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Große Zeitungsverlage stecken in einem Dilemma: Während das eigentliche Kerngeschäft mit immer weiter fallenden Auflagenzahlen und Anzeigenerlösen zu kämpfen hat, tut man sich auch schwer im Internet den richtigen Weg zu finden. Waren bezahlte Bannerplätze vor einigen Jahren noch die einzige Möglichkeit im Internet mit hochwertigen, journalistischen Artikeln Geld zu verdienen, muss man sich wenige Jahre später eine andere Lösung ausdenken, um die digitalen Inhalte und alles darum herum bezahlen zu können. Die Akzeptanz aufdringlicher Werbung im Internet sinkt von Woche zu Woche, die Zahl der Downloads von Adblocker-Tools steigt trotz hitziger Diskussionen von Tag zu Tag weiter an.
Dass es nicht immer Anzeigenerlöse sein müssen, die den Verlagen im Internet zumindest einen Teil der nötigen Umsätze einbringen, das zeigte vor einigen Monaten die überregionale Tageszeitung „taz“ als diese im November vergangenen Jahres eine freiwillige Paywall einführte. Freiwillig deswegen, weil die Leser den Layer, welcher sich über den Text legte und zunächst am Weiterlesen hinderte, einfach wegklicken konnten ohne zu bezahlen. Vielmehr wurden sie gefragt, ob sie für diesen Artikel bereit wären, Geld auszugeben. Wer auf „Ja“ klickte, bekam eine Reihe verschiedener Bezahlmethoden aufgelistet und konnte so seinen Beitrag leisten, was auch unerwartet viele Leser taten. Allein im ersten Monat kamen damals rund 7.800 Euro zusammen. Das reicht freilich nicht aus, um eine komplette Redaktion samt der Infrastruktur und Weiterentwicklung zu bezahlen.
Paywall bei der Welt und Bild.de
Wohl auch aus diesem Grund entschied sich der Axel Springer-Verlag bei seiner Tageszeitung „Die Welt“ für eine andere Alternative der Paywall: Dem Metered-Modell. Hier wird dem Leser monatlich freier Zugang zu maximal 20 Artikeln gewährt. Ist das Kontingent erschöpft, muss ein Abo abgeschlossen werden – vorausgesetzt man möchte weitere Artikel innerhalb des Monats lesen und nicht bis zum Ende der 30-Tages-Frist warten. Wie experimentierfreudig Axel Springer dabei ist, zeigte sich als das Verlagshaus auch den Internet-Auftritt seines Boulevard-Blatts „Bild“ mit einer Paywall ausstattete. Entgegen dem Metered-Modell setzt man auf Bild.de allerdings auf das populärste Modell, das Freemium-Modell. Hier ist ein Großteil der Artikel für jedermann frei und kostenlos zugänglich. Lediglich eine Auswahl bleibt hinter der Paywall versperrt, die sich erst nach Bezahlen eines Abos oder Tagespasses umgehen lässt.
Freemium oder Metered
In einem Interview mit HORIZONT online gab der Geschäftsführer des Zeit-Verlags, Rainer Esser, bekannt, in den nächsten zwölf Monaten ebenfalls eine Paywall einführen zu wollen. Welches Modell es in absehbarer Zeit aber geben wird, darüber ist man sich derzeit noch unschlüssig. Im Hinblick auf die Zukunft von Zeit Online sei es wichtig, mehrere Einnahmequellen zu erschließen, um langfristig bestehen zu können. Das Freemium- und Metered-Modell seien die Favoriten der Zeit Online-Chefetage. Demnach könnten zukünftig Artikel, der derzeit online lediglich angeteasert werden und auf den vollen Artikel der Print-Ausgabe verweisen, in voller Länge hinter eine Paywall gesperrt werden.