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Unter den Linden 17: Schon die Adresse im Herzen Berlins macht deutlich, dass Microsoft mit seinem neuen Projekt Großes vorhat. Denn entstehen soll dort in den kommenden Monaten das weltweit erste Microsoft Center, wie der Konzern aus dem US-amerikanischen Redmond es nennt.
Dahinter steckt die Überlegung, Produkte und Nutzer unter einem Dach zusammenzuführen. So wird es im Erdgeschoss ein Café geben, in dem aktuelle Microsoft-Produkte in Augenschein genommen, nicht aber gekauft werden können. Bewusst habe man sich dagegen entschieden, so Henrik Tesch, Direktor Politik und gesellschaftliches Engagement sowie Leiter der Berlin-Niederlassung. Man wolle mit dem Nutzer und dem Interessierten in einen „Dialog“ treten, aber keine Verkaufsgespräche führen; allerdings soll das Bestellen von Hard- und Software vor Ort über einen noch nicht benannten Online-Partner dennoch möglich sein.
Willkommen sind den Aussagen zufolge aber auch diejenigen, die gemäß der Devise „Bring your own device“ mit ihrem eigenen Smartphone, Tablet oder Notebook im „The Digital Eatery“ arbeiten wollen. Entsprechend soll WLAN kostenlos nutzbar sein, zudem wird es mehrere Möglichkeiten zum Aufladen der Geräte geben. Ein weiterer fester Bestandteil des Konzepts, dessen bauliche Umsetzung am heutigen Tag gestartet wurde und die Anfang September abgeschlossen sein soll, ist das Microsoft Atrium. Dort will man Raum für Ausstellungen, Vorführungen, Vorträge und ähnliches schaffen. Eine Beschränkung auf bestimmte Themengebiete soll es nicht geben, auch gesellschaftliche Punkte im Rahmen von Podiumsdiskussionen oder Ähnlichem sind denkbar, so Microsoft-Deutschland-Chef Christian Illek.
Aus Sicht Microsofts deutlich wichtiger dürften aber zwei andere Etagen des historischen Gebäudes seien. Denn auf diesen sollen Kontakte mit Vertretern aus „Wirtschaft, Gesellschaft, Politik und dem öffentlichen Sektor“ geknüpft und gepflegt werden. Zusammengefasst: Das Unternehmen will das Center auch für seine Lobby-Arbeit nutzen, konkret so nennen wollte es aber niemand der Anwesenden. Diese verwiesen statt dessen auf die zweite der genannten wichtigen Etagen. Denn hier soll sich alles um Start-Ups drehen.
Microsoft will hier fünf bis zehn neuen Unternehmen mit Rat und Tat zur Seite stehen und diesen auf einer Etage für bis zu drei Jahre Büroflächen sowie Software kostenlos zur Verfügung stellen. Dabei soll es sich ausdrücklich nicht um schon gegründete Start-Ups handeln; über ein Bewerbungsverfahren will man hier neue Ideen aus dem Bereich Software fördern, Vorgaben bezüglich der zu unterstützenden Plattformen wie beispielsweise Windows 8 oder Windows Phone soll es aber nicht geben. Gesucht werde auf diesem Weg das nächste „Billion-Dollar-Unternehmen“, die Idee, die letztlich globalen Erfolg verspricht.
Dass man sich dabei ausgerechnet für Berlin entschieden habe, liege an der bereits vorhandenen Start-Up-Szene. Diese sei, so Microsoft, in der Hauptstadt so ausgeprägt wie sonst in Europa nur noch in London. Allerdings habe man dort immer mehr mit hohen Kosten zu kämpfen, ein Punkt, der in Berlin noch nicht in dieser Form zu spüren ist. Man stärke damit den Standort Berlin und baue ihn damit zur „wichtigsten Microsoft-Drehscheibe in Europa“ aus. Erste Erfahrungen konnte man diesbezüglich schon mit dem Projekt „Dark Side Bakery“ sammeln. Unter diesem Namen unterstützte das Unternehmen im vergangenen Jahr rund um die Einführung von Windows 8 mehrere Start-Ups. Generell soll das Microsoft Center mehr Transparenz als vergleichbare Einrichtungen der Konkurrenz bieten. Microsoft werde hier „erlebbar“, man werde offene Türen vorfinden.
Letzteres gilt dabei als deutliche Anspielung auf Google: Denn der Internet-Konzern betreibt seine Berlin-Niederlassung auf der anderen Straßenseite, Zugang erhält nur der, der eingeladen wird. Wie viel Geld Microsoft in sein neues Projekt insgesamt investiert, wollte man im Detail nicht nennen. Es sei ein „hoher einstelliger Millionenbetrag“, so Illek, entsprechend plane man langfristig.