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Nichts weniger als eine kleine Revolution versprechen die Mobilfunk-Netzbetreiber für die Zeit ab 2020. Nicht nur, dass mit dem Start von 5G die Übertragungsraten höher und vor allem stabiler ausfallen sollen. Auch das Internet of Things soll vom neuen Standard profitieren, schließlich wird alles mit allem per Mobilfunk miteinander kommunizieren können. Doch innerhalb der EU könnte all das deutlich später kommen. Denn in einem Manifest nennen 22 Unternehmen der Kommunikationsbranche – darunter die Deutsche Telekom, Vodafone und Nokia – eine unmissverständliche Forderung.
Man könnte aber auch von einer unverhohlenen Drohung sprechen. Die EU müsse das Bedürfnis nach einem freien Netz mit pragmatischen Regeln zur Förderung von Innovationen unter einen Hut bringen, so die Einleitung der entscheidenden Passage im sechsseitigen Schreiben. Weiter heißt es: „Die Telekommunikationsindustrie warnt davor, dass die aktuellen Vorgaben zur Netzneutralität zu nicht zu verachtenden Unsicherheiten bezüglich der Rentabilität eines Investments in 5G führen. Deshalb ist es möglich, dass Investitionen so lange zurückgehalten werden, bis die Regulierungsbehörden sich positiver hinsichtlich Innovationen positionieren." Die Aussage ist klar. Wird die Netzneutralität nicht aufgeweicht, ist mit einem 5G-Start im Jahr 2020 innerhalb der EU nicht zu rechnen.
In einer ersten Reaktion stellte sich die EU-Kommission in Person von Digitalisierungskommissar Günther Oettinger hinter die Forderungen. Er begrüße es, dass die Diskussion rund um 5G belebt werden, so der Politiker, der sich in der Vergangenheit immer wieder als klarer Gegner der Netzneutralität positioniert hat. Man werde das Manifest bei den Planungen berücksichtigen. Erste Ergebnisse sollen bereits im September vorgestellt werden. Dann will die EU-Kommission ihren Aktionsplan für das Mobilfunknetz der nächsten Generation vorstellen - passenderweise gleichzeitig aber auch mögliche Änderungen hinsichtlich der Regulierungsvorgaben für den Telekommunikationssektor.
Ihrer Machtposition dürfte sich die Branche klar sein. Schon mehrfach hatten EU-Kommission und-Parlament betont, welch wichtiger Baustein die 5G-Technologie ist. Eine große Rolle soll sie nicht nur beim generellen Breitbandausbau spielen, auch für das autonome Fahren – Stichwort Car-2-X-Kommuinaktion – wird sie wichtigt sein. Zudem setzt man darauf, dass europäische Unternehmen nach längerer Durtsstrecke wieder eine Vorreiterrolle einnehmen können, allen voran die tradtitionsreichen Netzwerkentwickler Nokia und Ericsson.
Noch ist aber offen, ob die ersten kommerziell nutzbaren 5G-Netze überhaupt schon 2020 in Betrieb gehen können. Grund hierfür ist unter anderem der noch immer fehlende Standard, der unter Umständen erst 2019 verabschiedet werden könnte. Entsprechend dürfte auch erst dann Planungssicherheit bestehen. Vermutlich auch deshalb gingen die beiden großen US-Netzbetreiber AT&T und Verizion im vergangenen September davon aus, dass 2020 das generell frühestmögliche Datum wäre – selbst wenn die ITU wie geplant noch in diesem Jahr ihren gewünschten Standard durchdrücken könnte.