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Knapp drei Jahre nach der Verabschiedung des Standards für ein einheitliches Handy-Ladegerät hat das EU-Parlament Diskussionsbedarf angemeldet. Aus Sicht des Verbraucherschutzausschusses sei die Übereinkunft zwischen Politik und Industrie, die zum Jahresbeginn auslief, dringend zu erneuern.
In der entsprechenden Stellungnahme heißt es, dass die Neufassung das „Kabel-Chaos“ bei Smartphones und Tablets enden solle. Es müsse sichergestellt sein, dass Ladegeräte völlig kompatibel seien, unabhängig von Modell und Hersteller. Nach Ansicht des Ausschusses würde dies weniger Elektro-Schrott verursachen, den Umgang mit den Geräten erleichtern und die Kosten senken. Sichergestellt werden müsse allerdings, dass kleineren Herstellern von Smartphones und Tablets keine unnötigen bürokratischen Hürden in den Weg gestellt werden, so die Ausschusssprecherin Barbara Weiler.
Wie ein solches neues Universalladegerät aussehen soll, bleibt aber unklar, konkrete technische Vorschläge oder die Nennung von existierenden Standards fehlen bislang. Die zuletzt gültige Übereinkunft sah vor, dass das Ladegerät ausgangsseitig 500 bis 1.500 mA liefern soll und das Kabel über je einen Anschluss vom Typ Standard-A und Micro-B verfügt. Die Basis dafür lieferte die USB-Revision 1.02 des USB Implementers Forum. Allerdings wies die EU-Vorgabe zahlreiche Lücken auf. So war die Verwendung nur für Geräte verbindlich, deren Akkukapazität zwischen 400 und 2.000 mAh lag, darüber hinaus musste der tatsächliche Anschluss am zu ladenden Gerät nicht dem USB-Standard entsprechen. Auf diesem Wege war es unter anderem möglich, dass beispielsweise Apple weiterhin auf seinen Dock Connector respektive die neuere Lightning-Schnittstelle setzte. Aber auch Nokia und Sony Ericsson nutzten eine Zeit lang alternative Schnittstellen.
Eine mögliche Grundlage für eine neue Übereinkunft könnte USB Power Delivery, kurz USB PD, auf Basis von USB 3.0 sein. USB PD sieht vor, dass in mehreren Spannungs- und Stromstärkestufen bis zu 100 Watt über ein kompatibles Kabel übertragen werden. Aber auch hier wären nach aktuellem Stand noch Probleme zu lösen. Denn die derzeit häufig bei Smartphones verbaute Micro-USB-Schnittstelle ist laut Spezifikation nur bis drei Watt zugelassen, erst Mini-USB und USB lassen mehr Leistung zu. Zudem ist unklar, ab wann USB-PD-Hardware tatsächlich verfügbar ist und in welchem Rahmen sich entsprechende Ladegeräte gegenüber heutigen Modellen verteuern würden.
Ob aber höhere Produktionskosten tatsächlich den Verzicht auf das Beilegen eines Ladegeräts bei neuen Smartphones und Tablets bedeuten würden, darf bezweifelt werden. Denn auch während der Laufzeit des letzten Vereinbarung gab es lediglich lokal begrenzte Pilotversuche, in denen Geräte ohne Ladegeräte ausgeliefert wurden.