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Dem deutschen DSL-Netz steht der nächste Geschwindigkeitsschub bevor. Denn sechs Wochen nach der Freigabe seitens der EU-Kommission sowie der Bundesnetzagentur haben die Netzwerktechnikhersteller Lantiq und Keymile gemeinsam bekanntgegeben, dass erstmals eine größere Anzahl an sogenannten Linecards an einen „wichtigen Telekommunikationsanbieter“ ausgeliefert worden sei.
Diese Bauteile sind Bestandteil eines Digital Subscriber Line Access Multiplexer, kurz DSLAM, und fassen die Leitungsports zusammen. Mit den neuen, nun ausgelieferten Modellen, die den Unternehmen zufolge größtenteils bereits verbaut wurden, sind diese entsprechend DSLAM-kompatibel zu VDSL-Vectoring, das über Kupferkabel Übertragungsraten von bis zu 100 MBit/s im Down- und 40 MBit/s im Upload ermöglichen soll. Um welche Linecard-Abnehmer es sich konkret handelt, ist allerdings unbekannt. Zu den potentiellen Kandidaten zählt die Deutsche Telekom, die sich massiv für Vectoring eingesetzt hat.
Denn zum einen kann das Bonner Unternehmen seinen Kunden so höhere Geschwindigkeiten anbieten, zum anderen erlangt es mehr Kontrolle über sogenannte Teilnehmeranschlussleitung. Bislang können Konkurrenten diese Mieten und so umfangreiche Dienste für die eigenen Kunden anbieten, die Vectoring-Technik erfordert aber vereinfacht dargestellt, dass ein Anbieter alle Leitungen zwischen DSLAM und jeweiligen Hausanschluss haben muss. Kritiker hatten deshalb vor einer Re-Monopolisierung des Festnetz gewarnt, konnten die zuständigen Aufsichtsbehörden jedoch nicht von ihren Befürchtungen überzeugen.
In der Praxis dürften die Vorteile allerdings überwiegen. Denn nicht nur, dass die maximale Übertragungsrate via Kupferkabel von derzeit 50 auf dann 100 MBit/s steigt, auch die höchstmögliche Reichweite nimmt zu. Während 50 MBit/s per VDSL derzeit lediglich bei Leitungslängen von maximal rund 200 Metern realisierbar sind, kann die gleiche Übertragungsrate per Vectoring auch per etwa dreimal so langen Strecken ermöglicht werden. Damit wächst der Kreis der Haushalte, die schnellere Anschlüsse erhalten können.
Wann genau entsprechende Tarife angeboten werden, ist aber noch ungewiss. Vermutet wird, dass der Startschuss zumindest bei der Deutschen Telekom spätestens im zweiten Quartal 2014 erfolgt. Wie vielen VDSL-Vectoring dann zur Verfügung steht, bleibt abzuwarten. Laut Lantiq und Keymile soll bis Ende 2013 die Marke von 1,5 Millionen Anschlüssen überschritten werden.