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Die wirtschaftliche Talfahrt HTCs der vergangenen beiden Jahre hat das Interesse der Konkurrenz auf das Unternehmen gelenkt. Denn bedingt durch den Absatz-, Umsatz- und Gewinnrückgang ist auch der Wert des einstigen Vorzeige-Smartphone-Herstellers gesunken, zuletzt wurde er auf nur noch 4,2 Milliarden US-Dollar geschätzt.
Damit wäre der Hersteller von Android- und Windows-Phone-Geräten vergleichsweise günstig zu haben. Erkannt hat dies ZTE, wie Bloomberg berichtet. In einer E-Mail erklärte Unternehmenssprecher David Dai, dass man die Situation „weiter beobachten“ und den „richtigen Moment“ abwarten werde. Zwar spricht Dai in diesem Zusammenhang nur von einer „passenden Strategie“, dahinter dürfte sich jedoch ein Übernahmeversuch verbergen.
Denn schon in der Vergangenheit wurde ZTE ebenso wie andere chinesische Hersteller mit dem Kauf namhafter Konkurrenten in Verbindung gebracht. Deshalb verwundert es nicht, dass auch Huawei zum Kreis derer gehört, denen eine Übernahme HTCs zugetraut wird. Gleiches gilt für Lenovo: Der hierzulande vor allem für seine Notebooks bekannte Hersteller äußerte sich zuletzt mehrfach zu potentiellen Transaktionen, man „suche definitiv nach Gelegenheiten“, so der Vorstandsvorsitzende Yang Yuanqing in der vergangenen Woche. Dabei bezog er sich auch auf die eigene Smartphone-Sparte. Allerdings gilt es als sicher, dass die HTC-Vorstandsvorsitzende Cher Wang, deren Familie große Unternehmensanteile gehören, bis zuletzt gegen einen Verkauf stimmen wird. Aus asiatischen Kreisen heißt es dazu, dass sie eine Übernahme solange blockieren werde, bis das Geld ausgegangen sei.
Bekannter Name als Mittel gegen schlechten Ruf
Aus Sicht der chinesischen Konkurrenz wäre der Kauf HTCs ein Glücksfall. Denn die Taiwaner genießen nach Ansicht von Analysten nach wie vor weltweit einen guten Ruf, auch die zuletzt eher schwachen Verkaufszahlen sollen daran nichts geändert haben. Diesen könnte sich ein Käufer für die eigenen Zwecke zunutze machen, da vor allem in Europa und Nordamerika Vorbehalte gegen ZTE und Huawei bestehen. Allerdings äußern Branchenkenner auch Zweifel daran, ob sich eine Übernahme wirtschaftlich auszahlen würde. Denn obwohl HTC gute Produkte anbieten würde, „ist es heute sehr, sehr schwer für irgendeinen der Smartphone-Hersteller, der nicht Samsung oder Apple heißt, erfolgreich im Smartphone-Geschäft zu sein“, so der Analyst Charles Golvin.
Diese Einschätzung teilten in der jüngeren Vergangenheit mehrere seiner Kollegen, die Entwicklung der Marktanteile in den vergangenen Monaten dürften eine klare Bestätigung sein. HTC selbst wies eine mögliche Übernahme klar zurück. Derartige Spekulationen seien „unwahr“, so eine Sprecherin. Man werde die finanzielle Lage schrittweise verbessern, zudem sollen mehrere „innovative und konkurrenzfähige Mittelklasse-Modelle in den kommenden Monaten“ auf den Markt kommen. Ob dies ausreichen wird, dürften die nächsten Quartale zeigen. Skeptiker befürchten seit längerem, dass den Taiwanern ein ähnlicher Niedergang wie einst Nokia droht.