Werbung
Der Chaos Computer Club (CCC) spricht sich für einen generellen Ausstieg aus unverschlüsselter Kommunikation aus. Damit nimmt der Club Stellung ein gegen die momentane politische Position und fordert: „Effektive Kryptographie muß zum obligatorischen Standard in der Kommunikation über das Internet werden”.
Vor allem der britische Premierminister David Cameron hatte sich nach dem Attentat auf das Satiremagazin Charlie Hebdo in Frankreich für eine unverschlüsselte Kommunikation ausgesprochen. Er sehe den Zugriff auf diese mit einem richterlichen Beschluss als gerechtfertigt. Besonderes Augenmerk legte er vor allem auf Nachrichtendienste wie WhatsApp oder Apples iMessage, die mittlerweile auch eine Verschlüsselung anbieten. Für ihn stehe sogar die kritisierte Forderung im Raum, verschlüsselte Chats generell per Gesetz zu unterbinden.
Auch Bundesinnenminister Thomas de Maizière wendet sich nun ebenfalls gegen verschlüsselten Kommunikation. Deutsche Sicherheitsbehörden sollten im Bedarfsfall verschlüsselte Kommunikation entschlüsseln und umgehen dürfen. Weiterhin äußerte der „Anti-Terror-Koordinator” der Europäischen Union, Gilles de Kerchove, den Vorschlag, europäische Internet- und Telefonfirmen in die Pflicht zu nehmen, entsprechende Schlüssel an die Behörden weiterleiten zu müssen.
Genauere Details, wie ein solches Verschlüsselungsverbot letztendlich durchgeführt werden soll, wurden nicht veröffentlicht. Eine Möglichkeit stellt das sogenannte „Key-Escrow” dar. Dabei wird an einer zentralen Stelle der Schlüssel hinterlegt, auf den dann im Bedarfsfall zugegriffen werden kann. Der Chaos Computer Club weist jedoch darauf hin, dass dies mehrere Risiken mit sich bringe. Nicht nur einem Missbrauch werde damit Tür und Tor geöffnet, sondern auch Geheimdiensten die Arbeit erleichtert.
Dabei sei es für Nutzer, die sich halbwegs in der Materie auskennen, auch bei einem Verbot verschlüsselter Kommunikation möglich, weiterhin kryptografisch zu kommunizieren und dies wirkungsvoll zu verbergen, so der Chaos Computer Club. Ein Verschlüsselungsverbot lasse sich somit übergehen: "Daher wird eine Regulierung der Verschlüsselung nicht nur ins Leere laufen, sie ist auch schädlich und praktisch nicht durchführbar”.
Weiterhin fordert der Club, „dass die Millionen, die in die Militarisierung der Netze gesteckt werden, stattdessen in den Bau offener, sicherer Systeme zu investieren sind”. Die entsprechenden Gelder sollten vielmehr „in bessere technische Ausbildung fließen”.
"Jedes Bit und jedes Byte, das von Providern transportiert und von Banken oder dem Finanzamt verarbeitet wird, muß verschlüsselt sein. Wer Daten seiner Kunden unverschlüsselt überträgt, archiviert und damit deren Sicherheit gefährdet, muß mit empfindlichen Strafen belegt werden. Und das nicht erst, wenn der Mißbrauch der Daten zufällig bekanntgeworden ist.”