Werbung
In den USA haben sich Schwergewichte der Werbeindustrie wie Google, Yahoo oder AOL einer freiwilligen Selbstverpflichtung unterworfen, um zukünftig Webseiten mit illegalen Inhalten die Finanzierungsgrundlage durch Anzeigen-Banner zu nehmen. So sollen Copyright-Sünder nach und nach ausgetrocknet werden. Der Verhaltenskodex, der hauptsächlich von der US-Regierung ausgearbeitet wurde, gibt Urhebern die Möglichkeit, Webseiten zu melden, auf denen Werbung der Anbieter zu finden ist. Eine solche Anfrage muss dabei mit Screenshots und Zeitstempel belegt werden.
Ergibt die Prüfung tatsächlich, dass auf der gemeldeten Webseite tatsächlich Geld durch Werbeinhalte und dem Anbieten von urheberrechtlich geschütztem Material gemacht wird, soll die Schaltung der Anzeigen gestoppt werden. Die angeprangerten Seitenbetreiber sollen allerdings die Gelegenheit zur Stellungnahme bekommen. Im Text der freiwilligen Selbstverpflichtungs-Richtlinie wird zudem darauf explizit hingewiesen, dass die Werbenetzwerke keine direkte Kontrolle über die Inhalte der Websites haben und die Rechtinhaber für die Ermittlung solcher Warez-Websites verantwortlich seien.
Gegenüber heise online begrüßte Florian Drücke, Geschäftsführer des deutschen Bundesverbandes Musikindustrie (BMVI), die Initiative in den USA. Sie sei „ein wichtiger Schritt, die Geldflüsse hin zu den Betreibern von Webseiten, deren Geschäftsmodelle auf Urheberrechtsverletzungen aufbauen, zu verhindern“. Ein „Realitäts-Check“ müsse aber zeigen, wie gut diese Regelung funktioniere, um auch in Deutschland angewendet werden zu können.
Die deutsche Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen (GVU) begrüßt die Initiative ebenfalls als guten Anfang, kritisiert jedoch die schwierige Identifizierung entsprechender Warez-Webseiten. Außerdem sollten alle zwischengeschalteten Dienstleister, etwa Affiliate-Netzwerke, mit an den Tisch gesetzt werden. Die Belieferungskette von Onlinewerbung sei hierzulande viel zu komplex.
Laut heise online ist in Deutschland die Diskussion um die Finanzierung entsprechender Netzwerke mit kino.to im Sommer 2012 aufgekommen, als das Portal geschlossen wurde. Dieses bot seinen Nutzern Zugriff auf über 135.000 raubkopierte Filme, Serien und Dokumentationen und zog auch einige Werbekunden an Land. Zwischen den Jahren 2008 und 2011 sollen knapp 6,6 Millionen Euro an Werbegelder an die Betreiber geflossen sein.