht vereinbar, obwohl die Zukunft längst erkenn-, aber eben nicht umsetzbar sei: „Verbraucher haben sich seit langer Zeit darüber beschwert, wie die Kabelanbieter sie dazu zwingen für Sender zu bezahlen, die sie niemals schauen. Der Einzug von Video in das Internet könnte etwas gegen dieses Frustration bewirken - zunächst bräuchten Internet-Video-Dienste jedoch Zugang zu den Programmen.“, so Wheeler in seiner Einleitung.
Deshalb lautet sein Vorschlag, die Anbieter von Internet-basierten Video-Diensten mit Kabel- und Satelliten-Anbietern gleichzustellen. Denn nach einer Reform im Jahr 1992 können diese Programme von Fernsehanstalten über ihre eigenen Netze anbieten - zuvor konnten die Fernsehunternehmen dies untersagen. In den darauf folgenden Jahren hätte sich ein ungeahnter Wettbewerb entwickelt, so Wheeler.
Folgt die Politik seiner Idee, könnte dies künftig auch für das Internet gelten. Dann wäre es beispielsweise YouTube möglich, bestimmte Programme über sein Portal gegen Gebühr verfügbar zu machen. Aber auch Apple oder Microsoft hätten dann mehr Möglichkeiten: Statt lediglich über iTunes oder Xbox Video einzelne Filme oder Serien zu verkaufen oder zeitlich begrenzt zur Verfügung zu stellen, könnten sie auch „echtes“ Fernsehen integrieren. Im Idealfall wäre der Übergang für den Konsumenten fließend, wie derzeit das Beispiel Xbox One vor allem in den USA in Grundzügen zeigt. Denn dort lassen sich die Funktionen der Konsole aufgrund der Fernsehinfrastruktur uneingeschränkter als hierzulande nutzen: In einem Gerät werden Video-On-Demand, Live-Fernsehen und andere Unterhaltungsmöglichkeiten vereint. Microsoft selbst könnte den Umfang im Falle einer Reform dann um Programmpakete erweitern.
Ob es am Ende aber wirklich so kommen würde, ist eine andere Frage. Denn angesichts des scharfen Wettbewerbs zwischen der Fernsehherstellern ist der Einstieg eines neuen Marktteilnehmers - ob dieser nun Apple, Google, Microsoft oder Amazon heißt - so unwahrscheinlich wie nie, selbst Premiumanbieter haben mit sinkenden Margen zu kämpfen.
Zu guter Letzt dürfte eine Reform in den USA zumindest in absehbarer Zeit keine Auswirkungen auf andere Länder haben. Vor allem in Deutschland erscheint eine Gleichstellung der unterschiedlichen Träger undenkbar, wenn nicht sogar angesichts der Bedeutung und rechtlichen Position der öffentlich-rechtlichen Anbieter unmöglich.